Installation, Einrichtung, Praxis

Mit dem kostenlosen Microsoft Hyper-V Server 2008 R2 virtualisieren

20.08.2012 von Thomas Joos
Mit Hyper-V Server 2008 R2 bietet Microsoft kostenlos ein Betriebssystem zur Virtualisierung an. Dieses erlaubt den Betrieb als Hyper-V-Host. Der folgende Praxisbeitrag erläutert detailliert, wie die Microsoft-Virtualisierungslösung installiert, eingerichtet und remote verwaltet wird.

Der Funktionsumgang des Hyper-V Server 2008 R2 entspricht dem eines Servers mit Windows Server 2008 R2 Enterprise Edition in einer Core-Installation. Die ISO-Datei für die Installation finden Sie bei Microsoft zum Downloaden. Der Server ist von der Leistung her identisch mit Windows Server 2008 R2. Damit eignet sich der Hyper-V-Server nicht nur für den Einsatz in kleinen Unternehmen, sondern auch für den Betrieb in Cluster-Umgebungen, da er für seine eigenen Kernfunktionen nur wenig Leistung benötigt.

Hyper-V Server 2008 R2 im Überblick und SP1 für Windows Server 2008 R2

Die Verwaltung des Servers entspricht ebenfalls der Core-Installation von Windows Server 2008 R2. Der kostenlose Server hat im Bereich Hyper-V also mehr Funktionen als die kostenpflichtige Windows Server 2008 R2 Standard Edition mit aktiviertem Hyper-V. Diese unterstützt zum Beispiel kein Clustering. Hyper-V Server 2008 R2 bringt bis zu 1 TByte Arbeitsspeicher und bis zu acht Prozessoren mit insgesamt 64 Prozessorkernen mit, das ist ebenfalls mehr als Windows Server 2008 R2 Standard Edition.

Sie können bis zu 16 Cluster-Knoten mit Hyper-V Server 2008 R2 aufbauen. Der Schwerpunkt des Servers liegt allerdings darin, kleinen Niederlassungen oder Unternehmen eine Lösung zur Virtualisierung zu bieten. Auch das SP1 für Windows Server 2008 R2 können Sie integrieren und erhalten dadurch auch auf der kostenlosen Serverversion die Funktion Dynamic Memory. Diese bietet eine dynamische Zuordnung des Arbeitsspeichers zwischen den verschiedenen Hyper-V-Hosts. Auch der Betrieb in einem Cluster und der Einsatz der Live-Migration ist mit Hyper-V Server 2008 R2 problemlos möglich.

Hyper-V Server 2008 R2 downloaden

Wenn Sie die aktuelle Version von Hyper-V Server 2008 R2 herunterladen, ist das SP1 für Windows Server 2008 R2 bereits teilweise integriert. Das hängt davon ab, ob Sie bereits eine ISO-Datei herunterladen die das SP1 enthält. Haben Sie bereits eine Installation des Servers vorgenommen, können Sie problemlos nachträglich das SP1 für Windows Server 2008 R2 installieren. Es ist also nicht notwendig, eine integrierte Version herunterzuladen. Der Server verfügt über keine grafische Oberfläche, hier gelten die gleichen Einschränkungen wie bei einer Core-Installation von Windows Server 2008 R2. Allerdings können Sie Hyper-V Server 2008 R2 mit den Remote-Server-Verwaltungs-Tools (RSAT) von normalen Windows-Installationen aus verwalten. Unternehmen, die auf System Center Virtual Machine Manager 2008 R2 setzen, können mit der Lösung ebenfalls den Server verwalten.

Hyper-V Server 2008 R2 installieren

Brennen Sie die heruntergeladene ISO-Datei auf eine DVD und booten Sie damit den Rechner, auf dem Sie Hyper-V-Server 2008 R2 installieren wollen. Im ersten Fenster wählen Sie zunächst die Sprache aus, in der Sie den Server installieren wollen.

Anschließend startet der Installationsassistent wie bei einer normalen Installation von Windows Server 2008 R2. Sie wählen das Währungsformat und andere Daten aus und klicken dann auf Jetzt installieren. Nach dem Start der Installation bestätigen Sie die Lizenzbedingungen. Anschließend wählen Sie die Option Benutzerdefiniert zur Installation aus.

