Praxistest: Samsung SGH-P310

02.04.2007

Lieferumfang / Verarbeitung

Samsung fasst sich ein Herz für den männlichen Design-Geschmack: Keine blumigen Verzierungen, kein tiefer Griff in den Farbtopf und keine gewagten Materialexperimente. Das SGH-P310 ist ein gänzlich schwarzes Mobiltelefon, wird von einem glänzenden, silberfarbigen Metallrahmen umrundet und bietet einen extravagant-schlichten Formfaktor, der an einen Pocket-Taschenrechner erinnert. Das optische Ergebnis sieht, nicht zuletzt dank des komplett überarbeiteten Tastaturlayouts, noch einen Zacken nobler aus als das Vorgängermodell P300. Statt frei stehender Einzeltasten liegen die flachen Tasten direkt nebeneinander, und die Funktion des vierkantigen 4-Wege-Steuerkreuzes wird nunmehr von einem runden Joypad übernommen; Retro-Look ade. Unverständlich bleibt, warum die Mitte des Pads nicht als OK-Taste fungiert, wie man es von vielen anderen Handymodellen gewohnt ist. Ausreichend groß dimensioniert und mit einem einwandfreien Druckpunkt ausgestattet, gelingt das Verfassen von Kurzmitteilungen gut, zumal die Reaktionsgeschwindigkeit der T9-Eingabehilfe deutlich höher liegt als bei manchem Konkurrenten. Allerdings erfordert die ungewohnte 3 x 4-Anordnung eine gewisse Einarbeitungszeit, ehe der Daumen mit schlafwandlerischer Sicherheit über die Knöpfe wandert. Weitere Auffälligkeit: Die beiden oberen Softkeys weichen berührungsempfindlichen Tastsensoren a la LGs Chocolate bzw. Samsungs E900. Die sehen zwar elegant aus, sind aber wegen ihrer schmalen Abmessungen etwas fummeliger zu bedienen und reagieren erst nach einer kurzen Verzögerung.

Bedingt durch die breite Bauweise setzt auch das SGH-P310 auf die ungewöhnliche 3x4-Anordnung der Zifferntastatur. Dem fügt sich das hochauflösende und gut ablesbare TFT-Display im TV-gerechten 4:3-Format, das Samsung auf 240x320 Pixel Auflösung aufstockt. Nahezu 1:1 haben die Macher das rabenschwarze Lederetui übernommen, dessen Rückseite ein Guckloch für die Kameralinse offen lässt. Dieses Klappetui sieht nicht nur nobel aus, es schützt den Funker auch wirkungsvoll vor Kratzern, und sorgt dank eines integrierten 1500mAh starken Lithium-Polymer-Zusatzakkus für eine gehörige Portion Extrastrom.

Dass Samsung ein äußerst hohes Niveau in puncto Verarbeitung erreicht, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Beim SGH-P310 geben sich die Fernöstler keine Blöße: Die Mixtur aus Hartplastik und Metallrahmen wurde überaus präzise gefertigt, ein unfreiwilliger Fall aus Brusthöhe steckt der Koreaner mühelos weg. Wer rund 400 Euro (Straßenpreis) für das Handy auf den Tisch legt, bekommt neben dem Lederetui noch ein optisch passendes Headset, eine PC Suite sowie ein USB-Kabel dazu.

Ausstattung

Orthodoxer als das Design präsentiert sich das Komfortprogramm des SGH-P310, das dem anderer moderner Samsung-Mobiltelefone ähnelt. Die wohl sinnvollste Verbesserung gegenüber dem Vorgänger ist der integrierte microSD-Kartenslot, der Karten mit bis zu 2GB Kapazität akzeptiert - Speicherengpässe beim Aufspielen größerer MP3-Sammlungen gehören der Vergangenheit an. Um von ihm zu profitieren, muss der Besitzer aber nochmals die Kriegskasse plündern: trotz des hohen Gerätepreises findet man eine Speicherkarte nicht im Lieferumfang. Weiterer Schwachpunkt: Der Slot liegt so ungünstig unterhalb des Akkudeckels, dass man zuvor den Energiespender entfernen muss, um zur Speicherkarte zu gelangen. Ab Werk stecken rund 80 MB für Multimedia-Daten im P310, 4 MB sind alleine für Java-Applikationen reserviert. Das PIM-Archiv fasst 200 Kurzmitteilungen und bis zu 1.000 vollständige Kontakte.

