Zehn Tipps für Chefs

Loben für Fortgeschrittene

01.10.2008 von Alexandra Mesmer
Wer seine Mitarbeiter motivieren will, muss ihre Leistung anerkennen. Doch das fällt Chefs schwer. Wie man besser lobt, verrät Managertrainer Alexander Groth.
Gut gemacht. Ein pauschales Lob verpufft schnell. Managertrainer Alexander Groth zeigt, wie man es besser machen kann.
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Loben ist schwer, besonders für viele Chefs. Sie sagen oft nichts oder nehmen sich gerade einmal drei Sekunden Zeit für ein pauschales "Gut gemacht, Herr Maier." Bei Kritik dagegen gehen sie ins Detail und bitten zum Vieraugengespräch. Dabei motiviert Mitarbeiter nichts mehr als ein positives Feedback, das ihre Arbeit anerkennt.

Managertrainer und Buchautor Alexander Groth gibt in seinem Buch "Führungsstark in alle Richtungen. 360-Grad-Leadership für das mittlere Management" (Frankfurt am Main, Campus Verlag 2008, 272 Seiten, 22,90 Euro) Tipps, wie man richtig lobt.

1. Präzisieren Sie Ihr Lob

"Super! Weiter so!" Ein pauschales Lob verpufft schnell. Überlegen Sie, was Ihnen gut gefallen hat und loben Sie im Detail. Das differenzierte Lob zeigt dem Mitarbeiter, dass Sie sich mit seiner Arbeit wirklich auseinandergesetzt haben.

2. Loben Sie zeitnah

Wenn ein Mitarbeiter für etwas gelobt wird, was er gerade fertig gestellt hat, ist er emotional noch bei der Sache. Er ist noch stolz darauf. Nach ein paar Wochen beschäftigt er sich mit etwas anderem, und das Lob hat nicht mehr so eine starke Wirkung.

3. Loben Sie das beobachtbare Verhalten

"Wissen Sie, was ich an Ihnen so schätze? Dass Sie so ein Machertyp sind und mit den Leuten gut können." Mit solchen pauschalen Aussagen über seine Person kann der Mitarbeiter wenig anfangen. Besser ist es, ein spezifisches Feedback zu dem Verhalten zu geben, das Sie beobachtet haben. Zum Beispiel: "Ich weiß, dass Sie in letzter Zeit häufig Überstunden gemacht haben, um das Projekt so erfolgreich und termingerecht abzuschließen. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz. Außerdem haben Sie das Team gut koordiniert. Das mache ich daran fest, dass…"

4. Loben Sie die außergewöhnliche Leistung

Loben Sie einen Mitarbeiter immer dann, wenn er etwas geleistet hat, was für seine Person eine außergewöhnliche Leistung darstellt. Für Berufseinsteiger, die noch unsicher sind, können das auch kleinere Dinge sein.

5. Loben Sie auch eine über einen längeren Zeitraum erbrachte Leistung

Nicht jeder hat in seinem Beruf die Chance, etwas Außergewöhnliches zu leisten. Wenn aber Mitarbeiter Tag für Tag ihren Job gut machen, können Sie die Kontinuität der guten Arbeit loben.

6. Loben Sie auf Augenhöhe

"Na, Herr Schulze, das mit dem Projekt haben Sie aber fein gemacht. So lob ich es mir. Machen Sie mal schön weiter so. Guter Mann!" Wer auf diese Art lobt, gibt dem Mitarbeiter das Gefühl, dass Papa ihnen sagt, dass sie brav waren. Loben Sie auf Augenhöhe. Das können Sie leicht testen: Wenn Sie das Lob im selben Tonfall und mit derselben Körpersprache auch ihrem Chef sagen würden, war es sehr wahrscheinlich auf Augenhöhe. Wenn nicht, dann war es wahrscheinlich ein Lob von oben nach unten.

7. Nutzen Sie gelegentlich auch Symbole

Mit kleinen Gesten und Symbolen können Sie Ihr Lob verstärken. Sie können einem Mitarbeiter die Hand schütteln und ihm gratulieren, bevor Sie loben. Ein Lob für eine außergewöhnliche Leistung können Sie auch schriftlich geben, als Brief. Sie können einem Mitarbeiter auch etwas Kleines Schenken, über das er sich freut. Menschen lieben Symbole für Ihren Erfolg (selbst bei den kleinsten Vereinsmeisterschaften gibt es Pokale für die Gewinner).