Wie bei der üblichenServerinstallation legen Sie dann die Festplattenkonfiguration fest. Anschließend beginnt der Server mit der Installation und schließt diese ab. Bevor Sie sich an das Einrichten machen, sollten Sie das SP1 für Windows Server 2008 R2 auf dem Server installieren, wenn Sie keine Version verwenden, in der das SP1 bereits integriert ist. Die Installation starten Sie durch Eingabe der startbaren Installationsdatei des SP1. Der Installationsassistent erkennt Hyper-V Server 2008 R2 und zeigt die Serverversion beim Installieren an.

Hyper-V Server 2008 R2 installieren
Hyper-V Server 2008 R2
Wählen Sie die gewünschte Sprache für die Installation von Hyper-V Server 2008 R2 aus.
Hyper-V Server 2008 R2
Starten Sie die Installation des Hyper-V-Servers.
Hyper-V Server 2008 R2
Die Lizenzbedingungen gilt es zu bestätigen.
Hyper-V Server 2008 R2
Wählen Sie die Installationsvariante aus.
Hyper-V Server 2008 R2
So installieren Sie das SP1 für den Hyper-V-Server.

Um anzuzeigen, ob das SP1 bereits installiert ist, geben Sie in der Befehlszeile den Befehl ver ein. Windows Server 2008 R2 mit installiertem SP1 hat die Versionsnummer 6.1.7601; das gilt auch für Hyper-V Server 2008 R2 mit SP1. Ohne das SP1 lautet die Versionsnummer 6.1.7600. Hyper-V-Server 2008 R2 müssen Sie nicht aktivieren. In seltenen Fällen erscheint eine Meldung, dass die Version nicht verifiziert ist. In diesem Fall können Sie den Fehler unter Umständen mit

slmgr -ato

beheben. Der Fehler versucht eine nachträgliche Aktivierung des Servers im Internet. Mit

slmgr -dlv

rufen Sie den Aktivierungsstatus des Servers ab, mit

slmgr -rearm

setzen Sie den Zeitraum zurück. Alle diese Punkte sind normalerweise nicht notwendig, helfen aber, wenn Sie eine Aktivierungsfehlermeldung erhalten.

Treiber nachträglich installieren

Haben Sie die Installation abgeschlossen und das SP1 auf dem Server installiert, können Sie nachträglich noch Treiber auf dem Server einrichten.

Dazu muss der entsprechende Treiber aber entpackt vorliegen; Sie benötigen die *.inf-Datei des Treibers.

Mit dem Befehl

Pnputil -i -a <*.inf-Datei>

installieren Sie den Treiber auf dem System. Um sich eine Liste aller Treiber anzeigen zu lassen, verwenden Sie den Befehl

Sc query type= driver

Sie müssen ein Leerzeichen hinter dem Gleichheitszeichen tippen. Um einen bestimmten Treiber vom System zu entfernen, geben Sie den Befehl

Sc delete <Treiber>

ein.

Um den Server zu verwalten, können Sie die gleichen Befehle verwenden wie bei einer Core-Installation des Windows Servers. Hyper-V Server 2008 R2 verfügt, wie Core-Installation von Windows Server 2008 R2, über eine textbasierte Verwaltungsoberfläche. Diese starten Sie durch Eingabe von

sconfig

In dieser Oberfläche können Sie alle wichtigen Konfigurationen vornehmen, aber keine virtuellen Server erstellen oder verwalten. Dazu verwenden Sie am besten die Remote-Server-Verwaltungs-Tools für Windows Server 2008 R2 SP1.

Hyper-V-Server einrichten und verwalten

Nach der erfolgreichen Installation sollten Sie sich zunächst an die Grundeinrichtung des Servers machen. Dazu verwenden Sie am besten das Tool sconfig. Geben Sie dem Server einen passenden Namen, legen Sie die IP-Einstellungen fest und nehmen den Server in die Domäne auf.

