Oracle will Fusion offenbar für IBM-Datenbanken öffnen

24.04.2006
Wie aus gut informierten Kreisen verlautete, kündigt Oracle diese Woche an, dass die "Fusion Middleware" auch konkurrierende Datenbankprodukte der IBM unterstützen soll.

Lange hatte sich Oracle um die Eintscheidung bei dem Thema DB2-Unterstützung innerhalb der Fusion Middleware gedrückt. Nun scheint es, als hätte der Datenbankhersteller eine Entscheidung im Interesse der ERP-Kunden getroffen. Durch die Übernahme der ERP-Lösungen von J.D. Edwards (JDE) und Peoplesoft erwarb Oracle zahlreiche Kunden, deren Applikationen auf DB2 laufen. Zwar gab der Konzern den Anwendern das Versprechen, bestehende ERP-Installationen mit DB2 als Datenbankunterbau zu pflegen. Ob die mit der eigenen Datenbanktechnik in Wettbewerb stehenden Produkte der IBM auch gemeinsam mit der Fusion Middleware genutzt werden können, darauf wollte sich Oracle bislang nicht festlegen. Nun verlautete aus gut informierten Kreisen, habe sich der Softwarekonzern dazu durchgerungen, Fusion für DB2 zu öffnen.

Vor allem die 6500 Kunden der JDE-Systeme, die zu einem großen Teil auf i5-Systemen und somit auf DB2 laufen, wollten von Oracle eine klare Aussage dazu haben, ob ihre ERP-Lösungen, sofern sie diese auf der Fusion Middleware nutzen, die Datenbank behalten können. 4000 JDE-Kunden verwenden das RGP-basierende "World" und sind per se mit der i5-Familie verheiratet. Und mehr als die Hälfte der Enterprise-One-Kunden (das Java-gestützte ERP-System von JDE) haben ebenfalls i5-Rechner im Einsatz.

Für IBM lohnt es sich ebenfalls, eng mit Oracle zusammenzuarbeiten. Denn auf diese Weise bleibt die installierte Basis der DB2-Datenbanken erhalten. Gleiches gilt für die i5-Systeme: Jede i5-basierende ERP-Lösung fördert den Absatz der Rechnerfamilie.

Oracle und IBM haben vor, weitere Partner auszubilden, um so den indirekten Vertrieb von den auf den Mittelstand ausgerichteten ERP-Lösungen zu forcieren (siehe auch Oracle und IBM planen Strategie für ERP-Systeme auf der i5-Plattform). Die mittelständischen Kunden erzielen aus Sicht von Oracle einen Jahresumsatz von bis zu 500 Millionen Euro.

Bei der Partnerinitiative geht es offenbar darum, verlorenes Terrain zurückzuerobern. "IBM-Reseller hatten schon nach dem Kauf von JDE durch Peoplesoft kein Interesse mehr, die ERP-Lösungen zu vertreiben", so Christian von Stengel, Senior Director Application Sales Deutschland und Mitglied der Geschäftsleitung von Oracle, gegenüber der COMPUTERWOCHE. Peoplesoft hatte sich im Jahr 2003 den kleineren Konkurrenten einverleibt, daraufhin hatte Oracle mit dem Übernahmekampf um Peoplesoft begonnen und diesen nach vielen Monaten für sich entschieden. (fn)