Alternative Fernstudium

Lernen neben dem Beruf

17.07.2009 von Hans Königes
Trotz Wirtschaftskrise sind Fachkräfte für die IT gesucht - auch Quereinsteiger haben Chancen. Qualifikationen lassen sich per Fernstudium flexibel erwerben.

Vollzeitjob und Studium sind oft schwer miteinander kombinierbar. Anders bei Daniela Amistadi: Die 33-Jährige ist IT-Freiberuflerin. Sie versorgt Unternehmen mit individuell zugeschnittenen Softwarepaketen. Nebenher studiert sie im dritten Semester angewandte Informatik (Bachelor) an der Wilhelm-Büchner-Hochschule - per Fernstudium. Zwischen zwölf und 15 Wochenstunden investiert sie in ihr Studium, zumeist abends nach der Arbeit. In den IT-Beruf ist sie eher zufällig geraten: "Nach meiner Ausbildung zur Industriekauffrau war ich als Sachbearbeiterin tätig", erzählt Amistadi. "Mehr und mehr übernahm ich dann Verantwortung für die IT in meinem Unternehmen." Das meiste IT-Wissen brachte sich die Quereinsteigerin selbst bei. Seit 2002 ist sie selbständig.

Daniela Amistadi: 'Ein Fernstudium lässt sich flexibel mit der Arbeit kombinieren.'

Das Fernstudium hat Amistadi aufgenommen, um ihr technisches Wissen zu erweitern: "Besonders gefällt mir, dass es sich flexibel mit den Arbeitszeiten kombinieren lässt - ein Präsenzstudium wäre für mich unmöglich gewesen." Bei der Auswahl des Anbieters war ihr daher besonders wichtig, dass es nicht zu viele Präsenztermine gibt - denn jeder Arbeitsausfall kostet Geld. "Gut ist, dass mein Studium sehr breit angelegt ist: Neben Programmierung und Datenmodellierung werden auch Führungs- und Personal-Management-Themen behandelt", so Amistadi.

Keine Angst vor Mathe

Für ihre Entscheidung hat sie mehrere Anbieter miteinander verglichen. Bei Fernstudium-Infos.de befragte sie die Teilnehmer des Forums zu ihren Erfahrungen mit den verschiedenen Hochschulen und Studiengängen. Von den interessantesten Hochschulen ließ sie sich Informationsmaterial zuschicken. Mit ihrer Fernhochschule ist sie zufrieden: "Die Klausurtermine sind flexibel, die Tutoren sind immer ansprechbar - nur die Benotung dauert leider recht lang." Pro Quartal erhält die Informatikstudentin zehn bis 15 Hefte zu den unterschiedlichen Modulen.

"Auf dem Online-Campus kann ich mich gut mit meinen Kommilitonen austauschen", berichtet Amistadi. Sie hat ein Netz von Kommilitonen, mit denen sie über ICQ und E-Mails in regem Kontakt steht. Ein wichtiger Motivationsfaktor: Die Kommilitonen sind im Studium meist schon etwas weiter. Um den Anschluss nicht zu verlieren, nimmt sich Amistadi drei bis vier Klausuren pro Semester vor. Ihr Tipp für alle, die sich für ein IT-Fernstudium interessieren: "Keine Angst vor Mathe! Es ist durchaus zu bewältigen."

Der Zeitdruck nimmt zu

CW: Welche Vorteile bietet ein Fernstudium?

Markus Jung berät auf Fernstudien-Infos.de Fernstudien-Interessierte.

Jung: Der Hauptvorteil ist Flexibilität - optimal für ein berufsbegleitendes Studium. Wenn man zu jeder Zeit an jedem Ort studieren kann, lassen sich beispielsweise auch Weg- oder Wartezeiten gut nutzen. Im Gegensatz zur Präsenz-Uni können sich die Studenten mehr selbst organisieren - auch durch E-Learning. Der traditionell papiergestützte Fernunterricht wird zunehmend um E-Learning-Elemente ergänzt. Dies ist insbesondere für die Kommunikation im Team sinnvoll, beispielsweise um komplexe Abläufe zu veranschaulichen.

CW: Wie groß ist das Angebot an Fernstudiengängen im Bereich IT?

Jung: Gerade hier gibt es viele Möglichkeiten: zum einen sehr spezielle, aber kompakte Fernkurse, die sich mit einem Thema beschäftigen oder auf ein Herstellerzertifikat (SAP, Microsoft etc.) vorbereiten. Zum anderen gibt es komplette Informatikstudiengänge an verschiedenen Hochschulen. Informatik war einer der ersten Bereiche, die überhaupt per Fernstudium angeboten wurden. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot: angefangen bei der technischen Informatik bis hin zur Informatik für Manager und Projektleiter.

CW: Welche Qualifikationen sind besonders gefragt?

Jung: Die Arbeit in internationalen Projektgruppen nimmt zu, Kundenwünsche werden wichtiger, der Zeitdruck wird größer. Der PC-Experte als Einzelgänger wird immer mehr abgelöst vom kommunikativen Fachexperten mit Fremdsprachenkenntnissen. Wichtig sind daher Qualifikationen im fachlichen Bereich, aber auch Soft Skills, Management-Kenntnisse und Fremdsprachen. Außerdem wird die Technik immer komplexer. Statt Generalisten sind Fachexperten gefragt - beispielsweise für Informationskommunikation oder Energietechnik.

CW: Worauf sollte man bei der Wahl des Anbieters achten?

Jung: Zunächst stellt sich die Frage, welche Qualifikation man benötigt: Möchte man für eine konkret anstehende Aufgabe Spezialwissen erwerben oder eine umfassende Ausbildung absolvieren? Zum Vergleich der Anbieter gibt es im Internet eine Fülle von Informationen, zum Beispiel bei der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht oder bei Verbänden wie Forum Distance E-Learning. Auch die Anbieter selbst stellen umfangreiche Informationen bereit. Schwierig ist es, sich wirklich unabhängig zu informieren. Hilfreich sind die Studentenforen einzelner Hochschulen oder Blog-Tagebücher. Fernstudium-Infos.de informiert anbieterübergreifend.

CW: Was bietet Fernstudium-Infos.de?

Jung: Auf Fernstudium-Infos.de kann man sich gezielt über Fernstudien-Angebote im akademischen und sub-akademischen Bereich informieren. Eine der beliebtesten Seiten des Portals ist das Verzeichnis der Fernstudiengänge. Der besondere Nutzen liegt aber darin, sich mit vielen aktiven und ehemaligen Fernstudenten auszutauschen, um Informationen aus erster Hand zu erhalten. Dazu stehen Foren zu allen großen und vielen kleinen Anbietern zur Verfügung, mit heute mehr als 65.000 Beiträgen. Erfahrungsberichte gibt es in über 100 Benutzer-Blogs.