Miss IFA lässt die Männer träumen

31.08.2007
Die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin hat ihre Pforten geöffnet. Sie ist ein Messe-Muss für alle Unterhaltselektronik-Aficionados. Miss IFA zeigt uns, welche Produkte die Herzen mutmaßlich nicht nur der Männer höher schlagen lassen.

Es gab eine Zeit, da schien es, als könnte die CeBIT für Kleine der IFA Konkurrenz machen. Die Leinestädter Messeveranstalter versuchten auf der CeBIT@Home mit wummernder Musik, vielen Gadgets und Home-User-Firlefanz den Schulterschluss zwischen IT und Unterhaltungselektronik. Teenie-Bands heizten kreischenden Fans ein. Gamer übernahmen das Zepter auf dem Hannoveraner Messegelände. Laut, schrill, bunt war das Credo. Konvergenz hieß das Zauberwort der IT-Branche. Die versprach den Couch Potatos die totale Verschmelzung von Glotze und Internet. Und Hannover würde die Leitmesse dieser neuen Erlebniswelt sein. Mit anderen Worten: Karneval in Hannover - zugegebenermaßen ein Widerspruch in sich.

Zweimal – 1996 und 1998 – dröhnten die CeBIT@Home-Macher die Messebesucher erbarmungslos mit harten Beats und viel Entbehrlichem zu. 2000 enthob die Weltausstellung die Messeverantwortlichen der Entscheidung, ob die CeBIT@Home weiter als tragbares Konzept vermarktet werden kann und soll. Die sollte 2000 ausnahmsweise nach Leipzig verlegt werden. Es deutete sich jedoch an, dass die Räsonanz und das Publikumsinteresse unter der Wahrnehmungsgrenze liegen würden. Das war das Aus.

Wo sonst wenn nicht Berlin?

Fast so jroß wie der Funkturm oof'm Messejelände, aber janz schön schön unsere Miss IFA.
Foto: IFA Berlin

Jetzt also wieder in voller Blüte die IFA in Berlin (31. August bis 5. September 2007). Klar ist: Eine Messe, deren trendige Technikexponate insbesondere die Phantasien der großen Kinder unter uns Männern anregen sollen, gehört nirgendwo anders hin als in die deutsche Bundeshauptstadt. Hier werden nun an sechs Tagen wieder die Träume von Technikfreaks angeregt. Und Miss IFA zeigt, was ab sofort unverzichtbar ist in deutschen Haushalten.

Ick gloob ja, dat Navigationsjeräte der Hit sind.
Foto: IFA Berlin

Ein großes Thema auch auf der IFA sind die mittlerweile unentbehrlich gewordenen Navigationsgeräte. Heutzutage reicht es bekanntlich nicht mehr, mit einem modernen Mobiltelefon, vulgo Smartphone, zu telefonieren. Im Internet surfen und E-Mails versenden gehört zu den Standardanforderungen des mobilen Workaholics der modernen Zeit. Damit der auch immer weiß, wo's lang geht, sollte ein State-of-the-Art-Handy über einen integrierten oder kabellos per Bluetooth angebundenen GPS-Empfänger sowie die entsprechende Software verfügen. Die verwandelt die Hosentascheninfozentrale in einen portablen Wegweiser für ganz Europa.

Navigon ist einer der großen Hersteller von Navigationsgeräten. Die packt er in dezidiert als Navigationssystem gedachte Einzellösungen oder integriert sie in ein Handy. Neben Navigon tummeln sich weitere Anbieter auf dem heiß umkämpften Markt . Hierzu gehört der – wie die Marktforscher von Canalys eruiert haben - momentane Marktführer Garmin, der niederländische Rivale TomTom sowie Magellan und Navman.

Quo vadis Pornoindustrie?

Det is en Blu-Ray-Player. Det heisst, er kann nich alle Formate. Det is suboptimal.
Foto: IFA Berlin

Ein anderes heißes Thema auf der IFA wird sein: Blu-ray oder HD-DVD? Welcher Standard sich durchsetzen wird, ist nicht entschieden. Die US-amerikanischen Filmstudios haben sich bislang in schöner Eintracht konsequent auf keines der beiden Formate festgelegt. Paramount ("Star Trek") wird seine hochauflösenden Filme künftig ebenso nur auf dem DVD-Nachfolgeformat HD-DVD produzieren wie seine Tochtergesellschaft DreamWorks ("Shrek", "Transformers"). Bislang hatte Paramount hochauflösende Filme auf beiden "Standards" veröffentlicht. Gründe für die Entscheidung seien der niedrigere Endkundenpreis der HD-DVDs verglichen mit Blu-Ray, so Paramount. HD-DVD wird von Intel, Toshiba und Microsoft unterstützt.

