On-Demand-CRM trifft On-Demand-Office

Pakt gegen Microsoft: Salesforce.com integriert Office-Tools von Google

14.04.2008 von Frank Niemann
Der Anbieter von On-Demand-CRM-Software Salesforce.com bietet seinen Mietern nun die On-Demand-Office-Suite "Google Apps" als Bestandteil seiner Browser-basierenden Applikationsoberfläche an. Damit stehen Nutzern neben den Kunden-Management-Funktionen integrierte Textverarbeitungs- und E-Mail-Module zur Verfügung.

Mit der Kombination aus Office- und CRM-Funktionen ("Salesforce for Google Apps") will Salesforce.com seinen Kunden eine erweiterte Arbeitsumgebung liefern, die sie komplett autark von lokal installierter Software machen soll. Da Programmfunktionen, Kundendaten sowie Dokumente auf Servern im Internet liegen, benötigt der Nutzer lediglich einen Web-Browser.

Nutzer können mit Kunden über das CRM-Frontend per E-Mail kommunizieren, eingehende E-Mails einem Kundendatensatz zuweisen sowie Anschreiben und Angebote über die integrierte Textverarbeitung erstellen. Ferner lassen sich Kontakt- und Kalenderdaten zwischen beiden Systemen abgleichen, um Termine innerhalb von Vertriebsteams sowie mit dem Kunden abzustimmen.

Google-Tools in die Web-Oberfläche eingebunden

Die Google-Features sind eng in die CRM-Oberfläche eingebunden. Der Nutzer kann beispielsweise eine E-Mail im Google-Postfach über einen Button einem Datensatz im CRM-System zuweisen. In der Ansicht der Kundendaten stehen zusätzliche Funktionen bereit, um mit Googles Office-Werkzeugen Dokumente zu erzeugen, etwa Angebote und Berichte.

Die Office- und Collaboration-Werkzeuge von Google sollen dem CRM-Nutzer direkt in der Applikation zur Verfügung stehen.

Die Google Apps bestehen aus Online-Programmfunktionen für Textverarbeitung, Präsentation, Tabellenkalkulation, Kalender, E-Mail und Instant-Messaging (Google Talk). Damit umfasst das Angebot zumindest die Grundfunktionen von lokal installierbaren Programmpaketen wie Microsoft Office. Neben einer kostenfreien Variante gibt es gegen Gebühr das Google-Paket mit zusätzlichen Merkmalen ("Premier"). Die Google-Werkzeuge gestatten es zudem, online gemeinsam an Dokumenten zu arbeiten.

Anwender von CRM-Software arbeiten in der Regel auch mit Office-Programmen und E-Mail-Systemen und setzen eine Anbindung ihrer Bürosoftware voraus. Salesforce.com hat schon seit einiger Zeit ein Modul im Angebot, mit dem Anwender ihre lokal installierte Office-Suite mit der On-Demand-Applikation koppeln können. Mit dem nun vorgestellten Produkt liefert der Anwendungsvermieter eine Alternative zu Office-Programmpaketen wie dem von Microsoft. Als Vorteil der Offerte hebt Salesforce.com auch hervor, dass beide Produkte bereits integriert sind, so dass hier für den Endanwender keine Arbeit anfällt. Zudem spare er sich Programm-Updates, da sowohl Google als auch Salesforce.com ihre Softwareplattform an zentraler Stelle für alle Nutzer pflegen.

Salesforce.com bietet Support für Google Apps und CRM

Für Sommer hat Salesforce.com eine Version der Office-CRM-Kombination in Aussicht gestellt, für die auch ein Support angeboten wird. Kunden erhalten gegen eine monatliche Gebühr von sechs Euro Unterstützung für die integrierte Umgebung. Was noch fehlt, ist eine Offline-Variante, die es dem Nutzer gestattet, die CRM-Daten sowie seine Google-Dokumente auch ohne Internet-Verbindung zu nutzen. Derzeit verfügen beide Online-Produkte zwar über Offline-Features, diese lassen sich jedoch nicht kombinieren. Im Gegensatz dazu liefern heute praktisch alle Anbieter von CRM-Software auch Offline-Funktionen, etwa für mobile Außendienstmitarbeiter.

Google arbeitet schon seit einiger Zeit mit Salesforce.com zusammen. Vor etwa einem Jahr verkündeten beide Firmen eine Kooperation bezüglich der Werbeform "Google Adwords". CRM-Nutzer können aus der Oberfläche heraus Online-Werbekampagnen steuern. Die nun besiegelte Partnerschaft geht darüber weit hinaus.

Sowohl Google als auch Salesforce.com greifen mit ihren jeweiligen Angeboten die etablierten Softwarehersteller an, allen voran Microsoft. Der Softwarekonzern sucht händeringend nach Wegen, im Online-Geschäft besser zum Zuge zu kommen. Es geht dabei unter anderem um werbefinanzierte Dienste und Applikationen zur Miete, die auf PCs installierte Microsoft-Programme ergänzen sollen ("Software plus Service"). Alle bisherigen Bemühungen, zu denen die Internet-Plattformen "Office Live" und "Windows Live" sowie eine eigene Web-Suchmaschine zählen, reichen offenbar nicht: Microsoft versucht seit einigen Wochen, den Online-Portalanbieter Yahoo zu kaufen.

Microsoft bietet ebenfalls CRM-Funktionen zur Miete an, beschränkt dieses Angebot jedoch auf die USA. Partner des Konzerns können jedoch als Hoster von CRM-Lösungen agieren und diese gegen Mietgebühr im Kundenauftrag betreiben. Das Mietangebot setzt auf der gleichen Software auf wie das lizenzpflichtige Produkt "Dynamics CRM". Zu den wesentlichen Merkmalen des Produkts zählt laut Microsoft die enge Integration in die eigene Office-Umgebung. Das Frontend erinnert stark an Microsoft Outlook. (fn)

Youtube-Beitrag von Salesforce zu Salesforce for Google Apps