2,5-Zoll-SSD im Test

Patriot Wildfire

08.11.2011 von Christian Vilsbeck
Lesen Sie im Test, ob Patriots Wildfire SSD die hohen Erwartungen an Performance und Qualität erfüllen kann.

Das Segment der SATA 6 Gb/s SSDs deckt Patriot mit seinen Wildfire- und Pyro-Produktlinien ab. In beiden kommt der SF-2281 als Solid State Disc-Controller zum Einsatz. In Bezug auf die verwendeten MLC-NANDs unterscheiden sich Pyro- und die Wildfire SSDs. So kommen in der Pyro-Reihe Micron ONFi-1.0-Chips zum Einsatz, während die Wildfire-Reihe mit schnellen NANDs von Toshiba aufwarten kann. Die Wildfire SSDs werden mit 122, 140 und 480GB Speicherkapazität angeboten. In unserem Test wurde die 120GB-Variante auf Herz und Nieren getestet.

Force GT
Patriot Wildfire - Modell PW120GS25SSDR
Patriot bietet die Wildfire mit Kapazitäten von 120, 240 und 480 GByte an.
Patriot Wildfire - Modell PW120GS25SSDR
Die 2,5-Zoll-SSD nutzt als Schnittstelle SATA 6 Gb/s.
Patriot Wildfire - Modell PW120GS25SSDR
Der weit verbreitete SSD-Controller SandForce SF-2281 ist auch in der Wildfire verbaut.
Patriot Wildfire - Modell PW120GS25SSDR
Bei der 120-GByte-Version sind nur auf einer Platinenseite die MLC-NANDs verlötet.
Patriot Wildfire - Modell PW120GS25SSDR
Im Mittel erreicht die Patriot Wildfire eine sequenzielle Leserate von 475 MByte/s.
Patriot Wildfire - Modell PW120GS25SSDR
Beim sequenziellen Schreiben erreicht die SSD im Durchschnitt 407 MByte/s.

Die Wildfire unterstützt wie zu erwarten der TRIM-Befehl. Dank ATA-Kommando können zudem Schreibzugriffe beschleunigt werden. Als MTBF werden von Patriot 2000000 Stunden angegeben.

Die von uns getestete 120GB-Variante ist zu Straßenpreisen von 250 Euro zu haben. Für die 240GB-Variante werden 450 Euro, für das 480GB-Spitzenmodell 1200 Euro fällig. (Preise Stand Anfang September)

Benchmarks

Geschwindigkeit: Patriots Wildfire kann mit einer maximalen sequenziellen Leserate von 488 MByte/s nicht ganz mit den ebenfalls SF-2200-basierenden SSD OCZ Vertex 3, Agility oder Corsair Force GT mithalten - die bis zu 510 MByte/s erreichen. Auch im Durchschnitt über die komplette Kapazität muss sich die Wildfire mit ermittelten 475 MByte/s beispielsweise der Corsair Force GT (506 MByte/) geschlagen geben. Beim sequenziellen Schreiben platziert sich die Wildfire zwischen den SSDs mit SF-2200: Maximal schafft die Patriot 445 MByte/s, im Mittel sind es 407 MByte/s und im Minimum 353 MByte/s. Eine OZC Vertex 3 schreibt im Mittel mit 420 MByte/s, Corsairs Force GT begnügt sich mit 326 MByte/s.

Sequenzielle Leserate: Im Mittel erreicht die Patriot Wildfire eine sequenzielle Leserate von 475 MByte/s.

Bei unseren Praxistest beim Lesen, Schreiben und Kopieren von Dateien unterschiedlicher Größe liegt die Patriot Wildfire zirka vier bis 15 Prozent hinter den ebenfalls getesteten 2,5-Zoll-Top-SSDs OCZ Vertex 3 oder einer Corsair Force GT. Bei den Anwendungstests von PCMark Vantage arbeitet die Wildfire dafür sogar etwas schneller als die Konkurrenten.

Sequenzielle Schreibrate: Beim sequenziellen Schreiben erreicht die SSD im Durchschnitt 407 MByte/s.

