PC-Markt 2007: Anwender rüsten auf

10.01.2007
Vista und Multicore-Prozessoren werden Marktforschern zufolge den Markt beleben. Doch auch neue Festplattentechnik und billigere großformatige Monitore machen Lust auf einen Einkaufsbummel.

Wenn Microsoft in den nächsten Wochen seine neue Windows-Variante Vista auch für den Consumer-Markt freigibt, wird das einer Frischzellenkur für den weltweiten PC-Markt gleichkommen, meinen die Marktforscher von iSuppli - nicht zuletzt, weil die Hardwareanforderungen steigen werden. Für einen kräftigen Schub werden demnach außerdem die neuen Multicore-Prozessoren von Intel und AMD sorgen (siehe auch: Die Pläne von Intel und AMD für 2007, Teil eins und zwei). Insgesamt würden im weltweiten PC-Markt 262,9 Millionen Geräte ausgeliefert, ein Plus von 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 238,5 Millionen Rechner abgesetzt worden waren. Das Wachstum lag 2006 bei neun Prozent.

Notebooks bleiben 2007 gefragt, wenngleich die Rekordverkäufe von 2006 nicht wieder erreicht werden
Foto: Fujitsu Siemens

Vista wird laut iSuppli den berühmten "Halo-Effekt" auslösen, zumal Microsoft das Marketing ankurbeln und damit die Aufmerksamkeit für PCs insgesamt wecken werde. Notebooks bleiben besonders gefragt, die Nachfrage soll gegenüber 2006 um 20,7 Prozent steigen. Im Vorjahr war dieses Segment allerdings noch um 26,7 Prozent gewachsen. Dafür belebt sich der Markt der klassischen Desktops, der 2006 lediglich um 1,4 Prozent zugelegt hatte und heuer um 4,9 Prozent wachsen soll.

Die Kraft der vier Kerne

Während 2006 erste Modelle mit Dual-Core-Prozessoren abgesetzt wurden, soll 2007 das Jahr der Quad-Core-Prozessoren von Intel und Advanced Micro Devices (AMD) werden. Die Vier-Kern-Prozessoren repräsentieren gegenwärtig den höchsten Level an verfügbarer Mikroprozessor-Leistung und werden eigentlich nur von einem kleinen Teil der PC-Nutzer wirklich gebraucht. Doch die Technik dürfte die Aufmerksamkeit der Fach- und Publikumspresse wieder verstärkt auf den PC lenken, was die Verkaufszahlen ankurbeln könnte.

Bessere Zeiten für Prozessorhersteller

Das vergangene Jahr war für die Mikroprozessor-Industrie laut iSuppli besonders schlecht. Das Gefecht der Wettbewerber Intel und AMD sowie ein leicht nachlassendes Interesse an PCs drückten auf die Preise. Die Marktforscher schätzen, dass der Umsatz mit Mikroprozessoren 2006 um 6,6 Prozent zurückging - ein herber Einbruch für ein Produkt, dessen durchschnittliche Wachstumsraten eigentlich bei acht Prozent jährlich liegen. 2007 werde der Umsatz aber wieder zweistellig wachsen - um 10,8 Prozent auf 35,4 Milliarden Dollar (2006: 31,9 Milliarden Dollar).

Schlechtere Zeiten für den DRAM-Markt

Ungeachtet der steigenden PC-Verkaufszahlen soll sich das Wachstum im Marktsegment für DRAM-Chips 2007 deutlich verlangsamen. Nam Hyung Kim, Director und Principal Analyst von iSuppli, erwartet ein Umsatzwachstum von 11,3 Prozent im laufenden Jahr - nur auf den ersten Blick ein guter Wert. Im abgelaufenen Jahr expandierte dieser Markt um 33,6 Prozent. Das vergangene Jahr hatte Speicherchips ungewöhnlich günstige Bedingungen beschert: Der durchschnittliche Verkaufspreis war im Jahresverlauf nur um 13 Prozent gefallen - der historische Durchschnittswert liegt bei 30 Prozent jährlich. In diesem Jahr soll sich der Preisverfall wieder "normalisieren" und bei etwa 31 Prozent liegen

Das letzte Jahr war für den DRAM-Markt ungewöhnlich verlaufen, weil viele Speicherhersteller diversifiziert und neben PC-Speicher auch DRAMs für Nicht-PC-Umgebungen sowie Flash-Speicher (NAND) hergestellt hatten. Insgesamt war zwar die DRAM-Bit-Produktion um 52 Prozent gewachsen, doch Speicherchips, die nicht für PCs vorgesehen waren, wurden in Relation stärker produziert als PC-DRAMs. Die Folge: Im Segment der PC-Speicherkomponenten war eine ungewöhnliche Preisstabilität zu beobachten.

