CW-Serie: Business-App-Stores

Pinpoint - B2B-Marketplace von Microsoft

11.06.2012 von Tobias Wendehost
Die zentrale Anlaufstelle für B2B-Anwendungen heißt bei Microsoft „Pinpoint“. Die Plattform vereint gleich mehrere App-Marktplätze.
Der Business Marketplace heißt bei Microsoft "Pinpoint". Dahinter verbirgt sich ein Verzeichnis von Partnern, Anwendungen und Dienstleistungen.
Foto: Microsoft

Rund 20 Millionen Unternehmen nutzen nach Angaben von Microsoft bereits das Cloud-Angebot des Softwareunternehmens. Dabei decken die Angebote Bereiche wie Kommunikation, Collaboration, Business Applications oder Infrastructure Services ab. Diese Vielfalt bietet Kunden den Vorteil, auf das Reservoir eines Komplettanbieters mit Office- und Cloud-Anwendungen zugreifen zu können, das zudem über die Kooperation mit Partnerunternehmen stetig ausgebaut wird. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass man sich im Vorfeld über den genauen Umfang einer Applikation oder Dienstleistung Gedanken machen muss, da die Suche ansonsten viel Zeit beansprucht.

Grundsätzlich empfiehlt sich ein Blick auf die Microsoft-Cloud-Services. Hier sind Cloud-Dienstleistungen aufgelistet, zu denen Software as a Service (SaaS), Platform as a Service (PaaS) und Infrastructure as a Service (IaaS) gehören. Als B2B-Marktplatz hat Microsoft Pinpoint ins Leben gerufen, eine Plattform für die produktspezifischen Markplätze von "Dynamics", "Office 365" und "System Center".

Verzeichnis mit 2000 Apps

Hinter Pinpoint verbirgt sich ein Verzeichnis von Partnern, Anwendungen und Dienstleistungen. Microsoft-Kunden können sich mit Hilfe der Plattform über Partnerangebote informieren und nach Produkten recherchieren, die sich über eine Suchfunktion nach Namen und Standorten eingrenzen lassen. Die Grundstruktur der Marktplätze ist dabei ähnlich, da sie sich in Geschäftsanforderungen, Branchen und kompatible Produkte aufgliedern. Je nach Produkt sucht man auf dem Marketplace von Pinpoint, Office 365 oder Dynamics.

Momentan gibt es rund 1000 Partner, die ihre Enterprise-Applikationen über Pinpoint anbieten. Insgesamt umfasst die Plattform über 4000 Kooperationen und rund 2000 Apps. Voraussetzung für ein Pinpoint-Profil, das neben Unternehmen auch Softwareentwickler nutzen können, ist die Mitgliedschaft im Microsoft Partner Network (MPN). Je nach Art des Angebots erscheint das Profil im Anschluss an die Registrierung auf den einzelnen Marktplätzen. Alle Anwendungen und Services müssen hierfür jedoch auf Microsoft-Produkten basieren.

Neben der Bereitstellung von Applikationen besteht die Möglichkeit, IT-Berater zu engagieren. Die Kunden können verschiedene Verzeichnisse durchforsten, die nach der "Microsoft-Partner-Netzwerk-Zertifizierung" gekennzeichnet sind. Diese gliedert sich je nach Spezialisierungsgrad und Fachgebiet des Anbieters in die Kompetenzstufen "Silver" und "Gold". Die Liste umfasst insgesamt 28 Kompetenzbereiche, die sich beispielsweise in Business Intelligence, ERP oder Server-Plattformen aufteilen. Mit dem Angebot werden in erster Linie kleine und mittelständische Unternehmen angesprochen. Hat ein Anbieter keine passende Anwendung, kann der Kunde laut Microsoft die Anfrage über Pinpoint auch an andere Partner weiterleiten.

Cloud-Anwendungen

Auf Serviceseite weist Microsoft auf die hauseigene Plattform Windows Azure hin, die für den Betrieb der angebotenen Cloud-Anwendungen genutzt wird. Ein Service sind die Office Web Apps, die als SaaS das Office-Paket ergänzen und für OneNote, Word, Powerpoint und Excel verfügbar sind. Die Web Apps funktionieren auf Basis einer Sharepoint-Umgebung und ermöglichen das Browser-basierte Anzeigen und Bearbeiten von Office-Dokumenten, die in der Sharepoint-Bibliothek gespeichert sind.

Der Office 365 Marketplace bietet Apps für das SaaS-Produkt des Redmonder Softwareunternehmens.
Foto: Microsoft

Neben den Office Web Apps bietet Microsoft das ebenfalls als SaaS entworfene Office 365 an, das über ein Abonnement abgerechnet wird. Wer den Service erkunden möchte, ohne direkt einem Abrechnungsmodell zuzustimmen, kann die Cloud-Anwendungen 30 Tage kostenlos testen. Das Gesamtpaket umfasst Office Professional Plus, Exchange, Sharepoint, Lync sowie die Office Web Apps. Im Microsoft Office 365 Marketplace lassen sich einzelne Softwarekomponenten zusammenstellen und für die jeweiligen Geschäftsanforderungen etwa mit Apps für das Finanz-Management oder den operativen Betrieb ergänzen.

