Mobile Business 2011 – Die Zukunft der Geschäftsprozesse

04.06.2007 von Christoph Wamser
Mobile Business ist keine Zukunftsmusik, sondern passiert heute schon. Doch was sind zentrale Treiber? Wo liegen die Chancen und Risiken für Unternehmen?

Vor allem gilt es zu fragen, worauf sich Anwenderunternehmen einstellen müssen. In einer Szenarioanalyse hat sich Christoph Wamser, Professor für E-Business an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg und Direktor der Deutschen Gesellschaft für Managementforschung, im Rahmen eines Forschungssemesters diesen Fragen gewidmet.

Als Ergebnis konnten drei relevante Szenarien identifiziert werden: Zum einen das Trendszenario "Mobile-Business-Evolution”, das eine kontinuierlich-positive Entwicklung der mobilen Geschäftsprozessunterstützung prognostiziert. Sie basiert auf einer leistungsfähigen technologischen Infrastruktur und der Weiterentwicklung der relevanten Prozesskompetenzen sowie einer erhöhten Innovationsfähigkeit.

Trotz der nach wie vor bestehenden Herausforderungen in den Bereichen der mobilen Systemintegration und der Sicherheit sowie der noch immer relativ hohen Kosten und der begrenzten politischen Unterstützung wird in diesem Szenario davon ausgegangen, dass der hohe Mehrwert der mobilen Prozessabbildung bis 2011 zur Umsetzung zahlreicher ambitionierter Mobile-Business-Projekte in unterschiedlichsten Branchen führt.

Zum anderen konnten zwei mögliche Extremszenarien antizipiert werden: Das Szenario "Mobile Slow-Motion” (Worst Case) zeichnet ein pessimistisches Zukunftsbild einer stark verlangsamten und in Teilen verschlechterten Entwicklung. Negativfaktoren sind hier unter anderem massive Sicherheitsprobleme im Bereich mobiler Kommunikation sowie Kompetenz- und Innovationsdefizite auf Seiten der Anwender. Das Szenario "Mobile Fast-Forward" (Best Case) prognostiziert eine beschleunigt positive Entwicklung der mobilen Zukunft. Als besondere Positivfaktoren wirken unter anderem eine extrem leistungsfähige Technologiebasis sowie die Überwindung der mobilen Kompatibilitäts- und Sicherheitsbarrieren.

Was ist wichtig beim Mobile Business?

Bei der Frage nach den bedeutendsten Einflussfaktoren, die die Entwicklung von Mobile-Business-Konzepten in Zukunft prägen werden, zeitigte die Untersuchung vergleichsweise deutliche Ergebnisse. Am wichtigsten für die erfolgreiche Verwirklichung von Mobile-Business-Strategien in Unternehmen sind leistungsfähige mobile Netze. Kaum weniger signifikant sind die Kosten für Mobile Business, die Datensicherheit und der Mehrwert, der mit mobilen Anwendungen zu erzielen ist.

Die Leistungsfähigkeit mobiler Endgeräte und die Kompatibilität mobiler Technologien sind ebenfalls von Bedeutung, wenn sie auch bei den Befragten einen nicht ganz so hohen Aufmerksamkeitsgrad erlangen. Die Kompetenz in Unternehmen in Sachen Mobile Business und ihre Innovationsstärke rangieren in der Hitliste der bedeutendsten Einflussfaktoren für MB-getriebene Geschäftsprozesse weiter hinten. Am wenigstens signifikant scheint den Befragten der Analyse, ob von Seiten der Politik eine auch rechtliche Unterstützung kommt.

Die zehn Einflussfaktoren für Mobile Business

Im Folgenden werden die möglichen Entwicklungen von zehn Einflussfaktoren beim Mobile Business stichpunktartig jeweils in einem Trendszenario sowie einem Worst-Case- und einem Best-Case-Szenario dargestellt. An diesen Überlegungen kann der Leser erkennen, welchen Bedingungen die einzelnen Faktoren unterliegen und wie sich die Voraussetzungen für die MB-Einflussfaktoren modifizieren, wenn sich die Bedingungen verändern.

Einflussfaktor 1: Leistungsfähigkeit mobiler Netzwerke

Trendszenario:

  1. Weiter voranschreitender Ausbau der UMTS Netze.

  2. 70 Prozent der Bevölkerung werden bis 2011 mit breitbandigen Mobilfunkabschlüssen (HSDPA/HSUPA) abgedeckt sein; in Großstädten werden Übertragungsraten von über 8 Mbit/s verfügbar sein, in kleineren Städten und "Suburbs" werden zwischen 2 bis 4 Mbit/s realisiert.

