Neue DBMS-Version mit beschleunigter Transaktionsverarbeitung:

Oracle auf mehr Performace getrimmt

22.04.1988

PARIS (qua) - Schnelle Transaktionsverarbeitung gehörte bisher nicht unbedingt zu den Stärken relationaler Datenbanksysteme. Dieses Manko will die Oracle Corp., Belmont/Kalifornien, mit dem "Transaction Processing Subsystem"(TPS) ausgleichen, das zu großen Teilen in die jetzt angekündigte Version 6 ihres DBMS "Oracle" Implementiert wurde.

President Lawrence Ellison gibt sich selbstbewußt: "Viermal schneller als DB2 auf Mainframes" sei die künftige "Oracle"-Version. 150 Transaktionen pro Sekunde auf Großrechnern und 100 bis 150 auf mittleren Systemen nennt der Hersteller als konkrete Durchsatzwerte. Auf einer IBM-Maschine des Typs 4381-22 werde somit eine Performance erreicht, für die bislang noch eine 3090-180 erforderlich sei. Für den Anwender bedeute das gewaltige Einsparungsmöglichkeiten bei der Hardware-Beschaffung.

Keineswegs bescheiden mutet denn auch Ellisons Prognose für die Marktchancen seiner Company an: Bis 1992 will er einen Anteil von 25 Prozent auf dem Datenbanksektor erreicht haben. Die Vorteile des eigenen Produkts gegenüber dem IBM-System DB2 lägen einerseits in der Verfügbarkeit von Software-Tools, andererseits in der Portabilität. Im Hinblick auf den Hardware-Preisverfall urteilt der Oracle-President: "Es ist dumm, sich für die nächsten 10 bis 15 Jahre auf ein Hersteller-eigenes DBMS festzulegen."

Version 6/TPS wird voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen - gleichzeitig für MVS, VM/CMS, Sun-Unix und VMS. Innerhalb der neuen "Oracle"-Ausführung wird mit PL/SQL auch ein um prozedurale Sprachelemente erweitertes SQL bereitgestellt.

Wie der deutsche Geschäftsführer Franz Niedermaier jetzt bekanntgab, wurde kürzlich ein Abkommen zwischen der Stuttgarter Oracle GmbH und der in Walldorf ansässigen SAP GmbH geschlossen, demzufolge SAP das Oracle-DBMS für die Portierung seiner integrierten Anwendungspakete auf mittlere Rechnersysteme nutzen kann. Über diesen Umweg werde die SAP-Software auch unter Unix verfügbar.

Neu für die deutsche Oracle-Niederlassung ist der Bereich Dienstleistungen mit Geschäftssitz in München. Damit bietet Oracle jetzt auch fertige Applikationen, Reviews und strategische Beratung an.