Jubiläum

Microsoft Windows wird 25

17.11.2010
Der Siegeszug des PCs in die Haushalte weltweit hat vor 25 Jahren ihren Anfang genommen, und eine einfache Software ebnete ihm dabei den Weg.

Am 20. November 1985 veröffentlichte die damals noch kleine Softwarefirma Microsoft mit Windows 1.0 die erste grafische Benutzeroberfläche für ihr Betriebssystem MS-DOS. Zunächst nur als Erweiterung des Betriebssystem programmiert, legte Windows den Grundstein für eine fast beispiellose Erfolgsgeschichte. Anwendungen auf MS-DOS-Rechnern ließen sich endlich mit der Maus bedienen und machten die grauen Kisten damit auch für private Verbraucher attraktiv.

Auch heute noch ist Windows eine der tragenden Säulen des Geschäfts von Microsoft und die "Cash Cow" des Unternehmens. Mit Windows macht Softwarekonzern heute rund ein Drittel seines Milliardenumsatzes und erzielt damit zwei Drittel seines Gewinns. Weit mehr als 90 Prozent aller Computer weltweit laufen mit einer der verschiedenen Windows-Versionen.

Um die erste grafische Oberfläche für die Benutzung von Computern entbrannte vor 25 Jahren allerdings zunächst ein Wettlauf um die Zeit. Damals wurden PCs in der Regel von Unternehmen eingesetzt. Bill Gates wurde schnell klar, dass eine grafische Oberfläche (Graphical User Interface, GUI) notwendig sein würde, damit der Computer eines Tages auf jedem Schreibtisch seinen Platz finden wird.

