Experton zu IaaS, PaaS und SaaS

Konkurrenz verzweifelt an Amazon

09.08.2012 von Werner Kurzlechner
Cloud ist nur bedingt ein Verkaufsschlager. Traditionelle IT-Provider schaffen es nicht, die Cloud-Anbieter anzugreifen. Im Gegenteil, der Abstand hat sich vergrößert.
Experton-Analyst Carlo Velten: Konkurrenz verzweifelt an Amazon Web Services.
Foto: Experton Group

Der Markt für Cloud Computing in Deutschland wächst, und das zum Teil beträchtlich. Das gilt allerdings nicht für alle Service-Segmente. Während Software-as-a-Service (SaaS) richtig Tempo aufgenommen hat, lahmen Bereiche wie Platform-as-a-Service (PaaS) und Infrastructure-as-a-Service (IaaS). Das jedenfalls beobachten die Analysten Carlo Velten und Steve Janata von der Experton Group. Experton korrigierte in diesen Bereichen seine Marktprognose mittlerweile deutlich nach unten. Daneben erweist sich insbesondere Public Cloud als Modell, das die Anwender kaum anspricht. Hier berichtigte Experton seine Umsatzjahresprognose für den deutschen Markt von 168 auf 155 Millionen Euro.

Die Mehrheit der Cloud Service Provider habe es bisher nicht geschafft, die Kunden von den neuen IaaS- und PaaS-Angeboten zu überzeugen, so die Analysten. „Speziell die Public-Cloud-Angebote, die nur in wenigen Fällen an das Angebot des Marktführers Amazon Web Services heranreichen, werden von Groß- und Mittelstandskunden derzeit nur für Nischen-Workloads nachgefragt und genutzt“, sagt Velten.

Tools für die Cloud-Daten
Tools für die Cloud-Daten
Für die meisten Anwender ist der Einsatz von Cloud-Speicher wie Dropbox oder die Verwendung von Google Docs bereits ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Wir stellen Tools vor, die diese Arbeit erleichtern und verbessern können.
Die Installation startet sofort:
Wer die Software für Google Cloud Connect verwenden will, bekommt sie nach dem „Abnicken“ der Nutzungsbedingung direkt auf seinem System installiert – eine weitere Auswahl steht leider nicht zur Verfügung.
Augenfällige Veränderung:
Nach der Installation der Google-Software zeigt sich ein Plugin in den Anwendungen von Microsoft Office.
Warnung von der Online-Anwendung:
Die Google Webseite kann nicht verifizieren, dass es sich bei der Anwendung wirklich um Google Cloud Connect handelt.
Eine wenig befriedigende Erläuterung:
Hier wird eine Softwarebibliothek auf das System installiert, die von der Anwendung BoxCryptor benötigt wird. Welchem Zweck sie (erlaubt leichtere Einbindung Dateisystem-Treiber – entspricht der Fuse-Library unter Linux) dient, muss der Anwender selbst herausfinden.
BoxCryptor steht auch auf Android- und iOS zur Verfügung:
Der Hinweis auf ein Backup der Konfigurationsdatei ist gut und kommt zum rechten Zeitpunkt bei Abschluss der Installation.
Die Oberfläche von BoxCryptor:
Sie bietet insgesamt nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten, da der Einsatz mehrerer verschlüsselter Container erst in der kostenpflichtigen Version möglich ist.
Gut, wenn der Anwender weiß, was auf seinem PC installiert ist:
Die Software SecretSync benötigt Java, damit sie richtig arbeiten kann.
Ein wichtiger Hinweis:
Im Gegensatz zur Lösung BoxCryptor wird der Ordner von SecretSync nicht immer Dropbox-Ordner angelegt – die Lösung verschlüsselt die Dateien und synchronisiert sie dann in den Ordner hinein.
Eher unauffällig:
Die Anwendung SecretSync benötigt keine aufwändige Oberfläche und ist im Prinzip nur durch die Links im Startmenü und/oder auf dem Desktop sichtbar.
Verschlüsselte Dateien auch über die Plattform-Grenzen hinweg:
Der Client von SecretSync arbeitet auch unter MacOS X in der gleichen unauffälligen Weise wie auf den Windows-Systemen.
Jeden Speicherplatz im Internet direkt im Windows-Explorer einbinden:
Mit dem Gladinet Cloud Desktop ist das ziemlich einfach möglich. So verliert selbst die Einbindung des Windows Live Skydrive ihre Schrecken.
Vielfältige Möglichkeiten:
Fast alle großen Provider von Cloud-Space stehen vorkonfiguriert zur Verfügung, aber auch die Anbindung eigner FTP-Server ist beispielsweise möglich.
Umfangreiche Konfigurationseinstellungen und die zukünftige Anbindung an den eigenen Cloud-Bereich des Herstellers:
Schon die freie Version des Cloud Desktop bietet viele Möglichkeiten.
Wer Linux-Erfahrung und die nötige Geduld besitzt, der kann mit dieser Software seine eigene Cloud-Installation aufbauen:
ownCloud kann sowohl auf gemieteten Web-Space als auch direkt auf einem eigenen Server betrieben werden.
Das können viele andere Cloud-Tools nicht:
Das Projekt „ownCloud“ bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Konfiguration sondern eine – wenn auch noch nicht komplette – Unterstützung der deutschen Sprache an.
Einfache Oberfläche und schnelle Konfiguration:
Mit der Software BDrive ist ohne viel Umstände möglich, schnell und einfach einen eigenen Cloud-Server aufzusetzen.
Der BDrive-Server auf einem System unter MacOS X Snow Leopard:
Kaum Unterschied zur Windows-Version und genauso einfache Installation und Konfiguration. Das Passwort für den Zugriff sollte man aber auf jedem Fall explizit setzen.
Die eigene „BDrive-Cloud“ von der Client-Seite aus:
Die Software BDrive Classic steht im Android Market kostenlos bereit und kann problemlos sowohl auf den Server auf dem Windows- als auch auf den Server auf dem MacOS zugreifen.
Die Verzeichnisse stehen direkt auf dem Android-System (hier unter Android 2.2) zur Verfügung:
Auch der Zugriff auf die Dateien klappt problemlos.