8. Loben sie viel bei jungen Mitarbeitern und Menschen in der Krise

Lob sollte für außergewöhnliche Leistung vorbehalten sein und nicht inflationär verwendet werden. Eine Ausnahme sind junge, sehr unerfahrene Menschen. Sie Brauchen Lob, um zu erkennen, was das richtige Verhalten ist, und um ihr Selbstbewusstsein für ihre neue Rolle zu stärken. Öfters loben sollten Sie auch erfahrene Mitarbeiter, wenn sich diese, etwa auf Grund privater Probleme, in einer Krise befinden.

9. Loben Sie unter vier Augen und öffentlich

Introvertierten Menschen ist es eher peinlich, wenn Sie öffentlich gelobt werden. Extrovertierte empfinden ein Lob unter vier Augen als schwach, weil keiner etwas davon mitbekommt. Darum: Loben sie so, wie es dem Empfänger gefällt, denn er soll sich freuen. Bei Leistungen, die jeder erbringen kann, sollten Sie aber immer öffentlich loben. Beispiel: Jemand muss Überstunden machen, aber keiner hat Lust dazu, weil es ein schöner Sommerabend ist. Jeder schaut weg, bis sich einer freiwillig meldet. Diese Bereitschaft sollten Sie vor dem Team loben, denn jeder hatte dieselbe Chance, das Lob zu bekommen.

10. Führen Sie ein "Lobbuch"

Schreiben Sie sich über das Jahr hinweg immer wieder auf, wenn ein Mitarbeiter eine für ihn außergewöhnliche Leistung erbringt. Bei dem jährlichen Mitarbeitergespräch können Sie der Person dann aufzählen, was sie alles geleistet hat und für was Sie ihr danken. Sie glauben gar nicht, wie sehr sich Menschen darüber freuen, wenn sie merken, dass Sie Anteil an ihnen nehmen. Ohne Notizen werden viele Leistungen wieder vergessen. Oder wissen Sie noch, was Ihre Mitarbeiter vor sechs Monaten gemacht haben?

Buchtipp: Wie man in alle Richtungen führt

Führung, denkt man, geht von oben nach unten. Alexander Groth sieht es anders: Von einem erfolgreichen mittleren Manager aus geht sie in alle Richtungen. Der Führungskräfte-Trainer hat sein Buch deshalb in vier Hauptteile gegliedert. Der erste handelt von der Selbstführung: Groth empfiehlt, sich über die eigenen Werte klar zu werden und auf dieser Grundlage integer zu sein. Bei der Führung der unteren Manager (Teil 2) kommt es darauf an, aus der Überfülle der Aufgaben die mit der größten "Hebelkraft" auszuwählen und andere, auch dringende, liegen zu lassen. Wenn man die anderen mittleren Manager, also die gleichrangigen Kollegen und Konkurrenten, dazu bringen will, seinen eigenen Interessen zu dienen (Teil 3), ist man, wie auch nach oben und unten, auf nützliche Fairness angewiesen: Möchte man von jemandem profitieren, muss man ihm selbst einen Vorteil bieten. Auch seinen miserablen Chef kann der mittlere Manager für die eigenen Zwecke einspannen (Teil 4), wenn er ihm das gibt, was er gerade aufgrund seiner eklatanten Schwächen braucht.

Groth beschönigt nichts. Das mittlere Management ist eine Knochenmühle. Seine Tipps, wie man hier trotzdem zufrieden und erfolgreich sein kann, sind immer konkret und praxisnah. Sie handeln auch davon, wie man die Notbremse zieht, wenn sich die erträgliche Überlastung in eine unerträgliche verwandelt. Grundsätzlich lohne es sich aber, im mittleren Management zu überleben: Man habe dann nicht nur die schwierigste Position im Unternehmen, sondern auch die interessanteste. (Rezension von Michael Schweizer)

Alexander Groth: Führungsstark in alle Richtungen. 360-Grad-Leadership für das mittlere Management. Frankfurt am Main (Campus Verlag) 2008, 272 Seiten, 22,90 Euro

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