Praxistest

LG KU580

18.10.2007 von Hermann Apfelböck
Was haben das Razr- und das Chocolate-Handy gemeinsam? Richtig! Von beiden Design-Mobiltelefonen gibt es mittlerweile viele Varianten. Das wohl schönste der Chocolate-Zunft ist das neue, exklusiv bei Vodafone erhältliche UMTS-Slider-Modell LG KU580, das den verheißungsvollen Beinamen „Chocolate Multimedia“ trägt.

Lieferumfang / Verarbeitung

Unter dem Namen „Black Label" fassen die Koreaner von LG nicht etwa alle schwarzen Handy-Modelle zusammen, sondern vielmehr alle hochpreisigen Mobiltelefone mit Designallüren. Die Modelle der Chocolate-Reihe sind alles andere als Ramsch-Handys, obwohl der jüngste Vertreter KU580 (Chocolate Multimedia) mit einem Verkaufspreis von 309 Euro ohne Vertragsbindung bei Vodafone seinen Besitzer nicht in ein allzu großes Finanzloch stürzt. Der Nachfolger des UMTS-Modells KU800 bietet erwartungsgemäß bekannte Werte. Umhüllt vom typischen Klavierlack und teilweise gesteuert durch berührungsempfindliche Sensortasten, die allesamt rot beleuchtet sind, bietet das KU580 die typischen „Schokoladenzutaten".

Es gibt aber auch ein paar interessante Unterschiede gegenüber dem Ur-Chocolate-Phone. So fällt das KU580 ungewöhnlich breit aus, wodurch das quer verbaute hochauflösende TFT-Display (320 x 240 Pixel) mit nunmehr 262.144 Farben fast schon ein 16:9-Erlebnis bietet. Auf diese Weise konnten die Macher das Slider-Modell im Vergleich zum KU800 zumindest einen knappen Millimeter dünner halten. Bei der Verarbeitung fällt es schwer, irgend etwas zu kritisieren, so akribisch haben die Ingenieure gearbeitet. Der Slider gleitet sehr präzise auf und zu und ist im Gegensatz zu manch anderem Schiebe-Handy auch nahezu wackelfrei. Beim Zusammenfügen der schwarzen und silberfarbigen Hartplastik-Elemente entstanden außerdem keinerlei erkennbare Fugen, was dem KU580 felsenfeste Robustheit attestiert. Die Zifferntasten folgen der Designpolitik des Ultraslim-Vorreiters Motorola Razr: Statt auf gewölbten Knöpfen tippt man beim KU580 auf einer glatten Folientastatur, eingebettet in den Farben Schwarz, Weiß und Silber. Die feurig-rote Hintergrundbeleuchtung darf allerdings auch bei diesem Chocolate-Spross nicht fehlen. Die großflächigen Tasten lassen dank ihrer klaren und gleichmäßigen Druckpunkte SMS leicht von der Hand gehen.

Gänzlich neu gestaltet hat LG das Joypad, das auf einer kreisrunden Fläche zum Tippen einlädt. Dass man im Rahmen des Navkeys auf Sensortasten verzichtet, ist ein weiser Zug des Herstellers – zu oft drückte man beim Vorgänger versehentlich aufs virtuelle Steuerkreuz.

Ausstattung

Die Komfortunterschiede gegenüber dem UMTS-Kollegen KU800 sind recht überschaubar, und den Datenbeschleuniger HSDPA beherrscht der Schokoblock nach wie vor nicht. Im Multimedia-Sektor gibt es aber diesmal gehobene Unterhaltungskost, beispielsweise in Form einer 2-Megapixel-Kamera, dessen Objektiv sich auf der Rückseite breit macht. Über die Qualität des Knipsers scheiden sich die Geister: Den auffälligen Blaustich und matte Farben erbt das KU580 vom Vorgänger. Da keine LEDLeuchte die Kamera flankiert, kann man nächtliche Fotoshootings vergessen. Einzige Ausnahme: Standbilder in Bars oder Discos können mit Hilfe des Nachtmodus und einer ruhigen Hand einigermaßen gelingen. Immerhin bringt der Camcorder-Modus eine Maximalauflösung von 320 x 240 Pixeln zustande, mit denen sich LGs Handy von manchem Konkurrenten absetzt.

