Software zur Präsentation im Test

PowerPoint oder Apple Keynote?

30.09.2012 von Ingo Böhme
PowerPoint ist der Platzhirsch. Doch Apples eigene Präsentations-Software Keynote hat ihre Stärken gegenüber der Microsoft-Konkurrenz.

Wer am Windows-PC von Präsentation spricht, meint zumeist PowerPoint. Am Mac hingegen hat auch das Apple-eigene iWork neben der Textverarbeitung Pages und der Tabellenkalkulation Numbers ein Werkzeug, um Vorträge zu illustrieren: Keynote. Zwar ist auch unter Mac OS X Microsoft Office der Trendsetter und Quasistandard für den Büroalltag. Dennoch hat sich iWork im Allgemeinen und die Präsentationssoftware Keynote im Besonderen zu einer Alternative entwickelt, die immer mehr Nutzer auf ihre Seite zieht.

Designvorlagen

Pluspunkt für PowerPoint: Die umfangreiche Online-Vorlagensammlung ist nahtlos in den Auswahldialog eingebunden.
Foto: Ingo Böhme

Vom Prinzip her sind PowerPoint und Keynote gleich aufgebaut. Bei einer neuen Präsentation stehen zahlreiche Themenvorlagen zur Auswahl. Jede einzelne besteht aus mehreren unterschiedlichen Folien-Templates, beispielsweise für die Intro-Seite der Präsentation, für Aufzählungen oder angeordnete Fotos und Grafiken. Beiden Programmen ist gemein, dass der Benutzer in der Vorlagen-Übersicht bereits einen Eindruck vom Layout der einzelnen Themenpakete bekommt. Wie bei iPhoto reicht es aus, dass der Nutzer mit dem Mauszeiger über das Vorschaubild der Vorlage fährt und auf diese Weise die Miniaturen sämtlicher Folienvarianten angezeigt werden.

Der Unterschied zwischen den beiden Programmen liegt in diesem Bereich weniger in der Art und Weise der Benutzung, sondern eher in der Quantität und Qualität der Themen-Templates. Quantitativ ist PowerPoint dem Apple-eigenen-Tool voraus. Zwar gehören zur Standardinstallation beider Programme knapp über 50 unterschiedlich gestaltete Präsentationsschemata. Bei PowerPoint ist jedoch die Online-Anbindung nahtlos in die Oberfläche integriert. Und hier erhält der Nutzer eine stetig wachsende Zahl neuer Folien und kompletter Themenpakete. Eine nette Idee ist zudem, dass Microsoft seinem Präsentationstool eine Reihe fertiger Anwendungsbeispiele beigelegt. Auf diese Weise gelangen besonders Einsteiger per Cut&Paste schnell zur ersten Präsentation.

Rein qualitativ wirken die gestalteten Designs von Apple peppiger als die Muster von Microsoft. Zwar sieht man beiden Applikationen an, dass die Vorlagen von Profis gestaltet wurden. Allerdings sind die Varianten von Microsoft eher trocken und altbacken konservativ gehalten.

PowerPoint vs. Apple Keynote
Präsentations-Software im Vergleich
Die PowerPoint-Vorlagen wirken trotz professioneller Gestaltung etwas dröge.
Präsentations-Software im Vergleich
Bei Keynote wurde mit Kreativität und viel Liebe zum Detail an den Templates gearbeitet.
Präsentations-Software im Vergleich
Mit der Maus erhält der Anwender bereits in der Template-Auswahl Einblick in alle Folienvarianten eines Designs.
Präsentations-Software im Vergleich
Pluspunkt für PowerPoint: Die umfangreiche Online-Vorlagensammlung ist nahtlos in den Auswahldialog eingebunden.
Präsentations-Software im Vergleich
Die Auswahl des Foliendesigns ist bei Keynote sehr übersichtlich gehalten.
Präsentations-Software im Vergleich
Die Bedienungselemente von PowerPoint hingegen wirken staubig und altbacken.
Präsentations-Software im Vergleich
Mit der neuen PowerPoint Funktion „Objekte neu anordnen“ lassen sich Objekte dreidimensional auf den Ebenen neu platzieren.
Präsentations-Software im Vergleich
Der Medienbrowser von Microsoft Office ist wesentlich umfangreicher und bietet zahlreiche grafische Objekte zum Illustrieren der Präsentationen.
Präsentations-Software im Vergleich
PowerPoint bringt zahlreiche Funktionen, um Grafiken und Bilder zu bearbeiten oder zu verfremden.
Präsentations-Software im Vergleich
Die Anpassung von Grafiken geschieht bei Keynote intuitiv.
Präsentations-Software im Vergleich
Die Formatierung von Bildern hat in PowerPoint wie alle Bearbeitungsfunktionen des Programms eine eher spröde Anmutung.
Präsentations-Software im Vergleich
Über den Windows Live Service können Präsentationen über das Internet vorgeführt werden.
Präsentations-Software im Vergleich
Die Keynote-Präsentation kann über einen Windows Live Server auf beliebige Endgeräte inklusive Mecklenburgs (Screen-12) und sogar iPads (screen12a) projiziert und vom vortragenden Rechner gesteuert werden
Präsentations-Software im Vergleich
Die Keynote-Präsentation kann über einen Windows Live Server auf beliebige Endgeräte inklusive Mecklenburgs (Screen-12) und sogar iPads (screen12a) projiziert und vom vortragenden Rechner gesteuert werden
Präsentations-Software im Vergleich
Mit Keynote können Präsentationen über den derzeit kostenlosen Apple-Dienst iWork.com geteilt werden.
Präsentations-Software im Vergleich
Für die Online-Präsentation verwendet Keynote das in OS X enthaltene iChat.
Präsentations-Software im Vergleich
Mit dem 79 Cent Tool „Keynote Remote“ lässt sich die Präsentation perfekt mit iPhone, iPod Touch oder iPad steuern.

