27 000 Landwirte "bündeln" ihre Buchhaltung

Land-Data: Die "kleine Datev" der Bauern

08.09.1978

VISSELHÖVEDE - In der Bundesrepublik gibt es derzeit rund 700 000 landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe - darunter ungefähr 100 000 mit umfangreicher Buchführung. 27 000 von ihnen haben sieh bisher für eine "Fernbuchhaltung" bei der norddeutschen Land-Data-Gesellschaft für Verarbeitung landwirtschaftlicher Daten mbH, Visselhövede, entschieden. Und die Tendenz ist steigend: Das 1966 gegründete Unternehmen verzeichnet einen jährlichen Kundenzuwachs von 10 bis 15 Prozent. Land-Data-Mitarbeiter Eibe H. Schmidt spricht von einer "kleinen Datev" auf dem Landwirtschaftssektor.

Das "System Land-Data" umfaßt eine vollständig integrierte Buchhaltung mit Geldbuchführung, Naturalbuchführung und automatischer Inventur. Betriebe die der Land-Data angeschlossen sind brauchen - was buchhalterische Tätigkeiten betrifft - nur noch ihre Belege (Bankauszüge, Quittungen etc.) zu sammeln. Einmal monatlich werden sie gebündelt, alle Textangaben mit Hilfe eines Zahlenschlüssels codiert (zum Beispiel: Weizen = 111) und per Post an einen der rund 500 Land-Data-Buchungsstellen geschickt. Dort ist jeweils eine Person damit beschäftigt, die anfallenden Daten auf Klarschriftstreifen zu erfassen.

Auf dem Postweg gelangen die Klarschriftstreifen anschließend zur technischen Land-Data-Zentrale nach Visselhövede. Bis 1977 wurden sie dort in ein System IBM 1285 eingelesen und online zu einer IBM 370/145 übertragen, die im Haus der 15 Kilometer entfernt gelegenen Wolff Walsrode AG installiert ist. Bei der Bayer-Tochter hatten die Agrar-Experten entsprechende Rechnerzeit gemietet.

Mitte 1977 wurde das IBM-Lesesystem von einem Offline-Journalstreifenleser "Almex OCR 82" abgelöst. Das in Schweden produzierte System wird in Deutschland von der Digital Data Service GmbH, Bad Vilbel, vertrieben.

Vor allem finanzielle Gesichtspunkte haben die Visselhöveder zu dem Systemwechsel bewogen: "Wir konnten dadurch immerhin 50 Prozent unserer DV-Kosten einsparen", berichtet Schmidt, der die Programmierung bei Land-Data leitet. Denn: Die monatliche Leasingrate für den Almex-Leser entspricht zwar in etwa der zuvor gezahlten Miete für die IBM 1285. In Zukunft fallen aber die anteiligen Mietkosten an der Walsroder IBM 370/145 weg, denn das Schweden-Gerät arbeitet ja offline. Die von ihm erstellten Magnetbänder werden zwar auch von der 370 verarbeitet - aber zu erheblich günstigerem Tarif.

Zustatten kommt dem Land-Data-Team dabei eine Klausel im IBM-Mietvertrag: Ist die 370 mindestens 180 Stunden pro Monat im Einsatz, gibt's eine ansehnliche Mietkostenreduzierung. Über diese PreisschwelIe gelangt die Walsrode AG aber erst mit Hilfe der Agrar-Mannen, die das Rechenzentrum offiziell von 14 Uhr bis 6 Uhr morgens belegen. "Klar," so Schmidt, "daß die dadurch erzielte Kosteneinsparung umgelegt wird."

Das ergibt für die Land-Data GmbH einen so günstigen Tarif, daß sie bisher keinen rechten Geschmack an einer eigenen DV-Anlage finden konnte - "obwohl es vom Verarbeitungsvolumen her durchaus Sinn hätte", wie Schmidt einräumt.

Aber nicht nur der Kostenvorteil reizte die Visselhöveder an dem Almex-Leser. Schmidt: "Das neue System hat die zuvor benötigte Lesezeit immerhin um 50 Prozent reduziert." Außerdem bietet die Offline-Anlage nach seinen Worten all das, was bei der 1285 noch programmiert werden mußte, bereits als fest verdrahtete Funktionen an (etwa das Einstellen von Lesegeschwindigkeit und -intensität). "Beim IBM-System wurden manchmal Daten einfach nicht gelesen; die waren weg - und keiner wußte warum", kritisiert der Chef-Programmierer.

Eine Auswertung ihrer Buchungsdaten erhalten die Landwirte jeweils einmal monatlich per Post zugeschickt. Ein Duplikat der Unterlagen geht an die zuständige Buchungsstelle. Kosten pro Buchung für den Landwirt: eine Mark.