Profiteure seien Anbieter, die auf Managed Cloud-Betriebsmodelle setzen, weil diese konform mit den Anforderungen der Enterprise-IT laufen. Ferner zeichne sich ab, dass Managed Private Clouds das deutlich größere Marktpotenzial haben. Die Kunden bevorzugen offenbar dedizierte Infrastrukturen für sich alleine.

Experton-Analyst Steve Janata: Klassische IT-Provider holen gegenüber den Cloud-Spezialisten bisher nicht auf.
Foto: Experton Group

PaaS bewegt sich derzeit offenbar völlig auf der Bremsspur. Nur wenige Entwickler und Firmen seien derzeit bereit, ihre Software-Entwicklungs- und Betriebsprozesse mehrheitlich in die Cloud zu verlagern. Ferner gelingt es laut Experton den traditionellen IT-Providern bisher nicht, die Marktposition der Cloud-Anbieter anzugreifen. „Dies hat bisher nicht geklappt“, stellt Janata fest. „Im Gegenteil, der Abstand ist eher noch größer geworden.“

SaaS klappt bei Collaboration, CRM, Conferencing und Project Management

Foto:

Insbesondere das dynamisch auf ein Volumen von über 1 Milliarde Euro anwachsende SaaS-Segment wird dominiert von kleineren, auf spezielle Lösungen fokussierten Unternehmen. Das Wachstum in diesem Bereich führt Experton auf eine steigende Durchdringung auf Anwenderseite und ein immer breiteres Angebot an Services zurück. „Insbesondere in ohnehin schon stark standardisierten Segmenten wie Collaboration, CRM, Web Conferencing oder auch Project Management finden Anbieter von SaaS-Lösungen ihre Käufer“, so Velten und Janata.

Insgesamt konstatieren die Analysten für dieses Jahr aber ein beträchtliches Plus. Demnach werden 2012 Services und Apps aus der Cloud im Gegenwert von 5,3 Milliarden Euro eingekauft. Wesentliche Treiber seien das gesamtwirtschaftliche Umfeld in Industrie und Dienstleistungssektor, die fortlaufenden Investitionen der Service Provider, der Bau von Private-Cloud-Infrastrukturen großer Unternehmen sowie die ungebrochene Nachfrage auf Seiten der Endverbraucher.

