Intransparenz und Qualitätsmängel

Kritik am IT-Outsourcing

10.08.2011 von Joachim Hackmann
Viele Anwender, die ihre IT ausgelagert haben, sind unzufrieden mit der Transparenz und der Servicequalität ihres Service-Providers.
Foto: Olga Altunina/Fotolia

Das IT-Outsourcing hat sich in Deutschland als Management-Werkzeug etabliert, unumstritten ist es keinesfalls. Einer Erhebung der Ardour Consulting Group zufolge ist die Unzufriedenheit der Nutzer mit ihren Service-Providern weit verbreitet. Demnach klagen viele Outsourcing-Anwender über intransparente Leistungsprozesse und eine unklar definierte Servicequalität. Auch die gewünschten wirtschaftlichen und qualitativen Effekte der Auslagerung von IT-Funktionen sind häufig nicht ausreichend erfüllt worden.

Ingesamt zeigten sich 28 Prozent von insgesamt 183 Befragten unzufrieden. Viele haben sich in den vergangenen zwei Jahren mehr konkrete Ergebnisse vom Outsourcer erhofft. Besonders enttäuschend war offenbar der Mangel an innovative Impulse, fast jeder zweite IT-Manager sah seine Erwartungen nicht erfüllt. Und auch die Kostenersparnisse und Qualitätssteigerungen bewertete ein Drittel mit dürftigen Noten. "Die Ergebnisse zeigen, dass die Outsourcing-Idee noch längst kein Selbstläufer ist. Eine Auslagerung lässt sich nicht generell mit dem Etikett einer modernen und nutzenstiftenden IT-Strategie versehen", betonte Jakob Rehäuser, Geschäftsführer der Ardour Consulting Group. Die Quote der unzufriedenen Nutzer sei ein deutlicher Hinweis darauf, dass Optimierungsbedarf bestehe.

Outsourcing nicht ohne Misstöne
Gründe für die Schwierigkeiten
Kritisiert werden vor allem Intransparenz und Qualitätsmängel.
Akzeptanz des Outsourcings
Laut Erhebung der Ardour Consulting stößt das Outsourcing im Großen und Ganzen auf Akzeptanz.
Cloud Computuing
Die Bewertung des Cloud Computings für die Sourcing-Strategie steht vielerorts noch aus.
Ziele und Erwartungen
Dennoch sind viele Unternehmen mit dem Erreichten nicht zufrieden.

Zu wenig Innovationen vom Provider

Als Ursache der Enttäuschungen fallen insbesondere konzeptionelle Schwächen im Zusammenspiel zwischen Provider und Anwender ins Auge. So bemängeln 45 Prozent der Befragten, dass die Leistungsprozesse nicht transparent genug sind. Ähnlich viele vermissen genaue Definitionen der Servicequalität. Aber auch die Folgen einer mangelhaften Transition scheinen viele noch zu spüren. Zu den weiteren Kritikpunkten in der Outsourcing-Praxis gehören die aufwändige Kommunikation mit dem Dienstleister und ein reaktives Verhalten. Drei von zehn Unternehmen beklagen zudem ein begrenztes Leistungsvermögen auf der Provider-Seite, ein Viertel sah sich außerdem mit unerwarteten Kostensteigerungen konfrontiert.

Dennoch fällt das Konzept des Auslagerns bei den Anwendern nicht grundsätzlich durch. In immerhin 31 Prozent der befragten Unternehmen ist das Outsourcing durchgängig akzeptiert. Weiteren 41 Prozent erachten es mit gewissen Vorbehalten als gut. In allen anderen Firmen ist von einer labilen Akzeptanz die Rede (16 Prozent) oder es bestehen sogar sehr kritische Positionen (12 Prozent) gegenüber der Auslagerung. "Je komplexer die Services sind, desto weniger zufrieden sind die Anwender im Regelfall", erläuterte Rehäuser die Ergebnisse. Beispielsweise ist Hosting wegen vergleichsweise einfacher und standardisierter Anforderungen im Regelfall recht unproblematisch. Schwierigkeiten bereitet oft das Application-Management. "Hier gibt es mehrheitlich eher schlechte Erfahrungen, weil viel intensivere Schnittstellen und Kommunikationsbeziehungen zum Nutzer und zum Geschäft bestehen", schilderte Rehäuser seine Erfahrungen mit diesen Projekten.

Was bewirkt Cloud Computing?