  3. Ländliche Bereiche werden über Nachfolgetechnologien von Edge versorgt und erreichen Übertragungsraten von 1 bis 2 Mbit/s; alternative Technologien wie Wimax erreichen in Deutschland keine große Bedeutung; mobile Sprache erreicht ab 2008 zunehmend Festnetzqualität.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Bandbreitenengpässe spielen bis 2011 bei der mobilen Unterstützung von Geschäftsprozessen keine Rolle mehr.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Breitbandige Netze werden nur in Nischenbereichen von Geschäftskunden nachgefragt; die Ökonomie des Netzausbaus ist gefährdet; der Ausbau wird verlangsamt; das Stadt-Land-Gefälle verschärft sich; Übertragungsraten auf dem Land sind für datenintensive Anwendungen unzureichend.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Die massive Nachfrage nach breitbandigen Diensten seitens der Geschäftskunden und zahlreicher Privatnutzer schafft einen "Market-Pull-Effekt"; über 80 Prozent der Bevölkerung werden mit Übertragungsraten von über 14 Mbit/s versorgt; im Laborumfeld werden Übertragungsraten von bis zu 100 Mbit/s erreicht (4G, 3G LTE/Long Term Evolution).

Einflussfaktor 2: Leistungsfähigkeit mobiler Endgeräte

Trendszenario:

  1. Die Speicherkapazität, die Geschwindigkeit und der Funktionsumfang der Endgeräte verbessern sich deutlich; der "Timelag" der Entwicklung mobiler Endgeräte im Vergleich zu den Netztechnologien verkürzt sich auf zirka zwei Jahre.

  2. Die Ersatzbeschaffungen treiben den Endgerätefortschritt; im Jahre 2011 werden bis zu 40 Millionen UMTS-Handys genutzt.

  3. Der Endgerätemarkt segmentiert sich stärker durch nutzungsspezifische Geräte; Geschäftskunden und ambitionierte Privatnutzer verwenden PDAs sowie Smartphones mit größerer Tastatur, größerem Farbdisplay und schnellem Prozessor; UMPCs ("ultra mobile PCs") werden verstärkt genutzt; normale Sprachnutzer verwenden vereinfachte sehr kleine Geräte, die fast ausschließlich für den Sprachverkehr geeignet sind.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Geschäftskunden finden in 2011 deutlich leistungsfähigere und nutzungsspezifischere Geräte für verschiedenste mobile Anwendungsszenarien.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Der "Time-lag" der Entwicklung mobiler Endgeräte bleibt auf einem Nieveau von drei bis vier Jahren; Ersatzbeschaffungen werden verzögert und die Endgerätebasis "veraltet"; unter 20 Millionen UMTS-Handys sind im Einsatz.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Bis zu 60 Millionen UMTS-Handys werden in Deutschland genutzt; die hohe Nachfrage führt zu einer Beschleunigung der Entwicklungsdynamik; Innovative Geräte-Features – wie virtuelle Tastaturen oder "rollable displays" – werden verbreitet eingesetzt und befriedigen vor allem die Bedürfnisse der Geschäftskunden.

Einflussfaktor 3: Leistungsfähigkeit mobiler Software

Trendszenario:

  1. Kontinuierliche Weiterentwicklung mobiler Software; Desktop-Funktionalität wird bis 2011 in weiten Teilen auch auf dem mobilen Endgerät erreicht; eine hohe Zahl von un-ternehmensinternen (Mobile Workflows) sowie beschaffungs- (Mobile SRM) und ab-satzseitiger Geschäftsprozesse (Mobile CRM) wird durch Softwareprodukte verschie-denster Anbieter unterstützt.

  2. Alternative Betreibermodelle entstehen, die Software verlagert sich zunehmend ins Netz.

  3. Ein Customizing der Software bleibt notwendig, um kundenspezfische mobile Lösungen zu schaffen; eine umfassende Systemintegration bleibt erforderlich, um die Lösungen verschiedener Anbieter zu integrieren.

