Cloud-Geschäfte laufen

Konjunkturkrise setzt Google zu

26.10.2022 von Redaktion Computerwoche
Die Wirtschaftskrise geht auch an der Google-Mutter Alphabet nicht spurlos vorbei. Der Internet-Gigant wächst langsamer als erwartet, der Gewinn brach im dritten Quartal 2022 um 26,5 Prozent ein.
Auch für Google-Chef Sundar Pichai wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel.
Foto: Alphabet

Alphabet muss bereits das fünfte Quartal in Folge ein verlangsamtes Umsatzwachstum melden. Hintergrund ist das schwächere Geschäft mit Werbung, unter dem die mit der Internet-Suche verknüpften Umsätze, aber auch die Videoplattform Youtube leiden.

Alphabet meldet für das dritte Quartal Einnahmen von insgesamt 69,1 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Anstieg von 6,1 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Nettoprofit brach um 26,5 Prozent auf 13,9 Milliarden Dollar ein. Mit beiden Werten hat Alphabet die durchschnittlichen Prognosen der Wallstreet-Analysten klar verfehlt. Dort hatte man einen Nettoertrag von 16,9 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 71 Milliarden Dollar erwartet. Kein Wunder, dass die Alphabet-Aktie am Dienstag (25. Oktober) im nachbörslichen Handel abgestraft wurde.

Zu viele Neueinstellungen

Angesichts der für Google-Verhältnisse wenig berauschenden Zahlen schauen die Beobachter aus der Finanzwelt nun genauer auf das Unternehmen. Zu ihren Kritikpunkten gehört, dass Alphabet im abgelaufenen Quartal über 12.000 neue Mitarbeiter eingestellt hat. CEO Sundar Pichai sagte in einem Call mit Analysten, dass Google sich nun effizienter aufstellen werde. Man wolle "die Ressourcen neu ausrichten, um in unsere größten Wachstumschancen zu investieren". Im laufenden vierten Quartal werde das Mitarbeiterwachstum geringer ausfallen.

Mit dem Kerngeschäft der Internet-Suche setzte Google 39,5 Milliarden Dollar um, was einem Anstieg von 4,3 Prozent entspricht. Analysten hatten allerdings auf 41 Milliarden Dollar spekuliert. Googles Finanzchefin Ruth Porat sagte, dass dieses Geschäft im Vorjahr ungewöhnlich stark verlaufen sei, was den Vergleich schwierig mache. Das werde auch im vierten Quartal so bleiben.

Im schwachen Kerngeschäft zeigt sich aber auch die gegenwärtige Wirtschaftsflaute mit hohen Inflationsraten, starkem Dollar, steigenden Zinsen und nachlassendem Konsum. Die Werbegelder fließen nicht mehr so wie vor der Krise. Dennoch äußerte sich der Analyst Mark Mahaney von Evercore ISI im Gespräch mit dem Wall Street Journal explizit kritisch zu Google: "Angesichts der Tatsache, dass das Suchgeschäft in der Vergangenheit immer eine konstante Leistung erbracht hat, ist dies ein schwaches Ergebnis."

Youtube leidet unter Konkurrenz durch TikTok

Die Werbeeinnahmen auf Youtube gingen um 1,9 Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar zurück (Analystenerwartung: 7,4 Milliarden). Das ist das erste Mal, dass die Videoplattform, deren Ergebnisse seit 2020 ausgewiesen werden, rückläufige Erlöse melden muss. Beobachter erklären das damit, dass Youtube stark von der sogenannten Markenwerbung abhängig sei, die in Zeiten schwacher Konjunktur immer schlecht laufe. Doch auch die wachsende Konkurrenz durch TikTok dürfte hier eine Rolle spielen. Google hatte darauf im September mit der Einführung des "Quick-Video"-Dienstes Shorts reagiert.

Der Umsatz von Googles Cloud-Computing-Sparte, einem Bereich, in dem der Konzern derzeit am meisten investiert, stieg um stolze 37,6 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar. Dieser Geschäftszweig wuchs sogar schneller als im vorhergehenden zweiten Quartal. Allerdings schrieb Google hier einen Verlust von 699 Millionen Dollar (Vorjahr: minus 644 Millionen).

(Call startet ab Minute 8:22)

Pichai will Produktivität steigern

CEO Pichai hatte bereits im Juli im Rahmen seines Simplicity-Sprint-Plans aufgezeigt, wie Google sparsamer wirtschaften könne. Das Unternehmen will seine Produktivität um 20 Prozent steigern. Für den Rest des Jahres sollen zudem weniger neue Mitarbeiter eingestellt werden. Google reduzierte schon mal die Ausgaben für seinen internen Startup-Inkubator Area 120 und stellte den Streaming-Videospielservice Stadia ein. Pichai hatte diesen erst 2019 mit erheblichen Marketing-Anstrengungen eingeführt.

Alphabet beschäftigt derzeit 186.779 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Personalabbau ist in dem immer noch glänzend dastehenden Konzern kein Thema. Genauso wie Amazon und Meta will Alphabet bei Neueinstellungen allerdings mehr Vorsicht walten lassen. Im vierten Quartal dürften nicht einmal halb so viele Neueinstellungen vorgenommen werden wie im vorhergehenden Vierteljahreszeitraum. Finanzchefin Porat sagte aber auch, dass Alphabet auch im kommenden Jahr hervorragende Softwareentwickler und Techniktalente einstellen werde. (hv)