HP-Deutschlandchef Smid im CW-Interview

"Nichts wird sich ändern"

20.12.2011
Léo Apotheker wurde als CEO von HP entlassen. Eine Woche vor diesen Ereignissen haben die CW-Redakteure Heinrich Vaske und Jan-Bernd Meyer mit dem Deutschland-Chef von HP, Volker Smid, über Strategien, Ziele und Ausrichtungen des Unternehmens gesprochen.

CW: Die Ankündigung von HP zur Zukunft der PC-Sparte war irritierend. Wollen Sie das PC-Geschäft verkaufen? Oder in welcher Form wollen Sie den angekündigten Rückzug aus dem PC-Business vollziehen?

Volker Smid (links) im Gespräch mit CW_Chefredakteur Heinrich Vaske (vorn) und Jan-Bernd Meyer.
Foto: IDG Business Media GmbH

Smid: Das PC-Geschäft von HP steht für 41 Milliarden Dollar Umsatz. Wir fahren es mit einer sechsprozentigen Marge. In einem sehr dynamischen Markt sind wir damit absoluter Marktführer. Das war nicht immer so, da haben wir uns hingearbeitet. Allerdings haben wir in den vergangenen 18 Monaten die Erkenntnis gewonnen, dass die Veränderungen am Markt rasanter kommen. Der Markt wird immer zyklischer. Damit verbunden werden auch die Reaktionszeiten deutlich kürzer.

Wenn man allein die vergangenen anderthalb Jahre Revue passieren lässt, kann man festhalten: Der Markt hat sich von einem Desktop-, zu einem Laptop-, zu einem Notebook-, zu einem Netbook- und letztlich zu einem Tablet-Markt entwickelt. Die Geschwindigkeit dieser Übergänge nimmt jeweils zu. In diesem Zusammenhang hat HP die verschiedenen Zyklen im Gesamtmarkt betrachtet. Darauf basierend wurde die strategische Entscheidung getroffen, für das Geschäft der Personal Systems Group die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sie ihre Marktführerschaft ausbauen und noch schneller am Markt agieren kann.

Wir haben mittlerweile ja klargestellt - anfangs hat das für Irritationen gesorgt -, dass unsere bevorzugte Lösung ein Spinoff ist. Die Meldung, wonach wir keine PCs mehr bauen, ist falsch. Der Eindruck, dass es sich um eine defensive Reaktion von HP handelt, ist ebenfalls falsch. Es ist eine sehr offensive. Und auch die dritte Wahrnehmung, HP würde sich jetzt grundsätzlich wandeln, ist falsch. Schauen Sie sich die vergangenen zwölf Jahre an, dann sehen Sie, dass HP sich seit langem wandelt. Dies ist nun ein weiterer Schritt in diesem Prozess.

"Das war die erste Reaktion"

CW: Die Kommunikation von HP in Sachen PC-Geschäft hat in der Öffentlichkeit für erhebliche Verunsicherung gesorgt. Die Anwender fragen sich, was jetzt aus ihren Investitionen wird und wie sie sich in Zukunft verhalten sollen. Wer wird ihr Ansprechpartner sein? Wer die Wartung für HP-PCs übernehmen?

Smid: Ja, das war sicherlich eine der ersten Reaktionen. Aber seitdem ist nun ja schon etwas Zeit vergangen, in der wir mit unseren Partnern und Kunden reden konnten. Und hier gibt es eine klare Antwort: Es wird sich schlichtweg nichts ändern. Die Wartung für alle unsere Produkte im Markt wird wie bisher weitergehen. Da rücken wir auch nicht von ab.

Aber bedenken Sie: Wir produzieren jedes Jahr 60 Millionen PCs. Es wäre völlig unvernünftig anzunehmen, dass sich ein Marktführer aus diesem Geschäft zurückzieht. Wir ändern lediglich die Rahmenbedingungen. Es geht um die unternehmerische Konstruktion, wie ein Unternehmen kapitalisiert wird, wie es auf Anforderungen reagieren kann.