Alle diese Aufgaben erledigen Sie bequem über sconfig. Im ersten Schritt legen Sie in sconfig mit dem Punkt 2 den neuen Computernamen fest. Geben Sie den neuen Namen ein und bestätigen ihn. Nach der Änderung müssen Sie den Computer neu starten.

Falls Sie versehentlich das Eingabeaufforderungs-Fenster schließen, können Sie dieses wieder öffnen, wenn Sie mit STRG+ALT+ENTF den Taskmanager starten. Mit Datei\Neuer Task und dem Befehl cmd starten Sie die Eingabeaufforderung neu.

Hyper-V-Server einrichten und verwalten
Hyper-V Server 2008 R2
Sie können den Computernamen des Servers anpassen.
Hyper-V Server 2008 R2
Hier konfigurieren Sie die Netzwerkeinstellungen.
Hyper-V Server 2008 R2
So installieren Sie die Hyper-V-Rolle auf dem Hyper-V-Server.

Ist der Computer neu hochgefahren, gehen Sie mit Punkt 8 in die Netzwerkkonfiguration und vergeben eine IP-Adresse. Hier legen Sie auch den DNS-Server und das Standard-Gateway fest. Haben Sie den Punkt 8 abgearbeitet, wählen Sie als Nächstes die Netzwerkkarte aus, für die Sie die IP-Adresse ändern wollen. Im Anschluss erscheint ein Menü, mit dem Sie IP-Adresse und DNS-Server ändern können.

Sind Computername und IP-Konfiguration korrekt, können Sie den Server über Punkt 1 in das Active Directory aufnehmen. Anschließend wählen Sie D aus, um die Domänenmitgliedschaft zu ändern. Geben Sie anschließend den Namen der Domäne ein, und authentifizieren Sie sich mit einem Administratorzugang. Starten Sie den Computer neu und melden sich an der Domäne an. Der nächste Schritt besteht darin, dass Sie die Remote-Verwaltung auf dem Hyper-V-Server aktivieren. Dazu wählen Sie in sconfig den Punkt 4 aus. Für die Verwaltung sollten Sie die Punkte 1, 2 und 3 zulassen, mindestens aber Punkt 1, die MMC-Verwaltung für den Hyper-V-Manager.

Anschließend installieren Sie die Hyper-V-Rolle auf dem Server, indem Sie in der Befehlszeile den Befehl

Dism /online /enable-feature /featurename:Microsoft-Hyper-V

eingeben. Nach der erfolgreichen Installation starten Sie den Server noch einmal neu.

Remote-Verwaltung installieren

Um den Server remote zu verwalten, müssen Sie auf einem Computer mit Windows 7 die Remote-Server-Verwaltungs-Tools installieren und dann über die Systemsteuerung das Feature Hyper-V-Verwaltungs-Tools hinzufügen. Auf einem Server mit Windows Server 2008 R2 können Sie die Verwaltungs-Tools ebenfalls hinzufügen. Dazu verwenden Sie den Servermanager und klicken auf Features\Features hinzufügen. Wählen Sie als Feature Remoteserver-Verwaltungstools\Rollenverwaltungstools\Hyper-V-Tools zur Installation aus.

In Windows 7 installieren Sie die Remote-Server-Verwaltungs-Tools über Systemsteuerung\Programme\Windows-Funktionen aktivieren oder deaktivieren\Remoteserververwaltungstools\Rollenverwaltungstools\Hyper-V-Tools.

Starten Sie anschließend den Hyper-V-Manager auf dem Server und klicken mit der rechten Maustaste auf Hyper-V-Manager im linken Bereich des Fensters. Wählen Sie dann Verbindung mit dem Server herstellen aus und geben den Namen des Hyper-V-Servers ein. Anschließend können Sie über das Netzwerk mit dem Hyper-V-Manager den Hyper-V Server genauso verwalten wie jeden anderen Server auch.

Virtuelle Maschinen mit Hyper-V Server 2008 R2 erstellen

Haben Sie den Server installiert und eingerichtet, können Sie auf anderen Computern mit Windows 7 oder Windows Server 2008 R2 im Netzwerk eine Verbindung über den Hyper-V-Manager zum Hyper-V-Server aufbauen und diesen verwalten.

