Aufbruchstimmung

Mehr Jobs und mehr Geld in der IT

27.02.2011 von Hans Königes
Im Jahr eins nach der Krise eröffnen sich für Informatiker gute Chancen: In der IT-Branche gibt es nicht nur mehr offene Stellen. Auch die Gehälter steigen.

Um 24,7 Prozent stieg die Zahl der Jobofferten im vergangenen Jahr gegenüber 2009, um 5,2 Prozent wuchsen die Gehälter der IT-Manager, um 3,5 Prozent die der IT-Fachkräfte. "Die Konjunktur läuft heiß, und ich bin sicher, dass die Mitarbeiter auch in diesem Jahr nochmals mit einem kräftigen Zuwachs rechnen können", ist Tim Böger, Geschäftsführer des Hamburger Dienstleisters und der Vergütungsberatung Personalmarkt überzeugt.

Jobs zum Mitnehmen gibt es nicht nur im Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE auf der CeBIT in Halle 6.
Foto: Cebit

Bei den Bewerbern hat sich dieser positive Trend - zum Leidwesen der Personaler - herumgesprochen. So berichtete unlängst ein gefrusteter HR-Manager, dass ein 22-jähriger Bachelor-Absolvent 40.000 Euro Jahresgehalt haben wollte, ein Informatikabgänger fragte im COMPUTERWOCHE-Online-Forum, ob 47.000 Euro zum Einstieg angemessen wären. Damit nicht genug: Ebenfalls in unserem Online-Forum fühlte sich ein SAP-Berater mit dreijähriger Berufserfahrung und 53.000 Euro Jahresgehalt unterbezahlt, ihm schwebten gut über 60.000 Euro vor.

Karriere auf der CeBIT

Weitere Informationen über den Arbeitsmarkt und über Verdienstmöglichkeiten, aber auch Bewerbungstipps, Anforderungen der Arbeitgeber an Bewerber, Chancen in der Freiberuflichkeit, Karriereperspektiven als Entwickler oder Berater oder Gespräche mit Personalern großer und kleiner Unternehmen - all das findet im Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE auf der CeBIT in Halle 6, Stand D22, statt.

Verstehen kann man die Bewerber, wenn man bedenkt, dass Microsoft für sein Trainee-Programm 50.000 Euro Jahresgehalt anbietet. Eine Summe, die den IT-Nachwuchs erfreuen mag - Personaler vor allem mittelständischer Firmen weniger. Zum einen können sie bei solchen Gehältern nicht mithalten, zum anderen fragen sie sich, wohin diese Spirale führt.

Was Einsteiger verdienen

Zur Beruhigung der Arbeitgeber seien die aktuellen Einsteigergehälter genannt, die Personalmarkt im Auftrag der CW errechnet hat. Als Nachwuchsexperte bezeichnet der Hamburger Vergütungsexperte Personalmarkt Mitarbeiter mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung. So verdient ein Juniorentwickler im Durchschnitt 40.500 Euro. Die Bandbreite liegt laut Personalmarkt-Berechnungen zwischen 37.200 und 44.300 Euro. Wenig überraschen dürfte, dass Support- und Administrations-Mitarbeiter darunter, Berater dagegen darüber liegen. So nimmt ein Nachwuchs-Systemadministrator im Jahresschnitt 36.000 Euro nach Hause und der Anwender-Supporter 37.900. Die Consultants dürfen mit 42.500 Euro im Jahresschnitt rechnen, und wenn sie auch noch SAP können, landen sie bei 44.400 Euro, für die Spitzenleute springen im Durchschnitt 49.700 Euro heraus.