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In diesem Zusammenhang ist noch etwas wichtig: Unternehmen, auch mittelständische, fragen vor allem nach, wie ein PC-Arbeitsplatz gemanagt werden kann. Dass HP mittlerweile weit über fünf Millionen PC-Arbeitsplätze für seine Kunden managt, ist offenbar noch nicht so bekannt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu fragen, was die Service-Levels sind oder ob wir in der Lage sind, für international agierende Unternehmen diese Arbeitsplätze auch problemlos nach Indien, China, Russland zu liefern und in alle Länder, in denen ein Unternehmen vertreten ist. An diesem Geschäft ändert sich überhaupt nichts.

"Spinoff ist die bevorzugte Lösung"

CW: Noch einmal zu den Plänen mit Ihrer PSG-Einheit: Ist ein Verkauf nun ausgeschlossen?

Smid: Der Spinoff ist die bevorzugte Lösung. HP will in den kommenden acht bis zwölf Wochen die strukturelle Grundlage legen und dazu noch dieses Jahr einen entsprechenden Plan veröffentlichen. HP hat ja Erfahrungen mit Spinoffs. Denken Sie etwa an Agilent 1999 - übrigens ein Unternehmen, das heute eine Marktkapitalisierung von 13 Milliarden Dollar aufweist. Wir sind, auch was Transformationszyklen betrifft, professionell aufgestellt.

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CW: Todd Bradley, dem jetzigen Chef der PC-Division, werden schon seit längerem Abwanderungsgedanken und Ambitionen auf einen CEO-Posten nachgesagt. Wäre er der Kandidat als Chef eines PC-Spinoffs?

Smid: Todd Bradley hat nach der Ankündigung zu unserem PC-Geschäft in Interviews gesagt, dass er der Topmann für solch ein Spinoff wäre.

CW: Der CEO von IBM, Sam Palmisano, hat HP vorgeworfen zu wenig in Forschung und Innovation zu investieren. Wenn man sich das Entwicklungstempo im PC-Segment ansieht, fragt man sich, ob Palmisanos Aussage nicht zutrifft und HP verschiedene Trends im PC-Markt einfach verschlafen hat und deshalb jetzt die Reißleine zieht?

Smid: Wenn ich mir die hohe Innovationsgeschwindigkeit ansehe, die HP im Bereich der IT-Infrastruktur vorgibt, dann ist das vielleicht der Grund, warum ein Wettbewerber sagt, wir wären langsam. Wir haben seit 2005 auf der Softwarestack-Seite deutlich zugelegt. Mercury und Peregrine sind da wenige Beispiele. Dass wir bei Servern stark sind, ist bekannt. Im Netzbereich sind wir mit der 3Com-Übernahme in den Kern des Rechenzentrums vorgedrungen. Nehmen Sie außerdem die 3Par-Akquisition, mit der wir genau auf den Serviceaspekt im Storagesegment zielen. Wenn man dann darauf aufbauend unsere Cloud-Ankündigungen betrachtet, dann geben wir in Sachen Infrastruktur bezüglich Private und Public Clouds die Innovationsgeschwindigkeit vor.

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"Ja, wir bauen keine Tablets mit WebOS mehr"

CW: Im März hat HP angekündigt, dass Sie mit WebOS auf allen HP-PCs ab 2012 groß herauskommen wollen. Außerdem wurde das TouchPad angekündigt. Wir haben inzwischen Herbst und alle Ankündigungen sind bereits Makulatur.

Smid: Von diesen Ankündigungen hat sich nur in punkto TouchPad eine Änderung ergeben. Die WebOS-Software gehört organistorisch inzwischen zum Bereich unseres CTOs Shane Robinson. Man muss die Vorgänge trennen. Ja, wir bauen keine Tablet-PCs mit WebOS mehr.

Aber das WebOS wird in unser Infrastrukturkonzept integriert. Von den Ankündigungen im März haben wir also nur eine einzige modifiziert.

CW: Jeder PC-Abieter braucht doch heute ein Tablet-Modell in seinem Sortiment. HP nicht?

Smid: Jeder PC-Hersteller wird mit seinen Möglichkeiten den Anforderungen des Marktes folgen. Das hat Todd Bradley auch betont. Das ist eine klare Antwort.

CW: Wäre es nach Ihrer Argumentation nicht logisch, auch das Druckergeschäft, also die Imaging-and-Printing-Division, auszulagern?