30 Jahre Windows - Windows 1.0
Windows 1.0 wird unter dem Codenamen "Interface Manager" entwickelt und am 20. November 1985 veröffentlich. Das erste grafische Betriebssystem für den PC kostete damals 99 US-Dollar, war aber nur mäßig erfolgreich, weil es an Anwendungen fehlte.
Windows 2.11
Auch in der folgdenen Windows-Version erinnert die grafische Benutzeroberfläche noch stark an textorientierte Benutzerschnittstellen. Das 1989 erschienene Windows 2.11 enthält bereits Microsoft Word.
Windows 95
Das unter dem Arbeitstitel "Chicago" entwickelte Windows 95 erscheint im August 1995. Dem Release geht eine ausführliche Testphase voraus, Teilnehmer müssen dabei eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben.
Windows NT 3.51 Server
Die Weiterentwicklung von Windows NT 3.5 erscheint im Mai des Jahres 1995 und unterstützt neuere 32-Bit-Anwendungen. Je nach Installationsvariante ist es auf Diskette(n) oder CD-ROM erhältlich.
Windows NT 4.0
Der Nachfolger von NT 3.51 erscheint im Juli 1996 und ist der letzte Vertreter der Windows NT-Reihe. Das Betriebssystem verfügt über die grafische Benutzeroberfläche von Windows 95 und kommt mit Assistenten für die Konfiguration daher.
Windows 98
Das unter dem Codenamen "Memphis" entwickelte Windows 98 erscheint am 25. Juni 1998. Das Betriebssystem bietet kaum sichtbare Neuerungen gegenüber Windows 95, bietet allerdings USB-Unterstützung und eine anpassbare Benutzeroberfläche.
Windows 2000
Windows 2000 wird auf Basis des eingestellten Windows NT 4.0 entwickelt und ist der Vorgänger von Windows XP. Das Betriebssystem erscheint in einer 32-Bit- und 64-Bit-Version. Die Arbeiten an der 64-Bit-Variante werden aber bald eingestellt.
Windows ME
Das letzte Betriebssystem auf MS-DOS-Basis: Windows ME (Millennium) erscheint (verspätet) am 14. September 2000. Probleme mit Internet Explorer und Windows Player verzögern den Release mehrfach.
Windows XP
Im Oktober des Jahres 2001 erscheint Windows XP (Codename "Whistler"), der technische Nachfolger von Windows 2000. Das Betriebssystem richtet sich in erster Linie an Heimanwender und kommt mit einer frischen Benutzeroberfläche daher.
Windows 7
Das in vielen Bereichen überarbeitete Windows 7 kommt am 22. Oktober 2009 auf den Markt. Eine weitgehend neue Benutzeroberfläche, bessere Systemsicherheit und der Einsatz von Bibliotheken im Windows-Explorer sind neu.
Windows 8
Als Nachfolger von Windows 7 kommt Windows 8 am 26. Oktober 2012 in den Handel. Erstmalig sind dabei zwei Benutzeroberflächen enthalten: das Windows 8 Modern UI und die klassische Desktop-Ansicht.
Windows Server 2012
Die Server-Version des zuvor veröffentlichten Windows 8 kommt im September 2012 auf den Markt. Mit der Modern-UI-Oberfläche, einem komplett überarbeiteten Taskmanager und den Active Directory Domain Services hebt sich das Programm von den Vorgängern ab.
Windows RT
Windows RT ist Microsofts Betriebssystem für Geräte mit Chips der ARM-Architektur wie Smartphones oder Tablets. Das Betriebssystem weist viele Parallelen zu Windows 8 auf. Aufgrund schwacher Absatzzahlen wird die Produktion von Windows-RT-Devices Anfang 2015 eingestellt.
Windows 8.1
Unter dem Codenamen "Windows Blue" entwickelt, soll das Update die Unzufriedenheit vieler Benutzer mit Windows 8 aus der Welt räumen. Deshalb kehrt auch der Start-Button zurück. Die Verknüpfung zu Microsofts Cloud-Dienst OneDrive wird jetzt standardmäßig angezeigt.
Windows 10
Mit Windows 10 bringt Microsoft laut CEO Satya Nadella 2015 nicht nur die nächste Version seines Betriebssystems auf den Markt, sondern eine völlig neue Windows-Generation. Der Shift auf Windows 10 markiert auch den Umstieg auf Windows as a Service: Künftig sollen keine neuen Windows-Versionen nach bisherigem Muster mehr folgen - stattdessen werden inkrementelle Verbesserungen in Form größerer und kleinerer Updates veröffentlicht. Win 10 bringt im Vergleich zu seinen Vorgängern zahlreiche Neuheiten mit, etwa den IE-Nachfolger Edge, virtuelle Desktops oder die digitale Assistentin Cortana. Parallel zu Windows 10 stellte Microsoft auch den Nachfolger zu Windows Server 2012 - Windows Server 2016 - vor.
Windows 11
Microsoft stellte mit Windows 11 offiziell eine neue Generation seines Betriebssystems vor und erklärte, damit eine neue Ära einläuten zu wollen. Die Idee, ein neues Windows zu bauen, entstand wohl in der Corona-Pandemie. Man habe Windows 11 darauf ausgelegt, auf verschiedenen Gerätetypen zu laufen und unterschiedliche Bedienmodi zu unterstützen, hieß es von Seiten Microsofts. Der Konzern hat bei Windows 11 vor allem Design und Bedienerführung vereinfacht. Darüber hinaus soll Windows 11 enger mit dem Collaboration-Tool Teams verknüpft werden. Wieder zurück in Windows 11 sind die aus der Version 7 bekannten Widgets. Der Redmonder Konzern bewirbt sein neues Betriebssystem darüber hinaus als besonders sicher. Die Architektur sei als Zero Trust angelegt, zudem sei das System Secure by Design. Wichtige Sicherheits-Features wie zum Beispiel Verschlüsselung seien von Haus aus aktiviert.

Unter Microsofts erstem Betriebssystem MS-DOS mussten die Anwender schon über gewisses technisches Know-how verfügen, um den Rechner bedienen zu können. Grundkenntnisse in der Programmiersprache Basic waren von Vorteil. Die erste Version von Windows hatte allerdings noch recht wenig Ähnlichkeit mit den grafischen Oberflächen, wie sie heute längst gang und gäbe sind. Die Software war sperrig, langsam und wurde von nur wenigen Anwendungen überhaupt unterstützt. Wollte man ein kleines Programm wie den Taschenrechner starten, musste die dafür nötige ausführbare Datei (calc.exe) erst in den Tiefen des Betriebssystems gesucht und in der Kommandozeile gestartet werden.

Wer hat's erfunden? Xerox

Die zu Beginn noch meist rudimentäre grafische Oberfläche war damals revolutionär - eine Idee von Microsoft war sie allerdings nicht. So hatte Apple-Gründer Steve Jobs bereits zwei Jahre zuvor, 1983, mit der "Apple Lisa" einen der ersten Computer mit grafischer Oberfläche auf den Markt gebracht. Das Gerät war jedoch teuer und sprach schon deshalb nur einen kleinen Kreis von Computer- Enthusiasten an. Doch die Richtung war vorgegeben, der Wettlauf begann.