Bei den für professionelle Enterprise-Anwendungen wichtigen IOPS zeigt die Patriot Wildfire dagegen eine durchgehend sehr gute Leistung: Bei 100 Prozent zufälligen Lesen mit 4 KByte Blöcken (unaligned) und Queue Depth 32 arbeitet die Wildfire mit einer Rate von 26.864 IOPS auf dem erwartungsgemäß sehr hohem Niveau SF-2281-basierender 2,5-Zoll-SSDs. Auch beim Schreiben sowie den Szenarien Datenbankserver, Fileserver und Webserver leistet sich die Patriot Wildfire keine Schwäche.

Fazit & Daten

Die Patriot Wildfire liefert bei den sequenziellen Transferraten sowie den Praxistests eine gute Performance - aber meist kein Top-Resultat. Die ebenfalls mit SandForce-2281-Controllern bestückten Konkurrenten OCZ Vertex 3 oder Corsair Force GT sind der Wildfire insgesamt überlegen.

Wer hohe IOPS wie beispielsweise beim Einsatz der SSD in Datenbank-, Web- oder Fileservern benötigt, der kann beruhigt zur Patriot Wildfire greifen. Hier liefert die SSD sehr gute Werte auf dem Niveau einer OCZ Vertex 3. Bei den IOPS zeigt in unserem Vergleichsfeld insbesondere die Corsair Force GT Schwächen. Ideal für IOPS-lastige Workloads sind allerdins SSDs wie die speziell dafür ausgelegte Vertex 3 Max IOPS.

Für die gezeigte Performance ist die Patriot Wildfire mit zirka 250 Euro in der 120-GByte-Version aber deutlich zu teuer. Eine OCZ Vertex 3 gibt es bereits für 180 Euro, die Corsair Force GT ist für 175 Euro erhältlich (Stand Preise: 31.08.11).

Wir weisen bei den Testergebnissen ausdrücklich darauf hin, dass sich die Performance-Werte - insbesondere bei den IOPS - je nach Kapazität in einer SSD-Serie deutlich unterscheiden können. So wurde bei der Vertex 3 die 240-GByte-Version gestestet, von der Patriot Wildfire und Corsair Force GT stand uns das 120-GByte-Modell zur Verfügung. Typischerweise sind SSDs mit höherer Kapazität und oft doppelter Anzahl an verwendeten NANDs schneller.

Quickinfo

Produkt

Patriot Wildfire PW120GS25SSDR

Hersteller

Patriot

Kapazität

120 GByte

Technologie

MLC-NAND

Controller

SandForce SF-2281

Cache / Puffer

Interner Cache im Controller SF-2281 - keine Größenangabe vom Hersteller

Interface

SATA 6 Gb/s

MTBF

2.000.000 Std.

Formfaktor

2,5 Zoll

Garantie

3 Jahre

Preis (Stand: 31.08.11)

zirka 250 Euro

Testplattform

Als Testplattform für die SSDs dient uns ein Gigabyte 890GPA-UD3H mit AMD-Chipsatz 890GX. Das Socket-AM3-Mainboard statten wir mit einem Phenom II X4 910e aus. Die Quad-Core-CPU arbeitet mit einer Taktfrequenz von 2,6 GHz und ist mit einer maximalen Verlustleistung von 65 Watt besonders stromsparend. Dem Prozessor stehen 4 GByte DDR3-1333-DIMMs als Arbeitsspeicher zur Verfügung.

Testplattform: Alle 3,5-Zoll-Desktop-Festplatten werden an einem Gigabyte 890GPA-UD3H getestet. Als Betriebssystem kommt Windows 7 Professional in der 32-Bit-Ausführung zum Einsatz.

Die Ansteuerung der Festplatten übernimmt AMDs Chipsatz 890GX, der sechs SATA-3.0-Schnittstellen zur Verfügung stellt. Damit sind theoretische Transferraten von 600 MByte/s über das Interface möglich. Für Laufwerke oder Storage-Controller mit PCI-Express-Schnittstelle stehen Gen2-Interfaces zur Verfügung.

SATA 3.0: Der Chipsatz AMD 890GX stellt secht SATA-Ports mit 6 GBit/s zur Verfügung.

Als Systemlaufwerk setzen wir die 500-GByte-Festplatte Samsung SpinPoint F3 HD502HJ ein. Die SATA-II-Festplatte beherbergt das Betriebssystem Windows 7 Professional in der 32-Bit-Ausführung.

