Kritik an Vendoren

Konfuse Marketing-Versprechen zur Private Cloud

27.08.2012 von Michael Kallus
Anbieter stellen die Private Cloud oft als Weg dar, Infrastruktur loszuwerden - was zu Missverständnissen führt, wie IT-Chefs laut Freeform Dynamics bemängeln.
Jeder dritte Teilnehmer kann der Definition der Private Cloud von Freeform Dynamics aus Erfahrung zustimmen.
Foto: Freeform Dynamics

Alles begann mit einem Etikettenschwindel. Einige große Software-Häuser entwickelten vor einigen Jahren eine Infrastruktur mit besonders flexiblen Fähigkeiten. Um das griffig zu umschreiben, gaben sie der Infrastruktur einfach das Etikett "Cloud" - weil ihre Fähigkeiten stark mit denen der Public Cloud korrespondierten. So wurde "Private Cloud" salonfähig.

Die Anlehnung an die Public Cloud stiftet jedoch bis heute viel Verwirrung. Denn sie suggeriert, dass die Privat Cloud den Unternehmen hilft, einen Teil ihrer Infrastruktur einzusparen. Wie bei der Public Cloud. Das ist jedoch ein Irrtum, sagen die Autoren der Studie "Privat Cloud in Context - What´s it for an where does it fit?" von Freeform Dynamics, die Microsoft gesponsert hat.

Private Cloud bündelt Ressourcen

Die Private Cloud ist viel mehr eine ausgeklügelte Form von Virtualisierung als eine Cloud. Denn ihre Grundidee liege darin, eine Reihe von Servern und Ressourcen wie Speicher und Netzwerke zu bündeln, um eine einheitliche Plattform zu erhalten. Auf dieser Plattform lässt sich dann eine Vielzahl von Workload-Typen gleichzeitig und standardisiert ausführen.

Dieser Definition hat ein Großteil der 570 teilnehmenden IT-Verantwortlichen und Führungskräfte zugestimmt. Und sie sprechen aus Erfahrung, so die Studienautoren. Fast 60 Prozent von ihnen betreiben bereits eine Private Cloud, weitere 20 Prozent planen ihren Einsatz. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen betreiben zwischen 50 und 5000 Server und 25 Prozent mehr als 5000 Server.

Mit der Private Cloud werden laut Freeform Dynamics oft zwei Kategorien von Vorteilen verbunden: eine Verbesserung der Service-Level und die Minimierung der Kosten. Bei den befragten IT-Verantwortlichen stehen jedoch die Kostenvorteile nicht so im Vordergrund wie erwartet. Zwar berichten 25 Prozent von einem hohen und weitere 35 Prozent von einem lohnenden Kostennutzen.

Tools für das Cloud-Management
Acht Tools zur Cloud-Verwaltung
Auf den folgenden Seiten finden Sie einen kurzen Überblick über acht Tools, die das Verwalten, Einrichten, Monitoren und Automatisieren von Cloud-Installationen unterstützen.
PlanningIT
"PlanningIT" von Alfabet ist eine Software, die IT-Planungs- und -Management-Funktionen integriert. <br/><br/> Die Suite umfasst mehrere Komponente, die sich mit spezifischen Aspekten einer strategischen IT-Planung befassen.
WebExcellence
WebExcellence von Apica ist ein Load-Testing- und Performance-Monitoring-Tool für Cloud-Anwendungen. <br/><br/> Für das Load-Testing simuliert die Firma Lastprofile, die die echten Anforderungen abbilden. Für Testverfahren werden Scripts verwendet, die Kundenszenarien nachstellen und Leistungs- sowie Geschäftsziele berücksichtigen.
V-Command
V-Commander von Embotics für das Private-Cloud-Management. <br/><br/> In weniger als einer Stunde soll sich die Software installieren lassen. Sie sei dann für das Self-Service-Provisioning und für das Anforderungs-Management bereit, betont der Hersteller. Zudem bietet sie Funktionen, um Servicekataloge zu erstellen.
Jamcracker
Jamcracker ist für das Delivery- und Life-Cycle-Management von Cloud-Diensten entworfen worden. <br/><br/> Die Plattform erlaubt es Firmen, das Nutzer-Provisioning und Single-Sign-On für private und öffentliche Cloud-Dienste zu implementieren. Zudem können die IT-Abteilungen mit Jamcracker ihren Nutzern einen Servicekatalog zur Verfügung stellen und diesen zentral verwalten.
Jitterbit
Jitterbit 4.0, eine Suite für die Datenintegration. <br/><br/> Die Engine namens "Jitterbit Integration Server" koordiniert Integrations-Prozesse und validiert, bereinigt und transformiert Daten. "Jitterbit Application" erlaubt es Anwendern, Integrationsprojekte zu konfigurieren, zu testen, zu verwalten und zu betreiben.
Netuitive
Netuitive ist ein Produkt für die vorausschauende Analyse (Predictive Analytics) in physikalischen und virtualisierten Installationen. <br/><br/> Eine selbstlernende Engine analysiert, korreliert und normiert ständig einlaufende Leistungsdaten von mehreren Subsystemen. Zudem erstellt sie Verhaltensprofile von Datenströmen, die für das jeweilige Unternehmen relevant sind.
New Relic
New Relic bietet Performance-Management für SaaS-Anwendungen aus Nutzersicht (Real User Monitoring = RUM) an. <br/><br/> Agenten auf Produktions-Servern senden Daten über die Applikations-Aktivitäten in das Rechenzentrum von New Relic. Dort werden sie ausgewertet und aufbereitet.
Opscode
Opscode bietet ein System-Integration-Framework in verschiedenen Ausführungen. <br/><br/> Ein Ruby-on-Rails-basierendes Provisioning-Tool hilft, wieder verwertbare Rezepte und Kochbücher zu gestalten, die Infrastruktur-Komponenten hinter der Firewall beschreiben und integrieren. Das soll die Bereitstellung und Konfiguration einer Umgebung beschleunigen