Smid: Das IPG-Business hat sich inzwischen sehr deutlich zu einem Lösungs- und Service-Geschäft für Unternehmen und den öffentlichen Sektor entwickelt. Zudem erwarten wir durch die angekündigte Übernahme der Softwarefirma Autonomy weitere Wachstumsimpulse für das stark mit dem Enterprise-Business verzahnte Geschäft der Druckdienstleistungen.

"An HP kommt keiner vorbei"

CW: HP hat sehr vorsichtige Prognosen für das kommende Geschäftsjahr abgegeben und insbesondere im Produktbereich nicht ganz die Erwartungen erfüllt.

Smid: Wir haben unsere Umsatzerwartung für das Geschäftsjahr um eine Milliarde Dollar zurückgenommen auf 127,5 Milliarden Dollar. Man sollte das nicht zu eindimensional sehen. Bei einem Hightech-Unternehmen wird immer zuerst auf das Wachstum geschaut. Hier gab es etwa im zweiten Quartal die Kritik, dass Servicegeschäft sei nur mit einem Prozent gewachsen. Im dritten Quartal haben wir es um vier Prozent steigern können, die Profitabilität hat aber etwas gelitten. Das ist normal, denn auch in so einem Geschäft muss man Innovation zeigen, also investieren.

Sehen Sie sich das Softwaregeschäft an: Da sind wir im dritten Quartal erheblich gewachsen. Wir sind weit davon entfernt, unsere Ziele nicht zu erreichen. Und wenn Sie sich zudem das Wachstum bei Infrastrukturthemen ansehen und sich hier etwa auch die deutschen Marktanteile ansehen, dann werden Sie sehen, dass an HP keiner vorbei kommt.

Wichtig ist auch, dass wir die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um zehn Prozent angehoben haben. Und es wurden auch Personalentscheidungen getroffen, nachdem es Diskussionen über die Stimmung im Unternehmen gab. Man sollte also nicht nur die reinen Zahlen sehen, sondern auch darauf, welche Prozesse wir verändert haben. Schließlich darf ich daran erinnern, dass sich HP seit der Integration von Compaq 2002 und EDS 2009 kontinuierlich zum Topanbieter für Enterprise-Kunden entwickelt hat. Ich denke, es wird deutlich, dass wir aus einer Position der Stärke handeln.

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CW: HP wird immer wieder mit IBM verglichen. Big Blue hat schon 2005 sein PC-Geschäft abgestoßen. Sie machen das jetzt. IBM hat Business-Analytics zum Kernthema gemacht. Sie wollen Autonomy übernehmen, um sich in diesem Bereich festzusetzen. Sie legen im Softwarebereich einen Schwerpunkt auf Infrastruktursoftware - IBM hat das auch getan. Von der Anwendungssoftware lassen Sie beide die Finger. Lediglich im Networking-Bereich sind Sie durch den Zukauf von 3Com anders aufgestellt. Warum dieser Gleichklang?

Smid: Natürlich unterscheiden wir uns von IBM. Da ist unsere unzweifelhafte Stärke in der Infrastruktur. Heute migrieren Applikationen eindeutig auf moderne Plattformen. Wenn man sich dann überlegt, wer Scale-out-Architekturen zur Verfügung stellen und dann über alle Stacks - nämlich Storage, Netzwerk, Server - hinweg ein Managementsystem bauen kann, und wer dafür sorgt, dass die Applikationen von der Ist- in eine Zielarchitektur überführt werden - dann sage ich, dass ist die spezifische Stärke von HP. Andere fahren hier eventuell eher eine Defensivstrategie und sagen, es soll möglichst alles da bleiben, wo es ist.

"Andere sind da in der Defensive"

CW: Also Sie sind der Meinung, dass HP die Cloud-Infrastruktur der Zukunft baut und nicht IBM?

Smid: Wenn ich mir die Umsätze der zSeries sowie die damit verbundenen Service- und Softwarestacks der IBM ansehe, kann es eigentlich - ich vermute das allerdings nur - nicht in deren Interesse sein, etwas zu verändern. Unsere Kunden suchen heute aber nach Wegen, ihre Applikationslandschaft zu modernisieren. Und damit hat man eine ganz neue Zielprojektion der Infrastruktur, auf der diese Applikationen laufen werden. Diese Applikationen müssen auf einer hybriden Cloud-Architektur laufen können. Das können sie im jetzigen Zustand nicht.

