Erfolgreiche Gründer

Marktlücke Zugriffsrechte

30.11.2010 von Hans Königes
Mit einem neuen Produkt für einen nachgewiesenen und klar umrissenen Bedarf kam protected-networks aus Berlin heraus. Nun steht der Einstieg in Auslandsmärkte an.
Die Gründer von protected-networks: Stephan Brack, Christian Zander und Thomas Gomell (v. l. n. r.) wagten den Sprung ins kalte Wasser.
Foto: protected networks

Anfang 2009 gründeten Stephan Brack, Thomas Gomell und Christian Zander protected-networks. Alle Gründer verfügen über jahrelange IT- und TK-Branchenerfahrung: CEO Brack kam aus dem Produkt-Management von Alcatel-Lucent, Cheftechniker Zander war Entwicklungs-Projektleiter bei Tektronix. Vertriebschef Gomell hatte bis dato im Partnervertrieb von Headtechnology gearbeitet, in Gesprächen mit seinen damaligen Kunden die Produktidee entwickelt und auf einer Grillparty 2008 mit Brack darüber gesprochen: eine Lösung für das Berechtigungs-Management auf Windows-Servern.

Zurückhaltende Finanziers

Das Problem, das protected-networks heute zu lösen verspricht: Netz-Manager haben bei unstrukturierten Informationen oft keine Übersicht, welche Mitarbeiter welche Zugriffsrechte auf welche Daten haben. Sie müssen sich diese Übersicht mit hohem Aufwand jeweils ad hoc verschaffen, zum Beispiel anlässlich von Unternehmens-Audits. Die "8Man"-Software des Berliner Startups stellt grafische Ansichten bereit, die diese Aufgabe automatisieren und standardisieren.

Dass es auch mit so einem präzisen Produkt in Krisenzeiten schwierig ist, ein Unternehmen auf die Beine zu stellen, merkten Brack, Gomell und Zander schnell. Hatten sich Entrepreneure zu den Hoch-Zeiten kurz nach der Jahrtausendwende kaum der Finanzierungsangebote samt Beratung erwehren können, sah das vor zwei Jahren, als protected-networks auf der Suche nach Mitteln war, ganz anders aus. "Die VCs hatten ihren Bestand zu pflegen anstatt neue Startups zu finanzieren", so Brack.

Keine Alternative zum Gründen

Angesichts der "Konsolidierungstendenzen im Kommunikationssektor", erinnert sich Brack, war er, wie auch Gomell, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Gemeinsam überzeugten sie Zander davon, mit seinem gesamten Entwicklerteam an Bord zu kommen.

Auf einen Schlag hatte das junge Unternehmen also recht hohe Personalkosten zu decken. Es gab indes keine Alternative zu diesem Sprung ins kalte Wasser, meint Brack: "Eine Unternehmenslösung muss von Anfang an stimmig sein, damit die Kunden sie akzeptieren. Rumprobieren am Markt geht nicht."

Microsoft-Gründerinitiative half mit

Um sich bei Investoren ins Gespräch zu bringen und schnell an die erforderlichen Mittel zu gelangen, arbeiteten Brack und Kollegen bei der Finanzierungssuche deshalb frühzeitig mit Beratern zusammen, von denen allerdings viele selbst nach detaillierter Einführung nicht immer verstanden, was man von ihnen wollte. Aus dieser Anfangszeit, berichtet Brack, stammen einige der weniger erfreulichen Gründungserfahrungen. Seinen Marktstart finanzieren konnte protected-networks schließlich mit Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des High-Tech-Gründerfonds (HTGF).

Das Unternehmen gehört zudem zu den gegenwärtig 33 Unternehmen, die von der Gründerinitiative "unternimm was" von Microsoft Deutschland gefördert werden. Um das Wachstum ambitionierter Startups zu beschleunigen, werden hier im Rahmen der Gründerinitiative ausgewählte junge Unternehmen aus dem Hightech-Bereich durch Know-how und Kontakte unterstützt. Zusätzlich können die Entwickler im Rahmen des Breitenförderungsprogramms "BizSpark" zu Sonderkonditionen Microsoft-Entwicklungswerkzeuge und Plattformtechniken nutzen.

Ein lohnender Messebesuch

Das Berliner Startup profitiert von Pressemitteilungen, die über den großen Microsoft-Verteiler laufen, und wird zu Partnerveranstaltungen eingeladen. Besonders zu schätzen weiß man bei protected-networks die Messeunterstützung: "Wir waren mit Microsoft auf der CeBIT und konnten für wenig Geld die komplette Infrastruktur mit allem Drum und Dran nutzen. Das hat uns eine Sichtbarkeit auf der Messe verschafft, die wir allein nicht gehabt hätten", urteilt der Gründer, der in der Förderung die richtige Balance zwischen Empfehlungen und konkreter Förderung realisiert sieht. "Einmischung gibt es nicht", lobt Brack den großen Partner.

Nächster Schritt Internationalisierung

Neben den drei Gründern hat das junge Unternehmen heute neun Mitarbeiter in Festanstellung, dazu gelegentlich Praktikanten. Es zahlt sich offenbar aus, dass die Berliner frühzeitig in Talente investiert haben: Ursprünglich hatte man geplant, im April 2010 auf den Markt zu gehen, war aber schon im Dezember fertig und konnte im Januar die 8Man-Software in der Archenhold-Sternwarte in Alt-Treptow vorstellen und dabei gleich die ersten drei Kunden gewinnen. Das Lob von Anwendern, so etwas hätten sie schon lange gesucht, gehört zu den Lieblingserinnerungen der Gründer.

Bereits 2011 strebt protected-networks Kostendeckung an. Die Gründer sehen einen "riesigen Bedarf beim Berechtigungs-Management zu unstrukturierten Daten". Im selben Jahr steht auch die Internationalisierung über den deutschsprachigen Raum hinaus, den man von Berlin aus abdeckt, auf dem Plan. Und wenn es auf die Märkte in Großbritannien und Frankreich geht, wird die nächste Stufe der Unterstützung fällig: "Um international operieren zu können, setzen wir auch auf das weltweite Förderprogramm der Hightech-Gründerinitiative ‚unternimm was`."

Nutzer und ihre Rechte

Die Lösung "8Man" von protected-networks ermöglicht IT-Administratoren eine schnelle Übersicht über alle vergebenen Zugriffsrechte innerhalb der Windows-Server-Umgebung. Das Nutzenversprechen: weniger Kosten und Zeit, mehr Transparenz, besserer Schutz vor unberechtigten internen Zugriffen auf Unternehmensdaten. Die Software bietet eine dynamische Darstellung der Details und Beziehungen von Nutzer-Accounts, Rechnern oder Gruppen im Active Directory (AD), eine Übersicht über alle Zugriffsrechte und den Vergleich von Nutzern und Verzeichnissen. Für die Visualisierung stehen dynamische Grafiken, Baumstrukturen oder Listen zur Verfügung. Zudem werden die Abläufe zur Berechtigungsvergabe sowie deren Dokumentation bereitgestellt. Berechtigungen können auch auf Zeit vergeben werden.