Anfang: So erstellen Sie neue virtuelle Maschinen mit Hyper-V-Server 2008 R2.

Mit dem Menüpunkt Neu starten Sie den Assistenten zum Erstellen neuer virtueller Computer.

Die Verwaltung des Hyper-V-Servers 2008 R2 funktioniert im Hyper-V-Manager genauso, wie wenn Sie einen lokalen Server verwalten. Wenn Sie über das Netzwerk die virtuellen Netzwerke von Hyper-V auf dem Hyper-V-Server anpassen, kann es passieren, dass die Netzwerkverbindung verloren geht.

Verbindung: Im Hyper-V-Manager konfigurieren Sie ein neues virtuelles Netzwerk.

Lässt sich diese nicht mehr aufbauen, überprüfen Sie auf dem Hyper-V-Server die Netzwerkkonfiguration und schalten die Remote-Verwaltung erneut frei. Achten Sie beim Erstellen neuer virtueller Netzwerke darauf, dass die Option Gemeinsames Verwenden dieses Netzwerkadapters für das Verwaltungsbetriebssystem zulassen aktiviert ist.

Hyper-V-Server 2008 R2 in Arbeitsgruppen verwalten

Betreiben Sie den Server nicht in einer Domäne, sondern in einer Arbeitsgruppe, müssen Sie die Rechte nachträglich anpassen. Dabei hilft am einfachsten das kostenlose Hyper-V Remote Management Configuration Utility. Dieses benötigen Sie auf dem Client, auf dem Sie den Server verwalten wollen, und auf dem Server selbst. Im ersten Schritt müssen Sie zunächst die Remote-Server-Verwaltungs-Tools auf dem Client installieren und aktivieren.

Anschließend legen Sie auf dem Hyper-V-Server den gleichen Benutzer an, mit dem Sie sich an Ihrem PC anmelden und Hyper-V verwalten wollen. Verwenden Sie auch das gleiche Kennwort. Auf dem Hyper-V-Server legen Sie den Benutzer mit dem Befehl

net user /add <Benutzername> <Kennwort>

an, mit

net user

lassen Sie die vorhandenen Benutzer anzeigen.

Anschließend nehmen Sie den neu angelegten Benutzer mit sconfig in die lokale Administratorgruppe auf. Wählen Sie in sconfig dazu Punkt 3, um lokale Administratoren zu verwalten. Die Remote-Verwaltung müssen Sie beim Betrieb in einer Arbeitsgruppe genauso aktivieren wie in einer Active-Directory-Domäne. Anschließend laden Sie das Skript hvremote.wsf herunter und kopieren es auf CD oder einen USB-Stick. Auf dem Server geben Sie dann den Befehl

cscript hvremote.wsf /add:<Name des Servers>\<Benutzername>

ein und bestätigen. Das Skript konfiguriert jetzt den Server, sodass der lokale Benutzer die entsprechenden Rechte in Hyper-V erhält.

Nach der Ausführung des Befehls starten Sie den Server neu. Als Nächstes benötigen Sie das Skript auf dem PC, von dem aus Sie den Server verwalten wollen. Sie müssen sich mit dem Benutzerkonto am PC anmelden, mit dem Sie den Server verwalten wollen.

Als Erstes geben Sie den Befehl

cscript hvremote.wsf /anondcom:grant

ein.

Anschließend ist der Befehl

cmdkey /add:<Name des Servers> /user:<Name des Servers>\<Benutzername> /pass

erforderlich. Geben Sie das Kennwort des lokalen Benutzers ein.

Nach der erfolgreichen Speicherung geben Sie den Befehl

cscript hvremote.wsf /mmc:enable

ein, um die entsprechenden Ausnahme in der Windows-Firewall zu konfigurieren.

Wenn Sie sich jetzt über den lokalen Hyper-V-Manager mit dem Hyper-V-Server verbinden, sollte die Verbindung funktionieren. Mit dem Skript können Sie die Konfiguration auch testen und anzeigen:

cscript hvremote.wsf /show /target:<Name des Servers>

lautet der entsprechende Befehl. (mje)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.