Aufrüsten geht nicht nur am PC - eine weltweite Community bastelt stetig an einem kostenlosen Software-Update namens CHDK, das Ihre Digitalkamera auf Zack bringt. Die zahlreichen neuen Features, die CHDK Ihrer Kamera spendiert, sind eigentlich den viel teureren digitalen Spiegelreflexkameras vorbehalten.
Mit CHDK
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schießen Sie Fotos wahlweise im verlustfreien RAW-Format statt JPG.
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können Sie die Verschlusszeit auf extrem kurze 1/10.000 oder auf bis zu 64 Sekunden stellen. Dadurch werden Bilder von sehr schnellen Motiven schärfer und Fotos mit Lichteffekten (etwa Feuerwerke) beeindruckender.
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können Sie auch Blende und ISO-Wert manuell regeln.
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erzwingen Sie die Zoomfunktion während eines Videos - auch wenn dieses Feature nicht vorgesehen war.
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bekommen Sie einen Dateibrowser, einen Text-Reader, einen Kalender und Spiele auf die Kamera.
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sind Sie besser vor über- und unterbelichteten Bildern geschützt. Die Kamera blendet jetzt ein Histogramm zur Überprüfung der Lichtverhältnisse auch im Live-View-Modus ein - nicht nur im Wiedergabemodus. Und im Zebra-Modus kennzeichnet CHDK zu große Bildkontraste in Echtzeit.
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kann man beeindruckende HDR-Bilder knippsen - zumindest fast: CHDK hat die notwendige Serienbild-Funktion mit unterschiedlichen Belichtungswerten an Bord. Die Fotos fügen Sie dann am PC zum HDR-Bild zusammen.
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lassen Sie auf Wunsch eigene Skripte ablaufen, etwa zur zeitgesteuerten Foto-Aufnahme oder für den Schnappschuss via Bewegungsdetektor.
Diese Kameras lassen sich aufrüsten
Das Firmware-Update CHDK steht für "Canon Hack Development Kit". Mit CHDK lassen sich also nur Canon-Powershot-Modelle und Canon-Ixus-Modelle aufrüsten. Den Download finden Sie auf der Wiki-Seite der Community. Ihre Kamera ist von Olympus oder Panasonic? Dann werfen Sie einen Blick auf die letzte Seite!
Ihre Kamera-Firmware erfahren Sie entweder mit Hilfe des Freeware-Tools CameraVersion. Alternativ erstellen Sie ein leeres Notepad-Dokument namens "ver.req" und wählen als Dateityp ("Alle Dateien"). Die Datei kopieren Sie ins Root-Verzeichnis der Speicherkarte - also direkt hinter den Laufwerksbuchstaben. Im Wiedergabemodus der Kamera sollte jetzt bei der Tastenkombination aus "Set" und "Disp" die Firmware-Version angezeigt werden.