Die wesentlichen Treiber, die die Applikationslandschaften verändern, sind zum einen die Möglichkeiten der unterliegenden Infrastruktur und zum anderen die sich schnell verändernden Geschäftsprozesse, die oberhalb der Applikationen liegen. Beides verändert den Markt. Da sehe ich HP als Offensivmannschaft, die diese Entwicklung treibt, während andere eher in der Defensive sind.. Das ist eine klare Differenzierung. Wir merken beim Kunden, dass wir nachgefragt werden, wenn es um Modernisierung geht.

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CW: Im Softwaregeschäft ist HP aber signifikant kleiner als IBM.

Smid: Das allein ist kein Kriterium. Unsere Stärke liegt in der Infrastruktur. Auf der Softwareseite können wir sicherlich noch zulegen. Aber es geht nicht nur um Größe. Die Kunden wollen aus Fixkosten variable machen. Sie wollen sich von Geschäftsprozessen trennen, die andere besser und kostengünstiger betreiben können. Das sind die wesentlichen Veränderungen im Markt. Und das hat viel mit Applikationsmodernisierung zu tun. Wir wollen den Kunden in die neue Welt begleiten. Das ist eine Geschäftsentscheidung und keine technische.

"Ich sehe große Veränderungen"

CW: Können Sie die Welt von Morgen mal etwas genauer beschreiben? Welche tektonischen Veränderungen sehen Sie im Markt?

Smid: Ich sehe große Veränderungen. Ein Beispiel ist der Enduser-Workplace. Es gibt Unternehmen, die wissen, was ein Arbeitsplatz pro Monat kostet. Aber das sind nur vielleicht 15 Prozent aller Unternehmen. Meines Erachtens ist es eine Pflichtaufgabe: Der Arbeitsplatz muss industrialisiert werden! Einen nach industriellen Aspekten aufgesetzten PC-Arbeitsplatz, also nicht nur die Hardware, sondern auch alle Service-Layer, bekommt man für die Hälfte der Kosten. Heute managen wir als HP über fünf Millionen PCs für unsere Endkunden. Damit haben wir eine Skalierungsplattform, die wir gemeinsam mit den Kunden industrialisieren können.

Die Commodity-Bereiche der IT-Infrastruktur, also alles, was nicht differenzierend ist, geht definitiv in Richtung Industrialisierung. Der PC an sich besteht zu 95 Prozent aus Standard-Komponenten. Diese Angleichung wird auch die Stacks um den PC herum betreffen, also Softwareverteilung, Helpdesk etc. All diese Servicestacks werden ebenfalls industrialisiert und dadurch gehen die Kosten herunter. Es entsteht eine Vergleichbarkeit. Firmen sollten sich fokussieren können auf die Tätigkeiten, in denen sie sich differenzieren und die sie morgen erfolgreich machen.

CW: Von der Industrialisierung müssten ja auch Teile ihres Serverportfolios betroffen sein. Wir denken vor allem an die x86-Modelle, die sich kaum von anderen im Markt unterscheiden. Werden die auch dem geplanten Spinoff überlassen?

Smid: Anders als bei PCs hat man bei Servern neben der reinen Hardware diverse mit ihr zusammenhängende Stacks. Es gibt darüberliegende Softwarestacks wie Skalierung, Virtualisierung, Ausfallsicherheit und Security-Tools. Ich glaube nicht, dass man Server aus diesem Gesamtkonzept herausziehen kann. Das gilt insbesondere dann, wenn man die Server mit Storage- und Netzwerkkomponenten verbindet und ferner diese Ebenen virtualisieren will. Wenn man nicht die komplette Kontrolle über alle Stacks hinweg hat, gibt es auch keine Sicherheit.

Wenn Sie heute Netzwerkhersteller A nehmen, dazu eine Serverfarm von Anbieter B, Storage wieder von jemand anderem und schließlich auch noch Software-Layer von einem vierten Hersteller, dann wage ich zu behaupten, dass Sie keinen Erfolg haben werden. Sie werden Ihre IT erfolgreich fahren, konvergent, voll integriert und komplett unter Kontrolle.