gehälter nach berufen
Gehälter 2010: Eine Frage von Job, Alter und Region
Unter IT-Profis sind die Gehaltsspannen groß. Wer wieviel verdient, hängt von Ausbildung, Job, Alter, Region und Größe des Unternehmens ab. Das zeigen einige Beispieldatensätze aus der aktuellen Gehaltsstudie von CW und Personalmarkt. (Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
verdient....
(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
...der IT-Leiter
Alter: 42 Jahre; Ausbildung: Diplom- Mathematiker (Universität); Unternehmen: Konzern, Autoindustrie; Sitz des Unternehmens: Raum Köln (Foto: Fotolia.de)
verdient....
(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
...der IT-Abteilungsleiter
Alter: 32 Jahre; Ausbildung: Diplom- Informatiker (FH); Unternehmen: größeres Medienhaus; Sitz des Unternehmen: Baden Württemberg; (Foto: Fotolia.com/nyul)
verdient...
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....der SAP-Berater
Alter: 39 Jahre; Ausbildung: Diplom- Wirtschaftsinformatiker (FH); Unternehmen: kleines IT- Systemhaus (12 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmen: Nürnberg;
verdient...
(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
der DV-Trainer....
Alter: 41 Jahre; Ausbildung: Diplom- Ingenieurwissenschaftler (Universität); Unternehmen: IT- Systemhaus (14 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Wiesbaden; (Foto: Fotolia.de/Y.Arcurs)
verdient....
(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
...die IT-Projektleiterin
Alter: 35 Jahre; Ausbildung: Master in Informatik; Unternehmen: mittleres IT-Systemhaus (75 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmen: in der Pfalz; (Foto: Fotolia.de/D.Baker)
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(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
verdient...
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...die Support Consultant
Alter: 23 Jahre; Ausbildung: kaufmännische Ausbildung; Unternehmen:Dienstleistungskonzern; Sitz des Unternehmens: Hamburg;
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(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
...der Datenbank-Administrator
Alter: 58 Jahre; Ausbildung: kaufmännische Ausbildung; Unternehmen: IT- Systemhaus (17 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Ruhrgebiet;
verdient...
(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
....die Softwareentwicklerin
Alter: 28 Jahre; Ausbildung: Diplom- Mathematikerin (Uni); Unternehmen: kleines Softwareunternehmen (32 Mitarbeiter); Sitz des Unternehmens: Rostock;
verdient....
(Foto: Fotolia.de/kai-creativ)
...der Web-Entwickler (ColdFusion)
Alter: 30 Jahre; Ausbildung: High School; Unternehmen: mittleres Telekommunikationsunternehmen; Sitz des Unternehmens: Raum Düsseldorf; (Foto: Fotolia.com/Peter Albrektsen)

Begehrte SAP-Berater

Keine Frage: Die SAP-Experten bleiben auf der Überholspur wie Personalfachleute bestätigen. Dagmar Schimansky-Geier, Geschäftsführerin der Bonner Personalberatung 1a Zukunft, sucht zum Beispiel für ihre Kunden SAP-Berater. "Im SAP-Umfeld haben Hochschulabsolventen wieder bessere Chancen, aber Quereinsteiger ohne Projekterfahrung sind nicht gefragt." Auf der Wunschliste der Unternehmen stünden vielmehr Berater zu den Themen Business Intelligence und Netviewer, Softwarearchitekten sowie Application Manager. Letztere halten die Applikationen, die die Berater beim Kunden eingeführt haben, aktuell, unterstützen die Anwender und organisieren den Support. "Obwohl ein Application Manager deutlich weniger reisen muss als ein Berater, ist er schwer zu finden. Auch er braucht fundiertes SAP-Wissen", schildert Schimansky-Geier. Im Durchschnitt verdient ein SAP-Profi mit mehrjähriger Berufserfahrung 65.000 Euro im Jahr. Die Betonung liegt auf durchschnittlich, denn als Experte mit Führungsverantwortung sind es schon mal 30 Prozent mehr, und Leiter von großen Projekten können es auch auf jenseits der 150.000-Euro-Grenze im Jahr bringen.

