IT-Management und Virtualisierung

Microsofts System Center verwaltet nun auch heterogene Welten

16.05.2008 von Johann Baumeister
Der Anfang Mai in Las Vegas abgehaltene Microsoft Management Summit richtet sich in erster Linie an die Verantwortlichen für den IT-Betrieb. Sie erfuhren, wie die einzelnen "System-Center"-Komponenten das Veranstaltungsmotto "Integrate IT" unterstützen.
Bob Muglia auf dem im Mai 2008 abgehaltenen Microsoft Management Summit in Las Vegas.
Foto: Microsoft

Im Kern ging es dabei um die verstärkte Integration der Microsoft-eigenen Lösungen zur IT-Verwaltung und Virtualisierung sowie um die engere Kopplung mit IT-Komponenten von anderen Hersteller, sprich Partnern. So benannte Bob Muglia, Senior Vice President Server and Tools Business bei Microsoft, zur Umsetzung einer dynamischen IT-Nutzung drei wesentliche Säulen: Die Virtualisierung im Rechenzentrum, die Virtualisierung der Client-bezogenen Dienste und, nicht minder wichtig, die Modellierung des IT-Einsatzes. Die Virtualisierung des Rechenzentrums ist mit den Produkten zur Server- und Speichervirtualisierung am weitesten vorangekommen. Für die Virtualisierung der Client-bezogenen Dienste liefert Redmond die Techniken der Applikations- und Präsentationsvirtualisierung.

Obwohl das Unternehmen auf den Zug der Virtualisierung spät aufgesprungen ist, ist man dennoch in diesem Segment mittlerweile gut aufgestellt. Kein anderer Anbieter deckt wie Microsoft alle derzeit bekannten Varianten der Virtualisierung in dieser Breite ab. Mit dem Virtual PC, dem Virtual Server und ab Sommer dem Hyper-V sowie den Terminal Services und den Softgrid-Tools hat man in jedem Bereich der Virtualisierung ein Antwort parat. Auch die Verwaltung der Systeme kommt dabei nicht zu kurz. Zum einen hat jedes der Werkzeuge seine spezifische Konsole, daneben besteht aber auch die Möglichkeit, die Virtualisierungslösungen an das System Center als zentrale Verwaltungsplattform anzuschließen.

Im Mittelpunkt steht das System Center

Foto: Microsoft

Die Systemverwaltung fasst Microsoft in der Produktfamilie des System Center zusammen. Es wurde mittlerweile zu einer umfassenden Verwaltungsplattform ausgebaut. Den Ursprung bildete der System Management Server, der zum System Center Configuration Manager umbenannt ist. Daneben stehen der Operations Manager, der Data Protection Manager, der Virtual Machine Manager, der Capacity Planner sowie die Zusammenfassung der wichtigsten Funktionen aller System-Center-Produkte in den System Center Essentials. Aus dieser Vielzahl an Komponenten lässt sich die Bedeutung der Systemverwaltung für Microsoft ablesen. Dies aber nicht von ungefähr: Mir dem Vordringen der Microsoft-Produkte in die Rechenzentren und geschäftskritischen Bereiche, war Redmond gezwungen, für adäquate Verwaltungswerkzeuge zu sorgen.

Der Großteil der System-Center-Produkte wurde bereits im letzten Jahr in neuen Versionen vorgestellt, die Unternehmen sind folglich noch mit der Einführung und Integration dieser Programme in den eigenen IT-Prozess beschäftigt. Daher beschränkte sich die Präsentationen des Events auf eher kleinere und funktionale Verbesserungen - mit einer Ausnahme: dem System Center Virtual Machine Manager. Er wird in diesem Jahr in Version 2008 erscheinen, alle weiteren System-Center-Module erhalten lediglich ein Servicepack oder Release 2 verpasst.

Virtual Machine Manager 2008

Mit dem Virtual Machine Manager 2008 betritt Microsoft Neuland, denn das Werkzeug, dass zur Verwaltung von virtuellen Maschinen und deren Hosts dient, unterstützt nicht nur den eigenen Virtual Server und Hyper-V, sondern, und das ist das Neue, die virtuellen Umgebungen von VMware. Integriert ist ferner die Verwaltung der physischen Hosts. Damit liefert Microsoft als erster Hersteller ein Administrationswerkzeug für virtuelle Infrastrukturen, das sowohl die physischen Hosts, als auch die virtuellen Maschinen der eigenen und der von Fremdsystemen in einer Konsole integriert. Das Tool erlaubt auch eine Migration von virtuellen Maschinen untereinander. Handelt es sich dabei um ein Hyper-V-System, so verwendet Virtual Machine Manager das Microsoft Quick Migration, beim ESX-Server bezieht man sich auf VMwares VMotion.

