PDC 2008

Microsoft zeigt neue Funktionen von Windows 7

29.10.2008 von Wolfgang Miedl
Windows 7 ist da - zumindest in einer Vorabversion, die an alle PDC-Teilnehmer ausgehändigt wurde. Die wichtigsten Neuerungen betreffen die Bedienerführung, unter der Haube ändert sich gegenüber Vista nur wenig.

"Wir wurden für Vista viel kritisiert, auch in Werbespots", sagte Windows-Chef Steven Sinofski am Dienstag mit leicht ironischem Unterton in Anspielung an die Apple-Sticheleien der letzten Monate. Nach "Azure" stand am zweiten Tag der Professional Developer Conference Windows 7 im Mittelpunkt und Sinofski lieferte einen Einblick in die lange Liste der Neuerungen. Er betonte zunächst wie zuvor schon Steve Ballmer, dass der Systemkern von Vista übernommen werde, um Bedenken seitens Unternehmensanwender und Softwareanbieter zu zerstreuen.

Runderneuerte Taskleiste

Die Navigation in der neuen Taskbar soll dank der Vorschaufenster einfacher sein.

Nach der Explorer-Renovierung bei Vista kommt nun die Taskleiste an die Reihe, die in ihren Grundzügen seit Windows 95 besteht. Die alte Trennung in Schnellstartleiste und Taskleiste (mit den Symbolen laufender Programme) hebt Windows 7 zugunsten einheitlicher Programmstart- und Tasksymbole auf, die als beliebig skalierbare, unbeschriftete Icons erscheinen. Sobald eine Anwendung gestartet wurde, unterscheidet sich dessen Icon durch einen Rahmen von den inaktiven Startsymbolen. Sind mehrere Instanzen eines Programms geöffnet, werden diese in Stapelform gruppiert. Möchte der Anwender zu einer bestimmten Kopie einer Anwendung wechseln, fährt er zunächst mit der Maus über den entsprechenden Symbolstapel, woraufhin sich ein kleines Vorschaufenster mit den Miniaturen der aktiven Anwendungen öffnet.

Schneller zu den Dateien

Die Jumplist soll den Zugriff auf die zuletzt bearbeiteten Dateien beschleunigen.

Als hilfreiche Zusatzfunktion gesellt sich nun die "Jump List" zu den Tasksymbolen. Sobald der Anwender mit der rechten Maustaste darauf klickt, öffnet sich eine Liste mit den letzten geöffneten Dateien der jeweiligen Anwendung. Sinn des Ganzen ist es, neben dem Zugriff auf Programme selbst nun auch einen unmittelbareren Zugang zu den damit bearbeiteten Dateien zu erhalten.

Als neue Funktion bei der Desktop-Suche kommen so genannte Libraries hinzu. Es handelt sich dabei um virtuelle Suchordner, die neben lokalen auch Wechselmedien indizieren und die in Vista eingeführten Dateimetadaten wie Tags berücksichtigen.

Freischwebende Gadgets

Auch die Anordnung der Fenster soll den Anwendern nun leichter fallen. Wird ein Windows-7-Fenster an den linken oder rechten Bildschirmrand gezogen, passt es sich automatisch in die entsprechende Bildschirmhälfte ein und erleichtert somit unter anderem eine parallele Anordnung zweier Fenster.

Ein Ziehen an den oberen Bildschirmrand führt zur Bildschirm füllenden Vergrößerung der Anwendung. Nach einem kurzen Gastspiel unter Vista wird nun die Sidebar wieder verschwinden, so dass die darin beherbergten Gadgets nun den gesamten Desktop bevölkern dürfen.

Peripherie-Geräte einfacher nutzen

Viele kleine Verbesserungen stehen auch beim Umgang mit Peripheriegeräten wie Beamer, Drucker oder Media-Geräten bevor. Das Anschließen von Beamern beispielsweise soll mit Hilfe eines neuen Tools deutlich leichter fallen. Mobile Arbeiter, die an verschiedenen Standorten unterschiedliche Drucker verwenden, dürfen sich über einen Autokonnektor freuen, der selbsttätig den jeweiligen Drucker erkennt.

Außerdem soll unter Windows 7 die Vernetzung mehrerer PCs dank einer neuen Netzwerkkonfiguration einfacher werden. Über einen leicht verständlichen Dialog könne sich Benutzer unter anderem gegenseitig Dateien und Ordner mit wenigen Klicks freigeben

Navigieren mit den Fingern

Viel Platz räumten die Microsoft-Manager auch den neuen Touch-Fähigkeiten des Betriebssystems ein. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des glücklosen Tablet-PC-Konzepts. Sofern der Bildschirm eine Zweifinger-Eingabe per "Multi-Touch" unterstützt, sind hier Effekte ähnlich wie beim iPhone möglich. Standardisierte Programmierschnittstellen sollen es Entwicklern erleichtern, entsprechende Anwendungen zu schreiben.

Sinofski versprach auch umfassende Verbesserungen der Systemleistung von Windows 7 und gestand damit indirekt Defizite von Vista ein. Permanente Festplattenaktivitäten etwa, die durch Registry-Zugriffe und den Indexer entstehen, sollen deutlich abnehmen, Speichermanagement und Antwortzeiten wurden verbessert und die Boot-Zeit soll sich merklich verkürzen.

Viele Detailverbesserungen

Die Liste der Neurungen ließe sich noch beliebig verlängern, unter anderem bei den Programmier-Schnittstellen (APIs), wobei viele Funktionen derzeit noch spärlich dokumentiert sind. Ein Blick auf die ersten verfügbaren Whitepaper zeigt jedoch, dass es Microsoft mehr als ein aufpoliertes Vista auf den Markt bringen möchte. Andeutungen zufolge ist bereits nächste Woche auf der Windows Hardware Engineering Conference (WinHEC) mit weiteren Details zu rechnen.

In puncto Fertigstellung skizzierte der Windows-Chef einen groben Fahrplan, der unter anderem eine allgemein verfügbare Betatestversion für Anfang 2009 vorsieht. Bezüglich der endgültigen Verfügbarkeit lautete seine diplomatische Formulierung, dass Vista mit einer Lebenszeit drei Jahren einen guten Durchschnittswert erreiche - das wäre dann im Herbst 2009. (ws)