  4. Die Grenzen der Softwareentwicklung werden vor allem durch die Leistungsfähigkeit der mobilen Endgeräte bestimmt.

  5. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Leistungsfähige Software für die mobile Unterstützung zahlreicher Geschäftsprozesse ist 2011 für nahezu alle relevanten Industrien verfügbar.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Die Weiterentwicklung der Software orientiert sich nicht an "Office-Solutions"; spezifische Geschäftprozessanforderungen werden kaum berücksichtigt; im Fokus bleibt vor allem die "Blackberry-Welt".

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Bis 2011 bietet die Softwareentwicklung – gemeinsam mit den Fortschritten im Bereich der Endgeräte – die volle Desktop-Funktionalität auf dem mobilen Gerät; auch unterwegs kann mit vollem Funktionsumfang gearbeitet werden; alle relevanten Geschäftsprozesse werden umfassend unterstützt; einzelne Anbieter bieten ein vollständiges Softwareportfolio an.

Einflussfaktor 4: Kompatibilität mobiler Technologien

Trendszenario:

  1. Durch die zunehmende Entwicklungsdynamik und die Verkürzung der Entwicklungszyklen werden neue Technologien schneller eingeführt, was tendenziell zu einer Zunahme der Kompatibilitätsprobleme führt.

  2. Etablierte Standards der multimedialen Mobilkommunikation – wie beispielsweise der globale GSM-Standard – bleiben jedoch bestehen; "all IP" und SOA werden zudem dazu beitragen, die generelle Integrationsfähigkeit zu sichern.

  3. Kompatibilität wird in einzelnen Bereichen – als Beispiel dient das Problem eines Mobile-Payment-Standards in Deutschland – auch durch die mangelnde Kooperationsbereitschaft der beteiligten Unternehmen erschwert, die weiterhin Differenzierung anstreben.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: In 2011 besteht für Unternehmen nach wie vor die Herausforderung der Technologieintegration; "Plug & Play"-Lösungen bleiben auch im Mobile Business Wunschdenken.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Kompatibilitätsprobleme steigen durch die Entwicklung neuartiger Technologien; Netzanbieter (Technologieneutrale Vergabe von Lizenzen) sowie Endgeräte- und Softwareanbieter versuchen sich durch Technologiedifferenzierung dem Kostenwettbewerb zu entziehen und schaffen verstärkt proprietäre Lösungen; Kompatibilität ist nur durch kostenintensive Systemintegration oder High-End-Produkte (Premium-Endgerät, das vier Standards unterstützt) herstellbar.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Technologieanbieter agieren gemeinsam als "Market-Maker" für Mobile Business und engagieren sich verstärkt in Standardisierungsgremien; "Follower" orientieren sich an Technologiestandards der Pioniere; Kompatibilität und Multistandardfähigkeit wird zum zentralen Ziel der Technologieentwicklung.

Einflussfaktor 5: Mobile Datensicherheit

Trendszenario:

  1. Mobile Sprach- und Datendienste sowie das darauf basierende Mobile Business bleiben noch relativ sicher; ebenso bleiben aber die Anforderungen der Unternehmen an mobile Datensicherheit sehr hoch.

  2. Der Trend zu "all IP" sowie die Konvergenz der mobilen und der PC-Welt ("ultra mobile PCs") führen aber zu verstärkten Problemen mit Viren und zunehmenden Angriffen von Hackern.

  3. Vor allem bei "intelligenteren" Endgeräten bleiben noch Sicherheitslücken, die trotz der Weiterentwicklung von Sicherheitstechnologien bis 2011 (beispielsweise stark verbesserte biometrische Authentifizierung) tendenziell zu einer leichten Verschlechterung der Datensicherheit führen.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Sicherheitskritische Lösungen erfordern auch in 2011 noch die gezielte Entwicklung und Umsetzung einer mobilen Sicherheitsstrategie.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Auch auf Grund ihrer wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung wird die multimediale Mobilkommunikation zum zentralen Angriffspunkt für Hacker und Viren; die Entwicklung der Sicherheitstechnologien hält nicht Schritt; sogar Basisdienste (Sprache) werden durch Sicherheitsprobleme weniger zuverlässig; die Akzeptanz des Mobile Business sinkt in der Folge.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Durch enge Kooperation der Technologieanbieter werden flexible Strukturen geschaffen, die Sicherheitslücken vorausschauend erkennen und schließen; innerhalb ihrer Domain sichern die Netzbetreiber eine größtmögliche Datensicherheit; insbesondere auch Endgeräte erhöhen ihre Sicherheitsstandards durch funktionsfähige Identifikationsmechanismen und "Remote Monitoring" maßgeblich.

