IT-Security & Industrie 4.0

M2M: Sicherheits-Probleme für den Mittelstand?

14.07.2015 von Florian Maier
Der Drang nach Digitalisierung und Vernetzung hat die deutsche Wirtschaft erfasst. Insbesondere mittelständische Unternehmen sollten im Zuge des Wandels die IT-Sicherheit nicht vernachlässigen.

Die Nationale Initiative für Informations- und Internet-Sicherheit e.V. (NIFIS) kritisiert, dass Sicherheitsaspekte beim Boom-Thema Industrie 4.0 allzu oft hinten anstehen. Gerade im Teilbereich Machine-to-Machine (M2M)-Kommunikation gebe es deutlichen Nachholbedarf bei der Sicherheit.

Industrie 4.0 - und mit ihr die intelligente Vernetzung von Maschinen (M2M) - erobern die Weltwirtschaft. Das Sorgenkind ist laut NIFIS der deutsche Mittelstand - insbesondere wenn es um die IT-Security geht.
Foto: Dmitry Kalinovsky - shutterstock.com

Der NIFIS-Vorsitzende Thomas Lapp fordert daher insbesondere den Mittelstand auf, sich ernsthaft mit der IT-Security zu beschäftigen. Dass sich dieser Appell gezielt an mittelständische Unternehmen richtet, hat einen Grund: "Größere Firmen haben den Vorteil, dass meist eine Sicherheitsabteilung vorhanden ist, die dafür sorgt, dass Systeme nicht so einfach über das Internet erreichbar und angreifbar sind. Dies fehlt im Mittelstand oftmals", erläutert Lapp.

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"Viele Betriebe verpassen ihre Chancen im internationalen Wettbewerb"

Dennoch sei das nicht der einzige Grund, wieso deutsche, mittelständische Unternehmen beim Thema Digitalisierung im internationalen Vergleich oft schlecht abschneiden: "Viele Betriebe sind bei Industrie 4.0 aufgrund von Sicherheits-und Spionagebedenken bewusst zurückhaltend und verpassen dadurch ihre Chancen im internationalen Wettbewerb." In der Pflicht sieht Lapp auch Bundesregierung und Wirtschaftsverbände. Diese ruft er dazu auf, eine Aufklärungskampagne über die Chancen und Risiken der M2M-Kommunikation ins Leben zu rufen. Nur so könne der Mittelstand mehr Sicherheit im Umgang mit Industrie 4.0 erlangen und Vertrauen in die neuen Technologien gewinnen.

Im gleichen Atemzug spricht sich Lapp jedoch auch für erhöhte Standards bei der IT-Sicherheit aus: "Es geht hier auch um ein umfassendes Förderungsprogramm für Innovationen im Bereich IT-Sicherheit und Datenschutz. Damit Deutschland im Bereich IT und Internet die Nase mit vorne haben kann, müssen wir erst einmal im internationalen Vergleich in puncto Technologie und Sicherheitsstandards aufholen und dann neue Maßstäbe - gerade auch bei M2M - setzen."

Industrie 4.0 - Leitfaden für CIOs
Industrie 4.0 - Leitfaden für CIOs
Stephen Prentice (Gartner) legt den IT-Verantwortlichen zwölf Dinge ans Herz, die sie für den IT-Beitrag zu Industrie 4.0 beachten beziehungsweise tun sollten:
1. Nur keine Panik!
Industrie 4.0 ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Die gute Nachricht: Wenn man nicht so genau sieht, wo es hingeht, kann man bislang auch nicht wirklich eine Gelegenheit verpasst haben.
2. Integrieren Sie Informationstechnik und operationale Technik!
Unter operationaler Technik (OT) versteht Gartner Ingenieurtechnik mit einer Langzeitperspektive. Sie liefert Information über das, was im Inneren der Produktionssysteme vor sich geht. Dabei ist sie digital, aber nicht integriert.
3. Steigern Sie den Reifegrad Ihres Fertigungsprozesses!
Lernen Sie Ihre Mitspieler auf der Produktionsseite kennen. Verstehen Sie deren Sorgen und Hoffnungen und planen Sie den gemeinsamen Fortschritt auf einem fünfstufigen Weg.
4. Integrieren Sie Ihre Informations-Assets!
Reißen Sie Ihre Silos nieder und öffnen Sie Ihre Unternehmenssysteme auch für externe Informationsquellen: Wetterdaten, Social Media etc. "Ihre wertvollsten Daten könnten von außerhalb Ihres Unternehmens stammen", konstatierte Gartner-Analyst Prentice.
5. Verinnerlichen Sie das Internet der Dinge!
Das Internet of Things (IoT) ist der international gebräuchliche Begriff für das, was die Grundlage der Industrie 4.0 - und des digitalen Business - bildet.
6. Experimentieren Sie mit Smart Machines!
Virtuelle Assistenten für die Entscheidungsunterstützung, neuronale Netze, cyber-physikalische Systeme, Roboter und 3D-Druck mögen aus der heutigen Perspektive noch als Spielerei erscheinen. Aber es lohnt sich, ihre Möglichkeiten auszuloten.
8. Scheuen Sie sich nicht, den Maschinen ein paar Entscheidungen anzuvertrauen!
Der Fachbegriff dafür ist Advance Automated Decision Making. Es gibt schon einige Bereiche, wo Maschinen statt des Menschen entscheiden, beispielsweise bei der Einparkhilfe für Kraftfahrzeuge.
9. Denken Sie wirklich alles neu!
Jedes Produkt, jeder Service, jeder Prozess und jedes Device wird früher oder später digital sein. Denken Sie sich einfach mal Sensoren und Connectivity zu allem hinzu.
10. Führen Sie bimodale IT ein!
Die Koexistenz zweier kohärenter IT-Modi (einer auf Zuverlässigkeit, einer auf Agilität getrimmt) gehört zu den Lieblingsideen der Gartner-Analysten. Stabilität und Schnelligkeit lassen sich so in der jeweils angemessenen "Geschwindigkeit" vorantreiben.
11. Kollaborieren Sie!
Werden Sie ein Anwalt für Industrie 4.0. Schließen Sie sich Peer Groups, Konsortien und Standardisierungsgremien an. Denn die besten Ideen müssen nicht zwangsläufig aus dem eigenen Unternehmen kommen.
12. Halten Sie die Augen offen!
Die Dinge verändern sich - ständig. Erfolgreiche Unternehmen wie Google und Amazon wissen das. Sie sind immer auf der Suche nach neuen Entwicklungen und Möglichkeiten.
7. Werden Sie ein Digital Business Leader!
Der CIO sollte sich für das digitale Business engagieren. Dazu muss er aber seinen Elfenbeinturm verlassen. Denken Sie von innen nach außen, rief Prentice die IT-Chefs auf, und verbringen Sie etwa 30 Prozent Ihrer Arbeitszeit mit Menschen von außerhalb Ihrer Organisation.