Praxistest: T-Mobile MDA Pro / HTC Universal

10.10.2006

Lieferumfang / Verarbeitung

Die Verpackung des von HTC produzierten Windows Mobile 5.0-Allrounders von T-Mobile steht in der Tradition der Vorgänger und fällt äußerst reichhaltig aus. Neben einem 1620-mAh-Lithium-Ionen-Polymer-Akku legt T-Mobile ein USB-Datenkabel, ein Schnellladegerät, einen Ersatz-Stylus, eine Kunstfaser-Tasche, ein kabelgebundenes Stereoheadset, zwei Software-CDs sowie ein Handbuch samt Kurzanleitung bei.

Im Grunde handelt es sich beim MDA Pro um einen PocketPC, der um GSM-, WLAN- und UMTS-Connectivity erweitert wurde. Das Gerät wiegt 286 g und misst 128x81x25 mm. Die Verarbeitung wirkt solide, wenngleich unregelmäßige Spaltmaße und einfachster Kunststoff sowie eine gefährlich lockere Halterung des lebenswichtigen Stylus nicht gerade Liebe zum Detail erkennen lassen. Der Dreh- und Klappmechanismus ist sauber konstruiert und leichtgängig, wir hätten uns jedoch eine straffere Federung des Displayteils gewünscht. Vier Gummifüße am Gehäuseboden verhindern das Verrutschen des Geräts im Notebook-Modus.

Die neue Referenz ist da: Der dreh- und umklappbare TFT-Touchscreen des MDA Pro zeigt auf stattlichen 9,1 cm Bildschirmdiagonale 65.536 Farben bei VGA-Auflösung an und bietet in erster Linie bestechende Klarheit bei der Darstellung von Texten. Beim Wechsel zwischen PDA- und Notebookmodus wechselt die Menüführung selbstständig zwischen Hoch- und Querformat, bei Bedarf lässt sich die Ansicht aber auch manuell wechseln. Die Druckpunkte der QWERTZ-Tastatur sind knackig und der Tastenhub kurz; die Tasten lassen sich mangels Versatz nicht besonders gut erfühlen. Viele Softkeys und Funktionstasten erlauben den Schnellzugriff auf häufig benötigte Funktionen. Sehr gewöhnungsbedürftig ist jedoch der Blackberry-ähnliche Umgang mit Umlauten: anders als bei Nokias Communicator müssen sie über einen Druck auf die Sym-Taste eingegeben werden. Die automatische Tastenbeleuchtung schimmert in kontrastarmem Rot durchs Tastenfeld und verwischt die Kontraste im Halbdunkeln.

Im PDA-Modus steht ergänzend zum Touchscreen ein 5-Wege-Navkey zur Verfügung. Die Schnellzugriffstasten an den Kanten des Geräts lassen sich fast durchgängig individuell belegen. Davon ausgenommen sind die zwei viel zu klein geratenen Telefonie-Tasten, mit denen sich Anrufe auch bei geschlossenem Gerät aufnehmen oder abweisen lassen. An den Seiten des MDA Pro findet man Anschlüsse für USB-Kabel bzw. Ladegerät sowie eine 3,5mm Klinkenbuchse für handelsübliche Kopfhörer bzw. das mitgelieferte Headset.

Ausstattung

Der MDA Pro ist das erste Smartphone Deutschlands, das Microsofts neues Betriebssystem Windows Mobile 5.0 nutzt. Für Geschwindigkeit soll ein Intel PXA270 Prozessor sorgen, der in der Praxis aber oftmals leicht überfordert zu sein scheint. Ab Werk stehen dem Nutzer ca. 38 MB RAM zur Verfügung, lediglich 28MB können mit Programmen des Nutzers belegt werden. Der Speicher ist mit SD-/MMC-Cards auf bis zu 4GB erweiterbar, dank SDIO-Support lässt sich auch entsprechendes Zubehör anschließen.