Configuration Manager 2007

Überarbeitet wird auch der Configuration Manager. Hierzu will man in diesem Jahr noch ein SP1 und Release 2 vorstellen. Der Configuration Manager ging aus dem System Management Server hervor, dessen Fokus in der Verwaltung der Client-Desktops lag. Im Rahmen der Ausrichtung an Itil und der zunehmenden Bedeutung der Gerätekonfiguration unter Compliance- und Sicherheitsaspekten wurde das Produkt umbenannt. Der Fokus des Tools bleibt aber auch weiterhin der Desktop, wenngleich es sich ebenso für den Server-Setup verwenden lässt.

Über die Kooperationen mit Hardwareherstellern erweitert Microsoft nun das Einsatzspektrum des Configuration Manager. So lassen sich in Zukunft auch Hardwareeinstellungen der Geräte direkt aus der Software heraus vornehmen. Dabei erfolgt beispielsweise durch die Intel-vPRo/AMT-Funktionen der Zugriff auf die BIOS-Informationen der Rechner. BIOS-Änderungen mussten bis dato in der Regel direkt am Gerät oder aber durch KVM-Umlenkungen vorgenommen werden. Die Geräte lassen sich, sofern sie nicht eingeschalten sind, nun auch aus der Ferne aktivieren. Dies geht über die Konzepte des Wake-On-LAN hinaus. Eingeschlossen ist beispielsweise auch das Booten eines Rechners über ein Netzlaufwerk.

Durch die Erweiterungen des Configuration Manager wird der gesamte Ablauf, von der Hardware-nahen Konfiguration des Rechners, wie etwa dem Einrichten eines RAID-Systems, bis hin zum Betriebssystem-Rollout aus der Ferne machbar. In einer begleitenden Präsentation zeigte Microsoft auf dem Summit einen vollständigen Installationsablauf eines Windows-2008-Servers, einschließlich einer RAID-Konfiguration, eines Server Setups und einer Auswahl der Server-Rollen.

Eine wesentliche Neuerung des Configuration Manager ist ferner die Integration der Funktionen zur Applikationsvirtualisierung, die bis jetzt durch Softgrid vorgenommen wurden. Damit erfolgt die Verteilung von virtualisierten Applikationen über den Configuration Manager nach den gleichen Prinzipien, wie bei der Installation der Programme nach dem klassischen Modell.

Dies ist sicher schlüssig und vereinfacht die Verwaltung und Verteilung von Applikationen. Es zeigt aber auch die Strategie von Microsoft in dieser Hinsicht auf. In Redmond geht man davon aus, dass der IT-Einsatz der Zukunft weitaus vielfältiger und dynamisch sein wird. Die feste Zuordnung von Applikationen, Benutzern, Mitarbeitern, Standorten oder Rechten wird durch flexiblere Modelle abgelöst. Einem Mitarbeiter der aus der Ferne über ein fremdes oder unsicheres Gerät eine Verbindung zu einer Unternehmensapplikation aufbaut, wird diese vielleicht nur temporär über Streaming zugewiesen bekommen. Befindet er sich aber im Unternehmensnetz an seinem Desktop, so findet er dort das gleiche Programm fest installiert vor. Ähnliches gilt für den Datenzugriff, die Erlaubnis zum Drucken und für das Ändern oder Speichern von Daten. Auch hier können unterschiedliche Rechte gelten.

Operations Manager 2007

Über die Management Packs lassen sich zum Beispiel auch HP-Blade-Systeme direkt in die Verwaltung des Operation Manager einbeziehen.

Auch beim Operations Manager wird es Erweiterungen geben. Ein Novum für Microsoft ist hier ebenfalls die Integration von Fremdsystemen in die Verwaltung des Operations Manager. Durch die "Cross Platform Extensions" lassen sich in Zukunft auch Server, die unter den Betriebssystemen IBM AIX, HP-UX, Sun Solaris oder Linux laufen, in die Verwaltung und das Monitoring einbeziehen. Die Erweiterungen liefern nicht nur Statusmeldungen, wie es etwa SNMP-Monitore tun, sondern erlauben, in begrenztem Rahmen, auch aktive Reaktionen. Damit sind einfache Fehleranalysen und Störungsbehebungen der Fremdsysteme direkt aus dem Operations Manager möglich.

Eine Integration mit Fremdplattformen gibt es aber auch in andere Hinsicht. Durch Interfaces und Management-Packs interagiert der Operations Manager ebenso mit den System-Management-Konsolen von HP (OpenView) und IBM (Tivoli). Ferner bieten Partner Zusatzmodule zur Überwachung von SAP-Systemen an.

Fazit

Das System Center mit seinen Tools bildet die Prozesse der IT-Verwaltung umfassend ab. Durch die Unterstützung von VMware ESX und anderen Betriebssystemen neben nimmt Microsoft eine technische Vorreiterrolle ein. Mit der Öffnung der Werkzeuge für Partner und Dritthersteller lassen sich nun auch Fremdsysteme einbeziehen. Dabei steigen jedoch gleichzeitig die Abhängigkeiten der Tools untereinander und jene von Redmond.

Die Module des System Centers