Derzeit funktioniert das Update bei den Modellen:
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A-Reihe: A2000: (beta) 1.00c, 1.00b (mit 1.00c version); A450: 1.00d; A460: 1.00d; A470: 1.00e, 1.01a, 1.01b, 1.02c; A480: (beta) 1.00b; A530: 1.00a; A540: 1.00b; A550: 1.00c; A560: 1.00a; A570: 1.00e, 1.01a; A590: 1.00e, 1.01b; A610: 1.00d, 1.00e, 1.00f; A620: 1.00f, 1.00e; A630: 1.00c; A640: 1.00b; A650: 1.00d; A700: 1.00b; A710: 1.00a; A720: 1.00cS2: 1.00e, 1.00f, 1.00g, 1.00i;
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S-Reihe: S3: 1.00a; S5: 1.01a, 1.01b; S90: (beta) 1.00c, 1.01a, 1.01b, 1.01c
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G-Reihe: G7: 1.00e, 1.00g, 1.00i, 1.00j; G9: 1.00d, 1.00f, 1.00g, 1.00h, 1.00i; G11: (beta) 1.00f, 1.00j, 1.00k, 1.00l, 1.00h (mit 1.00j version)
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SD-Reihe: SD30 (IXUS Zoom) (1.00g); SD300 (IXUS 40): 1.00j, 1.00k; SD400 (IXUS 50): 1.01a, 1.01b; SD450 (IXUS 55): 1.00b, 1.00c, 1.00d; SD500 (IXUS 700): 1.01a, 1.01b; SD550 (IXUS 750): 1.00f, 1.00g; SD600 (IXUS 60): 1.00a, 1.00d; SD630 (IXUS 65): 1.00a; SD700 (IXUS 800): 1.00b, 1.01b, 1.01a; SD750 (IXUS 75): 1.00b, 1.01a, 1.01b, 1.02a; SD770 (IXUS 85) (beta): 1.00a; SD780 (IXUS 100) (beta): 1.00c; SD790 (IXUS 90) (beta): 1.00c, 1.00d, 1.00e; SD800 (IXUS 850): 1.00d, 1.00e; SD850 (IXUS 950): 1.00c; SD870 (IXUS 860): 1.00c; SD880 (IXUS 870): 1.00e, 1.01a, 1.01b; SD890 (IXUS 970): 1.00b, 1.00c, 1.00d, 1.00f; SD950 (IXUS 960): 1.00c, 1.00d; SD990 (IXUS 980) (beta): 1.00e 1.01b; SD1000 (IXUS 70): 1.00c, 1.01a, 1.01b, 1.02a; SD1100 (IXUS 80): 1.00c, 1.01a, 1.01b
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SX-Reihe: SX1 (beta): 2.00h, 2.01a; SX10: 1.00c, 1.01a, 1.01b, 1.02b, 1.03a; SX100: 1.00b, 1.00c; SX110: 1.00b; SX20 (beta): 1.00f, 1.02b; SX200IS (beta): 1.00c, 1.00d
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TX-Reihe: TX1: 1.00g, 1.01b
Ist Ihre Kamera nicht dabei? Die CHDK-Entwickler verraten auf ihrer Seite, an welchen Versionen sie gerade arbeiten. Wenn die Firmware-Version Ihrer Kamera zu niedrig ist, können Sie diese auf eine passende Version updaten. Eine Anleitung finden Sie im Handbuch der Kamera.
Das müssen Sie über Risiko & Garantie wissen
Das CHDK-Update wird bei jedem Kamera-Start von der Speicherkarte neu in den Kamera-Speicher geladen. Schalten Sie die Kamera aus, ist auch das Update wieder verschwunden. Damit nimmt CHDK keine dauerhafte Änderung an der Firmware der Kamera vor. Stürzt die Kamera-Software ab, sollte die Entnahme der SD-Karte und eventuell des Akkus das Problem beheben. Zudem hinterlässt CHDK im Normalfall keine Spuren, sagen die Entwickler. Die Wahrscheinlichkeit, dass CHDK bei einem Absturz Daten im internen Kamera-Speicher hinterlässt, sei sehr gering.
Gesetzt den Fall, die Kamera wird beschädigt: Wie Canon sich bei Entdeckung von CHDK-Resten im Garantiefall verhält, ist unklar. Auf der Seite der Entwickler ist eine Mail-Korrespondenz veröffentlicht, in der Canon einem Fragesteller weitere Garantie zusichert. Begründung: Der Hack verursache keine bleibenden Veränderungen. Verlassen sollten Sie sich darauf nicht. PC-WELT empfiehlt: Haben Sie eine höherwertige und recht neue Canon, die schon viele der CHDK-Funktionen beherrscht, lohnen sich Aufwand und Risiko nicht. Ist das Modell schon älter, können Sie bei überschaubarem Risiko noch jede Menge Funktionen aus ihr herauskitzeln.