Jobs und die Programmierer bei Apple hatten sich bei ihrer Entwicklung der GUI von der Arbeit am legendären kalifornischen Forschungszentrum Xerox PARC inspirieren lassen. Dort wurde die Idee einer grafischen Benutzeroberfläche für Computer geboren. Bereits in den 70er Jahren entstand dort der "Xerox Alto" für Forschungszwecke. Xerox hatte allerdings frühzeitig aufgegeben, nachdem 1981 der "Xerox Star" als erster kommerzieller Rechner des Unternehmens floppte.

Durch Apple unter Zugzwang geraten, kündigte Gates im November 1983 auf der Computermesse Comdex in Las Vegas sein Windows 1.0 an - noch lange bevor die Software überhaupt fertig war. Als Anekdote ist überliefert, dass Gates' Vater bei seinem Vortrag am Diaprojektor stand. Fast zwei Jahre brauchte Microsoft dann aber noch, bis Windows in der ersten Version auf den Markt kam. In der Zwischenzeit hatte Apple den ersten Macintosh-Rechner fertig.

So klaute Windows 7 bei MacOS
Diese Bildergalerie zeigt Ihnen zehn Features von Windows 7, die Apple zuerst in MacOS eingebaut hatte.
Windows Disc Image Burner: Disk Utility
Vor Windows 7 musste man ein separates Brennprogramm verwenden um ISO-Images auf CDs und DVDs zu brennen. In Windows 7 reicht nun ein Doppelklick um den Windows Disc Image Burner zu starten. Mac OS X bietet dieses Feature schon lang.
RSS feeds
Microsoft führte RSS-Feeds im Internet Explorer 7 in Windows Vista ein. Doch Apple war schneller und brachte mit Safari 2 in Mac OS X 10.4 Tiger einen RSS-Reader. Apples Mail unterstützt ebenfalls RSS.
Saved searches: Smart folders
Die Smart Folder, die erstmals in Mac OS X 10.4 Tiger erschienen, sind virtuelle Verzeichnisse, die Suchergebnisse speichern. Microsoft nahm das zum Vorbild für die Saved Searches in Windows Vista. Sowohl bei MacOS als auch bei Windows 7 ähneln sich die Konzepte: Beide erscheinen am linken Bildschirmrand als Verzeichnisse.
Sticky Notes: Stickies
Die Sticky Notes sind die kleinen virtuellen Notizzettel in Windows 7. Bei Apple gibt es Notizzettel für den Desktop seit 1994. Mac Stickies bieten sogar Rechtschreibprüfung und Textformatierungen.
Screen Sharing: Remote Desktop Connection
In Mac OS X 10.5 Leopard fügte Apple Screen Sharing hinzu. Mit Screen Sharing können Sie neben Ihrem eigenen Mac noch einem weiteren via Internet auf den Desktop schauen. Windows-Anwender können ein vergleichbares Feature in Form der Remote Desktop Connection seit Windows XP nutzen.
Dateivorschau
Windows bietet schon lange eine Dateivorschau, doch MacOS war immer eine Nasenspitze voraus. In Windows 7 kann die Vorschaufunktion auch Audio- und Videodateien abspielen. Bei Texten werden aber keine Formatierungen angezeigt. Bei MacOS kann man Texte dagegen sogar im Vollbild anzeigen lassen, was sogar für alle Seiten eines Dokuments möglich ist.
Aero Peek: Expose
Bei Windows 7 kann der Anwender mit Aero Peek das ausgewählte Fenster deutlich in den Vordergrund heben. Ähnliches leistet Expose bei MacOS – auch mit Expose bekommen Sie auf einem Desktop mit vielen geöffneten Fenstern den Durchblick. Allerdings sind die Vorgehensweisen unterschiedlich: Aero Peek macht die ungewünschten Fenster durchsichtig, Expose schiebt sie zur Seite.
Jumpliste erinnern an Dock-Menüs
Sowohl die Windows-7-Taskleiste als auch das MacOS Dock haben ausfahrbare Menüs. Bei Windows 7 heißen diese Jumplists.
Windows-7-Taskleiste und MacOS Dock
Die Taskleiste von Windows 7 erinnert sehr an das Dock von Windows 7. Über große Icons hat man vom Dock aus bequemen Zugriff auf die wichtigsten Anwendungen – genauso wie jetzt bei Windows 7. Anwendungen können leicht mit dem Mauszeiger auf die Taskleiste gezogen werden.
Netzwerkfreigaben
Seit Mac OS X 10.5 Leopard zeigt Apple automatisch entdeckte Netzwerkfreigaben an. Microsoft führte dieses Feature im Windows Explorer mit Windows Vista ein.