Eine kleine Cloud-Marktübersicht
CloudVendor Benchmark 2011
Im Folgenden liefert Experton eine Marktübersicht anhand von Kurzporträts zehn ausgewählter Anbieter. Diese basieren auf den Ergebnissen einer im Frühjahr 2011 vorgenommenen Anbieterbewertung, in der insgesamt 58 Cloud-Anbieter detailliert untersucht wurden (Studie „CloudVendor Benchmark 2011“):
Cisco
Cisco verfügt über ein breit ausgebautes Portfolio an Infrastrukturkomponenten für den Bau und Betrieb von Cloud-Rechenzentren und seit der Übernahme von WebEx über eine führende SaaS-Collaboration-Lösung. Das Joint Venture „Virtual Computing Environment Coalition (VCE)“ zusammen mit EMC und VMware bietet interessante Sourcing-Alternativen im Bereich Cloud Infrastructure. Eine Schwäche ist das fehlende IaaS-Angebot von Cisco.
Citrix
Citrix zählt mit der XenServer-Produktfamilie zu den technologisch führenden Anbietern im Cloud-Middleware-Umfeld, wenn auch auf der Marktseite die Transformation vom klassischen Virtualisierungsanbieter hin zum Cloud-Anbieter lange nicht so schnell vorangeht wie beim Konkurrenten VMware. Ein positiver Aspekt hinsichtlich der Web-Conferencing-Lösung Netviewer ist die auf deutschem Recht basierende Geschäftsbeziehung mit deutschem Gerichtsstand.
Google
Google verfolgt eine absolut klare Cloud-Strategie. So werden fast alle Produkte als Web- beziehungsweise Cloud-Service (IaaS, SaaS, PaaS) frei zugänglich angeboten und nutzungs- beziehungsweise nutzerbasiert abgerechnet. Google bietet mit seinen umgetauften„Google Apps for Business“ eine attraktive Alternative zu gängigen Collaboration- und Office-Lösungen an, die aber unter anderem aufgrund des Images von Google, des Vertriebsansatzes und des fehlenden deutschen Rechenzentrums bei (mittel-)großen Firmen noch nicht sehr erfolgreich ist. Die „App Engine“ genannte Plattform von Google richtet sich – auch aufgrund der geringen An¬passbarkeit – an einzelne Entwickler beziehungsweise kleine Unternehmen, bei denen geringe Kosten und einfache Nutzung im Vordergrund stehen.
Hewlett Packard (HP)
Als weltweiter Marktführer im Segment der x86-Industriestandard-Server behauptet HP auch im Markt für Cloud Infrastructure seine führende Rolle. Hinsichtlich HPs Utility Services, die Enterprise-Applikationen (zum Beispiel SAP) auf einer virtualisierten Plattform flexibel bereitstellen und abrechnen, hat das Unternehmen gegenüber dem vergangenen Jahr große Anstrengungen unternommen, sodass diese deutlich an Attraktivität gewonnen haben und als ausgereiftes Angebot gewertet werden können.
IBM
IBM bietet derzeit das kompletteste Cloud-Infrastrukturportfolio im Markt. Darüber hinaus steht Big Blue seit Anfang 2011 mit seiner Version einer PaaS-Plattform (IBM Smart Business Development and Test on the IBM Cloud) bereit, die aus dem Rechenzentrum in Ehningen geliefert wird. Beim Segment Großkunden ist IBM mit seinem breiten, durchgängigen Angebot aus Hardware, Middleware und Cloud-Management-Komponenten derzeit als marktführend zu betrachten, und die Cloud Services gelten als die derzeit attraktivsten Angebote am Markt.
Salesforce.com
Salesforce offeriert neben seiner ausgereiften SaaS-CRM-Lösung und der attraktiven PaaS-Plattform „Force.com“ mit „database.com“ auch ein reines IaaS-Angebot. Unter anderem arbeitet Salesforce darüber hinaus mit „Chatter“ und der Übernahme der Konferenzplattform „Dimdim“ inzwischen an der Ausweitung des Portfolios in Richtung Collaboration. Neben dem Fehlen eines deutschen/EU-Rechenzentrums ließe sich das unvollständige Portfolio kritisieren. Außerdem stellt sich die Frage, wann die vor über einem Jahr mit VMware angekündigte Enterprise Java Cloud „VMforce“ in Deutschland verfügbar sein wird.
T-Systems
Die von T-Systems „Dynamic Services“ genannten Private Cloud Services für Großunternehmen können im Umfeld des Betriebs geschäftskritischer Applikationen als eine der Pionierleistungen in diesem Umfeld gelten. Zusätzlich bietet T-Systems seinen Kunden seit Anfang 2011 auch eine IaaS-Plattform an, die in Kooperation mit dem Cloud-Management-Anbieter Zimory vorgestellt wurde.
VMware
VMware ist aufgrund seines breiten und ausgereiften Portfolios an Virtualisierungslösungen der klar dominierende Anbieter für Cloud Middleware. VMware bietet mit der „vCloudProduct Family“ nicht nur das breiteste Cloud-Management-Produktportfolio, sondern setzt hinsichtlich der Integration der einzelnen Module sowie deren technologischer Reife auch den derzeitigen Standard.

Das starke Wachstum hält nach Experton-Prognose auf Jahre hinaus an. Allein im B2B-Bereich steigen die Investitionen in Cloud Computing demnach von gut 3 Milliarden Euro in diesem Jahr auf über 10 Milliarden in 2016. Rund 5,6 Milliarden Euro davon entfallen dann auf Services wie SaaS, PaaS und IaaS, etwa 3,4 Milliarden auf Technologie. Den Rest vom Kuchen nehmen Integration und Beratung ein.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.de. (mhr)