Tablet-PC

Microsoft Surface mit Windows RT im Test

24.11.2012 von Thomas Rau
Apple, Amazon und Google haben schon eins: Jetzt steigt endlich auch Microsoft mit dem Surface in den Tablet-Ring. Der Test zeigt, ob der Letzte damit zum Ersten wird.

Das Surface mit 64 GB Speicher kostet 679 Euro, also 20 Euro weniger als das iPad 4 mit dieser Speichergröße. Außerdem bekommen Sie für diesen Preis beim Surface das Touch Cover dazu - eine Folientastatur, die als Abdeckung fürs Tablet dient.

Sieht aus wie ein Notebook: Surface mit ausgeklapptem Standfuß

Dieses Tastatur-Cover ist nicht das einzige, was das Surface dem iPad 4 voraushat: Auf der Rückseite besitzt das Microsoft-Tablet einen klappbaren Standfuß. Damit steht es nicht nur stabiler, zum Beispiel beim Filmeschauen, auch das Tippen auf der magnetisch angedockten Tastatur wird einfacher. Allerdings lässt sich der Neigungswinkel des Fuß nicht verstellen. Das macht nicht viel aus, weil der Blickwinkel des Displays sehr großzügig ist, bequemer wäre es schon.

Das Surface reagiert flink - meistens

Auf dem breiten Rand des 10,6 Zoll großen Bildschirms befindet sich unten ein Windows-Symbol, das als Sensortaste wie der Home-Button des iPad funktioniert und Sie auf den Startbildschirm mit der Modern UI ("Metro"-Oberfläche) zurückbringt. Ansonsten steuern Sie das Surface abgesehen von der Lautstärkewippe links und dem Einschaltknopf oben am Gehäuse mit dem Finger: Und das geht extrem flüssig. Beim Wischen durch den Startbildschirm sehen Sie kein Ruckeln, gleiches gilt fürs Blättern durch Fotoalben. Auch der Browser reagiert sehr geschmeidig beim Scrollen und Zoomen, so dass am Surface schon ein wenig iPad-Feeling aufkommt.

Microsoft Surface: Alle Testergebnisse im Überblic
Microsoft Surface: Testergebnisse
Gewicht: Das Surface ist eines der schwersten Tablets, weil es einen großen 10,6-Zoll-Bildschirm hat
Microsoft Surface Test
Akkulaufzeit Video-Wiedergabe: Das Surface liegt in der Spitzengruppe, ist aber nicht ganz vorne
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Akkulaufzeit WLAN-Surfen: Auch hier zeigt sich das Surface ausdauernd, die großen iPads halten einen Hauch länger durch
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Browser-Geschwindigkeit Sunspider: Nur das neue iPad überholt das Surface in diesem Java-Script-Test
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Ladezeit für Webseiten: Mit dem Surface surfen Sie schnell - es geht aber noch flotter wie die iPads beweisen
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WLAN-Datenrate: Trotz seiner MIMO-Antennen liegt das Surface bei der WLAN-Datenrate nur im Mittelfeld
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Bildschirm-Helligkeit: Im Surface steckt kein schlechtes, aber bei weitem nicht das hellste Display
Microsoft Surface Test
Bildschirm, Punktedichte: Die iPads mit Retina-Display sind deutlich schärfer als das Surface.

Zwar benötigen die meisten Apps rund drei bis fünf Sekunden zum Starten. Bei vielen dauert es sogar noch länger: Allerdings aktualisieren Apps wie Wetter, Sport, Finanzen dabei ihren Inhalt, sodass die Startzeit auch vom Tempo der Onlineverbindung abhängt. Der Lagesensor macht das Bild erst schmaler und dreht es anschließend - das sieht ungelenk aus und keinesfalls so geschmeidig wie auf dem iPad 4. Ansonsten bemerken Sie beim Surface und dem Nvidia-Prozessor Tegra 3 fast nie ein Tempo-Problem: Das Windows-RT-Tablet reagiert im Gegenteil flüssiger als viele Android-Tablets mit demselben Prozessor.

