Beratung erfordert Professionalität – auf beiden Seiten!

Leitsätze zur Kostensenkung bei SAP-Implementierungen – Heute und Morgen

13.05.2014 von Michael Fuchs
Innovation, Innovation, Innovation, so beginnen „bahnbrechende“ Slogans von Software-Anbietern. Da bildet auch die SAP keine Ausnahme. Im Gegenteil, Begrifflichkeiten wie in-Memory-Computing mit HANA, SAP Mobile Platform und Solutions oder Cloud-Computing mit SAP, sind in aller Munde.

Leider bleiben bei neuen Software-Produkten dabei aber oftmals das Verständnis für den grauen Implementierungsalltag und viele aktuelle Kundensituationen auf der Strecke. So verheißungsvoll viele Innovationen auch sein mögen, viele Anwender kämpfen noch mit den Implementierungen der Innovationen von gestern.

Unumstritten sind Innovationen prinzipiell gut und sie sichern ja auch nicht nur das Fortbestehen der Software-Anbieter allein, sondern bringen ganze Wirtschaftszweige nach vorne. Software-Anbieter sind daher wertvolle Impulsgeber, trotzdem müssen Neuerungen aber auch konsumierbar sein. Um dies zu erreichen, sind neue Implementierungs-Methoden zwingend erforderlich. Es muß schneller und kostengünstiger implementiert werden, dann wäre auch wieder schneller Budget für die nächste Innovation verfügbar und so weiter… - das wäre wirklich innovativ!

Foto: Adchariyaphoto - shutterstock.com

Leider zeichnet die erlebte Praxis jedoch noch ein anderes Bild. Das Verhältnis der Anschaffungskosten von gekaufter SAP-Software zu den entstandenen Einführungskosten beträgt immer noch nicht selten eins zu fünf und mehr. Dies übersteigt dann oft schnell den ursprünglich gesteckten Kostenrahmen. Deshalb möchte ich zunächst die aus meiner eigenen Erfahrung praktikabelsten Leitsätze zur Reduzierung der Implementierungs-Kosten von Heute zusammenfassen, um dann im Anschluß neue Wege zur effizienteren SAP-Einführung aufzuzeigen.

Leitsätze zur Kostenreduzierung bei SAP-Implementierungen Heute

Im vorhergehenden Teil dieses Artikels habe ich die Hauptrisiken für "aus dem Ruder laufende" SAP-Implementierungen aufgezeigt. Dabei wurde auch beschrieben, warum das Verhandeln zum Festpreis keine abschließende Maßnahme zur Kostendeckelung sein kann.

In der Theorie gibt es viele mehr oder weniger professionelle Erkenntnisse dazu. Nach meiner persönlichen Erfahrung aus dutzenden selbstgemachten und verantworteten SAP-Projekten, lassen sich einige wenige Leitsätze nach der 80-/ 20-Regel ableiten, die den größten Hebel zur Kostenreduzierung darstellen. Sie leuchten sicherlich schnell ein, werden aber leider allzu häufig als selbstverständlich abgetan und dann folgerichtig nicht professionell umgesetzt.

Ich hoffe die beschriebenen Leitsätze sind verständlich und hilfreich - für mich haben sie sich jedenfalls bewährt, da sie einfach nachvollziehbar, überschaubar in der Anzahl und vor allem wirkungsvoll sind, wenn man sie ernsthaft umsetzt.

Wunsch-Szenario für die Implementierung von Morgen

Zum Schluß dieser kleinen Reihe über Implementierungs-Tipps rund um SAP, möchte ich meinen Blick in die Zukunft richten und die heute überwiegend übliche Vorgehensweise von SAP Beratungshäusern herausfordern.Es ist einsichtig, daß sich viele Beratungshäuser im SAP-Markt mit den beschriebenen, herkömmlichen Implementierungs-Methoden gut positioniert sehen und diese nicht unbedingt durch kürzere, für die Kunden kostengünstigere Vorgehensweisen ablösen wollen. Aber ähnlich, wie man Trends wie zum Beispiel mobile Prozeß-Bearbeitung oder automatisierte digitale Kommunikation in Prozeß-Ketten nicht aufhalten kann, genau so wenig kann man sich bei ständig verkürzenden Innovations-Zyklen der SAP-Software an alte Vorgehensweisen klammern. Das wird auf Dauer niemand mehr bezahlen.

Ausgehend von dem oben beschriebenen Prototypen-Gedanken und der Maxime so nah wie möglich am Standard zu bleiben, könnten sich Implementierer - oder die Kunden selbst - die zu implementierende SAP Business Lösung als Sandbox in der SAP Cloud (HEC) mieten. Dies ist nicht besonders teuer und zeitlich befristet machbar. Dann könnten alle heute schon in Frage kommenden, vorkonfigurierten Software-Pakete, die sogenannten Rapid Deployment Solutions (RDS), eingespielt werden. Nun könnte man den Prozeß zum Fein-Konzept visualisiert auf den Kopf stellen. Nicht der Berater bildet den Prozeß im System nach, sondern der Kunde muß erläutern, warum der eingespielte Standard-Prozeß nicht genügen soll. Daraus resultierende Change-Requests müßten dann über Business-Cases entschieden werden. Dies würde dazu führen, daß zwangsläufig mehr Standard implementiert werden würde und nur die Prozesse angepaßt werden, die nachweislich auch Unternehmens-Vorteile versprechen. Dies würde den Implementierungs-Aufwand nachhaltig senken, Wartungskosten einsparen und damit wieder Zeit und Geld für beispielsweise weitere Innovationen freisetzen.

Foto: kentoh - Fotolia.com

Zugeben, das dargestellte Szenario zaubert eher dem Software-Anbieter, als dem Implementierer ein Lächeln ins Gesicht, aber letzten Endes entscheidet immer der Kunde und für ihn bedeuten neue Vorgehensweisen neues Potenzial für günstigere Einführungen und damit mehr konsumierbare Innovation. Deshalb wird es sich meiner Meinung nach so oder so ähnlich durchsetzen. Als Trost mag gelten, daß SAP Software auch in Zukunft nie ganz ohne Beratung implementierbar sein wird!