Basisarbeit

Die grundlegende Vorgehensweise ist auch beim Umgang mit den einzelnen Folien der Präsentation in PowerPoint und Apple Keynote sehr ähnlich. Zum Hinzufügen reicht ein Tastendruck. Die Art der Folie – also ob es sich um eine einfache Aufzählung oder um eine mit Grafiken als Eyecatcher gestaltete Variante handelt – wählt der Benutzer über ein Auswahlmenü. Beide Vertreter stellen hier standardmäßig zwölf unterschiedliche Varianten zur Auswahl.

Die einzelnen Objekte – also Text, Bilder, Videos oder sonstige Grafiken – werden bei beiden Programmen auf unterschiedlichen Ebenen abgelegt. Jedes einzelne Objekt kann Stück für Stück in den Vorder- respektive in den Hintergrund verschoben werden. PowerPoint bietet hier eine besondere Funktion, indem es die Objekte dreidimensional in ihren Ebenen von schräg links unten betrachtet und dem Anwender so ermöglicht, die einzelnen Elemente mit der Maus zu verschieben.

Benutzerfreundlichkeit: Apple vor Microsoft PowerPoint

Die Bedienungselemente von PowerPoint wirken staubig und altbacken.
Foto: Ingo Böhme

Bei der Bedienung geht die volle Punktzahl an Keynote. Man merkt PowerPoint an, dass es eine Portierung einer Windows-Software auf den Mac ist. Zudem hat die Software seit ihrer ersten Version 1987 schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Die im Laufe der Zeit lediglich angepasste Bedienung hat etwas angestaubt Technisches. Bei PowerPoint fällt deshalb der Einstieg schwerer als bei Keynote, das erst 2003 das Licht der Welt erblickte, als OS X und die Apple-typische Bedienung des „Neuen Mac OS“ bereits gang und gäbe waren.

Egal ob es darum geht, einzelne Objekte zu animieren, oder auch nur den richtigen Ausschnitt eines Bildes zu wählen: die Dialoge, die PowerPoint bietet, ähneln eher einem Finanzbuchhaltungsprogramm denn einem Kreativwerkzeug. Zwar sind auch hier die Funktionen vielfältiger als bei Apples Präsentator – allein sie anzuwenden bleibt dem versierten PowerPoint-Nutzer vorbehalten, der sich nach längerer Einarbeitung mit der Denkweise früherer Anwendergenerationen vertraut gemacht hat. Keynote hingegen verfügt nur über die grundlegenden Funktionen. Allerdings sind es genau die, die man von einer Präsentationssoftware erwartet. So ist es beispielsweise rühmlich, dass PowerPoint Fotofilter in rauen Mengen zur Verfügung stellt, um Bilder in Pastellfarben oder als Bleistiftzeichnung zu verfremden. Nur sind dies die Funktionen einer Retuschesoftware und haben mit einem Präsentationsprogramm relativ wenig zu tun. Jedoch führt jede neue Funktion dazu, dass eine Software unübersichtlicher und schwerer zu bedienen wird. Keynote bietet alles, was nötig ist. PowerPoint all das, was möglich ist. Und Letzteres geht definitiv zu Lasten der Bedienung.

