Entscheidungshilfe für Apple-Fans

Lohnt sich der Umstieg auf das iPhone 3G?

11.07.2008 von Volker Riebartsch
Mit neuer Hard- und Software stellt sich für iPhone-Besitzer die Frage, ob und wann ein Umstieg sinnvoll ist. Die Antwort: Es kommt drauf an.

Am 11. Juli bringt Apple nicht nur das neue iPhone 3G heraus, sondern auch die Firmware 2.0. Bei den iPhones der neuen Generation ist die neue Firmware vorinstalliert, für Kunden mit einem "alten" iPhone bietet Apple über iTunes das Update zur neuen Version des Betriebssystems. Abgesehen von einer leicht veränderten Optik werden Apples Altkunden über fast alle Funktionen verfügen, die auch mit einem iPhone 3G zur Verfügung stehen - mit zwei Ausnahmen. Die genaue Standortbestimmung per GPS bietet das alte iPhone nicht, auch der Zugang zum schnellen UMTS-Netz ist ihnen verwehrt.

GPS und Navigation

GPS und Navigation: Mit Firmware 2.0 bietet das iPhone eine genaue Ortsbestimmung am neuen iPhone 3G und recht genaue Werte für alte iPhones - zumindest in Ballungszentren.

Der im iPhone 3G integrierte GPS-Empfänger erlaubt weltweit die Lokalisierung des Benutzers bis auf wenige Meter genau. Dargestellt wird der Standort im Programm Karten, also Google Maps. Wer nun glaubt, damit über ein vollwertiges Navigationssystem zu verfügen, liegt falsch. Hierfür wird spezielles Kartenmaterial und optional Navigation per Stimme benötigt. Navi-Branchenprimus Tom Tom hat bereits angekündigt, für das neue iPhone eine solche Lösung bereit zu stellen, vertrieben wird die Software wohl über den App Store. Da das Unternehmen auch Hardware - sprich externe GPS-Empfänger - im Angebot hat, ist es wahrscheinlich, dass auch Besitzer eines alten iPhone in den GPS-Genuss kommen. Ein Steckmodul für den Dock-Connector des iPhone würde reichen. Neben Tom Tom arbeiten auch andere Entwickler bereits seit einiger Zeit an einer solchen Lösung. Wer nur eine reine Ortsbestimmung haben will und in einer Großstadt lebt, kann auch mit den alten iPhones die Locate-Funktion nutzen, um zumindest festzustellen, in welcher Straße er sich befindet. Sie nutzt wie bisher auch den Skyhook-Service, der die Standortbestimmung anhand von Wlan-Stationen in der Umgebung vornimmt. Abseits großer Städte ist die genaue Ortsbestimmung kaum oder gar nicht möglich für Benutzer mit einem alten iPhone.

UMTS vs. EDGE/GPRS

Dank eines neuen Infenion-Chips kann das iPhone 3G auch unterwegs das schnelle und moderne UMTS-Netz zur Kommunikation nutzen. Als alleiniges Argument für die Neuanschaffung eines iPhones mag das aber nicht reichen. Steht bisher EDGE zur Verfügung und wird unterwegs meist nur E-Mail und Web am iPhone genutzt, ist der Unterschied kaum wahrnehmbar. Einzig beim Download großer Dateien, etwa E-Mail-Anhängen, ist UMTS klar überlegen. Benutzer eines entsperrten iPhones, deren Provider statt EDGE nur das langsame GPRS bieten, können zwar ihre E-Mails abfragen, das ganze dauert allerdings erheblich. Auf den Besuch von Webseiten sollte man über GPRS besser verzichten, die zur Verfügung stehende Bandbreite macht das Surfen zum Geduldsspiel. Eine Nachrüstung bestehender iPhones mit UMTS-Chips ist nicht möglich.

iPhone 2.0 entsperren

Auch ohne Apples offiziellen App Store gibt es hunderte kostenloser Programme für das iPhone, die auch unter Firmware 2.0 am neuen und alten iPhone funktionieren - theoretisch. Voraussetzung ist dazu das Umgehen des Schreibschutzes am iPhone per Jailbreak. Hier nutzt etwa das Programm Pwnage Tool 1.1 Schwachstellen in der Hardware bestehender iPhones, bietet nebenbei auch einen Unlock zum Betrieb des iPhones mit Simkarten aller Provider. Das iPhone Dev Team, der bekannteste und erfolgreichste Verbund freier Entwickler, hat bereits eine Version der Software für die neue Firmware entwickelt, jedoch noch nicht veröffentlicht (siehe Kasten). Zwar kann Apple die genutzten Schwachstellen in den alten iPhones nicht schließen, das Unternehmen hat aber bereits bei den Betaversionen von 2.0 mittels neuer Verschlüsselungen und signierter Software immer wieder Stolpersteine eingebaut. Die neue Version von Pwnage Tool wird die alten iPhones relativ kurzfristig nach der Freigabe der Firmware per Jailbreak und Unlock wieder entsperren. Wer über ein iPhone mit Vertrag verfügt, kann das Programm dann nutzen, um einen Jailbreak durchzuführen und das Programm Installer auf das iPhone zu bringen. Schlechter sind hier die Aussichten für Besitzer eines neuen iPhone 3G. Apple hat hier die Hardware ausgetauscht und somit die Schwachstelle geschlossen. Es darf davon ausgegangen werden, dass auch hier ein Weg gefunden wird, das allerdings kann dauern. Wer den Installer nutzen will, sollte einfach zunächst sein altes iPhone behalten und mit dem Firmware-Update auf die neue Version von Pwnage Tool warten.

