Influencer Marketing

Kennzeichnungspflicht: Reicht ein Hashtag?

14.09.2017 von Michael Rath und Sebastian Laoutoumai  
Diese Frage brennt derzeit allen Influencern unter den Nägeln. Das OLG Celle musste sie in einer aktuellen Entscheidung zum Influencer Marketing aber letztlich gar nicht beantworten.

Zwar wurde in der vom Gericht beanstandeten Instagram-Kampagne eines Influencers für die Drogerie Kette Rossmann versucht, mit dem Hashtag #ad den werblichen Charakter des Posts zu kennzeichnen. Allerdings ging dieser derart in einer Hashtag-Wolke unter, dass dies nicht für eine hinreichend deutliche Kennzeichnung ausreichte.

Reicht "#ad" um den werblichen Charakter eines Posts zu verdeutlichen?
Foto: Aratehortua - shutterstock.com

Das Thema der Kennzeichnungspflichten beim Influencer Marketing nimmt zunehmend an Fahrt auf. Spätestens nachdem bekannt wurde, dass der bekannte Fitness-Youtuber Flying Uwe von der Landesmedienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein mit einem Bußgeld in Höhe von 10500 Euro belegt wurde, wurden der Influencer-Szene mögliche Folgen unzureichender Werbekennzeichnungen noch einmal deutlich vor Augen geführt.

Nicht nur Medienanstalten können Verstöße verfolgen

Neben den jeweils zuständigen Landesmedienanstalten können allerdings auch Wettbewerber oder Wettbewerbsvereine, beziehungsweise -verbände unzureichende Werbekennzeichnungen auf Social-Media-Kanälen von Influencern über das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) wettbewerbsrechtlich verfolgen. So hat beispielsweise der Verband sozialer Wettbewerb zahlreiche Influencer auf Instagram wegen (angeblich) unzureichender Werbekennzeichnungen abgemahnt. Es steht also zu befürchten, dass sich zeitnah noch weitere Gerichte mit der Frage der richtigen Werbekennzeichnung befassen müssen.

Unsicherheiten bei der Umsetzung der Kennzeichnungspflicht

Dabei dürfte es sich in der Influencer-Szene mittlerweile herumgesprochen haben, dass Beiträge, die von Unternehmen finanziert wurden, als finanzierte Beiträge gekennzeichnet werden müssen. Große Unsicherheit herrscht allerdings noch bei der Frage, wie diese Kennzeichnung konkret zu erfolgen hat, um am Ende sicherzustellen, dass der Betrachter des Youtube-Videos oder des Instagram Posts nicht über den werblichen Charakter des Beitrags im Unklaren bleibt.

Um den Influencern ein Stück weit diese Unsicherheit zu nehmen und eine gewisse Hilfestellung an die Hand zu geben, haben die Landesmedienanstalten einen Leitfaden herausgebracht, der auch Empfehlungen dazu enthält, wie man einen finanziell unterstützten Beitrag tatsächlich kennzeichnen kann. Auch wenn Gerichte nicht an diese Empfehlungen gebunden sind, bieten sie dennoch einen ersten Anhaltspunkt dafür, einen finanziell unterstützten Beitrag - jedenfalls aus der Sicht der Landesmedienanstalten - ausreichend gekennzeichnet zu haben.

Bei den Influencern unbeliebt, aber nach den Empfehlungen der Landesmedienanstalten ausreichend ist danach die Verwendung von Bezeichnungen wie "Werbung" oder "Anzeige". In einer ersten Fassung hatten die Landesmedienanstalten aber auch die Kennzeichnung mit "#ad", "#sponsored by" oder "#powered by" empfohlen. In ihren aktuellen Empfehlungen wird dies allerdings ausdrücklich wegen der aktuellen Abmahnungen durch den Verband sozialer Wettbewerb zurückgenommen, sodass eine Kennzeichnung mit diesen Bezeichnungen jedenfalls nicht mehr im Einklang mit den Empfehlungen der Landesmedienanstalten steht. Sämtliche Beiträge, die also noch mit Blick auf die alte Fassung der Empfehlungen zur Werbekennzeichnung die genannten Begriffe verwenden, sollten angepasst werden, wenn Sie nicht Gefahr laufen wollen, abgemahnt zu werden.

Werbekennzeichnung darf nicht versteckt werden

Auch die Kennzeichnung eines Instagram Posts eines Influencers für die Drogerie-Kette Rossmann mit "#ad" war Gegenstand der aktuellen Entscheidung des OLG Celle vom 8.6.2017 (Az.: 13 U 53/17). Anders als vielfach geschrieben, musste sich das OLG aber im Ergebnis nicht mit der Frage auseinandersetzen, ob die Verwendung des Hashtags als Werbekennzeichnung dem Grunde nach ausreicht. Diese Frage hatte das Gericht sogar ausdrücklich offen gelassen. Entsprechend bleibt diese auch nach der Entscheidung des OLG Celle ungeklärt.

