Silicon Graphics liebäugelt mit Windows NT

Microsoft-Deal bringt SGI in den Massenmarkt

02.01.1998

Unter dem Projektnamen "Fahrenheit" tüfteln Microsoft und SGI künftig an Schnittstellen zur Programmierung erweiterter Multimedia-Möglichkeiten. Dabei sollen neue Application Programming Interfaces (APIs) für Microsofts existierende, Windows-basierte Multimedia-Architektur "Direct X" sowie für die Unix-Plattformen von SGI entstehen.

Konkret arbeiten beide Hersteller an einem Konzept, das die Verschmelzung der Microsoft-Technologien "Direct 3D" und "Di- rect Draw" und SGI-APIs wie "Open GL", "Open GL Scenegraph" und "Open GL Optimizer" umfaßt. Ziel von Fahrenheit ist es, Programmierern künftig eine neue Entwicklungsbasis für modernere Grafik- und Visualisierungsanwendungen in den Bereichen Spiele, Internet, CAD-CAM, Medizintechnik und für wissenschaftliche Anwendungsgebiete zur Verfügung zu stellen.

Fahrenheit setzt sich in erster Linie aus den drei Komponenten "Low Level API", "Scenegraph-API" und "Large Model Visual Extension" zusammen. Die Erweiterungen sollen unter anderem eine Schnittstelle ins Leben rufen, mit der die interaktive Analyse und Manipulation sehr großer visualisierter 3D-Modelle zum Beispiel eines kompletten Automobils erfolgen kann. Gleichzeitig hat der Hersteller aus dem kalifornischen Mountain View angekündigt, in der zweiten Jahreshälfte einen Rechner mit Windows NT auf den Markt zu bringen.

Mit dem Fahrenheit-Deal verschaffen sich beide Unternehmen nach Ansicht von Branchenbeobachtern eine eindeutige Win-win-Situation. Einerseits könnten die Redmonder ihre bekannten Schwächen im Grafik- und Multimedia-Bereich mit professioneller Hilfe beheben. SGI wiederum sei in der Lage, sich nach wirtschaftlich unbefriedigenden Monaten wieder ein festes Standbein zu schaffen. Seit einiger Zeit hatte SGI bei Arbeitsplatzrechnern schwer an Marktanteil verloren, obwohl das Unternehmen vor allem in Filmstudios rund um Hollywood jahrelang einen einzigartigen Status genoß. Mit Fahrenheit kommt die bis dato voll und ganz auf das Unix-Segment fokussierte SGI in die Situation, ihre von Fachleuten hochgeschätzte Software auch für ein Massenpublikum bereitstellen zu können.