Gravierende Verbesserung: Die aufgebohrte Digitalkamera knipst Bilder nunmehr auf 2-Megapixel-Niveau (1.600 x 1.200 Pixel) und nimmt Videoclips mit maximal 352x288 Pixeln Kantenlänge in beliebiger Länge und annehmbarer Qualität auf. Nicht zuletzt dank eines individuell einstellbaren Weißabgleichs und einer Foto-LED gelingen scharfe und farbechte Schnappschüsse auch bei widrigen Lichtverhältnissen. Weitere Ausstattungsmerkmale der Kamera: 4fach-Digital-Zoom, diverse Rahmen und Effekte sowie Modi für Serienbilder und Mosaikaufnahmen. Zum fröhlichen Spielen lädt darüber hinaus ein Bildbearbeitungsprogramm ein, mit dem sich selbst geschossene Fotos unter anderem mit witzigen Cliparts verzieren lassen.

Zu den restlichen Multimedia-Fähigkeiten zählt ein reinrassiger Musikplayer, der sich dank seiner visuell ansprechenden Aufmachung und ordentlichen Ausstattungsbreite vom Otto-Normal-Player abhebt. Zum Komfort des Musikus gehören unter anderem ein Equalizer, (nur übers Headset wahrnehmbarer) 3D-Sound, individuelle Wiedergabelisten sowie unterschiedliche Möglichkeiten der optischen Präsentation, während man die MP3-Files genießt. Laut offiziellem Datenblatt sollen sich auch zwei Java-Games auf dem Fernöstler befinden, doch diese entpuppen sich in Wirklichkeit leider nur als Demo-Spiele. Wer zwanglos zocken möchte, muss sie zuvor gegen einen Obolus downloaden. Quasi als kleine Entschädigung lassen sich dafür via TV-Ausgang Fotos oder Videos auf einem Fernseher betrachten - das entsprechende Kabel dafür muss man allerdings separat erstehen.

Keine gravierenden Einschränkungen gibt es dafür im Organizerbereich, denn der Koreaner deckt viele Verwaltungsaufgaben des Alltags ab. Neben den Standards in Form von Kalender mit Erinnerungen, Notizzettel, Wecker oder Weltzeit haben die Entwickler auch an nützliche Spezialfunktionen gedacht. So rechnet der Einheiten-Konverter nahezu alle relevanten Maßen um, eine Schlüsselverwaltung schützt heikle Passwörter vor neugierigen Blicken und dank des Flugzeugmodus darf man auch über den Wolken den MP3-Player nutzen, ohne eine Rüge von der Flugbegleiterin zu bekommen. Sehr nützlich erweist sich ferner der Picsel Viewer, mit dem sich gängige Microsoft Office-Dokumente zwar nicht bearbeiten, aber in PC-ähnlicher Qualität betrachten lassen. Wer mit dem SGH-P310 seine Kontakte managen möchte, muss sich ebenfalls nicht einschränken, denn zu jedem Telefoneintrag lassen sich zwölf Attribute hinzufügen. Dazu gehören auch Jahrestage, individuelle Notizen oder das Konterfei des Anrufers.