Schnell im Web

Das gilt auch für die Surf-Geschwindigkeit: Im Browser-Test Sunspider, der prüft, wie schnell das Tablet Javascript-Befehle verarbeiten kann, wie sie auf komplexen Webseiten eingesetzt werden, ist das Surface fast so schnell wie das iPad 4. Etwas langsamer als das iPad, aber immer noch ordentlich, schneidet es bei der durchschnittlichen Ladezeit von Webseiten und bei der WLAN-Datenrate ab.

Geschwindigkeit und Multimedia

Microsoft Surface mit Windows RT (Note: 2,39)

Browser: Geschwindigkeit (Sunspider) / Smartbench 2011 / GL-Benchmark / mittlere Ladezeit für Webseiten

999.8 Millisekunden / - / - / 5,21 Sekunden

WLAN-Geschwindigkeit

38,9 MBit/s

Startzeit: aus ausgeschaltetem Zustand / aus Bereitschafts-Modus

25 / 1 Sekunden

Dateien auf Gerät übertragen (700 MB)

155 Sekunden

HD-Videos auf TV/Monitor

flüssig / flüssig

Wo das Surface bremst

Einige nervige Tempo-Bremsen fallen mir im Test aber trotzdem auf: Zum Beispiel zeigt Word 2013 Buchstaben beim schnellen Tippen mit großer Verzögerung an - teilweise baut sich der Satz erst auf dem Bildschirm auf, wenn er fertig getippt ist. Auch bei anderen Apps, zum Beispiel Mail, wiederholt sich dieses Phänomen. Und auch wenn ich die Rechtschreibprüfung in Word de-aktiviere, kommt Surface nicht hinterher.

Bunte Buchstaben: Das Touch Cover gibt es in verschiedenen Farben

Office 2013 ist übrigens in der Version Home and Student als Preview-Edition installiert. Die endgültige Version bekommen Sie über Windows Update geliefert, sobald die Software final ist. Die Office-App lässt sich nur mit Tastatur und Touchpad bequem bedienen - für den Finger sind die Menüs zu klein. Ähnliches gilt für viele Menüs im Desktop-Modus, den Windows RT ebenfalls mitbringt: In den Tiefen der Systemeinstellung mit kleinen Drop-Down-Menüs und Mini-Fenstern kommen Sie mit der Fingerbedienung nicht weit.

Die Tastatur macht das Tablet zum Netbook

Deshalb greifen Sie am besten zur Touch-Cover-Tastatur: Sie macht aus dem Tablet nicht unbedingt ein Notebook, aber wenigstens ein Netbook. Denn für kurze Texte erweist sich die flache Folientastatur als überraschend praktisch, wenn Sie sich an den fehlenden Tastenhub und die fehlende Druckrückmeldung gewöhnt haben - Tastatureingaben quittiert das Surface durch einen Ton. Klappen Sie das Cover auf die Tablet-Rückseite sind die Tasten de-aktiviert: Versehentliche Eingaben sind damit ausgeschlossen.

Wenn Sie öfter und länger auf dem Surface schreiben wollen, sollten Sie zum Type Cover greifen: Es kostet 130 Euro. Damit wird das Surface zwar dicker (15,2 Millimeter gegenüber 12,8 Millimeter mit dem Touch Cover), aber kaum schwerer (897 zu 882 Gramm). Auch der Hub der mechanischen Tastatur ist nicht üppig, aber Sie spüren eine klare Rückmeldung. Und der Taststurboden bietet eine ausreichende Stabilität, um auch mit dem Tablet auf den Knien einigermaßen schnell und sicher zu schreiben. Eine Notebook-Tastatur können Sie mit dem Type Cover aber nicht ersetzen, weil Sie auf den Chiclet-Designs aktueller Laptop-Tastaturen beim schnellen Schreiben weniger häufig die falsche Taste treffen. Beim Surface liegen die Tastenkappen ohne Abstand nebeneinander und Fehltipper im Zehn-Finger-System sind dann keine Seltenheit.

Gut versteckt: Der Micro-SD-Kartenleser befindet sich hinter dem Standfuß

Wie das iPad mit dem Smart Cover geht das Surface in Standby, wenn das Cover geschlossen ist und wacht beim Öffnen wieder auf. Außerdem bietet es Spezial-Tasten für die Charm Bar der Modern-UI. Insgesamt ist die Andock-Tastatur ein deutlicher Vorteil gegenüber einer Bildschirmtastatur - nicht nur, weil sie bequemer ist, sondern weil der ganze Bildschirm sichtbar bleibt und nicht teilweise von der Onscreen-Tastatur verdeckt wird.