Medien, Übergänge und Animationen

Der Medienbrowser von Microsoft Office ist wesentlich umfangreicher und bietet zahlreiche grafische Objekte zum Illustrieren der Präsentationen.
Foto: Ingo Böhme

Beim Medienbrowser hat PowerPoint ganz klar die Nase vorne. Zwar bieten beide Anwendungen Zugriff auf den Audio- und Videobereich von iTunes sowie das gesamte graphische Material aus iPhoto, doch gehören zur Microsoft Office Suite zusätzlich zahlreiche Cliparts, die besonders gut für Präsentationen geeignet sind, weil die Objekte freigestellt und ohne Hintergründe nahtlos in die Präsentation eingebaut werden können.

Was eine gute Präsentation neben dem Inhalt, dem Layout und dem Sprecher ausmacht, ist die in Maßen eingesetzte effektvolle Animation von Folien oder einzelnen Objekten. Sowohl PowerPoint als auch Keynote verfügen über zahlreiche Varianten, um Objekte oder Folien erscheinen oder verschwinden zu lassen. Während das Microsoft-Produkt wieder einmal mit der doppelten Quantität trumpft, besticht Keynote durch eindrucksvollere Effekte, wie beispielsweise Blitzlichter, Flammen oder Komet. Darüber hinaus lassen beide Programme Animationspfade zu, an denen die Bewegung ausgeführt wird. Auch hier geht Keynote einen Schritt weiter und ermöglicht es, die Pfade aufzusplitten und auf diese Weise die Animation entlang des gesamten Pfades in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ablaufen zu lassen.

Besonders drastisch ist der Unterschied zwischen Microsoft PowerPoint und Apple Keynote, wenn in einer Tabelle die einzelnen Zellinhalte nacheinander erscheinen sollen – bei einer Präsentation im Sales-Bereich ein durchaus übliches Feature. Während es mit Keynote nur ein paar Schritte von der Tabelle zur fertigen Zellanimation sind, ist die Lösung bei PowerPoint nur durch Tricksen realisierbar. Zudem besitzt Keynote eine weitere Animationsart, der PowerPoint nichts entgegenzusetzen hat: Magic Move – in der deutschen Version übersetzt mit „Zauberei“. Hierbei werden Anfangs- und Endzustand von Text- oder Grafikobjekten vom Anwender auf den Folien gestaltet. Der Übergang verwandelt die Objekte von der einen zur anderen Folie so, dass sie weich animiert neu positioniert und gezoomt werden. Zu guter letzt wirken die Keynote-Animationen in der Präsentationsphase weicher und natürlicher als die Ergebnisse von PowerPoint.

Schlechte Powerpoints
So nicht!
Die meisten kennen die Regeln. Powerpoint-Präsentationen sollten nie mit Text oder Media-Elementen überladen werden. Und doch halten sich erstaunlich viele Menschen nicht daran, wie unsere folgende Bildergalerie zeigt.
Lesbarkeit
Diese Folie ist ein klarer Fall für den Designdoktor. Die Zuschauer können beim Betrachten weder den Text gut lesen noch das Auto im Hintergrund erkennen.
Sinn
Während der Präsentation hat der Redner die Gelegenheit für Erläuterungen. Eine gute Powerpoint-Präsentation sollte man allerdings auch ohne Erläuterungen verstehen. Diese Präsentation über soziale Netzwerke dient als schlechtes Beispiel und hinterlässt viele Fragezeichen.
Verwirrung
Farben sind ideal, um Aufmerksamkeit zu erregen. Mehr als zwei oder drei verschiedene Farben sollten es allerdings nicht auf einer Folie sein. Zu viele Farben hinterlassen schnell einen unübersichtlichen Eindruck, wie diese Folie zeigt.
Text-Bild-Schere
Die strukturierte Textdarstellung ist gut. Wer nichts falsch machen möchte, greift wie hier zu einem Template. Die Grafik rechts im Bild trägt allerdings nichts zum weiteren Verständnis bei.
Textbombe
Eine Folie mit so viel Text wie in diesem Beispiel ist immer eine schlechte Idee. Das Schlimmste: Die Zusammenfassung wird auf der nächsten Folie fortgesetzt.
Charts ja, aber richtig!
Charts und Grafiken sind ideal für Powerpoint. Sie machen das Gesagte anschaulich und lockern auf. Aber wie in diesem Beispiel 100 Charts auf eine Folie zu packen, macht die Folie unübersichtlich und unleserlich.
Lieblosigkeit
Das Online-Banner oben im Bild ziert jede einzelne Seite der Präsentation. Die Werbung hätte auf der letzten oder der ersten Seite völlig genügt. Und wenn schon Banner von Web-Seiten nötig werden, sollte man sich wenigstens die Mühe machen, den Special-Offer-Button bei der Bildbearbeitung wegzuschneiden.
(Un-)Sichtbarkeit
In dieser Folie wurde der Einsatz der Media-Elemente übertrieben. Wenn man klickt, erscheint Text, andere Bausteine verschwinden dann allerdings. Das erschwert das Lesen gewaltig.
Bullet-Debakel
Wer Bulletpoints einfach an den Anfang von ganzen Absätzen setzt, hat ihr Prinzip falsch verstanden. Die Aussagen sollten knackig sein, nicht wie hier lang und damit unübersichtlich. Als Faustregel gilt: Wer auf Schriftgröße zehn bis zwölf verkleinern muss, damit der Text auf die Folie passt, muss kürzen.

