iPhone-App I Am Rich

Mit Rubinen eine goldene Nase verdienen?

07.08.2008
Die teuerste Software im App Store kostet(e) fast 800 Euro und stammt aus Salzgitter. Einzige Aufgabe der Anwendung ist es, den Reichtum des Käufers herauszustellen.

Für kurze Zeit gab es im App Store die teuerste Software aller Zeiten für das iPhone zu kaufen - siehe auch hier. Ihr Name ist "I Am Rich" (Ich bin reich) und sie kostet 999,99 US-Dollar oder 799,99 Euro. Programmiert hat sie der deutsche Software-Entwickler Armin Heinrich aus Salzgitter. Wie bei vielen Luxusprodukten ist das Verhältnis vom Preis zur Leistung katastrophal. Für den Geldwert von zwei echten Nokia E71 bekommt der Käufer nur das digitale Bild eines edlen Rubins und ein bisschen Text. "Das rote Symbol auf Ihrem iPhone oder iPod Touch erinnert Sie (und andere, denen sie es zeigen) daran, dass Sie reich genug waren, um es sich leisten zu können", so die Beschreibung im App Store. "Es ist ein Kunstwerk ohne jede versteckte Funktion."

Eine kleine Überraschung gibt es dennoch: Nach dem Klick auf ein kleines i im unteren Teil der Grafik dreht sich der Bildschirm und ein kurzer Sinnspruch erscheint. Wer aber wissen möchte, was es dann zu lesen gibt, der muss die Anwendung kaufen, sagte Armin Heinrich im Interview mit AreaMobile.de. Dass I Am Rich für ihn nicht nur ein Scherz ist, zeigen die Verkaufszahlen. In den ersten 14 Stunden sei die Software bereits viermal verkauft worden. Er wartet jetzt gespannt auf die nächste Abrechnung des App Store, die er morgen um 10 Uhr bekommen wird.

Wer sich in letzter Zeit darüber aufregte, dass heute jeder das iPhone ab 1 Euro bekommt, dem hilft die teure Software vielleicht. Der Besitzer kann damit wie ein leuchtender Rubin hervorstechen aus der dunklen Masse der iPhone-Nutzer, die schließlich immer größer wird. Apple hat die Produktion angeblich gerade erst auf 800.000 Geräte pro Woche hochfahren lassen. Als Installationsvoraussetzung für I Am Rich wird ein Upgrade auf die Version 2.0 der iPhone-Firmware genannt, denn nur so lässt sich der App Store überhaupt nutzen. Die Datenkosten für die Übertragung sind auch für Normalnutzer erschwinglich, denn die Software ist nur 100 Kilobyte groß.

Mit einem gecrackten iPhone lässt sich derselbe Neid auch billiger provozieren, denn schließlich gibt es die schwarzrote Grafik auch zum kostenlosen Download auf der Website ihres Entwicklers Armin Heinrich. "Wenn es zu teuer für Sie ist, dann schauen Sie doch meine anderen Applikationen an", schreibt der Diplomingenieur im App Store. "Sie sind alle viel billiger." Ein Klick auf den Link bringt aber nur einen Taschenrechner fürs iPhone zur Anzeige. Verkaufspreis: 3,99 Euro. Apple kann jedes Mal einen Anteil von 240 Euro einstreichen, wenn sich ein Käufer für I Am Rich entscheidet, die anderen 70 Prozent gehen an Armin Heinrich.

Er war bis heute nachmittag auf Dienstreise und wusste noch gar nicht richtig, was die heißesten Techblogs aus dem Silicon Valley über seine sinnfreie Anwendung für das iPhone schreiben. VentureBeat nennt sie eine "Beleidigung für alle ernsthaften Entwickler, die immer noch darauf warten müssen, dass ihre Software in den App Store aufgenommen wird". Andere geben zu bedenken, dass auch Apple ein Recht auf Ironie hat. Der Entwickler selbst erklärt, dass er I Am Rich schon vor mehreren Tagen bei Apple angemeldet hat und die Software erst gestern abend in den App Store aufgenommen wurde. Ob sie in der Zeit auch wirklich überprüft wurde, kann Armin Heinrich nicht sagen. Wenn andere, sinnvollere Software noch nicht aufgenommen sei, dann hätten die Entwickler sie eben nicht rechtzeitig angemeldet.

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