Obermann strafft die Struktur von T-Systems

27.08.2007
Der Konzernumbau bei der Deutschen Telekom geht Kreisen zufolge weiter: Betroffen ist die Geschäftskundensparte T-Systems mit 56.000 Beschäftigen, bei der die bislang getrennten Bereiche Enterprise Services (ES) und Business Services (BS) gebündelt werden.

Vorstandschef René Obermann will mit dem Umbau Produktion und Vertrieb von gebündelten Telefon- und Datendiensten verbessern sowie die Kosten senken. Da dies nicht ausreicht, um T-Systems besser für den Wettbewerb aufzustellen, soll der Bereich Systems Integration mit rund 18.000 Programmierer und IT-Spezialisten in eine Partnerschaft eingebracht werden. Ein Sprecher der Telekom äußerte sich nicht dazu. T-Systems gilt als Sorgenkind im Unternehmen, da die Margen hinter denen der anderen Konzernteile zurückfallen. Obermann hatte daher im März die Suche nach einem Partner für die Geschäftskundentochter eingeläutet, dabei aber offen gelassen, welche Bereiche in die Kooperation eingebracht werden sollen. Offen ist auch noch, mit wem die Telekom zusammenarbeiten will. In den Konzernkreisen hieß es nun, dass der Partner über große Personalressourcen in Niedriglohnländern wie Indien verfügen sollte, um Arbeiten von T-Systems dorthin zu verlagern. Bislang beschäftigt T-System weniger als 3.000 Programmierer in Niedriglohnländern; Marktführer IBM kommt auf mehr als zehn Mal so viele.

Die Kosten bei Systems Integration sind nach Angaben von Experten daher deutlich höher als bei Konkurrenten wie IBM oder Accenture. Trotz der geplanten Verlagerung von Arbeiten an den Partnern ist den Kreisen zufolge ein Abbau von Arbeitsplätzen in dem Bereich nicht zwingend notwendig. Da rund zwei Drittel der Leistungen direkt beim Kunden erbracht werden müssten, werde die Telekom weiter Beschäftigte in dem Bereich Systems Integration benötigen.

Mit dem Umbau von T-Systems geht die Telekom-Führung ein weiteres Großprojekt an. Erst kürzlich hatte der Konzern den Konflikt um die Verlagerung von rund 50.000 Mitarbeitern der Festnetzsparte T-Com in den neuen Bereich T-Service beigelegt. Die Mitarbeiter hatten wochenlang gegen die damit verbundenen Lohnkürzungen und längeren Wochenarbeitszeiten gestreikt. Obermann hatte die Einschnitte mit dem harten Wettbewerb in Deutschland begründet.

Den Konkurrenzdruck bekommt auch T-Systems zu spüren, der sich in sinkenden Margen bemerkbar macht. Hinzu kommt, dass die Geschäftskundensparte nach Angaben aus den Kreisen frühere Akquisitionen noch nicht verdaut hat. Mit der Zusammenlegung von Enterprise Services, zuständig für die 60 wichtigsten internationalen Kunden, und die auf Mittelstand und deutsche Großkunden fokussierte Business Services will Obermann nun einen Schlussstrich ziehen. Die Trennung werde mit dem Umbau beseitigt, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Die Integration laufe ab sofort, hieß es in den Kreisen. Den genauen Zeitplan für den Umbau soll der neue T-Systems-Chef festlegen, der in den kommenden Wochen berufen werden soll. Nach dem Rückzug von Lothar Pauly hat T-Systems-Vorstand Wilfried Peters das Amt kommissarisch übernommen.

Spekulationen über eine Trennung von T-Systems erteilte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick Kreisen zufolge auf einer internen Veranstaltung eine Absage. T-Systems bleibe im Konzern, sagte er vor Führungskräften. Er deutete an, dass der Bonner Konzen künftig stärker in das Geschäft investieren wollen. Auch Akquisitionen gelten als denkbar (dpa/ajf)