Fast wie ein Notebook: Viele Anschlüsse am Surface

Einen weiteren Vorteil gegenüber anderen Tablets - besonders dem iPad - hat das Surface durch seine vielen Anschlüsse: An seine USB-2.0-Buchse in Standardgröße können Sie wie bei einem Notebook Peripheriegeräte wie einen Drucker, eine Kamera oder eine Festplatte anschließen. Den internen Speicher erweitern Sie durch eine Micro-SD-Karte: Der Kartenleser befindet sich hinter dem Standfuß - und ist sehr schlecht zu erreichen, wenn das Tablet am Strom hängt. Über einen Micro-AV-Ausgang können Sie das Surface mit einem zusätzlichen Adpater an einen VGA- oder einen HDMI-Monitor anschließen - die Adapter kosten jeweils 40 Euro. Vorne und hinten hat das Surface jeweils eine Kamera mit 1280 x 800 Bildpunkten und 720-Videoauflösung. Sie bieten aber nur wenige Einstellmöglichkeiten und machen nur bei guten Lichtverhältnissen ordentliche Aufnahmen - ansonsten sind die Fotos stark verrauscht.

Großer Bildschirm mit ordentlicher Darstellung

Auf dem 10,6-Zoll-Display zeigt das Surface 1366 x 768 Bildpunkte: Es besitzt anders als die meisten Android-Tablets ein Seitenverhältnis von 16:9. Seine Punktedichte entspricht mit 148 ppi aber fast den 149 ppi, die ein 10-Zoll-Android-Tablet wie das Samsung Galaxy Note 10.1 mit 1280 x 800 Pixel bietet: An die Bildschärfe eines Retina-iPads kommt das Surface nicht heran. Helligkeit und Kontrast sind ordentlich, aber nicht so überragend, dass Sie auch unter freiem Himmel problemlos mit dem Surface arbeiten können. Die Darstellung ist sehr blickwinkelstabil, Farben erscheinen neutral, allerdings nicht besonders kräftig.

Bildschirm

Microsoft Surface mit Windows RT (Note: 2,65)

Diagonale / Auflösung / Punktdichte

Helligkeit / Kontrast / Entspiegelung

335 cd/m² / 1197:1 / gering

Mobilität: Nicht ganz so gut wie beim iPad

Ohne Cover wiegt das Surface 682 Gramm und ist damit rund 40 Gramm schwerer als das iPad. Außerdem ist es nicht ganz so ausdauernd: Seine Akkulaufzeit von rund acht Stunden bei der Video-Wiedergabe und über sechs Stunden beim WLAN-Surfen ist aber ordentlich: Die meisten Android-Tablets mit Tegra 3 schneiden ähnlich ab.

Mobilität

Microsoft Surface mit Windows RT (Note: 2,40)

Akkulaufzeit: Internetzugriff per WLAN / Video abspielen

6:20 Stunden / 7:51 Stunden

Gewicht (mit Akku) / Gewicht Netzteil

682 / 137 Gramm

Zu wenig Apps: Die weiche Flanke des Surface

Apps Bedienung flüssig, Bildschirm ordentlich, Akkulaufzeit gut: doch um ein wirklich gutes Tablet zu sein, fehlt dem Surface etwas - viele Apps. Zwar beteuert Microsoft andauernd, wie schnell die Anzahl der Programme im Windows Store zunimmt: Trotzdem ist das Angebot verglichen mit Apple und Android sehr mager - Apps für Facebook, Dropbox und Google+ oder Maps fehlen beispielsweise. Und das ist wichtig, denn auf dem Surface lassen sich wie auf jedem RT-Tablet nur Programme aus dem Windows Store installieren. Da das Betriebssystem auf der ARM-Plattform läuft, können Sie keine normalen Windows-Programme installieren: Der Explorer zeigt sie zwar an, beim Installationsversuch bekommen Sie aber eine Fehlermeldung.