Praxistest: Samsung SGH-P310
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Das SGH-P310 versendet Daten unter anderem via Bluetooth-Schnittstelle und unterstützt hierbei auch das nützliche Audio-Profil A2DP, mit dem sich kabellose Stereo-Headsets pairen lassen. GPRS Klasse 10 und der Datenbeschleuniger EDGE bringen das Handy ins Netz, um beispielsweise Emails über POP3, IMAP4 und SMTP abrufen zu können. Die PIM-Synchronisation mit einem PC und das Überspielen von Daten übernimmt vorrangig das mitgelieferte USB-Kabel in Verbindung mit Samsungs moderner Windows Software PC Studio. Unterm Strich reichen die Business-Fähigkeiten völlig aus, wenn man nicht gerade unterwegs mit größeren Datenmengen jonglieren muss, denn ein überaus komfortabler Internet-Browser und schneller Datenfunk fehlen dem SGH-P310. Abgerundet wird die Feature-Liste durch ein Diktiergerät, dessen Aufnahmen sich leider nicht als Rufton verwenden lassen sowie einer ganz passablen Freisprecheinrichtung, die aber keinem Kfz-Einbausatz Konkurrenz macht.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Viel Licht, aber auch einige Schattenwürfe findet man in der Disziplin Handhabung. Grundsätzlich gibt es an der Menüführung kaum etwas zu kritisieren: Die betont schlichte grafische Darstellung mit leicht schattierten einfarbigen Icons lenkt nicht vom Wesentlichen ab und die Strukturierung dürfte auch Neulinge nicht vor unlösbare Probleme stellen. Als besonders hilfreich bei der Bedienung erweisen sich die Kontext-PopUps, die alle Unterpunkte eines weiter verzweigten Ordners anzeigen. Mit vier Softkeys und einem individuell zusammenstellbaren Favoritenmenü gibt es genügend Spielraum für die Personalisierung. Eine typische Samsung-Schwäche ist allerdings geblieben: Statt individueller Situationsprofile lässt sich der schicke Funker nur gänzlich stummschalten.

Praxistest: Samsung SGH-P310
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Zur Technik: Wer mit dem nackten P310 unterwegs ist und ein durchschnittliches Nutzungsverhalten an den Tag legt, muss nach vier bis fünf Tagen wieder das Netzteil hervorkramen. Eine überdurchschnittliche Rufbereitschaft erreicht man, wenn man sich die Dienste des Akkublocks im Lederetui zunutze macht. Der Hersteller selbst gibt eine Standby-Zeit von über 700 Stunden (= ein Monat!) an. So lange lief unsere Testphase nicht - Fakt ist aber, dass wir mit dem Akku-Tandem den Koreaner locker anderthalb Wochen auf Trab hielten. Selbst Flatrate-Telefonierer werden das SGH-P310 kaum in die Knie zwingen. Deutlich schlechter schneidet das Gerät im Bereich Empfangsqualität ab. Egal, ob D- oder E-Frequenzband - im Vergleich zu vielen anderen Handys riss die Verbindung in der Regel schneller ab, sobald unsere Netzversorgung schlechter wurde. Für Zeitgenossen, die in ländliche Gegenden leben, ist das SGH-P310 daher nur eingeschränkt empfehlenswert. Deutlich weniger problematisch ist es um die Sprachqualität bestellt: Nebengeräusche konnten wir kaum ausmachen. Stimmen kommen zudem ausreichend laut und klar rüber, so dass einwandfreie Verständigung auch bei lauter Umgebung gewährleistet ist. Einzig der leicht metallische Klangcharakter gibt Anlass zur Kritik, doch mit diesem Problem haben mindestens 90 Prozent aller Handys zu kämpfen.

Fazit

Jaja, ein Taschenrechner, haha, den kannte ich schon. Wer mit seinem SGH-P300 immer wieder herablassend belächelt wurde, bekommt mit dem SGH-P310 ein optisch aufgemotztes Kompakttelefon samt verbessertem Bedienkonzept, auch wenn Samsung der Kundschaft mit den trägen Sensortasten einen Bärendienst erwiesen hat. Die neuen Ausstattungsmerkmale wie 2MP-Kamera, A2DP und Speicherkartenslot machen das Mobiltelefon flexibler und leistungsstärker und katapultieren es auf gehobenes Feature-Phone-Niveau. Empfehlenswert ist dieses Handy insbesondere für Vieltelefonierer, die sich kein ausgewachsenes Smartphone mit Powerakku in die Tasche quetschen wollen: in Verbindung mit dem geschickt in der mitgelieferten Ledertasche versteckten Zusatzakku hält das SGH-P310 auch bei intensiver Nutzung über eine Woche durch. Abstriche muss allerdings man in puncto Connectivity (kein UMTS) und Empfangsstärke machen.

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