Data Warehouse Appliances

Kommt nach SaaS nun auch die Datenbank zur Miete?

13.05.2008 von Sascha Alexander
Vertica bietet seine Analysedatenbank künftig als Mietservice über Amazons Hosting-Plattform EC2 an. Taktische Lösungen für Business Intelligence und Testumgebungen sollen sich günstiger betreiben lassen.

Vertica Systems zählt zu den neuen Wettbewerbern im Datenbankmarkt, die ihr Angebot ganz auf das Einsatzgebiet Business Intelligence (BI) und Data Warehousing getrimmt haben. Eine spaltenbasierende Datenverwaltung, wie sie auch Sybase oder ParAccel nutzen, soll Ad-hoc-Abfragen schneller beantworten helfen als diese traditionelle Datenbanken können. Seit kurzem lässt sich die gleichnamige Datenbank von Vertica auch über die Infrastruktur "Elastic Compute Cloud infrastructure" (EC2) von Amazon mieten.

Zielgruppe sind vor allem Unternehmen, die schnelle, taktische Analyselösungen für BI aufbauen oder erproben wollen, ohne das System intern betreiben und warten zu wollen. Ein Beispiel wäre die Auswertung von Markt- und Wettbewerbsdaten, um sich kurzfristig eine Überblick zu verschaffen, sagte Andy Ellicott, Senior Director Marketing bei Vertica. Ebenso wäre es denkbar, dass Investoren wie beispielsweise Hedge Fonds, neue Algorithmen zur Auswertung von Börseninformationen auf der Datenbank erproben.

Kostenersparnisse

Vertica hatte seine Datenbank bisher für den Unternehmensinternen Einsatz und als vorkonfigurierte Data-Warehouse-Appliance vertrieben. Mit dem Einstieg ins Mietgeschäft, das als Software-as-a-Service (SaaS) derzeit vor allem auf die externe Nutzung von Anwendungen abzielt, könnte der Hersteller nun eine weitere Kategorie einführen: Database-as-a-Service (DaaS). Diese verspricht erheblich Kostenersparnisse. So richten sich die Gebühren sich laut Vertica nach der verwalteten Datenmenge und beginnen bei 2000 Dollar im Monat für 500 Gigabyte. Ein vergleichbare, unternehmensintern betriebene Lösung würde nach Angaben des Herstellers mit 150 000 Dollar zu Buche schlagen.

Erster Kunde des Mietangebots ist der US-amerikanische Dienstleister Sonian, der seinerseits eine Hosting-Plattform für die E-Mail-Archivierung über EC2 betreibt. Durch die Nutzung des Mietangebots von Vertica will Sonian künftig seinen Kunden auch Auswertungen des gespeicherten Contents anbieten ohne selbst eine Analysedatenbank entwickeln zu müssen. Das kombinierte Angebot sei derzeit noch im Beta-Stadium. Vor allem an der Datenintegration werde noch gearbeitet, hieß es seitens des Dienstleisters.

Wo DaaS Sinn machen könnte

Nicht alle Analysten können sich für das DaaS-Modell erwärmen. So bezeichnete James Kobelius, Analyst bei Forrester Research, Verticas Vorstoß als sehr interessant und richtungsweisend. Dank der skalierbaren Infratstruktur von Amazon EC2 könne Vertica seine Datenbank sowohl für dem Mittelstand anbieten, der sich eine spezielle Analyseumgebung nicht leisten kann oder will, als auch als HIghend-Lösung für Data Warehousing, Predictive Analytics und Data Mining. Zweifel bezüglich dieser Vermarktungsstrategie hat hingegen Donald Feinberg, Analyst bei Gartner: "Cloud-basierende Datenbank Management Systeme bieten der IT und den Fachabteilungen nur einen geringen Mehrwert." (siehe auch den Beitrag "Die Datenverwaltung und Auswahl der richtigen Datenbank geraten zur Wissenschaft.")

Immerhin könne so ein Mietservice für kleine Softwarefirmen attraktiv sein, die nach Wegen suchen, kostengünstige Proof of Concepts zu machen. Denkbar wäre auch, dass ein BI-Anbieter seine Software zusammen mit Vertica als fertige Analyselösung über EC2 offeriert. Dadurch könnte der Hersteller sich direkt an Endanwender wenden, die ihre Daten auf dem System auswerten und testen könnten, ohne zuvor die IT und die interne Verwaltung bemühen zu müssen. Doch bis sich DaaS als Teil von Cloud Computing wirklich etabliert, könnten laut Feinberg noch mindestens zwei bis fünf Jahren vergehen.