Praxistest: Sony Ericsson W300i

02.04.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

Das W300i kommt mit vollwertiger Walkman-Ausstattung zum Kunden: nebst Netzteil und Akku liegt dem Lieferumfang auch ein USB-Datenkabel, ein Headset, ein 3,5mm Klinkenadapter für handelsübliche Kopfhörer sowie ein hochwertiges Stereoheadset bei. Da Sony Ericsson das Handy als Alternative zu MP3-Playern anpreist, tut der Hersteller gut daran, auch einen Memory Stick Micro M2 mit 256 MB Kapazität beizulegen: so hat man ab der ersten Minute die Möglichkeit, über 70 Musikfiles auf dem Handy zu speichern.

In puncto Design sind die Zeiten des Experimentierens mit Klapphandys bei SonyEricsson vorbei: die Entwickler haben sich auf eine rundliche Form mit externer Antenne im Henkelformat geeinigt. Mit 90x47x24,5 mm Größe in geschlossenem Zustand und 94 Gramm Gewicht ist der Einsteiger zwar kompakt aber alles andere als Leichtgewicht. Hier macht sich der niedrige Preis bemerkbar: das Gehäuse besteht lediglich aus kratzfestem, perlmuttfarbenem Kunststoff, macht aber einen grundsoliden Eindruck - größte Schwachstelle ist das Scharnier, das nach einigen Wochen der Benutzung erste Schleifgeräusche vernehmen lässt. Praktisch zur Bedienung des Musikplayers: links oben am Scharnier findet man eine Steuertaste in knalligem Orange: sie startet den Player, stellt ihn auf Pause und regelt gleichzeitig die Musik- und Gesprächslautstärke.

Wie zu erwarten, hält das Display des Einsteigers in puncto Brillanz und Auflösung nicht mit den höherpreisigen Modellen der Walkman-Serie mit: doch auch bei 128x160 Pixeln kommt das schnelle Flash-Menü von Sony Ericsson gut zur Geltung und 262.144 Farben lassen die niedrige Auflösung schnell vergessen. Beim Außendisplay entscheidet sich der Hersteller für eine monochrome Komponente, die auf 101x80 orange beleuchteten Pixeln deutlich mehr Informationen darstellt als man erst vermuten würde. Ist der Player in Betrieb, kann man Titelinformationen und die aktuelle Position im Track ablesen. Nach längerer Inaktivität blendet sich die "Stromsparuhr" ein. Bei der Tastatur war sich Sony Ericsson nicht zu fein für Experimente: Ob die kreisrunden bzw. halmondförmigen Tasten jedermanns Geschmack treffen, mag man bestreiten dafür sind die Druckpunkte erstaunlich gleichmäßig ausgeführt und das Betriebssystem responsiv genug, um auch Schnelltipper nicht zu langweilen. Beleuchtet wird das Tastenfeld natürlich in orange, was allerdings bei Dunkelheit die Klebepunkte der Tasten als unschöne Verarbeitungsfehler ans Licht fördert. Für die Menüführung sind ein großer 5-Wege-Navkey in Kreisform und vier von ihm deutlich abgegrenzte Softkeys zuständig.

Ausstattung

Der Medienplayer des W300i gleicht denen seiner Vorgänger bis ins Detail, muss aber mit der leicht geringeren Displayauflösung zurechtkommen. Er lässt sich dezent in den Hintergrund schalten und macht sich ggf. bei eingehenden Anrufen bemerkbar. Nimmt man das Gespräch an, wird der unterbrochene Track nach Abschluss des Gesprächs an der gestoppten Stelle fortgesetzt - für ein Gerät aus dem unteren Preissegment ist das keineswegs Standard! Der Player leistet satte Bässe und überzeugt auch bei Verwendung des eingebauten Lautsprechers: selbst bei hoher Lautstärke hält die Membran allen höhen- und basslastigen Titeln locker stand. Darüber hinaus ist das W300i wie seine großen Geschwister 100% kompatibel zu Sony Ericssons Musikzubehörserie und geht mit Hilfe des Viererspeakersets MDS-70 fast schon als Alternative für die heimische Stereoanlage durch. Wem 23 MB Speicher plus 256MB auf dem MemoryStick nicht reichen, kann im Fachhandel M2-Sticks mit bis zu 2 GB Größe kaufen. Der Datenaustausch zwischen Handy und PC verläuft via USB-Kabel und Sony Ericssons PC Suite reibungslos - per Drag&Drop wandern die Lieder aufs Gerät und lassen sich dann im Musikplayer direkt auswählen. Schade, dass der Player nicht mit Windows Media-Files (.wma) klarkommt, die man bei vielen Downloaddiensten bekommt, dafür kann es mit iTunes-typischen AAC-Files mit der Endung .m4a umgehen. Alternativ zur digitalen Musik vergnügt man sich mit dem UKW-Radio des W300i, das sich ebenfalls in den Hintergrund verbannen lässt.

Die übrigen Multimedia-Funktionen gereichen allenfalls der Kategorie "Einsteiger". So ist die Kamera mit 640x480 Pixeln kaum in der Lage, optisch ansprechende Bilder für die Ewigkeit festzuhalten. Mangels Fotoleuchte braucht man Aufnahmen im Dunkeln gar nicht erst versuchen, immerhin stehen mit Panorama-, Rahmen- und Bildfolgeaufnahmen ganz praktische Aufnahmemodi zur Verfügung. Videos werden maximal mit 176x144 Pixeln Auflösung aufgezeichnet und sind nur durch den zur Verfügung stehenden Speicherplatz begrenzt.