Einflussfaktor 6: Mobile Kompetenz der Unternehmen

Trendszenario:

  1. Vor allem Unternehmen mit einer hohen Zahl mobiler Arbeiter (hoher Management- und Außendienst-Anteil) entwickeln ihre mobile Prozesskompetenz bis 2011 deutlich weiter; die Fachabteilungen sind in der Lage, Potenziale für mobile Technologien zu erkennen und entsprechende Prozesse aufzusetzen und im Betrieb zu steuern.

  2. Technologische Kompetenzen (Bewertung, Auswahl und Integration mobiler Technologien) werden dahingegen vor allem bei kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) wegen der Besonderheit und Dynamik mobiler Technologien nur punktuell aufgebaut; hier wird weiterhin auf IT-Dienstleister und -Systemintegratoren zurückgegriffen.

  3. Durch die Nähe zum Kerngeschäft weisen vor allem die Telekommunikations- und IT-Branche insgesamt eine relativ starke mobile Kompetenz auf; im Vergleich hierzu bleibt auch in 2011 das technologische Know-how bei Versorgern und Entsorgern, den Prozessindustrien oder auch der Konsumgüterbranche noch deutlich zurück.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Anwenderunternehmen müssen zumindest das notwendige Prozess-Know-how entwickeln, um mobile Erfolgspotenziale identifizieren und umsetzen zu können.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Auch die notwendige mobile Prozesskompetenz ist in 2011 nur punktuell in den Fachabteilungen weniger Unternehmen verbreitet; der umfassende Wertschöpfungsbeitrag mobiler Lösungen wird nicht erkannt; anspruchsvollere Umsetzungen werden nur in geringer Zahl realisiert.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht IT-affiner Branchen entwickeln die IT-Abteilungen zunehmend mobile Technologiekompetenz und sind in enger Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen in der Lage, mobile Lösungen auch eigenständig zu konzipieren und umzusetzen.

Einflussfaktor 7: Innovationsstärke der Unternehmen

Trendszenario:

  1. Vor allem die Unternehmen aus dem Bereich der IT- und Telekommunikationsbranche agieren auch in 2011 noch als Pioniere für neue mobile Anwendungen, die aber erst zeitlich verzögert auch von Follower-Industrien aufgegriffen werden.

  2. Ein größerer Teil der Unternehmen nutzt mobile Technologien zur mobilen Abbildung bestehender Prozesse; ein wachsender Teil sucht aber auch nach völlig neuartigen Wegen zur mobilen Neudefinition von Prozessen (z.B. durch mobile Kontextsensitivität).

  3. Pioniere und "Fast Follower" verbuchen Innovationserfolge; die Gruppe der "Late Follower" erleidet bis zur Imitation erfolgreicher mobiler Anwendungen immer stärker Wettbewerbsnachteile.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Innovationserfolge gegenüber dem Wettbewerb lassen sich in 2011 vor allem noch durch die grundlegende Neudefinition mobiler Prozesse erzielen.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Die Kultur des "Wait and See" dominiert nicht zuletzt wegen der hohen Technologiedynamik in 2011 noch viele Branchen und Unternehmen; der branchenspezifische "Proof of concept" wird für mobile Lösungen abgewartet; die mobile Innovationsbereitschaft und -fähigkeit ist gerade im Bereich erfolgskritischer Prozesse sehr gering.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Die hohe Technologiedynamik wird in fast allen Branchen und auch von kleinen und mittelständischen Betrieben als Chance erkannt, um durch Mobile Business Innovationserfolge zu erzielen; der intensive Innovationswettbewerb führt zur beschleunigten Umsetzung des Mobile Enterprise; die Gruppe der "Late Follower" wird immer kleiner.

Einflussfaktor 8: Mehrwert der M-Business-Anwendungen

Trendszenario:

  1. Mobile Business ist als wettbewerbskritische Technologie in nahezu allen Branchen anerkannt; Wettbewerbspotenziale werden sowohl in internen als auch in absatz- und beschaffungsseitigen Geschäftsprozessen erschlossen.

  2. Neben den Möglichkeiten zur Senkung von Prozesskosten (z.B. durch mobile Datenerfassung) kommt der Erzielung von Qualitätsvorteilen durch Beschleunigung oder Individualisierung von Geschäftsprozessen eine sehr hohe Bedeutung zu.