Das Gericht musste deswegen nicht über diese Frage entscheiden, weil die konkrete Platzierung der Werbekennzeichnung nicht ausreichend war, um den kommerziellen Charakter des Postings deutlich und auf den ersten Blick erkennbar zu machen. Das lag insbesondere daran, weil der Influencer den Hashtag "#ad" innerhalb einer ganzen Reihe verschiedener weiterer Hashtags platziert hatte und dann auch noch nicht einmal an erster Stelle. Das entspricht jedoch, wie auch das OLG Celle zu Recht festgestellt hat, nicht den Anforderungen an eine klar erkennbare Kennzeichnung kommerzieller Kommunikation. Hierauf weisen auch die Landesmedienanstalten im Rahmen ihres Leitfadens bereits ausdrücklich hin: "Verstecken solltest Du Deine Hinweise aber nicht. Also: #werbung oder #anzeige gehören vorne in Deinen Post, nicht irgendwo hinten und schon gar nicht versteckt in einem anderen Link."

Erfolgsbeispiele für Social Media Marketing
Pizza kommt per #EasyOrder
Seit Mai 2015 können Domino's-Kunden die Lieferung ihrer Lieblingspizza per Twitter veranlassen – dazu posten sie ein "Pizza-Emoji" an @Dominos oder nutzen den Hashtag #EasyOrder. Mehr als jeder zweite Pizzafan nutzt das bereits.
"Blinde Vorbestellung" bei Taco Bell
Die amerikanische Fast-Food-Kette Taco Bell startete im vergangenen Februar die "blinde Vorbestellaktion" eines neuen Produkts. Um was es sich handelte, blieb geheim – sicher war nur, dass es sich online vorbestellen ließ und dann am 6. Februar zwischen 14 und 16 Uhr im lokalen Restaurant abgeholt werden konnte. Die Taco-Bell-Jünger kamen in Scharen.
Edeka-Video #HeimKommen
Das weihnachtliche Werbevideo der Supermarktkette Edeka berührte im vergangenen Winter viele Hunderttausende Zuschauer.
Niveas zweite Haut
Auch dieser Weihnachtsclip aus 2015 ging viral: Kosmetik-Hersteller Niva stellte sein "Second Skin Project" vor und erreichte deutlich sechsstellige Abrufzahlen.
Snapchat-Kampagne zur Oscar-Verleihung
PricewaterhouseCoopers (PwC) kümmert sich seit 82 Jahren um die Auszählung der Stimmen für die Academy Awards, im Volksmund auch Oscar-Verleihung genannt. Für die 2016er-Ausgabe startete PwC eine Snapchat-Story rund um die berühmten goldenen Umschlägen mit den Oscar-Gewinnern. Viele neue Fans und ein Shorty Award waren der Lohn.
Lustige Sprüche frei Haus
"Unsere Klingen sind so gut, dass du sie einen ganzen Monat lang benutzen kannst" - das Start-up Dollar Shave Club verschickt unter diesem Claim im Monatsabo Rasierer und Rasierklingen per Post. Die zugehörige Marketing-Kampagne mit Bildern abgewetzter Klingen und lustigen Sprüchen sorgte für eine große Aufmerksamkeit im Social Web.
Für eine Handvoll Dollar
Black Friday als Konsum-Höhepunkt des Jahres? Der Partyspiel-Anbieter "Cards Against Humanity" machte da im vergangenen Jahr nicht länger mit. Er nahm seinen Shop einen Tag lang vom Netz und bot den Kunden stattdessen "nichts" für fünf Dollar an. Die dankten es ihm und zahlten - es kamen über 71.000 Dollar zusammen.
Luxus bei Snapchat
Das britische Modelabel Burberry war im April 2016 die erste Luxusmarke, die eine native Snapchat-Werbeanzeige buchte. 24 Stunden lang wurde ein neues Parfum beworben - mit exklusiven Videos, darunter dem Kurzfilm "Mr. Burberry" des Oscar-prämierten Regisseurs Steve McQueen, der binnen eines Monats bei Youtube fast 370.000 Mal aufgerufen wurde.
"Deadpool" – ein durchschlagender Erfolg
Das Antihelden-Epos "Deadpool" verhalf 20th Century Fox zu neuen Social-Web-HöhenflügeN: Die fast 500.000 Follower des @deadpoolmovie-Twitter-Kanals, der fast ein Jahr (!) vor dem Kinostart mit einem mehr als 55.000 Mal retweeteten Posting gestartet ist, die vielen prominenten Fans der Comicreihe und der im Social Web ebenfalls sehr aktive Hauptdarsteller Ryan Reynolds ließen die Grenzen zwischen PR und purer Fan-Vorfreude verschwimmen.
Verkaufen per Pinterest
Nach dem "127 Corridor Sale" im vergangenen Jahr bot der Spraydosen- und Farbenverkäufer Krylon dort erworbene und aufgehübschte Waren online via Pinterest Buyable Pins zum Verkauf an - als erster Anbieter überhaupt. Neben den erzielten Einnahmeen, die kmplett gespendet wurden, erfuhr Krylon für die Aktion eine mediale Aufmerksamkeit, die das Unternehmen ein Vielfaches von dem gekostet hätte, wäre sie auf klassischem Wege per Werbeanzeige zustande gekommen.