Die Struktur des Marketplace

Die Struktur des Marktplatzes orientiert sich an Geschäftsanforderungen, Branchen, kompatiblen Produkten, Anwendungstypen, der durchschnittlichen Bewertung sowie der Preisspanne. Dabei können die Anwender das jeweilige Produkt mit bis zu fünf Sternen bewerten. Bei der Preisspanne wird zwischen kostenlos (drei Anwendungen) und kostenpflichtig (31 Anwendungen) unterschieden. Der Preis richtet sich nach dem Angebot des Partnerunternehmens und den individuellen Anforderungen der Anwender.

Im Bereich Dienstleistungen werden überwiegend Beratungs- und Integrationsservices für Office-365-Kunden angeboten. Wie in den Kategorien Anwendungen und Unternehmen lässt sich die Ergebnisliste auch nach Übereinstimmungen bei der Suche, Bewertungen und Namen sortieren. In der Unternehmensübersicht können Kunden direkt nach einem ortsnahen Anbieter von Anwendungen oder Dienstleistungen suchen und sich eine Liste mit passenden Unternehmen anzeigen lassen.

Im Dynamics Marketplace finden sich CRM- sowie ERP-Applikationen und Services.
Foto: Microsoft

Der Dynamics Marketplace umfasst CRM- und ERP-Anwendungen, Dienstleistungen sowie Services. Möchte ein Kunde konkret eine Anwendung für sein Finanz-Management oder E-Commerce haben, sollte er sich als Erstes über die Anforderungen im Klaren sein, die ein Programm mitbringen sollte. Die Vielfalt an Angeboten ist etwas unübersichtlich und bedarf einer Eingrenzung durch den Anwender.

Regeln auf dem Marktplatz

Wer sich im Dynamics Marketplace als Partner von Microsoft eintragen lassen und seine Anwendung anbieten möchte, muss einen Test für die aktuelle Version von Microsoft Dynamics bestehen. Für eine CRM-Anwendung ist ein Selbsttest auf „Microsoft Platform Ready“ obligatorisch. Zusätzlich muss der Partner über die Microsoft-Kompetenz CRM verfügen und als Certified for Microsoft Dynamics (CfMD) registriert sein. Wer eine ERP-Anwendung im Marktplatz veröffentlichen will, muss im Anschluss an eine Registrierung auf der „Microsoft-Lionbridge“-Website einen Softwaretest bestehen, die aktuelle Version der Dynamics-ERP-Produkte unterstützen und die Microsoft-Kompetenz ERP besitzen.

Beim Thema Sicherheit verspricht das Softwareunternehmen für alle Services und Anwendungen eine Normierung nach ISO 27001 sowie der Safe-Harbor-Zertifizierung. Die Entwicklung der verschiedenen Anwendungen unterliegt dem hauseigenen Microsoft Security Development Lifecycle (SDL). Der Zugriff beispielsweise auf Office-365-Anwendungen erfolgt entweder über eine Microsoft Online ID oder eine im Unternehmen festgelegte gemeinsame ID.

CW-Serie Business-Marktplätze, Teil 3

Seit Apple mit der Einführung des iPhones das Prinzip eines Online-Marktplatzes zum Verteilen von Software etablierte, sind Apps und ihre entsprechenden Stores aus der IT-Branche nicht mehr wegzudenken. Allerdings stellen die beiden großen, populären Marktplätze App Store (Apple) und Play Store (Android) aus professioneller IT-Sicht eher eine Gefahr als einen Fortschritt dar: Zu groß scheint das Risiko, dass sich hier ein Anwender mit einer App Malware herunterlädt und dadurch die Sicherheit der Unternehmens-IT aufs Spiel setzt.

Ein zweites Manko ist das riesengroße Angebot: Mag es im Wettbewerb um Privatanwender sinnvoll sein, hunderttausende Apps anzubieten, gerät die Vielfalt im Unternehmen zum Nachteil. Wer hat schon die Zeit, diesen Wust an Programmen nach dem passenden Tool zu durchsuchen? Minuspunkte, die auch IT-Hersteller und Service-Provider erkannt haben. Mit eigenen Marktplätzen wollen sie explizit die Business-Klientel adressieren. Zudem handelt es sich bei den professionellen Angeboten in der Regel nicht um Apps zum Herunterladen, sondern um buchbare Cloud-Services.

Die COMPUTERWOCHE hat sich die verschiedenen Angebote angeschaut und wird in einer Serie die Enterprise-Marktplätze folgender Anbieter vorstellen:

Telekom,

Hewlett-Packard,

• Microsoft,

Fujitsu,

SAP.