"Es gab mal eine Diskussion zwischen Schröder und Stoiber"

CW: Wenn Sie so argumentieren, dann hat ja ihr Konkurrent Oracle mit seinem Exadata-Konzept einen noch größeren Vorteil. Die bieten ja sogar auch noch die Anwendungssoftware.

Smid: Jetzt sind wir aber im Appliance-Geschäft.

CW: Wenn Sie Herrn Ellison zuhören, dann ist das aber die Zukunft. Der argumentiert wie Sie, nur geht er einen Schritt weiter.

Smid: Wissen Sie, es gab mal eine Diskussion zwischen zwei Bundeskanzlerkandidaten, Gerhard Schröder und Edmund Stoiber. Da hat einer der beiden Kandidaten über die Arbeitsamtzahlen von Freising gesprochen. Seinerzeit hat Schröder ganz entspannt geantwortet: "Herr Stoiber, es geht doch hier nicht um Freising. Wir reden hier über Deutschland." Es gibt ein Appliance-Geschäft da draußen, richtig. Aber man kann das doch nicht verwechseln mit den Infrastrukturen, die momentan in der Welt gebaut werden. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dimensionen.

CW: Sie haben eben dem altbekannten Alles-aus-einer-Hand-Ansatz gehuldigt. Führt der nicht wieder in die Lock-in-Situation, die Anwender eigentlich hinter sich gelassen hatten?

Smid: Bitte keine Missverständnisse, Lock-in darf nicht sein! Aber Lock-in-Situationen können an einer anderen Stelle auftauchen - nämlich bei den Service-Leveln und nicht bei der Infrastruktur, die darunter liegt. Das Lock-in darf nicht passieren bei der Schnittstelle zwischen Anbieter und Kunde bei Service-Leveln. Wenn der Anwender da eine vertragliche Situation hat, die mich aus dem Service-Level nicht entlässt, dann bin ich gefangen. Aber wenn ich einen Vertrag besitze, der sich über Service-Levels definiert wie Volumen, Geschwindigkeit, Ausfallsicherheit, Pönale, also Strafzahlungen, und wenn er diesen Vertrag innerhalb eines Jahres von einem auf einen anderen Service-Level-Dienstleister übertragen kann, dann ist die darunter liegende Infrastruktur nur noch bezüglich der Fragen wichtig, ob sie schnell ist, ausfallsicher, skalierbar, ob der Preis stimmt und die Qualitäts-Dashboards richtig sind. Wir befinden uns in einer Transformation. Wenn wir in fünf Jahren sprechen, wird die Frage des Lock-in genau an dieser Stelle passieren. Dann reden wir nicht mehr über die unterliegenden Schichten, höchstens noch über deren Qualität. Die Infrastruktur wird industriell gefertigt sein.

Was wird aus der Itanium-Plattform?

CW: Apropos Server: Ein Thema, das HP ja zwangsläufig beschäftigt, ist das der Itanium-Plattform. Wie geht es da weiter? Geht es da noch absehbar weiter?

Smid: Ich bin nunmehr seit 28 Jahren im Geschäft. Und ich habe noch nie etwas davon gehalten, Auseinandersetzungen auf dem Rücken des Kunden auszutragen. Ich rede jetzt übrigens nicht explizit von Itanium. Wir müssen in jeder Form sicherstellen, dass die wesentlichen Center of Gravity in der IT-Industrie zusammenarbeiten, um unseren Kunden einen vernünftigen Service zur Verfügung zu stellen. Die Wahrheit ist doch, dass insbesondere bei den großen Anwendern eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent besteht, dass man alle Produkte der Protagonisten, die draußen unterwegs sind, im Einsatz hat. Als Advokat des Kunden hätte ich ein hohes Interesse, das alle Protagonisten vernünftig zusammenarbeiten. Auch das von Ihnen genannte Beispiel braucht eine Lösung und die darf nicht auf dem Rücken des Kunden ausgetragen werden.

CW: Das hört sich jetzt nicht nach einem klaren Commitment für Itanium an.

Smid: Intel hat ein klares Commitment zu Itanium abgegeben. Wir haben ein klares Commitment abgegeben. Jeder, der auf dieser Plattform Software oder Services anbietet, muss seine Optionen prüfen.