Fortsetzung der Vista-Politik

Microsoft bleibt bei Versionitis für Windows 7

04.02.2009 von Wolfgang Sommergut
Einige Wochen nach dem Erscheinen der Beta 1 gibt Microsoft bekannt, in welchen Editionen das Betriebssystem erhältlich sein wird. Das Unternehmen bleibt bei seiner mit Vista eingeführten Versionsvielfalt.

Nachdem Microsoft die erste Betaausführung von Windows 7 in der Ausführung "Ultimate" für den öffentlichen Download anbot, spekulierten einige Beobachter darüber, dass der Hersteller die unter Vista eingeführte Vielfalt an Windows-Editionen lichten werde. Die millionenfach heruntergeladene Testversion schürt Erwartungen in Bezug auf das fertige Produkt, die jedoch später von abgespeckten Varianten enttäuscht werden könnten. Die Hoffnung auf Vereinfachung entsprang auch der Tatsache, dass einer der wesentlichen Kritikpunkte an Vista dessen Vielzahl an Editionen ist. Nicht zuletzt orientierten sich die Forderungen nach einer übersichtlichen Vermarktung an Apple, das sein Mac OS in einer einzigen Ausführung, die sämtliche Features enthält, an alle Kunden abgibt.

In der Praxis reduziert der Markt die Vista-Vielfalt, indem auf den allermeisten neuen Consumer-PCs die Version "Home Premium" vorinstalliert wird. Jene Geschäftskunden, die auf Vista umsteigen, wählen abhängig von ihrem Vertrag entweder "Business" oder "Enterprise". Home Basic sowie Ultimate spielen daher nur eine untergeordnete Rolle, während sich die in ihrem Funktionsumfang arg beschnittene "Starter"-Edition ohnehin nur an Entwicklungs- sowie Schwellenländer richtet.

Windows 7
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Installation
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Installation
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Installation
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Setup
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Setup
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Setup
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Setup
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Setup
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Desktop
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Desktop
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Desktop
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Desktop
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Desktop
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Desktop
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Windows 7 Beta 1 Build 7000, Gadgets
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Gadgets
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Gadgets
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Gadgets
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Gadgets
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Paint
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Paint
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Paint
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Paint
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Paint
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Windows 7 Beta 1 Build 7000, Control Panel
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Control Panel
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Control Panel
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Control Panel
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Taschenrechner
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Taschenrechner
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Security
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Security
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Security
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Security
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Wordpad
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Performance Monitor
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Performance Monitor
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Spiele
Windows 7 Beta 1 Build 7000, Desktop-Gestaltung

Rhetorische Erneuerung gegenüber Vista

Microsoft gab nun in einem Interview mit General Manager Mike Ybarra bekannt, in welchen Editionen Windows 7 erhältlich sein werde. Der weitgehend aus Marketing-Sprüchen bestehende Text kann als Reaktion auf die Erwartungen der Anwender gelesen werden. Er erweckt eingangs den Eindruck, Windows 7 würde in zwei Varianten auf den Markt kommen. Ybarra spricht von "zwei primären Editionen, die den Ansprüchen der meisten Kunden genügen würden": Windows 7 Home Premium und Windows 7 Professional. Letztere ist die Entsprechung zu Vista Business.

Damit bezeichnet Microsoft jene zwei Ausgaben von Windows als besonders bedeutsam, für die sich der Markt bei Vista ohnehin schon entschieden hat - aber ohne daraus weitergehende Konsequenzen zu ziehen und die anderen Editionen abzuschaffen. Allzu revolutionär wäre ein solcher Schritt nicht, denn immerhin kam noch XP im Jahr 2001 in nur zwei Ausgaben auf den Markt. Neben den "primären Editionen" erscheint Windows 7 daher in noch vier weiteren Ausgaben, so dass es das System in sechs Geschmacksrichtungen geben wird:

Letztere soll wie unter Vista mit exklusiven Features für Geschäftskunden den Abschluss einer Software Assurance schmackhaft machen.