Etwas auf die Ohren gibt‘s vom optisch schlichten MP3-Player und einem (neuen) UKW-Radio mit zwölf speicherbaren Sendestationen, aber ohne RDS-Unterstützung. Sehr löblich: MP3-Files lassen sich auch als Klingelton verwenden – das hat das KU580 sogar Apples iPhone voraus. Dass das Branding eines Netzbetreibers nicht zwangsläufig mit dem Verlust an Funktionalität einher gehen muss, beweisen mehrere Funktionen, die Vodafone dem Slider fest ins Menü pflanzt. Hier findet man unter anderem einen praktischen (aber kostenpflichtigen) Musikfinder sowie die Musikfunktion Radio DJ. Letztgenanntes lässt den Nutzer ein Genre auswählen, das im Anschluss als Dauerberieselung aufs Handy gestreamt wird. Vodafone schöpft hier aus dem gigantischen Fundus seines Musikdownloadportals, sodass Jazz-Fans genauso auf ihre Kosten kommen wie Hiphopper oder Vertreter der Gothic-Szene. Radio DJ reizt die UMTS-Connectivity des KU580 aus, pro Monat schlägt eine Flatrate des Dienstes mit knapp 10 Euro zu Buche.

Um all den Multimedia-Fähigkeiten Herr zu werden, stecken immerhin knapp 67 MB unter der Haube (ab Werk sind 45 MB frei). Damit das KU580 nicht allzu schnell Verdauungsschwierigkeiten bekommt, liegt außerdem eine 256 MB große Micro-SD-Speicherkarte samt Adapter in der Schachtel – für ausreichend Flexibilität ist somit zunächst gesorgt. Eine weitere Vodafone-Eigenheit erwartet einen im Bereich Java-Games. Gleich vier hochkarätige Spiele laden zum fröhlichen Zocken ein. Doch leider handelt es sich jeweils nur um Trial-Versionen, die nach einer kurzen Schnupperrunde ihre Funktion einstellen. Dank voller MIDP2.0-Unterstützung kann man sich aber auch bei anderen Dienstleistern mit neuen Handy-Games versorgen.

Konnektivität

Für die Fahrt auf der Datenautobahn stehen dem KU580 die üblichen Kanäle zur Verfügung: ein beigelegtes USB-Kabel, EDGE und UMTS, ein E-Mail-Client (Attachments bis zu 1 MB) sowie eine Bluetooth-Schnittstelle, die endlich auch Stereo-Sound via A2DP an kabellose Headsets überträgt. Das 3G-Netz verhilft dem HTML-fähigen Browser zu Ausflügen ins World Wide Web, wobei die Darstellung auf dem Display allerdings reichlich unübersichtlich ausfällt. Der integrierte Organizer deckt das gängige Sorglosprogramm ab: Ein Kalender mit Terminerinnerungen, ein digitaler – auch per Passwort schützbarer – Notizzettel, eine Weltzeituhr, ein vielseitiger Einheiten-Umrechner sowie ein Wecker, der sich auch dann bemerkbar macht, wenn das Handy abgeschaltet ist. Das Adressbuch umfasst maximal 500 Kontakte, denen man bis zu 14 Merkmale zuordnen kann – eine Standardeinschränkung bei koreanischen Mobiltelefonen, die nur Blackberry-affine Kunden als Hindernis empfinden dürften. Abgerundet durch ein Diktiergerät und einem zufrieden stellenden Freisprecher, klaffen beim Ausstattungspaket keine erheblichen Lücken im KU580. Das Handy ist für gängige Anwendungsfälle eines multimedialen Lifestyles vorbereitet und lässt ausschließlich erweiterte Funktionen wie Web-2.0-Kompatibilität (Maps/Blogs) und herausragende Musik- und Kamera-Features vermissen.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Mit dem Debüt des Chocolate Phones feierten berührungsempfindliche Sensortasten bei LG ihren Einstand. Beim KU580 ruderten die Koreaner ein wenig zurück, denn die Navigation erfolgt hier über einen klassischen mechanischen Navkey, der sich deutlich sicherer bedienen lässt als das empfindliche virtuelle Steuerkreuz des Ur-Chocolate. Übrig geblieben sind lediglich vier Sensortasten, mit denen man unter anderem einen Anruf annimmt oder direkt ins WAP-Portal gelangt. Dieser vermutlich von Vodafone gewünschte Shortcut lässt sich vom Nutzer nicht verändern – etwas Feingefühl ist beim K580 also angebracht, wenn man das Handy nicht unkontrolliert ins mobile Web schicken möchte, denn beim Aufschieben des Sliders lässt es sich kaum vermeiden, dass ein Finger unbeabsichtigt die Vodafone-Live-Taste trifft. Die Taste zum Auflegen bzw. zur Rückkehr ins Ausgangsmenü wurde auf die rechte Seite des Handys verbannt, sodass man Telefonate nicht versehentlich beenden kann.