Wir stellen ein
Wir stellen ein!
Seit Herbst 2010 hat sich die Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt für die Jobsuchenden entspannt. Viele Unternehmen stellen wieder neue Mitarbeiter ein. Die CW befragte Firmen und Personalberater, welche IT-Profis gesucht sind.
August-Wilhelm Scheer, Präsident Bitkom
Der Branchenverband beziffert die Zahl der offenen IT-Stellen auf 28.000, vor allem Softwarehäuser, IT-Dienstleister und Internet-Firmen stellen ein. 11.200 Stellen entfallen auf die Kernbranchen Informationstechnik und Telekommunikation, 16.800 auf andere Wirtschaftszweige.
Georg Pepping, Geschäftsführer Personal T-Systems
"Wir benötigen hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beispielsweise für die Funktionen IT-Architekt, IT Consultant, Projekt- oder Service Manager. Aber auch Spezialisten für Themen wie SAP oder Java werden gesucht. Die Talente auf diesem Gebiet werden von vielen umworben und die Nachfrage übersteigt das Angebot. Hier haben wir Maßnahmen aufgelegt, diese Fachkräfte zum einen ins Unternehmen zu holen und zum anderen möglichst langfristig ans Unternehmen zu binden."
Oliver Tuszik, Vorstandschef Computacenter
Der IT-Dienstleister hat derzeit 300 offene Stellen und sucht unter anderem Experten für Windows 7 in den Bereichen Desktop, Security und Virtualisierung, aber auch IT-Profis, die sich auf Netzwerke, Security oder Data Center spezialisiert haben. Für Einsteiger gibt es Traineeprogramme.
Herbert Wittemer, Personalleiter msg systems AG
Über 200 offene Stellen hat der IT-Dienstleister msg systems. Personalleiter Wittemer sucht vor allem Softwareentwickler, Berater, Projekt-Manager und Softwarearchitekten. „Wir suchen auch verstärkt Nachwuchskräfte, die wir in Java oder Abap selbst ausbilden.“
Claudia Gharavi, Geschäftsführerin Mesh GmbH
Der Rechenzentrumsbetreiber beschäftigt derzeit 30 Mitarbeiter und will weiter wachsen. Geschäftsführerin Gharavi sucht Techniker, die auf Vmware spezialisiert sind, aber auch Storage-Experten für den Kundensupport. Aber auch in den Bereichen Sales und Marketing hat Mesh Personalbedarf.
Roland Fesenmayr, Geschäftsführer Oxid eSales
Derzeit beschäftigt der E-Commerce-Hersteller in Freiburg und Halle 50 Mitarbeiter. Aktuell sucht Roland Fesenmayr unter anderem Entwickler mit sehr guten PHP-Kenntnissen und entsprechenden Soft Skills. Stimmt die Motivation und Begeisterung für agile Entwicklungsmethoden, ist Fesenmayr auch offen für Quereinsteiger.
Mauricio Matthesius, Gründer und CFO sones GmbH
Das junge Startup aus Erfurt hat gerade die zweite Finanzierungsrunde hinter sich. CFO Matthesius ist froh, bislang viele Bewerbungen bekommen zu haben, zumal auch ein enger Kontakt zu den Hochschulen der Region besteht. Gesucht werden .net-Entwickler und Mitarbeiter für Vertrieb und Marketing.
Jan Wilfarth, Personalchef Innogames GmbH
Der Hamburger Hersteller von Online-Spielen will seine Mitarbeiterzahl auf 200 verdoppeln. Personal-Manager Jan Wilfarth sucht neben Mitarbeitern in den Bereichen Grafik, Online-Marketing, Personal und Finanzen vor allem Programmierer. Die Entwickler sollten PHP und Javascript beherrschen. Innogames bildet auch Azubis und duale Studenten aus.
Klaus Eberhardt, Geschäftsführer Iteratec
Der mittelständische IT-Dienstleister sucht etwa 30 neue Mitarbeiter im Jahr. bevorzugte Jobprofile sind Softwareentwickler Java EE, Softwarearchitekten, IT Management- / Strategieberater und Senior Consultant Business Intelligence.
Dagmar Schimansky-Geier, Personalberatung 1a Zukunft
In SAP-Markt ist der Bedarf an Beratern mit Projekterfahrung groß. Nach Erfahrung von Personalberaterin Schimansky-Geier hat jeder, der fachlich gut ist und keine persönlichen Defizite hat, wenig Probleme bei der Jobsuche. Für ihre Kunden fahndet Schimansky-geier nach Softwarearchitekten, Business-Intelligence-Beratern und Netviewer-Experten. Zunehmend gesucht sind Application Manager, die die SAP-Systeme beim Kunden aktuell halten und den Support organisieren.
Jürgen Rohrmeier, Personalberatung Pape Consulting
„Senior Consultants, Projektleiter und Systemarchitekten sind besonders gefragt.“ Personalberater Rohrmeier hat die Erfahrung gemacht, dass so genannte Business Consultants schwer zu finden sind: Diese müssen nicht nur verstehen, wie eine IT-Lösung funktioniert, sondern brauchen auch Prozess- und Projekt-Management-Wissen.

