Kann Siemens bei den Plänen helfen?

Kann Siemens bei den Plänen helfen? Fujitsu will das Image des Kistenschiebers abstreifen

02.04.1999
MÜNCHEN (wh) - Weg vom Image des Billiganbieters und hinein ins gewinnversprechende Profisegment will sich die Fujitsu Computer GmbH bewegen. Verbesserte Service-Leistungen und eine Ausweitung der Fertigungskapazität sollen dazu beitragen. Eine mögliche Partnerschaft mit Siemens dementiert man hingegen beharrlich.

Klaus Elias, Geschäftsführer der Fujitsu Computer GmbH mit Sitz in Bad Homburg, gibt sich optimistisch: "Wir konnten unsere PC-Auslieferungen 1998 im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent steigern." Auch die Marktsituation im Server- und Notebook-Segment habe sich deutlich verbessert.

Rund 40 Prozent seiner Produkte verkauft Fujitsu hierzulande an professionelle Kunden. Im kommenden Geschäftsjahr 1999/2000 (Beginn: 1. April 1999) wolle man diesen Wert auf 50 Prozent anheben, so Elias, "ohne daß dabei ein Bereich zurückfällt".

Bei solch ehrgeizigen Plänen stellt sich die Frage, ob die Fertigungskapazität auf Dauer ausreicht. Gerüchten zufolge sind die Produktionsanlagen des Herstellers insbesondere zu Spitzenzeiten voll ausgelastet. In der Branche gilt es mittlerweile als offenes Geheimnis, daß Fujitsu bereits mit Siemens über den Erwerb der PC-Fertigung in Augsburg verhandelt hat. Elias will davon nichts wissen: "Wir haben Werke in Malaga, in Kilo bei Helsinki und in Sömmerda. Die Wachstumsraten, die für das kommende Geschäftsjahr geplant sind, lassen sich mit diesen Fertigungsstätten vollständig abdecken." Noch mindestens für die nächsten zwölf bis 14 Monate reiche die Kapazität der Werke in Europa aus, so der Manager.

Gleichwohl hat Fujitsu zwischenzeitlich mitgeteilt, die Fertigungskapazität am Standort Sömmerda auf bis zu zwei Millionen PCs pro Jahr verdoppeln zu wollen. In einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens heißt es nun, das PC-Werk in Sömmerda sei wegen der wachsenden Absätze "besonders in den auftragsstarken Quartalen zunehmend an die Kapazitätsgrenzen gestoßen".

Ein selektives Outsourcing, wie es etwa IBM oder Compaq für Teile ihrer PC-Produkte verfolgen, kommt für Elias jedenfalls nicht in Frage: "Fertigung gehört für uns zur Kernkompetenz." Dadurch gewinne man ein hohes Maß an Flexibilität. "Wir können Donnerstag bestimmen, was Montag produziert wird. Diese Möglichkeiten werden wir uns nicht nehmen." Allerdings greife auch Fujitsu bei Spitzenbelastungen durchaus auf "zertifizierte Third-Party-Assembler" zurück. Trotzdem versichert Elias im Zusammenhang mit dem kolportierten Siemens-Deal: "Fujitsu ist an einer reinen Kapazitätsausweitung derzeit nicht interessiert."

Für eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit Siemens könnte es indes noch andere Gründe geben. Auf der CeBIT etwa kursierten Gerüchte, Fujitsu sei unter Umständen an dem Markennamen der Münchner interessiert. Mit dem Vertrieb über Handelsketten wie Saturn, Media Markt oder Lidl haftet Fujitsu in Deutschland das Image eines Billiganbieters an. In diesem Segment jedoch lassen sich kaum noch Gewinne erwirtschaften.

"Die Margensituation ist für keinen befriedigend", räumt auch Elias ein. "Dort herrscht im Moment eine Schlacht um den Endkunden."

Auf dem Weg in den Profimarkt kann Fujitsu andererseits durchaus Erfolge vorweisen. Obwohl man sich erst vor zirka eineinhalb Jahren in Deutschland als Wettbewerber gegen die "A-Brands" aufgestellt habe, sei der Anteil der Einnahmen aus dem Business-Segment am gesamten Umsatz im Geschäftsjahr 1998/99 um zehn Prozent gewachsen, berichtet Elias.

Pünktlich zur CeBIT gab der Hersteller den "größten Einzelauftrag für Notebooks in Europa" bekannt. Die Hypo Vereinsbank orderte für rund 15000 ihrer Mitarbeiter Fujitsu-"Lifebook"-Rechner.

Auch in puncto Service gehen die Bad Homburger in die Offensive. Eine Kooperation mit der Telekom ermöglicht die Betreuung sämtlicher PC-Produkte Fujitsus durch Techniker des einstigen Staatsunternehmens. "Durch diesen Vertrag steht uns das dichteste Service-Netz in Deutschland für Fujitsu-PCs zur Verfügung", schwärmt Walter Hühn, Direktor Sales Major Accounts.

Ein kürzlich geschlossener Distributionsvertrag mit Computer 2000 soll darüber hinaus die Verkäufe weiter ankurbeln.

Angesichts der starken Marktstellung Fujitsus und der Technologien, die dem Konzern weltweit zur Verfügung stehen - unter anderem Notebooks, Displays, Großrechner - können sich Branchenbeobachter auch noch andere Kooperationsvarianten mit Siemens vorstellen. Die jüngste Technologie-Allianz zwischen Dell und IBM (siehe CW 10/99, Seite 6) etwa liefert ein Beispiel für eine Partnerschaft zweier mächtiger IT-Konzerne, von der augenscheinlich beide Seiten profitieren.

Nach dem geplatzten Verkauf des PC-Werks an Acer gilt Siemens in der Branche indes als gebranntes Kind. Die Münchner werden wohl kaum ein zweites Mal mit einer Partnerschaft an die Öffentlichkeit gehen, die noch nicht unter Dach und Fach ist.