DVD is ooch tragbar – und so wat von schön, woll.
Foto: IFA Berlin

Die Entscheidung ist ein Schlag gegen Sony und sein Konkurrenzformat Blu-Ray. Der Filmverleiher Blockbuster allerdings will nur noch Filme im Blu-Ray-Format in sein Sortiment aufnehmen. Exklusiv auf Blu-Ray veröffentlichen derzeit neben Sony zudem die Konzerne Disney und 20th Century Fox, Warner ist noch neutral.
Den Ausschlag für das eine oder andere Format würde normalerweise eine Branche festlegen, die manchem nicht satisfaktionsfähig erscheint: die Pornoindustrie. Doch auch im Genre der wenigen Worte und vielen Akte zögern die Produzenten, sich auf ein Format festzulegen. Immerhin: Beate-Uhse-TV zeigt nackte Tatsachen in HD-DVD.

Nur eins ist bislang klar: Der gute alte Fernseher hat das Rennen gegen die Computer noch lange nicht verloren. Wenn auch Hersteller wie beispielsweise Acer mit dem Konzept Aspire iDea 510 oder Sony mit seinem Vaio RM1N versuchen, beide Welten zu integrieren – der Konsument liebt seinen Ein-Aus-Schalter und den Programmzapper. Zu viel Technik, die Volkshochschulkurse voraussetzen, goutiert er nicht.

Janz schön jroß, wat ey? Miss IFA kokettiert mit ihrem Altera Ego in einem Plasma-TV.
Foto: IFA Berlin

Noch eine Frage gilt es zu klären – und auch deshalb ist Berlin eine Reise wert: Plasma oder LCD? Für mich steht die Entscheidung fest: Ich kauf mir ohnehin keinen Fernseher so lange sich in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten digitale Programme nicht als Selbstverständlichkeit durchgesetzt haben. Bis dahin muss ich mich Bildungsbeflissener weiter durch die Thomas Manns dieser Welt durcharbeiten. See you hochauflösend im nächsten Leben.

Jottchen! Isser nich schön? Und so wat von flach.
Foto: IFA Berlin

Wenigstens eine Entscheidung ist hingegen gefallen – und die hilft den Konsumenten: Die Industrievereinigung EICTA (European Information & Communications Technology Industry Association) hat festgelegt, dass die Irritationen mit der Bezeichnung "HD ready" ein Ende haben. Displays und Fernsehgeräte, die über ein Panel mit einer Auflösung von 1.920 mal 1.080 Bildpunkten verfügen, werden künftig mit dem Logo "HD ready 1080p" versehen.

Det is eene Kamera für Pappi. Der kann damit zwar ooch nich umjehn, aber als Profi braucht er det...
Foto: IFA Berlin

Natürlich dürfen auf der IFA auch die Schwergewichte aus der Fotogilde nicht fehlen. Wer digitalfotografisch auf sich hält, greift tief in die Tasche und bestückt sich mit Systemkameras von Canon, Nikon etc. Auf der IFA wird Nikon vielleicht seine erste Vollformatkamera, die D3, zeigen. Oder sein D200-Nachfolgemodell, die D300 für den ambitionierten Hobbyfotografen.

… Mutti macht derweil mit der kleenen Kamera für zwischendurch die scharfen und richtig belichteten Fotos.
Foto: IFA Berlin

Wer sich übrigens mit den Hunderten von Einstellmöglichkeiten an einer Digitalkamera nicht belasten will, der sollte sich auf das Wesentliche in der Fotografie konzentrieren: Mit anderen Worten: Schön soll das Bild sein. Damit das zumindest bei Menschen funktioniert, hat sich der Kamerahersteller Olympus etwas Intelligentes einfallen lassen: Er stellt auf der IFA die µ 1200 vor, das aktuelle Spitzenmodell der µ-Serie. Die Kompaktkamera bietet eine ziemlich fortschrittliche Technik für gelungene Aufnahmen: Die Smile-Shot-Funktion. Das heißt, die Kamera löst erst in dem Moment aus, wenn die zu fotografierende Person zu lächeln beginnt. Bei manchen Menschen sollte man da allerdings mit Stativ arbeiten.

So jeht's ooch: Statt Couch Potato een bissken Fitness. Det jeht ooch ohne Anabolika, wie man an der Miss IFA sieht.
Foto: IFA Berlin

Wen übrigens das ganze Gedöns um die IFA, um Konvergenz von IT und Unterhaltungselektronik, um Plasma oder nicht LCD, Blu-Ray oder HD-DVD – wen also das ganze große Hype-Rauschen in den Medien kalt lässt, der kann ganz einfach abschalten - bis zur nächsten IFA. (jm)