Das Telefonbuch des W300i fasst maximal 1000 Kontakte mit je fünf Rufnummern, drei Emailadressen, einer Webadresse sowie zwei Adressfeldern für Heim- und Firmenanschriften. Zur Personalisierung gibt's ein Anruferbild und einen individuellen Rufton beliebigen Formats. Um das Handy auch ohne Zuhilfenahme der Hände steuern zu können, lässt sich jedem Kontakt ein Sprachbefehl aufsprechen, mit dem er sich z.B. im Kfz-Betrieb anrufen lässt. Schade, dass es keine Parallelansicht von SIM- und Telefonkontakten gibt: man ist wie so oft gezwungen, zwecks täglichem Komfort den kompletten Inhalt seines Betreiberkärtchens aufs Telefon zu kopieren oder stets umständlich zwischen den Telefonbüchern umzuschalten. Der Kalender erfüllt mehr als grundlegende Bedürfnisse und synchronisiert sich auch problemlos mit Outlook. Terminüberschreibungen werden mit einem Warnton signalisiert und in der Wochenansicht nebeneinander dargestellt. Auch Geburtstage lassen sich komfortabel managen: das W300i speichert sie als Wunsch als jährlich wiederholten Termin.

Praxistest: Sony Ericsson W300i
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Für ein Einsteigerhandy ist das W300i mit Bluetooth, Infrarot und GPRS erstaunlich gut ausgestattet. Das Bluetooth HID-Profil ermöglicht es, das Handy als Mausersatz zu verwenden oder Präsentationen fernzusteuern. GPRS der Klasse 10 erlaubt ISDN-schnelles Surfen im Netz, und der integrierte NetFront-Browser kann dank Smartfit-Rendering trotz beschränktem Platzangebot Websites durchaus übersichtlich darstellen, weist aber zu große HTML-Brocken einfach ab. Der Email-Client akzeptiert Attachments auch über 300kB hinaus. Unter den üblichen Zusatzprogrammen sticht auf dem W300i die kleine Software Music Mate hevor: sie kann beim Stimmen von Instrumenten behilflich sein und dank der Metronom-Funktion gerät kein Pianist mehr aus dem Takt. Für mobile Games ist das Walkman-Handy trotz kleinem Display bestens gerüstet: die MIDP2.0-konforme Java-Engine gehört zu den Siegertypen des unabhängigen Jbenchmark-Tests; schade nur, dass Sony Ericsson im Gegensatz zum W550i gänzlich auf dedizierte Gaming-Tasten verzichtet hat.

Bedienung / Telefonfunktionen

Sony Ericsson nutzt beim W300i eine verkleinerte Variante seiner Flash-Menüs, die auch bei vielen Midrange-Modellen zum Einsatz kommen. Trotz der schwachen Displayauflösung macht es Spaß, die vielen Untermenüs und Funktionen zu erkunden, denn das Handy reagiert überaus schnell auf Eingaben des Nutzers. Passend zum Walkman-Anspruch sind die Themes ziemlich ansprechend gestaltet und die Hintergrundgrafiken oftmals animiert. Der Nutzer kann selbst Situationsprofile definieren, muss aber aufs praktische "Neues"-Menü der Midrange-Klasse verzichten.

Praxistest: Sony Ericsson W300i
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Dank der großen Bügelantenne verfügt das Handy über eine konstant gute Empfangsleistung. Ein Netzwechsel an schwierigen Plätzen wie in der U-Bahn erfolgt in weniger als 15 Sekunden, wobei wir während unserer Gespräche einige Aussetzer und störende Unterbrechungen bemerkten. Die Sprachqualität ist akzeptabel, hinkt aber der Konkurrenz stellenweise hinterher; ein leichters Grundrauschen ist permanent zu vernehmen. Die Maximallautstärke des Speakers ließ uns ebenfalls kaum in Begeisterungsstürme ausbrechen: für den freihändigen Kfz-Einsatz gänzlich ungeeignet, gelingt es ihr auch auf belebten Plätzen kaum, den Gesprächspartner klar und deutlich rüberzubringen. Langzeittelefonierer werden mit diesem Handy trotzdem ihre wahre Freude haben, denn der Akku hat den Atem eines Marathonläufers! Im Beanspruchungstest hält er 4 bis 5 Tage durch, Musik lässt sich auch bei aktivem GSM-Teil problemlos sieben Stunden am Stück hören. Im Standby-Modus reicht der 900 mAh starke Li-Ionen-Akku bis zu 12 Tage, deaktiviert man das Funkmodul sind es satte 16.

Fazit

Wer einen niedrigen Anschaffungspreis erwartet, der muss Abstriche in Kauf nehmen können! Die sind beim W300i in erster Linie bei der Kamera- und der Displayauflösung zu finden. Außerdem fehlt der Bluetooth-Schnittstelle ein A2DP-Profi, was aber nicht davon abhält, den runden Folder zu empfehlen. Denn im Bedienkomfort ist er vertraut und unproblematisch und die Walkman-Funktionen, über die sich das in Schwarz und Weiß erhältliche Handy definiert, suchen ihresgleichen! Gepaart mit der hohen Ausdauerleistung und dem hochwertigen Inklusiv-Zubehör macht man beim Kauf dieses Einsteigergeräts sicher keinen Fehler.

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