Die auf der Rückseite montierte Hauptkamera des MDA Pro verfügt über eine optische Auflösung von 1280x1024 Pixeln, deren Bildqualität sich auch gegen die klassenbesten Megapixler sehr gut schlägt. Spezielle Features der MDA Pro-Kamera sind ein Weißlichlichtabgleich, Panoramaaufnahmen in VGA-Auflösung und ein Nachtmodus samt LED-Blitz. Videos lassen sich mit bis zu 320 x 240 Pixeln Auflösung aufnehmen und können so lang werden wie der Speicher reicht. Für die Medienwiedergabe kommt Microsofts Windows Media Player 10 zum Einsatz, der MP3-, AMR-, MIDI-, WAV- und WMA-Dateien wiedergeben kann, sich aber nicht auf das iTunes-kompatible AAC-Format versteht. Einen Equalizer lässt der Player ebenfalls vermissen, dafür adaptiert er die von der Desktop-Variante bekannte Playlist-Verwaltung und gibt Musik über das mitgelieferte Stereo-Headset bassstark und laut wieder. Die frontseitig integrierten kleinen Stereo-Speaker tönen hingegen sehr höhenlastig. Ärgerlich: Videos werden im Vollbildmodus nicht aufs große VGA-Display hochgerechnet und von dicken schwarzen Balken umrahmt.

Dank UMTS, einem speziellen Client und einer nach innen gerichteten Digitalkamera unterstützt der MDA Pro Videotelefonate, doch reicht die Empfindlichkeit des Mikrofons und die winzige Darstellung des Videobilds sowie die Geschwindigkeit der Software bei weitem nicht aus, um bequem von Angesicht zu Angesicht plaudern zu können. Über einen integrierten WLAN-Port lassen sich 10MBit/s schnelle Verbindungen zu IEEE802.11b-kompatiblen Hotspots herstellen, der MDA Pro unterstützt WEP-Verschlüsselung und WPA-Authentifizierung. ActiveSync-Verbindungen lassen sich in der aktuellen Version leider nicht ohne weiteres über WiFi herstellen. Umso besser klappt die Synchronisation von PIM- und Multimedia-Daten via Bluetooth oder USB-Datenkabel. Über Bluetooth lassen sich darüber hinaus Modemverbindungen oder kabellose Headsets anschließen, die Profile A2DP, PAN und OBEX/FTP sollen sich über ein Software-Upgrade von Januar 2006 nachrüsten lassen. Für die Darstellung von WAP-, XHTML- oder "echten" HTML4.0-Seiten sorgt Microsofts Internet Explorer in Quer- und Hochformat. T-Mobile bietet für den MDA Pro auf Wunsch verschiedene Email Push-Lösungen für den Direktempfang von Emails an. Doch auch ohne eine entsprechende Lösung lassen sich Emails auf dem Gerät empfangen und versenden: Pocket Outlook unterstützt mehrere Postfächer und Attachments mit über 1MB Größe. Bei der Einrichtung von E-Mail-Konten gängiger Provider hilft die Software EmailWiz.

Die Kontaktverwaltung wurde optisch aufgewertet und kennt nun auch Anruferbilder und die native Verwaltung von Daten auf der SIM-Karte. Die Organizerfunktionen des MDA Pro sind uneingeschränkt businesstauglich und gleichen sich weitestgehend mit einer lokalen Outlook-Installation oder via SyncML mit Exchange-Servern ab. Termine können in Tages-, Wochen-, Monats-, Jahresansicht sowie einer praktischen Agenda dargestellt werden. Bei Bedarf können Outlook-kompatible Besprechungsanfragen nach der Erstellung eines Termins versandt werden. T-Mobile und Microsoft geben dem MDA Pro ab Werk eine ganze Reihe alltagstauglicher Features mit auf den Weg, angefangen von einem Download-Agent für Remote-Upgrades, die sich jetzt auch ohne entsprechendes Kabel aufspielen lassen, über einen MIDP2.0-kompatiblen Midlet-Manager bis hin zu einem Terminaldienst-Client ist man für allerlei exotische Spielereien vorbereitet. Vermisst haben wir die mobile Version des Instant Messaging-Clients MSN Messenger und einen Fax-Client; letztgenannter muss von der beigelegten CD-ROM nachinstalliert werden. Stark überarbeitet präsentiert sich die neue Office Mobile-Suite, mit der sich Word- und Excel-Dokumente ohne vorherige Konvertierung anzeigen und bearbeiten lassen. Neu hinzugekommen ist unter anderem der Support für eingebettete Tabellen in Textdokumenten sowie eine umfangreiche Komponente zum Erstellen von Diagrammen mit Excel Mobile. Viewer für Powerpoint- und PDF-Files sind ebenfalls vorinstalliert und starten z.B. automatisch, wenn man ein entsprechendes Email-Attachment öffnet.

