Weltweite IT-Standardisierung

Konzertierte IT-Aktion im Volkswagen-Konzern

10.07.2008 von Karin Quack
Die Konzern-IT von Volkswagen wird Projekte und Services künftig global steuern sowie die Arbeitsteilung zwischen den regionalen Rechenzentren verbessern.
Brachte gemeinsam mit seinen IT-Leiter-Kollegen die neuen Strategien auf den Weg: Klaus Hardy Mühleck, Konzern-CIO bei Volkswagen.
Foto: Volkswagen

Die IT besser auf die Anforderungen der Wachstumsstrategie auszurichten - mit diesem Ziel fanden sich die etwa 70 IT-Leiter aller Standorte des Volkswagen-Konzerns kürzlich in Dresden zusammen. Was so lapidar klingt, hat Konsequenzen von einiger Tragweite: Neben der marken- und bereichsübergreifenden Standardisierung und dem internationalen Know-how-Austausch bedeutet es, dass die Konzern-IT künftig den weltweiten Systemeinsatz steuern sowie die Arbeitsteilung zwischen zentralen, regionalen und lokalen Rechenzentren verbessern wird.

Der Volkswagen-Konzern umfasst die Marken VW, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini und Volkswagen Nutzfahrzeuge. Hinzu kommt der Unternehmensbereich Financial Services. Die IT-Leiter-Tagung in Dresden dürfte im Zusammenhang mit der "Wachstumsstrategie 2018" zu sehen sein, in deren Rahmen sich die Marke VW hohe Ziele nicht nur in Sachen Absatz (Steigerung von etwa 3,67 Millionen Fahrzeugen im Jahr 2007 auf 6,6 Millionen 2018), sondern auch hinsichtlich Kundenzufriedenheit, Attraktivität als Arbeitgeber und Kapitalrendite gesetzt hat.

Die Kosteneffizienz weiter festigen

Die IT soll bei der Verwirklichung dieser Strategie helfen, indem sie das Wachstum unterstützt, ohne seine Effekte durch erhöhten Aufwand zu schmälern. Oder wie Konzern-CIO Klaus-Hardy Mühleck es formuliert: "Wir wollen die effiziente Kostenstruktur der Konzern-IT weiter festigen." Dazu bedarf es zweifellos einer marken- und bereichsübergreifenden Strategie für die Informations- und Datenverarbeitung. Sie umzusetzen war das Hauptanliegen der konzertierten IT-Aktion..

Als Mittel zum Zweck wurde in Dresden beispielsweise die Standardisierung von Systemen, Hard- und Software definiert. Einer der neuen konzernweiten Standards betrifft das Konzern-Produktdaten-Management (PDM), das sukzessive aufgebaut wird. Dessen Daten bilden unter anderem die Grundlage für die "Digitale Fabrik". Mit diesem Instrument soll es möglich sein, am Bildschirm die Verbaubarkeit von Fahrzeugteilen unter technischen und ergonomischen Aspekten zu optimieren sowie spätere Arbeitsläufe an der Montagelinie zu erproben und abzusichern (siehe auch den Bericht von der diesjährigen Hannover-Messe: "Es hapert oft noch an der Datenintegration).

Projektbezogene Job-Rotationen

Konzern-CIO Mühleck bekannte sich in seinem zusammenfassenden Statement ausdrücklich zum internen IT-Betrieb. "Wir stärken unsere hauseigene IT", sagte er. Er schloss aber keineswegs aus, dass die Konzern-IT dort, wo es sinnvoll sei, strategische Partnerschaften mit IT-Serviceanbietern eingehen werde. Allerdings wolle sie die Zügel stets in der Hand behalten und sich noch stärker als bisher auf ihre Steuerungs- Kontroll- und Standardisierungsaufgaben konzentrieren. Die Konzern-IT fungiert denn auch als die treibende Kraft hinter der neuen IT-Strategie.

Im deren Rahmen sollen auch die Arbeitsplätze der IT-Mitarbeiter internationaler geprägt sein und "inhaltlich angereichert werden", so der Volkswagen-Konzern. Mühleck kündigte an, er werde "die Marktkenntnis und das Know-how unserer Teams durch verstärkte Qualifizierung up-to-date halten". Dies gehe Hand in Hand mit nationalen und internationale Personalentwicklungsprogrammen sowie projektbezogenen Job-Rotationen. (Mehr zum Thema mobile Arbeitsplätze finden Sie in der Rubrik Job & Karriere, beispielsweise unter "IT-Jobs sind von Mobilitätsbereitschaft geprägt".)

In einigen Fällen dürfte das zu einem internationalen Austausch von IT-Mitarbeitern führen, die bestimmte Projekte an einem Konzernstandort erfolgreich abgeschlossen haben und ihr Wissen anderenorts weiterverwenden sollen. "Unsere IT-Teams übernehmen die internationale Steuerung und Projektverantwortung vor Ort und im Konzernverbund", führt der Konzern-CIOa aus. Das Vorgehen werde gemeinsam mit dem Betriebsrat erarbeitet, sprich: mit den Arbeitnehmervertretern abgestimmt.

Weltweit gesteuertes SaaS-Angebot

Um die Standardisierung hoch und die Kosten niedrig zu halten, soll die Konzern-IT künftig "über ein weltweit gesteuertes Softwareangebot Kostenvorteile für das Unternehmen erschließen", so lautet die offizielle Formulierung. Im Klartext: Die Konzern-IT erwirbt Großabnehmerlizenzen und bietet sie im SaaS-Modus (Software as a Service) den Standorten an. Dabei wird das Angebot nicht nur einzelne Anwendungen, sondern ganze Systembausteine umfassen.

Die Konzerngesellschaften werden, darauf verständigten sich die IT-Leiter in Dresden, möglichst geschlossen auf diese Bausteine zurückgreifen. "Der Großteil unserer Prozesse ist standardisiert", so Mühleck, "daraus ergeben sich mit den Fachbereichen abgestimmte Portfolios, also Arbeits- und Leistungsumfänge, sowie Master Construction Plans und die entsprechenden Softwarebausteine als Module."

RZ-Strategie: zentral, soweit möglich

Last, but not least wurde auch eine neue weltweite Rechenzentrumsstrategie auf den Weg gebracht. Inhalt ist die Arbeitsteilung zwischen den zentralen Rechenzentren in Deutschland, den Regional-RZs in Asien und Amerika sowie den lokalen Systemen zur Unterstützung der Standorte. Die Faustregel lautet: zentral, soweit möglich, dezentral, wo nötig. Eine gegenüber dem Status quo verstärkte zentrale Steuerung soll helfen, die Verfügbarkeit von Daten, Rechnerleistung und Übertragungskapazität zu steigern sowie gleichzeitig die dafür aufzuwendenden Kosten zu senken.