Microsoft sucht Hilfe gegen Google

10.05.2007
Der Softwareriese wird wohl doch nicht Yahoo übernehmen. Nun ist von einer Kooperation die Rede.

Microsoft

Yahoo

Google

2006

6,7

18,3

25

2007

6,8

18,7

32,1

Unlängst schossen Spekulationen über den Kauf des Internet-Portal- und Werbeplattformbetreibers Yahoo durch Microsoft ins Kraut. Die Rede war von einem Kaufpreis in Höhe von 50 Milliarden Dollar. Der Yahoo-Börsenkurs kletterte kräftig. Signale aus Insider-Kreisen deuten jedoch inzwischen darauf hin, dass der Kauf nicht zustande kommt. Gleichwohl steht Microsoft unter Zugzwang, im Internet-Geschäft zu Google aufzuschließen. Auch Yahoo konkurriert mit dem Suchmaschinen-Marktführer, ist in diesem Geschäft jedoch weitaus besser aufgestellt.

Doubleclick ging an Google

Microsoft versucht mit einer eigenen Internet-Suchmaschine und einer Online-Werbeplattform, seine Position im Wachstumsmarkt für Internet-Werbung zu verbessern. D och trotz massiver Investitionen konnte der Konzern dem Branchenprimus Google bisher nichts entgegensetzen. Zudem zog Microsoft unlängst in der Bieterschlacht um den Online-Vermarkter Doubleclick den Kürzeren. Google kaufte Doubleclick für 3,1 Milliarden Dollar. Geld spielt bei Google offenbar keine Rolle: Kurz zuvor hatte das Unternehmen das Videoportal Youtube für 1,3 Milliarden Dollar erworben. Microsoft-Chef Steve Ballmer ist dem "Wall Street Journal" zufolge frustriert über die Geschäftsentwicklung der Internet-Sparte.

Google ist jedoch nicht mehr nur ein Suchmaschinen- und Werbekonkurrent für Microsoft: Vermehrt stellt das Internet-Unternehmen kostenlose und gebührenpflichtige Dienstleistungen im Web zur Verfügung, die langfristig Microsofts Softwaregeschäft gefährden könnten. Diese Angebote wenden sich sowohl an private Konsumenten als auch an Unternehmen. Dazu zählt neben E-Mail-Postfächern "Google Texte und Tabellen", eine simple Textverarbeitung und Tabellenkalkulation mit Collaboration-Funktionen. Demnächst kommt noch eine Präsentationssoftware hinzu, die Microsoft als eine Art "Powerpoint Light" Sorgen bereiten könnte. Mit "Windows Live" und "Office Live" will Microsoft dagegenhalten, steht damit aber noch am Anfang.

Wie wichtig Microsoft das Internet-Geschäft ist, belegt auch, dass der bisherige Spartenchef für Business-Software Satya Nadella kurzfristig zum Leiter des Unternehmensbereichs Search & Ad Platform Group ernannt wurde. Zuvor hatte der Bereichsleiter Christopher Payne das Unternehmen verlassen, um sich selbständig zu machen.

Yahoo schluckt Right Media

Zwar muss sich auch Yahoo gegen Google zur Wehr setzen, doch agiert der Portalanbieter aus einer viel stärkeren Position heraus als Microsoft. Yahoo hatte in den letzten Jahren mit Altavista und Inktomi zwei Suchmaschinen und mit Overture einen Online-Vermarkter erworben. Seit Jahren betreiben die Kalifornier stark frequentierte Internet-Portale. Grundsätzlich ist der Konzern somit gut aufgestellt, kämpft aber mit internen Problemen. Ende April kaufte Yahoo die Firma Right Media, die eine Online-Börse für Internet-Werbung betreibt. Von dem Unternehmen hatte der Portalanbieter bereits 20 Prozent besessen.

Kräftiges Umsatzwachstum kann Yahoo derzeit nicht vermelden: Im ersten Quartal 2007 wuchsen die Einnahmen um sieben Prozent, und die Firma musste einen Gewinnrückgang hinnehmen. Google hingegen übertraf die Gewinnerwartungen der Börsenanalysten im ersten Quartal. Der Umsatz betrug 3,66 Milliarden Dollar nach 2,25 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Beim reinen Werbeumsatz legte Google im ersten Quartal um 65 Prozent auf 2,53 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr zu, Yahoo wuchs um neun Prozent auf 980 Millionen Dollar und Microsoft um 23 Prozent auf 350 Millionen Dollar.

Möglicherweise arbeiten Yahoo und Microsoft künftig partnerschaftlich zusammen, um mit vereinten Kräften Google Paroli zu bieten. Beide Firmen hatten bereits Kooperationen geschlossen, diese jedoch wieder gelöst: Microsoft hatte lange Zeit das zu Yahoo gehörende Online-Vermarktungssystem von Overture auf dem eigenen MSN-Portal verwendet. Ebenso nutzte der Softwarekonzern die von Yahoo gekaufte Suchtechnik von Inktomi. Inzwischen verwendet Microsoft sowohl ein eigenes Werbesystem als auch eine hauseigene Suchmaschine für seine Internet-Sites.

Experten meinen, im Fall einer Kooperation könnte Microsoft die technische Infrastruktur der gemeinsamen Internet-Aktivitäten betreiben, während Yahoo sich auf die Internet-Inhalte und –Dienste konzentrieren würde.

Um nicht auch im Wachstumsmarkt für Werbung auf mobilen Endgeräten ins Hintertreffen zu geraten, hatte Microsoft unlängst die französische Firma Screentonic gekauft. Sie hat sich auf ortsabhängige Anzeigen für Handys spezialisiert. (fn)