Palm will mit neuem "Treo"-Smartphone verlorenen Boden gut machen

14.09.2006
Palm hat sein erstes UMTS-"Treo"-Smartphone vorgestellt, das es gemeinsam mit Vodafone auf den europäischen Markt bringen wird. Es arbeitet mit Microsofts Windows-Variante "Windows Mobile 5.0".

Mit dem neuesten Modell aus der Treo-Familie will der Hersteller dem zuletzt negativen Geschäftstrend entgegenwirken. Gerade erst musste das Unternehmen wegen zögerlicher Treo-Verkäufe eine Gewinnwarnung veröffentlichen.

Palm hatte für das am 1. September 2006 abgeschlossene Geschäftsquartal ursprünglich Einnahmen von 380 bis 385 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Diese Erwartung wird sich wegen geringerer Verkäufe der Treo-Smartphones nicht erfüllen. Jetzt geht Firmenchef Ed Colligan nur noch von einem Umsatz aus, der zwischen 354 und 356 Millionen Dollar pendeln dürfte.

Colligan kommentierte die Ergebniskorrektur mit den Worten, Palm werde die für den Umsatzeinbruch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres verantwortlichen Marktdynamiken "bald mit zwei wichtigen Produktvorstellungen adressieren".

Mit der Präsentation des "Treo 750v" vor der Presse in München hat Palm nun die nach den Worten von Senior Vice President John Hartnett "wichtigste und bedeutendste Produktvorstellung" vollzogen.

Mit dieser Feststellung dürfte der Palm-Manager übrigens auch in anderer Hinsicht richtig liegen. Das Unternehmen, dessen Image nach eigenen Aussagen immer noch mit Palm-Handhelds verbunden ist, hat die Zeichen der Zeit nämlich offensichtlich in den vergangenen Jahren nicht erkannt und zu spät auf die Karte Smartphone gesetzt. Hierbei handelt es sich um Multifunktionsgeräte, die neben dem Telefonieren auch zusätzliche Dienste wie Push-E-Mail, Termin-, Adress-, und Aufgabensynchronisation und Optionen wie Video-Streaming und Fotografieren erlauben. Hinzu kommt, dass neue am Markt befindliche Geräte auch aktuelle Datenübertragungsverfahren wie UMTS unterstützen.

Nach den Worten von Hartnett trugen die "intelligenten" Mobiltelefone 75 Prozent zum Palm-Gesamtumsatz des Geschäftsjahres 2005/06 bei. Dieser lag bei 1,6 Milliarden Dollar. Trotzdem haben andere Unternehmen mit ihren Produkten Palm weit hinter sich gelassen.

Nach Zahlen von Gartner-Dataquest lagen im westeuropäischen Smartphone-Markt Nokia, Sony-Ericsson, Research in Motion (RIM), Motorola, Orange und T-Mobile bei der Zahl der verkauften Geräte vor Palm. Insgesamt wurden im westeuropäischen Markt 2005 rund neun Millionen Smartphones verkauft. Allein 7,6 Millionen hiervon brachte Spitzenreiter Nokia an den Mann. Noch der Viertplatzierte, Motorola, vertrieb im Jahr 2005 mit 242.750 Smartphones mehr als doppelt so viele Geräte wie Palm (111.450). Nach Angaben von Palm hat das Unternehmen bislang weltweit insgesamt drei Millionen "Treo"-Geräte verkauft.

Hartnett konzedierte vor der Presse, dass Palm sich verstärkt dem europäischen Markt zuwenden müsse. Bislang nämlich, gab der Palm-Manager weiter zu Protokoll, mache sein Unternehmen 75 Prozent seines gesamten Geschäfts auf dem US-amerikanischen Markt. In Zeiten der Globalisierung ist diese Fokussierung auf ein geografisches Segment erstaunlich. Hier hat Palm offensichtlich gemerkt, dass es gegensteuern muss.

Hartnett betonte deshalb, das neue Treo-Modell werde zuerst in Europa vorgestellt. Ab der ersten Oktoberwoche werde es in neun europäischen Ländern in Kooperation mit Vodafone zu einem Preis von 650 Euro ohne Vertrag (249 Euro mit Vertrag) angeboten. Erst später folge die Markteinführung in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Allerdings wird das Treo 750v zunächst weder Wifi noch High Speed Downlink Packet Access (HSDPA) unterstützt. HSDPA wird wegen seiner höheren Übertragungsraten auch als Breitband-UMTS angepriesen. UMTS bietet Übertragungsraten von bis zu 384 Kbit/s im Downlink (64 Kbit/s im Uplink), HSDPA wartet mit Übertragungsraten von bis zu 1,8 Mbit/s auf. Hartnett sagte, diese Option werde es künftig via Software-Upgrade geben, ein Austausch des Transmitters etwa sei also bei den Geräten nicht notwendig.

Das neue Treo-Smartphone bietet die mittlerweile üblichen Smartphone-Funktionen wie Push-E-Mail, Messaging, Internetanbindung, Bluetooth und Organizerverwaltung. Da es mit Microsofts Windows Mobile 5.0 arbeitet, können auf dem Gerät auch die Office-Anwendungen Word und Excel in abgespeckter Funktion laufen. Außerdem lassen sich pdf-Dateien zumindest ansehen. Das Gerät besitzt einen berührungssensitiven TFT-Monitor mit einer Auflösung von 240 x 240 Pixel und eine Digitalkamera mit 1,3 Megapixel. Es unterstützt den Windows Media Player 10. Außerdem weist es einen Einschub für Mini-SD-Karten auf. (jm)