PDC 2008

Microsoft präsentiert den attraktiven Windows-Client

30.10.2008 von Wolfgang Miedl
Laut Agenda der Professional Developer Conference (PDC) ist Microsoft zur reinen Web-Company mutiert. Doch nebenbei zeigten die Redmonder mit Windows Presentation Foundation (WPF) auch, wie man sich den künftigen Windows-Client mit interaktiven und servicefähigen Anwendungen vorstellt.

Hinter WPF verbirgt sich Microsofts Wette auf kommende Rich-Client-Anwendungen und damit auch auf die Zukunft von Windows. Die Idee hinter WPF lautet, dass man die Vorteile von Web-Anwendungen wie Ortsunabhängigkeit und zentrale Bereitstellung mit den Vorteilen von Rich-Clients wie Bedienkomfort und Geschwindigkeit verknüpft. Bereits bei der Entwicklung der ersten .NET-Plattform hat Microsoft die Weichen dafür gestellt: Unter dem Schlagwort "Smart Client" sollte damals unter anderem die Installation von Anwendungen über das Web möglich sein. Nach etlichen Kinderkrankheiten wurde schließlich das Konzept überarbeitet und mit Vista und .NET 3.0 als WPF eingeführt.

Erste kommerzielle Applikationen

Fingerübung: Die auf der PDC vorgestellten Multi-Touch-Anwendungen laufen als WPF-Clients unter Windows 7.

Auf der PDC gibt es nun eine Reihe von großen und kleinen Beispielen, die das Potenzial von WPF belegen sollen. Allgegenwärtig etwa sind die Surface-Tische mit Hand- und Fingerbedienung, deren Eingabe- und Präsentationsoberfläche auf WPF basiert.

Auch andere Multitouch-Beispiele mit WPF-Bezug wurden gezeigt. Eine davon stammt vom britischen Einzelhandelskonzern Tesco und adressiert Endkundenszenarien. Per Fingerbedienung können sich Konsumenten beispielsweise Einkaufslisten zusammenstellen, Produktinfos ansehen oder Rezepte erstellen. Unter den kommerziellen Applikationen zählt die bekannte CAD-Anwendung "Autocad" in ihrer neuesten Version zu den WPF-Vertretern. Microsoft selbst wird die nächste Ausgabe der Entwickler-Suite "Visual Studio" mit diesem Framework bauen. In seinem Keynote-Vortrag nannte der für die Windows and Windows Live Engineering Group zuständige Microsoft-Manager Steven Sinofski auch deutsche Exponate wie die Fotobuch-Software von Cewe oder "Meine Software" von T-Online.

Etliche Projekte versuchen sich mit alternativen Web-Clients auf WPF-Basis. So wurde in einem Fachvortrag unter anderem das Beispiel Innertube gezeigt, das als Youtube-Rich-Client mehr Interaktionsmöglichkeiten bietet als das Web-Original.

Multimediale Oberflächen

Die neue Version des CAD-Systems Autocad basiert auf Microsofts Multimedia-tauglicher .NET-Plattform WPF.

All diese Präsentationen lassen eine klare Zielsetzung von WPF erkennen: Um sich von zunehmend benutzerfreundlichen Browser-Anwendungen abzugrenzen, forciert Microsoft die Entwicklung interaktiver Anwendungen mit aufwändigem Design und stärkerer Multimedia-Unterstützung. Mit dem auf der PDC angekündigten .NET-Framework 4.0 wird Microsoft diese Entwicklung weitertreiben und möchte damit Entwicklern noch mehr kreativen Gestaltungsspielraum einräumen. Zu den künftigen Neuerungen zählen Animationseffekte oder integrierte Video-Codecs wie h.264. Auf dem Plan steht auch die Nutzung von 3D-Grafikkarten, damit die aufwändigen WPF-GUIs auch spontan und verzögerungsfrei arbeiten.

Auf Anwenderseite kämpft WPF noch mit Kompatibilitätsproblemen, denn es setzt das .NET-Framework ab Version 3 voraus. Die Download-Größe des Frameworks beträgt derzeit 28 MB. Laut Microsoft sind momentan in den USA etwa 40 Prozent der PCs WPF-fähig. Die Hoffnung ruht also auf einer stärkeren Verbreitung von Vista - oder besser Windows 7. (ue)