In den vergangenen Jahren wurden IT-Teile vor allem aus Kostengründen ausgelagert. Die Berater plädieren nun dafür, diese Sourcing-Strategien zu überprüfen und gegebenenfalls neu auszurichten. Das sei vor allem vor dem Hintergrund des Trends zum Cloud Computing wichtig. Eine Bewertung dieses neuen Betriebsmodell steht in vielen Firmen noch aus: Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen hat sich noch nicht mit der Frage beschäftigt, welche Auswirkungen Cloud auf die eigenen Sourcing-Strategien haben kann. (jha)

Das raten Anwender
Reinhard Eschbach, Thomas Cook: Transparenz ist das A und O
„Jeder Dienstleister ist nur so gut, wie ihn der Auftraggeber steuert. Outsourcing darf keine Black Box sein: Ich will verstehen, was der Provider macht, und kontrollieren, ob dies in Einklang mit meinen Zielen steht. Die Transparenz der Kosten – sowohl meiner eigenen als auch derjenigen des Providers – halte ich für wichtig. Eine Open- Book-Policy schafft nicht nur Vertrauen, sie ist auch effizienter, weil beide Seiten wissen, welche Hebel sie ansetzen können.“
Ralf Stalinski, Cognis: Akzeptanz beim User schaffen
„Wer auslagert, sollte im Vorfeld eine Art Inventur machen, um einen Überblick darüber zu haben, welche Services in den einzelnen Ländern erbracht werden. Erschwert wird Outsourcing vor allem durch die Kluft zwischen der User-Akzeptanz und der Erwartung des Managements. Es ist ja kein Geheimnis, dass Endanwender eine Standardisierung zunächst als Einschränkung empfinden. Hier ist die interne Kommunikation gefordert, die Belegschaft muss die Vorteile der Maßnahmen nachvollziehen können. “
Walter Friedl, Vistec: Know-how auf Augenhöhe
„Meine goldene Regel lautet: Auf Kundenseite muss es eine Instanz mit mindestens gleichem Know-how geben wie auf der Provider-Seite. Ich habe dafür einen IT-Service-Delivery-Manager für alle Infrastrukturthemen und eine SAP-Managerin für die Applikationen abgestellt. Beide sind dafür zuständig, dass der eingekaufte Service bei unseren Anwendern verlässlich und in guter Qualität ankommt.“
Dirk Ostermann, RAG: Prozesse zerschlagen
„Ganz wichtig: Sie müssen Prozesse zerschlagen. Sowohl im Eigenbetrieb als auch bei einer internen Auslagerung in eine Tochtergesellschaft schwingen sich Abläufe und Kommunikationswege zwischen Nutzer und IT ein, die nicht immer effizient sind. Die Lethargie und die Das-habenwir- schon-immer-so-gemacht-Einstellung müssen Sie durchbrechen. In dieser Phase ist Führung durch Kommunikation gefragt, denn für alle Betroffenen ändert sich viel.“
Carsten Stockmann, Mayflower: Beziehung weiterentwickeln
„Outsourcing ist ein Prozess, den man permanent weiterentwickeln sollte. Das Mühsame und Qualvolle besteht dann darin, die Beziehung so zu gestalten, dass sie auch tatsächlich Vorteile bringt. Das heißt, es geht nicht mehr um die Technik – die hat man ja ausgelagert –, sondern darum, Verbesserungen auf der Geschäftsprozess-Ebene zu erreichen.“
Udo Haarhaus, Dynamit Nobel: Ziele müssen klar sein
„Man muss sich als Auftraggeber über seine Outsourcing-Ziele im Klaren sein. Der Anbieter will das Projekt natürlich unbedingt an Land ziehen. Der Anwender will in der Regel seine Kosten senken. Da herrscht auf beiden Seiten eine gewisse Gier. Aber wenn der Auftraggeber nicht exakt hinterfragt, wie und wo sein Provider die Einsparungen erzielen will, gehen die Partner leicht von unterschiedlichen Annahmen aus.“
Martin Limpert, Preh GmbH: Hoheit über Prozesswissen sichern
„Die wichtigste Motivation für unsere Outsourcing- Aktivitäten war die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen. Hohe Anforderungen etwa an die 7x24- Stunden-Verfügbarkeit der SAP-Systeme können wir intern nicht gewährleisten. Damit wir den reibungslosen IT-Betrieb für unsere Fachabteilungen sicherstellen können, haben wir die Hoheit über das Prozesswissen und das SAP-Wissen im Hause behalten.“

Weitere Artikel zum Thema

Change-Management: Outsourcing braucht Transparenz

Gartner-Prognose: Die 10 Outsourcing-Trends der Zukunft

Tipps für den Mittelstand: IT-Outsourcing auf Augenhöhe

Kostenloser Quick Check: Sind Sie fit für das Outsourcing?