Enterprise-Portale/Kommentar

Portale aus drei Lagern

04.07.2003
Frank Niemann Redakteur CW

Softwareanbieter und Beratungshäuser haben Firmenportale zur universellen Benutzeroberfläche für den Informations- und Applikationszugriff hochstilisiert. Bei der Produktauswahl muss sich der Kunde entweder auf Infrastrukturanbieter, Applikationslieferanten oder einen Portalspezialisten einlassen.

Softwarehäuser wie SAP und Peoplesoft betrachten ihr Portal als neue Anwendungsoberfläche. In einer reinen SAP-Umgebung bietet sich das Portalsystem der Walldorfer an. Die Fähigkeiten dieser Produkte, auch Software von Drittherstellern einzubinden, sind hingegen begrenzt.

Für heterogene IT-Landschaften empfehlen sich Infrastrukturspezialisten wie IBM, Bea, Oracle, Microsoft und Sun. Sie treten mit einem Stapel an Komponenten ("Infrastructure Stack") an den Markt heran, bestehend aus Ablaufumgebungen, Portal, rudimentären Content-Management-Features und Integrationsmodulen. Auch sie setzen auf bestehende Kunden, die ihre Datenbanken, Betriebssysteme, Computer oder Applikations-Server einsetzen.

Im Gegensatz dazu vermarkten sich Portalspezialisten wie Plumtree und Vignette/Epicentric als Lösungslieferanten, die weder eine Applikations- noch eine Infrastrukturumgebung voraussetzen. Deren Produkte laufen sowohl auf der J2EE- als auch auf der Microsoft-Plattform. Ihre Offenheit und Flexibilität kommt bei Anwendern an, die verschiedene Business-Applikationen einsetzen und sich nicht auf eine einzige Infrastruktur - Java oder .NET - festlegen wollen. Das Handicap dieser Hersteller ist ihre ungewisse Zukunft.

Anwender sollten bei der Wahl ihres Lieferanten jedoch nicht allein dessen Positionierung am Markt betrachten. Es lohnt sich, herauszufinden, ob die Portalelemente, wie Benutzerverwaltung, Content-Management und die Suchmaschine, gut aufeinander abgestimmt sind. Es nutzt dem Käufer wenig, wenn die Integrationsarbeit bereits bei der Installation der Portalsoftware beginnt.