Während die Starter-Ausführung von Vista in den USA und Europa nicht angeboten wird, soll sie unter Windows 7 auch dort erhältlich sein und voraussichtlich als System für Netbooks dienen. Sie ist laut Ed Bott's Microsoft Report auf die gleichzeitige Ausführung von drei Programmen limitiert und wurde von einigen Kommentatoren bereits als "Crippleware" bezeichnet. Hingegen richtet sich das in den wohlhabenden Ländern wenig nachgefragte Home Basic nun an Schwellenländer. Joe Cox von "Microsoft Watch" sieht darin eine herablassende Haltung des amerikanischen Kapitalismus gegenüber diesen Staaten, die solche Produkte bekommen, die für den Heimatmarkt nicht gut genug sind.

Sechs mal 7 mal x

Wie unter Vista bleibt es auch bei Windows 7 in der Praxis nicht bei sechs Editionen. Da das neue Betriebssystem ebenfalls als 32- und 64-Bit-Software ausgeliefert wird, erhöht sich die Zahl noch weiter. Sie verdoppelt sich jedoch nicht einfach, weil etwa die Starter-Version nur in 32 Bit erhältlich sein wird. Kunden, die das System auf DVD erwerben, erhalten bei Vista Ultimate die 32- und 64-Bit-Variante auf einem Datenträger, bei anderen Editionen müssen sie sich hingegen beim Kauf zwischen den beiden Ausführungen entscheiden. Ob dies bei Windows 7 so bleiben wird, steht bis dato noch nicht fest.

Die Auswahl bei Windows 7 vergrößert sich indes noch weiter, weil es als Vollversion und als Update angeboten wird. Letzteres soll es in jedem Fall für Vista-Kunden geben. Laut Microsoft Watch wollen die Marketiers in Redmond auch eine Upgrade-Möglichkeit für XP anbieten. Da jedoch derzeit noch keine Preise für Windows 7 bekannt sind, steht auch nicht fest, ob der Aufstieg von XP zu Windows 7 mehr kosten wird als von Vista. Sicher scheint indes, dass sich Windows 7 auch in der endgültigen Fassung nur über Vista und nicht über XP installieren lassen wird. Das Update von XP erfordert die Sicherung der Benutzerdaten mit einem mitgelieferten Tool und das Setup auf einer leeren Festplatte ("Clean Install").

Übermengen und Untermengen

Als ein Kritikpunkt bei den Vista-Editionen gilt, dass eine größere Ausführung nicht unbedingt alle Features einer kleineren Version enthält. Ein Benutzer der Business-Ausführung muss etwa auf bestimmte Multimediafunktionen von Home Premium verzichten. General Manager Ybarra verspricht nun, dass unter Windows 7 eine höherwertige Edition alle Features einer kleineren Ausgabe enthalten werde.

Nachdem Microsoft alle Ausgaben von Windows 7 entweder einer Business- oder einer Consumer-Linie zuordnet, ist derzeit die Hierarchie der Editionen nicht klar erkennbar. So erschließt sich etwa nicht, ob Ultimate über oder unter Enterprise angesiedelt ist. Sicher ist jedoch, dass die Enterprise-Variante exklusive Features für Geschäftskunden enthalten soll und entsprechend daher eine Übermenge von Ultimate sein müsste.

Die strenge Aufteilung des Systems in Ausführungen für Privat- und Geschäftskunden verträgt sich insgesamt nicht mit der von Microsoft immer wieder beschworenen Konvergenz der beiden Sphären, die sich besonders durch den Einfluss Consumer-Trends auf die Business-Welt bemerkbar mache.

Wie sich hierzulande die Versionsvielfalt bei Windows 7 darstellen wird, zeigt ein Blick auf das Vista-Angebot im Microsoft-Store. Die Version für Schwellenländer (heute Starter, zukünftig Home Basic) fällt zwar aus dem Katalog, dafür existiert in Europa noch zusätzlich die von den EU-Wettbewerbshütern erzwungen "N"-Variante ohne Media-Player.