Die Konsequenzen für das Influencer Marketing

Auch nach der Entscheidung des OLG Celle bleibt also weiterhin unklar, ob Kennzeichnungen mit #ad, #sponsored by oder #powered by ausreichend sind. Nachdem die Landesmedienanstalten die Verwendung dieser Hashtags zumindest vorerst nicht weiter empfehlen können, ist aktuell davon abzuraten, diese Form der Kennzeichnungen zu verwenden. Auch wenn Gerichte in der Regel nicht mitteilen, wie eine Kennzeichnung konkret zulässig ist, bleibt zu hoffen, dass ein anderes deutsches Gericht ausführlich zu den verschiedenen Möglichkeiten einer zulässigen Kennzeichnung Stellung bezieht. Die zahlreichen Abmahnungen durch den Ver-band sozialer Wettbewerb könnten hierfür den nötigen Anlass bieten.

Einstweilen sollten Sie die folgenden Punkte bei der Umsetzung der Kennzeichnungspflicht beachten:

Social Business richtig einführen
Mehr Interesse aus dem Vertrieb und Marketing
Über 200 Teilnehmer haben sich an der aktuellen Umfrage zum Thema Enterprise 2.0 beteiligt. Auffällig in diesem Jahr: Die Beteiligung aus den Fachbereichen Marketing/Vertrieb ist im Vergleich zu den vorhergehenden Umfragen deutlich gestiegen. Dagegen haben weniger Personaler mitgemacht.
Wissen um Enterprise 2.0 wächst
Das Wissen um Enterprise 2.0 wächst. Sechs von zehn befragten Managern gaben an, den Begriff zu kennen und auch zu verstehen, was er bedeutet. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2013 - damals waren es lediglich 41 Prozent.
Mehr Unternehmen kümmern sich aktiv um Enterprise 2.0
Immer mehr Unternehmen setzen sich aktiv mit ihrer Entwicklung in Richtung Enterprise 2.0 auseinander. Waren es im vergangenen noch 65 Prozent stieg der Anteil im laufenden Jahr bereits auf über 80 Prozent.
Oberstes Ziel - bessere Kommunikation und Zusammenarbeit
Primäres Ziel von Enterprise 2.0 ist die Verbesserung von Kommunikation und Zusammenarbeit der eigenen Mannschaft. Darüber hinaus soll das in der Organisation vorhandene Wissen besser gespeichert und verfügbar gemacht werden.
Erfolgreiche Enterprise-2.0-Projekte
Die meisten Enterprise-2.0-Initiativen scheinen von Erfolg gekrönt. Gut drei von vier Befragten charakterisierten das Ergebnis ihrer Maßnahmen als erfolgreich (63 Prozent) bezeihungsweise sogar als sehr erfolgreich (13 Prozent).
Mehr Offenheit im Zuge von Enterprise 2.0
Im Zuge ihrer Enterprise-2.0-Maßnahmen erwarten die Verantwortlichen eine offenere Kommunikation, eine stärkere Vernetzung der Mitarbeiter sowie einen besseren Zugang zu Informationen.
Risiko Datensicherheit
Mit der stärkeren Vernetzung rückt das Thema Datensicherheit stärker in den Fokus der Verantwortlichen für Enterprise 2.0. Als weitere Risiken werden die Gefahr einer sinkenden Produktivität sowie möglicherweise ausbleibender Nutzen gesehen.
Die Urheber der Studie
Die Umfrage wurde vom Lehrstuhl Organisation & Personalmanagement an der Wiesbaden Business School / Hochschule RheinMain und dem Unternehmen FeelGood at Work durchgeführt.