Im laufenden Jahr wird sich der Markt laut iSuppli anders verhalten. Die Bit-Produktion soll um stolze 65 Prozent zulegen, und sieben neue Fabriken, die 300-Millimeter-DRAM-Wafer produzieren, werden ihren Betrieb aufnehmen. Gleichzeitig wird das Wachstum im Flach-Speicher-Segment weniger dynamisch ausfallen, so dass sich DRAM-Anbieter wieder stärker von der NAND-Produktion abwenden werden. Damit wird die DRAM-Verfügbarkeit steigen, die Preise dürften deutlich fallen.

Die Marktforscher erwarten, dass der DRAM-Markt 2007 ein Marktvolumen von 36,95 Milliarden Dollar erreichen wird, den zweithöchsten jemals gemessenen Wert. Der Rekord war im Jahr 1995 erzielt worden, als das Marktvolumen 40,8 Milliarden Dollar erreichte.

Alles senkrecht bei Festplatten

Der Festplattenmarkt wird sich laut iSuppli umsatzmäßig nahezu im Gleichschritt mit dem PC-Markt entwickeln, also gegenüber 2006 um rund zehn Prozent wachsen. Insgesamt sollen 361,8 Millionen Einheiten abgesetzt werden, nach verkauften Stückzahlen wird also ein Plus von 14,6 Prozent gegenüber 2006 (328,8 Millionen) erwartet. Der Markt wird von einem technischen Generationswechsel beherrscht: Die Perpendicular-Recording-Technik, die aufgrund der vertikalen Schreibweise das Speichern mit einer höheren Datendichte ermöglicht, setzt sich durch. Anbieter, die diesen Trend verschlafen, werden rasch im Wettbewerb zurückfallen und schließlich aus dem Markt gedrängt, so die iSuppli-Analysten.

Monitore werden größer und breiter

Dem Marktsegment der Monitore prophezeit iSuppli einen um 8,4 Prozent wachsenden Absatz auf 167,2 Millionen Einheiten (2006: 154,2 Millionen). Impulse bezieht der Markt von neuen Bildschirmgrößen, sinkenden Preisen, dem Trend zur Verwendung von zwei Monitoren gleichzeitig sowie zu gebündelten Notebook-Monitor-Paketen.

Vor allem in einigen Wachstumsregionen, allen voran Lateinamerika und China, interessieren sich Privatanwender für breitformatige (Wide-format-)Displays. Das Erscheinen von Vista und weiteren Angeboten werde diesen Trend beschleunigen. Da Vista in den nächsten Wochen herauskommen soll, rechnen viele Monitorhersteller in diesen traditionell eher schwachen Monaten mit einer Sonderkonjunktur. Unternehmen werden sich laut iSuppli indes zunächst kaum auf breitformatige Monitore stürzen, zumal das neue Microsoft-Betriebssystem dort auch nur zögerlich eingeführt werden dürfte. Das könnte sich später ändern, da in Firmen zunehmend Notebooks mit zusätzlichem Bildschirm zum Einsatz kommen. Hier dürften Anwender auch größere Modelle in Betracht ziehen.

Eines der heißesten Marktsegmente ist laut iSuppli das der 22-Zoll-Breitformat-Bildschirme. Die Straßenpreise seien hier bereits teilweise auf unter 300 Dollar gefallen. Damit sei das Interesse von Privat- und Business-Kunden geweckt. Außerdem bereiteten sich die Hersteller auf eine größere Nachfrage nach 24-Zoll-Modellen vor, da Anwender offenbar ein ausgeprägtes Interesse an Größe zeigen. (hv)