Gates nahm sich für Windows unverhohlen die Oberfläche von Apples Macintosh zum Vorbild. Apples Anwälte konnte er sich eine Zeit lang vom Hals halten, da er für Apple dringend benötigte Mac-Anwendungen lieferte. Als Microsoft Anfang 1988 mit dem nächsten größeren Versionssprung Windows 2.03 an die Öffentlichkeit ging, verklagte Apple seinen Rivalen wegen Verstoßes gegen das Urheberrechtes. Den über Jahre erbittert geführten Rechtsstreit verlor Apple schließlich 1994 - auch weil es sich in den 80er Jahren selbst bei Xerox bedient hatte.

Kriegsbeil nach Jobs' Rückkehr begraben

Die Beziehung zwischen Apple und Microsoft normalisierte sich erst wieder im Sommer 1997, als der zu Apple zurückgekehrte Steve Jobs die Hilfe von Microsoft in Anspruch nahm, um das in Schwierigkeiten geratene Unternehmen wieder profitabel zu machen. Apple nahm seinen Kontrahenten und dessen "Kopierleidenschaft" aber auch Jahre später noch zum Beispiel in ironisch fingierten Werbeanzeigen aufs Korn.

Zum Start von Windows 1.0 gab es weltweit lediglich sechs Millionen Personal Computer. Erst rund fünf Jahre später, im Jahr 1990, gelang dem Software-Entwickler aus Redmond ein erster Erfolg mit Windows 3.0. Den endgültigen Durchbruch bescherte dem Unternehmen weitere fünf Jahre später Windows 95.

Unter Windows 95 ließen sich Peripheriegeräte wie Drucker deutlich einfacher anschließen und in Betrieb nehmen. Ohne umständliche Installation von Treibersoftware kam der Nutzer aber dennoch nur selten aus. Und erstmals kommt Windows auch mit einem virtuellen Papierkorb auf der Schreibtischoberfläche daher - ein Icon, das Macintosh-Nutzer der ersten Stunde längst kennen. Auch eine Verbindung zum Internet gab es zum ersten Mal. Über den Internet Explorer führte der Weg - über ein Update - zu den Online-Diensten und dem World Wide Web.

Explorer
Das Layout des Windows-Explorers hat sich deutlich geändert.
Explorer: Das Layout des Windows-Explorers hat sich deutlich geändert.
Dateimanager
Die Layout-Option des Dateimanagers.
Heimnetz
Eine der Hauptneuerungen von Windows 7 ist das Homenetwork. Damit sollen sich LAN-Geräte einfach vernetzen lassen.
Freigaben
Der Freigabe-Dialog wurde deutlich vereinfacht.
Jugendschutz
Windows 7 erbt den (rudimentären) Jugendschutz von Vista. Im Startmenü links sieht man die neue Struktur der Verwaltung.
Einfacher Benchmark
Der Leistungsindex ist ebenfalls ein Vista-Erbe.
Leistungsindex
Leistungsindex
Spielerei
Windows 7 erhielt erneut zusätzliche Spiele.
Update (1)
Paint erhielt die Office-Ribbon ...
Update (2)
... ebenso wie WordPad, dass nun fast schon wie Word aussieht.
Sensoren
Noch gibt es kaum Anwendungen für die Umgebungssensoren. Microsoft hofft, dass sich das bald ändert.
Readyboost
Ein wahrscheinlich überflüssiges Relikt von Vista, das kaum Leistungszuwachs bringt.

Seit rund einem Jahr ist inzwischen Microsofts brandneues Betriebssystem Windows 7 auf dem Markt. Nach dem äußerst mäßigen Erfolg des Vorgängers Vista will Microsoft mit Windows 7 wieder durchstarten. Inzwischen hat das Unternehmen 240 Millionen Exemplare verkauft. Branchenbeobachter sehen allerdings schon das Ende der Ära des Personal Computers durch immer leistungsfähigere Smartphones, Apples neues iPad und viele andere mobile Internetgeräte längst eingeläutet. (dpa/tc)