Ihre wahre Stärke: Die Private Cloud liefert schnell und einfach

Die Private Cloud steht für hohe Service-Levels – besonders in großen Umgebungen.
Foto: Freeform Dynamics

Doch weit mehr werden die Vorteile der Reaktionsfähigkeit hervorgehoben. Die Private Cloud bietet eine schnelle Zuweisung und Freigaben von Ressourcen oder Workloads, was einen dynamischen Ansatz für das Management ermöglicht. So sprechen fast 35 Prozent der Private Cloud einen enormen Nutzen zu, wenn es um Rapid Ressource Provisioning oder automatische Freigaben geht. Von einem immerhin noch lohnenswerten Nutzen in diesem Bereich berichten weitere 45 Prozent der Befragten.

Einen hohen Stellenwert nimmt bei den Befragten der Self-Service-Aspekt ein. Dabei geht es nicht darum, den Endnutzern die Möglichkeit zu geben, sich frei mit Programmen zu versorgen. Das Ziel ist es, dass sich Entwickler oder Anwendungsadministratoren innerhalb der IT-Abteilung ihre Ressourcen selbst zuweisen können ohne explizite Anforderung an ein Server- oder Storage-Team.

Falsche Botschaften von IT-Vendoren sind Hindernisse bei der Einführung.
Foto: Freeform Dynamics

Viele Teilnehmer ordneten der Private Cloud auch die Möglichkeit zu, Kosten von verbrauchten Ressourcen ausweisen und sie Abteilungen, Anwendungen oder Diensten zuweisen zu können. Die Private Cloud biete diese Option, so die Verfasser, doch viele Organisationen seien noch nicht bereit dafür.

Bei der Realisierung einer Private Cloud ist die Anwendungskompatibilität ein herausforderndes Feld. Das sehen 35 Prozent der Befragten so. Ebenso vielen fehlen die relevanten Standards und weitere 40 Prozent bemängeln, dass noch adäquate Management-Tools notwendig sind.

Marketing untergräbt die Private Cloud

Ein großes Hindernis sieht die Hälfte der Befragten in konfusen Marketing-Versprechen bezüglich der Cloud. Es ist nicht wirklich hilfreich, so die Autoren, wenn der Finanzchef denkt, bei der Cloud dreht sich alles um das Loswerden der IT-Infrastruktur, und der IT-Leiter fordert Budget bei ihm ein, um neue Server, Software und Tools zu investieren.

Eine wichtige Frage ist auch, wer für das Budget aufkommt, wenn IT-Investitionen in der Regel mit einzelnen Abteilungen und Kostenstellen verbunden sind und entsprechend abgerechnet werden. Das erschwert es, Budget zu bekommen, da die Private Cloud zentral aufgebaut wird und dann ihre Services im ganzen Unternehmen liefert. (mhr)

Teaserbild: fotandy, Fotolia.com

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.de. (mhr)