Flash funktioniert - aber nur theoretisch

Auch einen Flash-Player gibt es nicht im Windows-Shop: Er ist allerdings im Internet Explorer integriert, sodass Sie Flash-Inhalte abspielen können - theoretisch. Denn Flash spielt das Surface nur von Seiten ab, die auf einer Kompatibilitätsliste von Microsoft stehen. Laut Microsoft gilt das nur, wenn Sie die Seiten im Internet Explorer der Modern UI aufrufen. Im Test funktionierte aber auch kaum eine Flash-Seite mit dem Desktop-IE - weder Seiten für Browser-Games noch Streaming-Seiten.

Besser sieht es bei Multimedia-Inhalten aus: Mit dem Surface können Sie auf die Dienste Xbox Music und Xbox Video zugreifen: In den entsprechenden Shops kaufen Sie Musik und Filme beziehungsweise leihen Filme aus. Die Stereo-Lautsprecher reichen dafür aus: Sie klingen zwar nicht übermäßig kräftig, machen für Tablet-Verhaätlnisse aber ordentlich Dampf und verzerren auch bei hoher Lautstärke nicht.

Microsoft Surface mit Windows RT im Test: Fazit

Als Tablet ist das Microsoft Surface kaum schlechter als das iPad und mindestens genauso gut wie Top-Android-Tablets. Aber eben auch nicht besser. Und da es für das RT-Tablet viel weniger Apps gibt als für iPad und Android, steht das Surface insgesamt schlechter dar.

Ein Tablet kann es daher nicht ersetzen und trotz seiner Tastatur und den vielen Anschlüssen auch kein mobiles Notebook. Und als Netbook-Nachfolger ist das Surface viel zu teuer. Eine bessere Alternative sind wohl Windows-Tablets mit Intel Atom: Sie sind fast so sparsam, leicht und dünn wie das Surface, lassen sich aber mit der gewohnten Windows-Software befüllen und können mit einer Ansteck-Tastatur Tablet- und Notebook-Funktionen besser verbinden.

Testergebnis (Noten)

Microsoft Surface mit Windows RT

Testnote

gut (2,18)

Preis-Leistung

noch preiswert

Bedienung (25 %)

1,54

Mobilität (20 %)

2,40

Bildschirm (20 %)

2,65

Ausstattung (17 %)

2,96

Geschwindigkeit und Multimedia (15 %)

2,39

Service (3 %)

2,36

Aufwertung

Touch-Cover (0,15)

Ausstattung

Microsoft Surface mit Windows RT (Note: 2,96)

Prozessor

Nvidia Tegra 3 T30 (1,3 GHz)

Maße (L x B x H)

27,5 x 17,2 x 0,95 Zentimeter

Betriebssystem

Windows RT

eingebauter / zusätzlicher Speicherplatz (Art)

64 GB (Flash) / 0 GB (keiner mitgeliefert)

Wireless-LAN / Bluetooth / UMTS / GPS

802.11n / 4.0 / nicht vorhanden / nein

USB

1 (Standardgröße)

AV-Ausgang

1 (Micro)

Kartenleser (Formate)

ja (Micro-SD)

Einschub für SIM-Karte

nein

Kamera

ja (1280 x 800 Pixel)

Internetkamera

ja (1280 x 800 Pixel)

Dockinganschluss

1 (Magentanschluss für Tastatur)

Audioausgang

1

Mikrofon

ja

Lieferumfang

Netzteil, Touch Cover in Schwarz

Allgemeine Daten

Microsoft Surface mit Windows RT

Hersteller

Microsoft

Internetadresse von Microsoft

www.microsoft.de

Preis (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers / Straßenpreis)

679 Euro / 749 Euro

Technische Hotline

01805/672255

Garantie

24 Monate

Bedienung

Microsoft Surface mit Windows RT (Note: 1,54)

Bildschirm / Bildschirm-Tastatur / Mehrfinger-Gesten / Bildschirm-Technik

sehr angenehm / ordentlich / ja / kapazitiv

Spracheingabe

ja

Service

Microsoft Surface mit Windows RT (Note: 2,36)

Handbuch: deutsch / gedruckt / umfangreich / als PDF

ja / ja / nein / nein

Garantie

24 Monate

Service-Hotline / deutsch / Wochenenddienst / Erreichbarkeit / durchgehend / per E-Mail erreichbar

Internetseite / deutsch / Handbuch verfügbar / Treiber verfügbar / Hilfsprogramme verfügbar

www.microsoft.de / ja / ja / ja / nein

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.