  3. Mobile Lösungen werden in vielen Branchen zu Schlüsselanwendungen; wer eine mobile Optimierung von Geschäftsprozessen nicht leisten kann, erleidet zunehmend Wettbewerbsnachteile.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Im Jahr 2011 muss Mobile Business gezielt als Instrument zur Kostensenkung, aber auch als Differenzierungschance genutzt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Das hohe Wettbewerbspotenzial mobiler Lösungen wird wegen geringer Markttransparenz von zahlreichen Unternehmen nicht erkannt; Umsetzungen orientieren sich vor allem am Ziel der Senkung von Prozesskosten; ein umfassender mobiler Qualitätswettbewerb (Prozessbeschleunigung, Erhöhung der Informationsqualität etc.) erfolgt kaum; Mobile Business ist "nice to have".

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Unternehmen aller Branchen realisieren ambitionierte Mobile-Business-Projekte, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken; auch komplexe Projekt zur unternehmensübergreifenden mobilen Vernetzung (upstream und downstream Supply Chain) werden realisiert; Mobile Business ist ein "must have".

Einflussfaktor 9: Kosten des M-Business

Trendszenario:

  1. Die laufenden Kosten des Mobile Business sinken nur langsam, weil mobile Daten- und Sprachtarife hochgehalten werden.

  2. Die Endgerätepreise im Geschäftskundesegment (ultra mobile PCs, PDAs, Smartphones) bleiben relativ konstant (im Durchschnitt zirka 300-400 Euro); zu derzeitigen Preisen sind in 2011 aber deutlich leistungsfähigere Geräte erhältlich.

  3. Auch die Kosten der Entwicklung und Systemintegration von mobilen Lösungen bleiben wegen hohen Integrationsbedarfs und zunehmenden Sicherheitsanforderungen auf aktuellem Niveau; nur die Kosten des Customizing sinken durch Zunahme branchenspezifischer Lösungen.

  4. Trend-Lektion / Lesson learned für Mobile-Business-Anwender: Bei relativ konstanten Kosten muss der Mehrwert des Mobile Business gezielt identifiziert und erschlossen werden, um einen positiven RoI (=Return on Invest) zu sichern.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Neue geschäftskundenrelevante Mobilkommunikationsdienste und Endgeräte werden weiterhin mit einer "Skimming-Strategie" eingeführt und vom Preisniveau nur sehr langsam reduziert, um die höhere Preisbereitschaft voll abzuschöpfen; die Preise für leistungsfähige mobile Endgeräte liegen auch wegen der Reduzierung der Subventionierung in 2011 bei 400 Euro und darüber.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Als Folge starken Wettbewerbs, der Abschreibung der Netzwerkkosten und des Erfolgs von "No-Frills"-Angeboten der Mobilfunk-Discounter (etwa Simyo) sinken die Sprach- und Datentarife deutlich; vollständige Flatrates für Sprache und Daten werden Geschäftskunden angeboten; Endgerätepreise sinken wegen hoher "Economies of Scale".

Einflussfaktor 10: Politisch-rechtliche Unterstützung

Trendszenario:

  1. Die Politik schafft relativ sichere Rahmenbedingungen für Mobile Business (z.B. mobile Signatur); einzelne sicherheitspolitische Maßnahmen (z.B. die Datenspeicherung zur Terrorprävention) behindern die Entwicklung.

  2. Die Erforschung innovativer Anwendungsbereiche für mobile Technologien in Wissenschaft und Praxis (derzeit z.B. Programm Simobit des Bundesministeriums für Forschung und Bildung) wird als "Bildungsbeitrag" weiter gefördert; umfassendere Praxisinitiativen (beispielsweise Mobil Media) werden nicht mehr aufgesetzt.

  3. Politik und öffentliche Verwaltung nutzen mobile Anwendungen (Mobile Government) selber nur sehr selektiv; eine Multiplikatorwirkung wird nicht erzielt.

  4. Trend-Lektion / Lessons learned für Mobile-Business-Anwender: Innovationsfreudige Anwenderunternehmen können öffentliche Programme nutzen, um neuartige Lösungen gemeinsam mit Partnern aus der Forschung zu realisieren.

Worst-Case Szenario (Zusammenfassung):

Umfassende sicherheitspolitische Maßnahmen behindern mobile Lösungen vor allem in sicherheitskritischen Geschäftprozessen; Förderprogramme werden eingestellt; Mobile Government findet nach wie vor nicht statt.