Neu ist die Touchpad-Vibration. Wenn man eine Sensortaste drückt, vibriert das KU580 kurz, um dem Nutzer ein taktiles Feedback über den Erfolg seiner Aktion zu geben. Eine sinnvolle Idee, die wir uns schon beim Chocolate gewünscht hätten. Wem sie nicht so gut gefällt, kann sie übrigens auch deaktivieren.

Bei der Menüführung folgt LG ebenfalls Vodafones Vorgaben und verwendet die typischen Icons des britischen Weltkonzerns. Dem optischen Konzept entsprechend wurden alle Symbole im schlichten Schwarz-Rot-Weiß gehalten, das auch dem grundsätzlichen Menüstil eines Chocolate Phones entspricht. Etwas Tuning ist bei den Schrifttypen möglich, deren Größe und Stil sich in Grenzen verändern lassen.

Langen Atem beweist das KU580 in puncto Akkuleistung: Wer sich bei der Nutzung von mobilem UMTS-TV oder Musikdownloads zurückhält, freut sich über sechs Tage Ausdauer. Die Empfangsleistung ist weniger spektakulär, denn im direkten Vergleich zu renommierten Mobiltelefonen liegt das Empfangsniveau sowohl im UMTS- als auch im GSM-Netz klar unter dem Durchschnitt. Für den Großstadteinsatz reicht die Leistung aber allemal. Im UMTS-Betrieb verhält sich das KU580 stabil: Aussetzer verzeichneten wir bei keinem unserer Vodafone-Live-Ausflüge. Die Verständigung mit dem KU580 funktioniert ausreichend laut und klar. Die typischen Qualitätsschwächen bei Mobiltelefonen sind allerdings auch bei diesem Fernöstler nicht überhörbar. Zwar lässt sich auch bei genauem Hinhören kaum Hintergrundrauschen ausmachen, doch klingt die digital gefilterte Stimme des Gegenübers metallisch-dünn.

Fazit: Die Veränderungen, die das KU580 vom ersten Chocolate Phone unterscheiden, sind allesamt sinnvoller Natur – und beschränken sich keineswegs auf Äußerlichkeiten. Vor allem die Unterstützung des Bluetooth-Profils A2DP und das integrierte UKW-Radio lassen das elegante Handy viele Sympathiepunkte sammeln. Dass LG außerdem auch die Akkuleistung erhöht und die Handhabung vereinfacht, nehmen Chocolate-Fans ebenfalls gerne zu Kenntnis. Klares Fazit: Die bislang überzeugendste Vorstellung eines Chocolate Phones, auch wenn immer noch viel Platz nach oben bleibt! Das KU580 ist ein ideales Handy zur Nutzung von mobilen Multimedia-Features, die über den Datenfunk UMTS abgewickelt werden.