Praxistest: T-Mobile MDA Pro / HTC Universal
Praxistest: T-Mobile MDA Pro / HTC Universal
Praxistest: T-Mobile MDA Pro / HTC Universal

Gegenüber Windows Mobile 2003 hat sich bei Windows Mobile 5.0 in der PocketPC-Ausprägung nur marignal etwas an der Bedienung verändert. Neu sind zwei permanent angezeigte kontextabhängige Shortcuts am unteren Bildschirmrand sowie modale sprechblasenförmige Infofenster, die über den Status von Applikationen Bericht erstatten. Der Startscreen gibt auf seinem personalisierbaren "Heute"-Bildschirm ohne großen Firlefanz eine Übersicht über anstehende Termine, eingegangene Nachrichten oder verpasste Anrufe. Neben der QWERTZ-Tastatur lässt sich Text auch via Bildschirmtastatur, einem T9-fähigen intelliPad, einem Strichzug- oder Buchstabenerkenner sowie dem "Transcriber" eingeben, der ganze Schriftzüge analysiert und in Text umwandelt. Die Möglichkeiten zur Personalisierung, die Windows Mobile 5.0 von Haus aus bietet, beschränken sich in erster Linie auf den Austausch von Farben und Hintergrundbildern, Klingeltöne lassen sich nur über den Umweg des Dateimanagers verändern.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Der MDA Pro bietet sowohl Triband GSM- als auch UMTS-Empfang im Dualmode-Betrieb und einen Flugzeugmodus, mit dem der Nutzer alle Mobilfunkverbindungen deaktivieren und Strom sparen kann. Die Sprachqualität ist ausreichend für kürzere Telefonate, die integrierte Freisprecheinrichtung angesichts des wenig empfindlichen Mikrofons leider kaum vernünftig nutzbar. Über das mitgelieferte Kabelheadset klingen Gesprächspartner deutlich klarer als über die beidseitig im Displayteil verbauten Mini-Lautsprecher. Als spannende Alternative zur GSM-Mobiltelefonie bietet es sich dank des WLAN-Ports an, die VoIP-Software Skype nutzen, die abgesehen vom Datenvolumen kostenlose Telefonate zu anderen Skype-Nutzern ermöglicht.

Praxistest: T-Mobile MDA Pro / HTC Universal

Schaltet man die Telefonfunktionen und die extrem stromintensive WLAN-Connectivity ab, kann man den MDA Pro fast 8 Tage lang als Organizer nutzen, bei aktiviertem GSM/UMTS-Modul hält der 1620mAh-Akku etwa 3 Tage bei normalem Nutzungsverhalten durch. Dank eines bei Windows Mobile 5.0 eingeführten "Persistant Storage"-Betriebs verliert das System auch dann nicht die persönlichen Daten, wenn der Akku komplett entleert wurde.

Fazit

Technisch fasziniert der MDA Pro/HTC Universal ungemein, ist aber deutlich größer und schwerer als jedes andere Smartphone. Dafür bekommt man einen leistungsfähigen PDA mit vollständiger Connectivity, QWERTZ-Tastatur und umfangreichen Office-Funktionen, die dem Nutzer auch unterwegs hohe Produktivität verleihen. Synchronisations- und Organizerfunktionen wurden weiter verbessert und gehören nach wie vor zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Das alles mündet in einen enormen Hunger des Systems nach Speicher- Rechen- und Akkuressourcen, den Konkurrenz-Geräte zumeist besser im Griff haben - zumal manche alltägliche Aufgabe den 520MHz schnellen Xscale-Prozessor des MDA Pro noch überfordert.

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