iPhone 3G ohne Vertrag

Wer hofft, ein neues iPhone günstig aus den USA zu bekommen und es selbst freizuschalten (oder ein freigeschaltetes bei Ebay zu erwerben), wird umdenken müssen. Auch in den USA wird es das iPhone 3G nur noch mit einem Vertrag geben, die Quelle ist also abgeschaltet. Der einzige Weg, an ein iPhone 3G ohne Vertrag zu gelangen, ist, es aus einem anderen land zu importieren, beispielsweise aus Italien oder Frankreich. Dort bieten Vodafone und Orange entsperrte Geräte an. Preis: ab 500 Euro. Der Vorteil eines solchen Gerätes ist, dass man es mit jeder Sim-Karte betreiben, sich also seinen Telefonanbieter selbst aussuchen kann.

Gebrauchtes iPhone kaufen

Wie immer, wenn neue Versionen eines Gerätes auf den Markt kommen, werden früher oder später massenhaft Altgeräte gebraucht angeboten. So gelangt man günstig in den iPhone-Genuss - wenn man eine Sache beachtet. Entsperrt ist nämlich nicht gleich entsperrt. Offiziell von T-Mobile oder Apple entsperrte iPhones (etwa nach Ende der Vertragslaufzeit) kann man bedenkenlos verwenden. Ist das iPhone hingegen per Software selbst entsperrt, hat man die üblichen Probleme mit Software-Updates, die man immer erst vornehmen kann, wenn das entsprechende Tool der Hacker-Gemeinschaft zur Verfügung steht. Möchte man das nicht, sollte man sich beim Kauf deshalb nachweisen lassen, dass das iPhone von T-Mobile oder Apple offiziell entsperrt wurde.

Upgrade von iPhone 2G

Massive Kritik folgte auf das Angebot von T-Mobile an iPhone-Bestandskunden. Diese sollten als Ablöse 15 Euro pro Monat Vertragsrestlaufzeit zahlen und dürften dafür ein neues iPhone 3G zu den bekannten Konditionen erwerben. Im ungünstigsten Fall kostet die Ablöse 270 Euro, aber nicht weniger als 240 Euro, dazu kommen die Anschaffungskosten für ein neues Telefon. Das alte iPhone dürfen Umsteiger jedoch behalten, T-Mobile sichert zu, dieses bei Vertragsablöse auch frei zu schalten. Offiziell hat T-Mobile das Angebot bisher nicht revidiert, einzelne Anwender mit hohen Gesprächsumsätzen sollen jedoch von T-Mobile das Angebot erhalten haben, ohne Ablöse auf das iPhone 3G wechseln zu dürfen.

Fazit

Für potenzielle Neukunden ist die Sache klar. Ab dem 11. Juli das iPhone mit Vertrag kaufen und hoffen, dass nach einiger Zeit Wege gefunden werden, per Jailbreak und Installer neben dem App Store eine weitere Quelle für Erweiterungen zu erschließen. Benutzer mit einem iPhone samt Vertrag müssen überlegen, ob sich die Kosten für einen iPhone-Tausch lohnen. Nicht jeder benötigt GPS und UMTS. Benutzer mit gehackten iPhone sollten zunächst abwarten und ihr iPhone nicht verkaufen.

Firmware anpassen

Das iPhone Dev Team gewährt einen Blick auf die kommende Version des Pwnage Tool 1.2 für Apples neue Firmware 2.0, installiert auf alten iPhones.

Bild: iPhone Dev Team

Schritt 1: Wer über ein iPhone mit Vertrag verfügt, aktiviert keine der Optionen, auch nicht "Activate iPhone. Wer über ein iPhone ohne Vertrag verfügt, wählt die Option "Activate", dazu die für den Unlock. Dazu lässt sich über den Schieberegler die Größe der "Root Partition" vergrößern, der Lagerplatz für die später installierten Zusatzprogramme.

Bild: iPhone Dev Team

Schritt 2: Im Zweiten Schritt lassen sich die in so genannten Repositories angebotenen Listen mit Programmen anzeigen und gewünschte zum Download auswählen bis schließlich im

Schritt 3 eine so genannte "Custom Firmware" erstellt wird, die bereits alle ausgewählten Zusatzprogramme sowie den Installer enthält.

Bild: iPhone Dev Team

Via iTunes-Update gelangt die angepasste Firmware dann auf das iPhone

Dieser Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation Macwelt.