Dass CHDK die Kamera beschädigt, halten die Entwickler für theoretisch möglich, aber äußerst unwahrscheinlich. Als Schadensverursacher denkbar seien vor allem Skripte - etwa ein Befehl an die Optik, sich zu bewegen, wenn die Linse noch geschlossen ist. Oder das versehentliche Überschreiben von internen Daten, etwa des Boot-Sektors der Kamera. Im Wiki sind aber erst drei (unbestätigte) Fälle verzeichnet. Zur Risikominimierung sollten Sie auf Beta-Versionen und Skripte verzichten und vorab eine Suchmaschine mit Kameramodell, "CHDK" und Schlagwörtern à la "Problem" füttern.
Kamera mit CHDK-Update aufrüsten - so geht’s
Verbinden Sie eine SD-Karte mit maximal 4 GB Speicherplatz mit dem Rechner - am bequemsten geht das per Kartenleser. Starten Sie jetzt das kostenlose Tool CardTricks und klicken Sie auf das Speicherkarten-Bild. In dem neuen Fenster wählen Sie die gewünschte SD-Karte aus und klicken anschließend auf "Format as FAT" und danach auf "Make bootable".
Falls noch nicht geschehen, gelangen Sie über "Download CHDK" zur Download-Liste der Canon-Hacks. Mittels "CHDK -> Card" wählen Sie den Speicherort der ZIP-Datei und lassen den Hack auf die SD-Karte installieren. Beenden Sie abschließend CardTricks via "Exit" und aktivieren Sie den Schreibschutz der SD-Karte (kleiner Schalter an der Karten-Seite).
Zurück in der Kamera drücken Sie nach dem Anschalten den Direktdruck-Knopf, bisweilen auch die Gesichtserkennungs-Taste, und danach die Menü-Taste. Die CHDK-Einstellungen nehmen Sie über das Steuerkreuz und die Taste "Set" vor. Verlassen Sie das CHDK-Menü über den gleichen Weg wieder.
Falls Ihre Kamera nicht von der Karte bootet: Keine Panik! Das Freeware-Tool Bootable.exe macht Ihre SD-Karte startklar. Kopieren Sie die EXE auf die Speicherkarte, drücken Sie gleichzeitig die Windows-Taste und "R" und geben Sie "cmd" ohne Anführungszeichen ein. Geben Sie den Laufwerksbuchstaben der Karte gefolgt von einem Doppelpunkt ein und bestätigen Sie mit Enter. Dann tippen Sie den Befehl "bootable.exe F:" ein, wieder ohne Anführungszeichen. An Stelle des Fs geben Sie den passenden Laufwerksbuchstaben ein und bestätigen mit "Y" für "Yes".
Höhere ISO-Werte und bessere Video-Aufnahmen freischalten
Besitzer der digitalen Spiegelreflexkamera Olympus E-500 freuen sich über einen Kniff, der die standardmäßige ISO-Beschränkung 100 bis 1600 erweitert - ohne Eingriff in die Firmware! Die Tastenkombination "Play" und "OK" bei eingeschalteter Kamera und offenem Speicherkartenfach startet die Eingabe des Codes. Drücken Sie hintereinander am Steuerkreuz: Hoch, Runter, Links, Rechts, Auslöser, Hoch, Hoch, Links, Runter, Rechts, Runter. Drücken Sie jetzt den Belichtungskorrektur-Button, anschließen am Steuerkreuz: Rechts, Runter, Auslöser und OK.
Die Zahlenkombination "10" bei "Prg" und "0" bei "Item" schaltet den ISO-Wert "50" frei. Liegen der "Prg"-Wert bei "10" und "Item" bei "18", wird der ISO-Wert "3200" aktiviert. Drücken Sie "OK" und schließen Sie das Speicherkartenfach. Die Änderungen sind wirksam, bis Sie einen anderen ISO-Wert wählen oder die Kamera ausschalten.
Für Panasonics Micro-Four-Thirds-Modell GH1 gibt es einen Firmware-Hack. Dieser soll die Kompression von 720p-HD-Videoaufnahmen mit über 100 Mbps per MJPEG deutlich verbessern. Den Download und eine einfache Anleitung finden Sie hier. Achtung: Veränderungen an der Firmware erfolgen auf eigene Gefahr. Im Schadensfall sind Hersteller und Händler nicht zu Garantie-Leistungen verpflichtet.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.