IT-Branchenverband SIBB fordert

Keine Konjunkturmilliarden für ausländische Softwarelizenzen

04.02.2009 von Peter Gruber und Bettina Dobe
Der IT-Branchenverband SIBB e. V. fordert Bund, Länder und Kommunen auf, die geplanten Investitionen in die öffentliche IT-Infrastruktur im Rahmen des Konjunkturpakets II und der weiteren Verwaltungsmodernisierung nicht nur für US-Softwarelizenzen auszugeben. Die Belebung der Wirtschaft - insbesondere des Mittelstandes - erfordert wirkungsvolle und nachhaltige regionale Maßnahmen.

Der Verband der mittelständisch geprägten IT-Hersteller und -Dienstleister in der Hauptstadtregion Berlin SIBB e. V. fordert die politisch Verantwortlichen auf, jetzt in zukunftsfähige IT-Infrastrukturen und Fachanwendungen zu investieren. Mit den Maßnahmen des Konjunkturpakets II hat die öffentliche Hand die Chance, Bürokratie abzubauen, die Verwaltung zu modernisieren und die Zukunft der nächsten Generation zu sichern.

Peer-Martin Runge, Geschäftsführer des IT-Branchenverbandes SIBB e. V.: "Es wäre ein verheerendes Signal, wenn in der sich abzeichnenden Krise Kreditmilliarden zur Konjunkturbelebung nahezu ausschließlich bei ausländischen Großkonzernen ausgegeben würden. Die IT-Verantwortlichen der öffentlichen Hand hätten mit Lizenzkäufen bei großen Softwareherstellern der Konjunktur einen Bärendienst erwiesen."

Vor allem internationale Anbieter haben dem deutschen IT-Mittelstand in den vergangenen Jahren Prozent ihres Marktes abgenommen. Die reine Beschaffung patentierter Technologien von börsennotierten IT-Lieferanten, so Runge, wäre ein zweifelhafter Akt gegenüber den rund 55.000 mittelständischen IT-Unternehmen in Deutschland und ihren Mitarbeitern, gerade vor dem Hintergrund von Steuern und Schulden

Vereinfachte Vergabe hilft dem IT-Mittelstand

Die hauptstädtische IT-Industrie begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, die Grenzen bei beschränkter und freihändiger Vergabe von Dienst- und Lieferleistungen zwei Jahre lang von 30.000 EUR auf 100.000 EUR zu erhöhen. Mit den höheren Schwellenwerten bei den vereinfachten Verfahren haben mittelständische IT-Unternehmen die Chance, Verwaltungen bei der Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur ohne bürokratische Hürden zu unterstützen.

Der öffentliche Sektor hat mit der vereinfachten Beschaffung die Möglichkeit, innovative Angebote mittelständischer Unternehmen in Anspruch zu nehmen und zugleich den Wettbewerb unter leistungsfähigen IT-Anbietern zu fördern. Der IT-Mittelstand hat damit eine reale Chance, an dem rund drei Milliarden Euro starken IT-Haushalt des Bundes und den insgesamt rund 18 Milliarden Euro IT-Investitionen der öffentlichen Verwaltung zu partizipieren.

3,5 Milliarden für Infrastruktur beleben IT-Projekte

Die Entscheidung der Bundesregierung, im Rahmen des Kunjunkturpakets II bis zu 3,5 Milliarden Euro in den Ausbau der kommunalen Infrastruktur zu investieren, bedeutet eine deutliche Belebung bei der Beauftragung von anstehenden IT-Projekten und damit die praktische Arbeitsplatzsicherung im IT-Mittelstand. Dazu Dirk Stocksmeiser, stellvertretender Vorsitzender des IT-Branchenverbandes SIBB e. V.: "Die hauptstädtische IT-Industrie geht mit gutem Beispiel voran. Im Rahmen des Konjunkturpakets II hat der regionale IT-Branchenverband SIBB e. V. gemeinsam mit dem bundesweiten E-Government-Netzwerk Amt24 .e V. konkrete Vorschläge für sinnvolle IT-Projekte erarbeitet.

In den kommenden Wochen werden SIBB und Amt24 die vom regionalen Mittelstand erarbeiteten Vorschläge gemeinsam mit IT-Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene sowie mit Vertretern der Wissenschaft präzisieren und zur Umsetzungsreife führen. Damit leistet die mittelständische IT-Wirtschaft ihren praktischen Beitrag, die Krise zu überwinden."

Projektvorschlag "Elektronischer Personalausweis"

Im Rahmen der Einführung des Elektronischen Personalausweises im November 2010 schlagen die IT-Unternehmen aus der Hauptstadtregion Berlin vor, sämtliche Anwendungen der öffentlichen Verwaltung für "E-Identity" zu öffnen. Im Rahmen einer Evaluierung sollten jetzt mögliche Verfahren auf ihre Kompatibilität hin untersucht und bewertet werden.

Projektvorschlag "Shared Service Center" Berlin

Zu den erarbeiteten Projektvorschlägen zählt weiterhin der Aufbau eines "Shared Service Center" in Berlin. Mit zentralen Fach-, Querschnitts- und IT-Services für die künftige "Netzwerk-Verwaltung" des Landes Berlin sollen überalterte Organisationsstrukturen in den 12 Berliner Bezirken und auf Senatssebene überwunden werden.

Projektvorschlag "Fachverfahren as a Service"

Für integrierte E-Government-Leistungen benötigen Verwaltungen sektorübergreifende Architekturen und flexible Fachverfahren. Für die Berliner und Brandenburger Landesverwaltungen soll ein Konzept für Fachverfahren im Sinne von Software as a Service (SaaS) erarbeitet werden. Anschließend soll ein SOA- und XÖV-fähiger sowie interoperabler Prototyp für die Einsatz auf kommunaler Ebene entwickelt werden.