Best-Case Szenario (Zusammenfassung):

Sicherheitspolitik nimmt keinen nennenswerten Einfluss; Förderprogramm werden erweitert und neue Praxisinitiativen aufgesetzt, um einen mobilen Standortvorteil zu schaffen; mobile Government-Lösungen (z.B. mobile Zollprozesse) werden aufgebaut und entfalten Multiplikatorwirkung. (jm)

Arno Wilfert, Telekommunikationsexperte bei PricewaterhouseCoopers:

"Bandbreiten von über 10 Mbit/s werden kommen. Allerdings benötigen die meisten heute bekannten Applikationen weniger als 2 Mbps und können deshalb komfortabel mit den heutigen Netzinfrastrukturen unterstützt werden. Hohe Bandbreiten benötigt man vor allem für Dienste wie mobile TV oder Videostreaming im Consumerbereich; hier fehlt aber die entsprechende Zahlungsbereitschaft."
"Bei den Endgeräten wird es auch in Zukunft eine grosse Vielfalt geben. Je nach Kommunikationsbedarf und Kaufkraft wird der Kunde ein PDA bzw. Smartphone oder ein Low-end-Mobiltelefon benutzen. Damit wird auch in Zukunft die Möglichkeit der Nutzung von Mobilfunkapplikationen stark vom Endgerät bestimmt."
"Ich befürchte auch in Zukunft keine Probleme durch Inkompatibilität von Standards. Die etablierten Standards wie GSM und UMTS sind durch die getätigten Investitionen gesetzt. Dazu kommt WLAN. Neue Technologien wie WiMax können nur dann erfolgreich im Markt eingeführt werden, wenn Sie kompatibel mit den bestehenden Technologien sind. Ansonsten werden das Nischentechnologien bleiben."

Axel Freyberg, Telekommunikationsexperte bei A.T. Kearney:

"Es kommt auch im Mobilfunk zur Portalisierung der Dienste. Mit zunehmender Bandbreite werden sich Dienste weiter vom Handset lösen und ins Netz wandern – netzbasierte Applikationen werden überwiegen.
Werden die Endgeräte immer leistungsfähiger und offener, so sind Sie ähnlichen Angriffen ausgesetzt wie heutige PCs. Konsequenterweise werden ähnliche Sicherungsmechanismen wie biometrische Authentifizierung, Signed Code und Verschlüsselung Anwendung finden."
Inkompatibilität von Diensten wird immer ein Thema sein. Die Innovation und der Drang nach Differenzierung der Hersteller ist stärker als die Standardisierung in noch so wohl gemeinten Gremien."

Axel Kolb, Geschäftsführer bei der T-Venture Holding GmbH:

Foto: T-Venture

"Wir befassen uns seit der Gründung der T-Mobile Venture Funds vor 6 Jahren mit Start Ups und Innovationen im Bereich Mobile Business. Die Schwerpunkte im Markt bilden einige wenige breite Anwendungen, wie Mobile E-Mail oder Sales Force Automation, sowie eine Vielzahl von branchenbezogenen Lösungen, die aktuell noch einen Nischencharakter haben."
Bei der zukünftigen Entwicklung der breiteren Ansätzen spielen Firmen aus Nordamerika eine dominante Rolle, während die Branchenlösungen meist von nationalen Anbietern stammen und in der internationalen Skalierung noch eingeschränkt sind. Im Bereich Mobile Marketing sind europäische Anbieter führend, beispielsweise unser Portfoliounternehmen MindMatics aus München.
Innovative Impulse für die Zukunft sehen wir besonders bei jungen Unternehmen, die Enablerfunktionen wie Lokalisierung aufgreifen und in Ihre Angebote integrieren."

Oliver Höß, Leiter des m-Lab am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO):

"Auch mobile Clients müssen bei der Konzeption einer Serviceorientierten Architektur (SOA) von vorn herein mit berücksichtigt werden, um die Integration mobiler Lösungen zu erleichtern.
Für die Verbreitung von mobilen Lösungen bei kleinen Unternehmen werden zukünftig alternative Betreibermodelle, wie z.B. Hosting-Lösungen, eine wichtige Rolle spielen.
Da das mobile Endgerät die Unternehmensgrenzen verlässt, bestehen erhöhte Sicherheitsanforderungen an mobile Lösungen. Diese können jedoch bereits heute durch am Markt verfügbare Produkte und Technologien abgedeckt werden und sollten die Umsetzung nicht verhindern."