Microsoft organisiert seine Windows-Sparte neu

24.03.2006
Nach der erneuten Verspätung des nächsten Windows-Release Vista ziehen die Microsoft-Verantwortlichen Konsequenzen. Steve Sinofsky, bislang für die Office-Entwicklung verantwortlich, soll die Betriebsystemabteilung auf Vordermann bringen.

Microsoft hat wenige Tage nach der neuerlichen Verspätung von Vista Steve Sinofsky an die Spitze seiner Windows-Abteilung berufen (siehe auch: Windows Vista kommt für Endkunden erst 2007). Die Ernennung des ehemals für die Office-Entwicklung verantwortlichen Managers ist Teil einer umfassenden Restrukturierung der Betriebsystem-Division. Die neue Struktur umfasst acht Gruppen. Neben der Windows and Windows Live Group zählen dazu die Windows Live Platform Group, die Online Business Group, die Market Expansion Group, die Core Operating System Group, die Windows Client Marketing Group, die Developer and Platform Evangelism Group sowie die Server and Tools Business Group.

Jim Allchin, bislang verantwortlich für die Windows-Entwicklung, hatte bereits im Herbst vergangenen Jahres angekündigt, er werde sich Ende 2006 mit dem Marktauftritt von Vista aus dem Geschäft zurückziehen. Mit der erneuten Verspätung des neuen Windows-Release dürfte das Engagement Allchins allerdings noch ein paar Wochen in das Jahr 2007 hineinreichen. Wie der Stabwechsel ablaufen und inwieweit Sinofsky in die laufende Entwicklung von Vista eingreifen soll, ist bislang nicht bekannt. Aus den Reihen des Microsoft-Managements klang jedoch durch, Sinofsky solle sich hauptsächlich den auf Vista folgenden Windows-Generationen widmen. Der Abschluss von Vista bleibe Allchin vorbehalten.

Kevin Johnson, Leiter von Microsofts Platforms and Services Division (PSD) und Vorgesetzter sowohl von Allchin als auch von Sinofsky, bemühte sich zwar die Wogen zu glätten und die aktuellen Entwicklungen als Teil einer lang geplanten und wohl überlegten Strategie darzustellen. Die Microsoft-internen Beben im Umfeld von Vista zeigen jedoch, dass die Entwicklungen im Windows-Umfeld langst nicht so rund laufen wie es die Verantwortlichen im Hauptquartier von Redmond gerne hätten.

Richten soll dies offenbar der 40-jährige Sinofsky, der seit 1989 bei Microsoft arbeitet. Der ehemalige technische Assistent von Firmengründer Bill Gates gilt als gradliniger Controller mit klar definierten Zielen und wenig Sinn für Spielereien. Während die Windows-Entwickler in der Vergangenheit viel Freiraum genossen und in der Regel auch ihre technischen Vorlieben sowie Visionen ausleben konnten, herrschte in der bislang von Sinofsky geleiteten Office-Truppe ein disziplinierterer Management-Stil.

Die Umstrukturierungen im Hause Microsoft begannen bereits im vergangenen Jahr (siehe auch: Webtrends zwingen Microsoft zu radikalem Umbau). So fasste CEO Steve Ballmer im September 2005 die bis dato sieben Geschäftseinheiten in drei neuen Abteilungen zusammen. Experten werteten diesen Schritt als Versuch, den weltgrößten Softwarekonzern im Wettbewerb mit agileren Firmen wie Apple und Google beweglicher zu machen. Analysten hatten die Unternehmensstrukturen von Microsoft wiederholt als verkrustet und zu bürokratisch kritisiert. (ba)