Wie eine Lawine haben die durch das Internet ausgelösten Entwicklungen die traditionellen Netzwerker überrollt. Sie sehen sich plötzlich völlig neuen Herausforderungen gegenübergestellt, die nicht zuletzt ihre Netz-Betriebssysteme einer harten Probe unterwerfen: Für die aus Intra- und Extranets erwachsenden Aufgaben sind diese nicht konzipiert. Da sich solch komplexe Software nicht über Nacht umkrempeln läßt, hilft man sich in der Zwischenzeit mit Flickschusterei.
Beispiel Windows NT: Noch vor wenigen Jahren war im Hause Microsoft das Internet ein Fremdwort, unterschätzte Bill Gates die Bedeutung des weltweiten Datennetzes. Dann kam die Wende, und plötzlich Web-te es bei den Redmondern an allen Ecken und Enden. Entsprechend hat der Hersteller versucht, aus NT eine voll Web-taugliche Netzplattform zu machen, was aber bislang (Stichwort Verzeichnisdienst) noch nicht so recht geglückt ist. Wie so oft vertröstet Microsoft mit Versprechungen: NT 5.0 soll Besserung bringen.
Bei den Kollegen von Novell sieht es nicht viel anders aus. Als die Netz-Company ihrerseits die Zeichen der Internet-Zeit erkannte, wollte sie auf Teufel komm raus beweisen, daß ihr Flaggschiff den neuen Herausforderungen gewachsen ist - Netware wurde der "Intranet"-Stempel aufgedrückt, einige Web-Produkte der Lösung beigegeben. Anwender bekommen aber damit noch lange keine vollwertige Plattform für dieses Einsatzgebiet: Eine native IP-Integration beispielsweise soll es erst mit der für Mitte 1998 angekündigten neuen Version geben. Ironischerweise heißt die dann wieder Netware.
Während Unix-Systeme noch am ehesten als Internet-tauglich durchgehen könnten, lassen echte Rundum-Lösungen noch immer auf sich warten. Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.