PowerPoint und Keynote: The Audience is listening

Über den Windows Live Service können Präsentationen über das Internet vorgeführt werden.
Foto: Ingo Böhme

Ist die Präsentation fertig, bieten PowerPoint und Keynote ähnliche Funktionen, einschließlich Dual-Display-Unterstützung, Moderator-Notizen, Vorschau auf die nächste Folie sowie einen Timer.

In der heutigen Zeit werden Präsentationen häufig über das Internet gehalten. Sowohl PowerPoint als auch Keynote unterstützen diese Funktion. Sie gehen jedoch unterschiedliche Wege. PowerPoint kann die Präsentation auf einen Windows Live Server übertragen. Alles was dazu nötig ist, ist eine kostenlose Windows Live ID. Als Resultat liefert der Dienst eine URL, mit der die Zuhörerschaft weltweit der Präsentation folgen kann. Dabei ist es unerheblich, ob die Teilnehmer an einem Windows PC, einem Mac oder sogar an einem iPad sitzen. Gesteuert wird die Präsentation direkt vom Vortragenden. Soll neben der Präsentation selbst jedoch auch der gesprochene Vortrag übertragen werden, muss mit einem separaten Programm – beispielsweise Skype – ein entsprechender Konferenz-Call aufgebaut werden.

Für die Online-Präsentation verwendet Keynote das in OS X enthaltene iChat.
Foto: Ingo Böhme

Letzteres entfällt bei Keynote. So setzt Apple direkt auf das System-eigene iChat. Hier kann bei einem Konferenzruf mit Video-Unterstützung auch eine Datei im Keynote-Format im so genannten „Theatermodus“ präsentiert werden. Die Video-Fähigkeit bleibt dabei erhalten und der Vortragende erscheint neben der Präsentation, die mit sämtlichen Funktionen von Keynote selbst dargestellt wird. Leider beschränkt sich diese Art der Präsentation auf die Apple-Welt, weshalb sie sich in größeren Firmen sicher nicht durchsetzen wird. Für einen speziellen Anwenderkreis und homogene Anwendungsszenarien ist es jedoch definitiv die bessere Variante.

Kompatibilität

Der Dreh-und Angelpunkt ist das Einsatzgebiet der Präsentation. Ein Großteil der Geschäftswelt basiert immer noch auf Windows-orientierter Hardware. Da es Keynote weder für Windows gibt noch ein Player für Keynote-Präsentationen verfügbar ist, muss die Präsentation in letzter Konsequenz in ein Format konvertiert werden, dass eben auch unter Windows verstanden wird. Keynote bietet dazu zahlreiche Varianten, von der iPhoto Bilderfolge über Quicktime-Filme, HTML-Varianten bis hin zu PDF-Dokumenten und PowerPoint Dateien. Letztere scheinen die beste Variante. Jedoch können nicht alle Animations- und Gestaltungseffekte in Powerpoint dargestellt werden, weshalb es immer wieder zu Design-Fehlern kommt.

Fazit: PowerPoint oder Keynote?

Wer viel mit der Windows-Welt zu tun hat, sollte auch am Mac bei PowerPoint bleiben. Zumindest, wenn die Präsentationen auch am PC nachbearbeitet werden müssen. Anderenfalls bietet Keynote genügend Varianten der Präsentation, die auf beliebigen Rechnersystemen laufen. In jedem Fall ist die Apple Software leichter zu erlernen und intuitiver zu bedienen. So holt man allein deshalb schon mehr aus der Präsentation raus, weil man die Funktionen überhaupt findet. (wh)

Apple Keynote: Stärken und Schwächen

+ Perfekte Integration in Mac OS X

+ Einfache und intuitive Bedienung

+ Gutes Zusammenspiel mit iOS Devices

+ Konvertierung in PowerPoint und Quicktime

+ Grafisch anspruchsvolle und professionelle Themen, Übergänge und Effekte

- Nur OS X Unterstützung (Kein Import unter Windows)

- Keine Makro-Programmiersprache

Microsoft PowerPoint: Stärken und Schwächen

+ Großer Funktionsumfang

+ Reichhaltige Grafikbibliothek

+ Standard in der Windows Welt

- Überfüllte Oberfläche und Dialoge

- Holprige Audio und Video Integration