Testszenarien

Die Leistungsfähigkeit einer Solid State Disk und Festplatte bewerten wir anhand von verschiedenen Tests. Wir unterscheiden zwei Kategorien: Der Lowlevel-Benchmark tecBench lotet die maximale Leistungsfähigkeit der SSDs mit möglichst wenig Betriebssystem-Overhead ohne Cache aus. Damit lassen sich die Angaben in den Datenblättern der Hersteller überprüfen. Um die Performance der Laufwerke in der Praxis zu untersuchen, führen wir mit unserem Applikationsbenchmark tecMark Schreib-, Lese- und Kopiertests unter realen Bedingungen durch. Zusätzlich verwenden wir die HDD-Tests der PC Mark Vantage Benchmark-Suite. Welche IOPS die SSDs in Enterprise-Szenarien liefern, messen wir mit IOMeter.

tecBench: Hardwarenaher Lowlevel-Benchmark, der die Leistung einer Festplatte weit gehend unabhängig von betriebssystemseitigen Optimierungen (z.B. Caching) und Betriebssystemoverhead (z.B. NTFS-Filesystem) beurteilt. Der Benchmark nutzt die unter Windows verfügbaren Festplatten-Devices ("\\\\.\\PhysicalDrive0", etc.) im ungepufferten Betriebsmodus ("FILE_FLAG_NO_BUFFERING" im Aufruf von CreateFile(), um möglichst nah am Festplattentreiber und damit hardwarenah zu messen.

Der Zugriffstest besteht aus einer Folge von SetFilePointer()-Aufrufen mit pseudozufällig generiertem Offsetparameter. Um sicherzustellen, dass nach jedem dieser Aufrufe auch wirklich eine physikalische Positionierung der Schreib-/Leseköpfe (bei Festplatten) erfolgt, ruft der Benchmark nach jedem SetFilePointer() die ReadFile()-Funktion auf, um durch das Lesen eine physikalische Positionierung zu erzwingen.

Der Schreib- und Lesetest bedient sich der WriteFile()-, respektive ReadFile()-Funktion, um Sequenzen von Sektoren an verschiedenen Stellen der Festplatte zu schreiben beziehungsweise zu lesen. Die Positionierung der Schreib-/Leseköpfe erfolgt wiederum mit SetFilePointer().

tecMark: Der Lese- und Schreibtest von tecMark wird durch die Funktionen ReadFile() und WriteFile() realisiert. Der Benchmark erzeugt dabei Dateien und liest/schreibt eine konfigurierbare Menge von Daten in diese beziehungsweise aus diesen Dateien. Um das typische Verhalten von Applikationen zu berücksichtigen, die nur in den seltensten Fällen größere Datenblöcke lesen oder schreiben, erfolgt der Datentransfer in Blöcken der Größe 8 KByte. Der Kopiertest von tecMark nutzt die Betriebssystemfunktion CopyFile().

PC Mark Vantage: Die HDD-Suite von PC Mark Vantage simuliert den typischen Alltagseinsatz einer SSD und Festplatte. Durch die Nachbildung der Dateioperationen wird der Durchsatz beim Start von Windows Vista simuliert. Außerdem überprüft PC Mark Vantage den möglichen Durchsatz beim Einsatz von Windows Defender sowie beim Windows Movie Maker.

IOMeter: IOMeter ist ein Tool zur Analyse des I/O-Subsystems. Das Benchmark-Tool erfasst die I/O-Transfers pro Sekunde und die Transferrate in MByte/s. Die IOmeter-Anwendung umfasst zwei Komponenten: die Controller-Iometer-GUI und die ausführbare Dynamo-Datei zur Arbeitlastgenerierung. Beide Komponenten können auch über die Befehlszeile ausgeführt werden. Innerhalb des Controllers haben Sie die Möglichkeit, verschiedene Verwendungsmuster zu testen. Wir verwenden vordefinierte Workloads zur Simulation von Random Read, Random Write, Webserver, Databaseserver, Fileserver und Streamingserver. Jeder Test läuft 30 Minuten auf den SSDs. Vor den Tests führt IOMeter ein Preconditioning zum Vorbereiten der Laufwerke durch.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.