Die Unternehmen suchen aber nicht nur SAP-Berater. Der Systemintegrator Computacenter hat eigenen Angaben zufolge 300 offene Stellen. Er sucht unter anderem Experten für Windows 7, Sicherheit, Netze und Virtualisierung. Ähnliches verkündet auch der Münchner Dienstleister msg systems. "Wir wollen 120 Berufseinsteiger in der Entwicklung und der Systemintegration einstellen." Auf der Wunschliste stehen zum Beispiel Nachwuchsinformatiker, die msg systems in Java oder der App-Entwicklung schulen will.

Was eine gute Ausbildung bringt

70 Prozent aller Personen, deren Daten in die Personalmarkt-Vergütungsstudie einfließen, verfügen über einen Hochschulabschluss. Und der zahlt sich aus, denn IT-Fachkräfte

Verdienen rund um Hannover

Tim Böger, Personalmarkt: Hamburg ist die Top-Region im Norden, was die Gehälter der IT-Experten betrifft.
Foto: Personalmarkt

Pünktlich zur CeBIT hat die Hamburger Vergütungsberatung Personalmarkt im Auftrag der COMPUTERWOCHE exemplarisch am Beispiel des Softwareentwicklers die Verdienstmöglichkeiten rund um die CeBIT-Stadt Hannover errechnet. Das Durchschnittsgehalt liegt bundesweit bei 49.670 Euro im Jahr.

gehälter der Entwickler
Wo Entwickler am meisten verdienen
Die IT-Gehaltsstudie von CW und Personalmarkt 2010 deckt auf, in welchen Städten Programmierer am besten bezahlt werden.

...verdient ein Entwickler in Frankfurt am Main.
Damit kann er in dieser IT-Hochburg am meisten verdienen und zwar durchschnittlich 7.451 Euro im Jahr mehr als im Rest der Republik.



...erhält ein Softwareentwickler in Stuttgart.
Das entspricht 5.017 Euro über dem durchschnittlichen Gehalt eines Entwicklers in Deutschland.


...verdienen Entwickler in Hamburg
Das sind pro Jahr 3.229 Euro mehr als der durchschnittliche Entwickler in Deutschland.

...bekommen Programmierer in Hannover.
Das entspricht 2.881 Euro über dem durchschnittlichen Gehalt eines Softwareentwicklers in Deutschland.

...erhält ein Entwickler in Nürnberg.
In der Frankenmetropole können Softwareentwickler durchschnittlich verdienen.

(Foto: Fotolia.com/kai-creativ)
...verdienen Programmierer in Berlin.
Damit zahlen Unternehmen in der Hauptstadt nur unterdurchschnittlich.

....erhalten Entwickler in Dresden.
Das entspricht 7.053 Euro unter dem durchschnittlichen Gehalt eines Entwicklers in Deutschland.

Wie Personalmarkt-Geschäftsführer Tim Böger erläutert, lassen sich die prozentuellen Vergütungsunterschiede zwischen den Städten auch auf andere Positionen übertragen, das bedeutet, dass zum Beispiel die Vergütung berufsübergreifend in Hamburg acht Prozent über und in Rostock 25 Prozent unter dem Durchschnitt liegt. Spitzenreiter sind die Städte München und Frankfurt am Main, die 16,5 Prozent beziehungsweise 15,5 Prozent über dem Durchschnitt liegen.