Breitseite gegen Cisco

Juniper steigt ins Enterprise-Switch-Geschäft ein

30.01.2008
Mit den Ethernet-Switches der EX-Serie hofft der Netzausrüster Juniper Networks, die Karten im Enterprise-Geschäft neu zu verteilen.

Nachdem jahrelang entsprechende Gerüchte kursierten, hat Juniper Networks Anfang der Woche in New York Tatsachen geschaffen und erstmals mit der EX-Serie eigene Enterprise-Switches vorgestellt.

Bei den Switches der Serie "EX 3200" handelt es sich um fest konfigurierte Ethernet-Plattformen mit 24 oder 48 Ports, die sich laut Juniper als einfache, kosteneffektive Stand-alone-Lösungen für Zweigstellen und Zentralbüros mit geringen Anforderungen an die Portdichte anbieten. Zu den Features zählen eine vollständige und partielle PoE-Option (Power over Ethernet) sowie – auf Wunsch - 4-Port GbE- und 2-Port-10-Gigabit-Ethernet-Uplink-Module für die schnelle Anbindung an andere Switches oder an Upstream-Geräte.

Mit den Ethernet-Switches der "EX 4200" Serie mit Virtual-Chassis-Technologie adressiert Juniper zusätzlich auch Data Center – neben Büros in der Zentrale oder in Zweigniederlassungen. Ähnlich wie die EX 3200-Switches bieten auch sie 24- und 48-Port-10/100/1000Base-T-Konfigurationen mit vollständiger oder partieller PoE-Implementierung und optionalen GbE- und 10GbE-Uplinkmodulen. Diese werden durch einen Glasfaser-Switch mit 24 Ports und 100/1000BASE-X-Unterstützung ergänzt. Mit der Virtual-Chassis-Technologie lassen sich bis zu zehn Switches über eine 128-GBit/s-Backplane miteinander verbinden, wodurch ein einziger virtueller Switch mit bis zu 480 10/100/1000Base-T-Ports sowie bis zu 40 GbE- oder 20 10GbE-Uplink-Ports entsteht. Alle Switches der EX 4200 Serie haben laut Juniper High-Availability-Features wie zum Beispiel redundante, hot-swap-fähige interne Netzteile sowie vor Ort tauschbare Fan Trays mit mehreren Lüftern, um die Ausfallzeiten zu minimieren.

Im Highend-Bereich angesiedelt sind die modularen Terabit-Ethernet-Switches der EX 8200 Serie. Juniper wird sie in zwei Versionen anbieten: mit einem 1,6-Terabit-Chassis mit acht Slots, sowie mit einem 3,2-Terabit-Chassis mit 16 Slots. Ausgestattet mit Enterprise-gerechten Routing-Tabellen und Hardware-basierenden Paketpuffern bietet die EX 8200 Serie einige der höchsten Wire Speed-10GbE-Portdichten, die es in der Industrie in dieser Switch-Klasse gibt – nämlich 64 Ports im Acht-Slot-Chassis und 128 Ports im 16-Slot-Chassis.

Juniper ist zuversichtlich, dank seiner Erfahrungen im High-Performance-Routing, einer auf einem einzigen Betriebssystem basierenden Architektur und seiner Expertise im Bereich Enterprise-Security (Netscreen) Cisco im Switching-Bereich mindesten ebenso viel Marktanteil abzuknöpfen wie im Bereich Carrier-Routing. Als die Company 1997 in diesem Segment aktiv wurde, gelang es ihr binnen weniger Jahre, ein Drittel von Ciscos Anteil zu erreichen.

Cisco und die sieben Zwerge

Allerdings ist die aktuelle Ausgangsposition eine andere, da Cisco aktuell mehr als zwei Drittel des Switching-Markts kontrolliert und Anfang dieser Woche selbst mit "Nexus" einen leistungsfähigen Switch für Rechenzentren vorgestellt hat. Kein Wunder, dass Experten beim Ethernet-Switching-Markt gerne von "Cisco und den sieben Zwergen" sprechen.

Um nicht als achter Zwerg zu enden, lässt Juniper nun eine Serie von Switches vom Stapel, die einiges mit den Routern, der Netscreen-Firewall und den VPN-Produkten des Herstellers gemein haben. Dieser Umstand, so verspricht Juniper, soll eine anhaltende Leistung und die End-to-End-Verwaltbarkeit garantieren sowie die Betriebskosten und Ausfallzeiten reduzieren.

Als wesentliches Kaufargument führt der Hersteller in diesem Zusammenhang an, dass die EX-Produktfamilie ebenso wie alle Router von Juniper von dem JunOS-Betriebssystem angetrieben wird. Diese Einheitlichkeit sei von Vorteil, da in älteren Enterprise-Switch-Architekturen, wo es häufig von verschiedenen, inkonsistenten Netzbetriebssystemen nur so wimmelt, deren Leistung bei Einführung neuer Features schwer vorhersagbar sei, argumentiert Juniper. Der Hersteller zielt damit klar auf den Rivalen Cisco, der zwei Varianten seines IOS-Betriebssystems nutzt: Die Standardfassung für Enterprise-Geräte sowie das modulare IOS XR für Carrier-Devices, wobei häufig noch verschiedene Versionen im Einsatz sind. Damit nicht genug, hat Cisco nun mit Nexus ein drittes OS im Markt.

Um in den Enterprise-Switch-Markt einzusteigen, musste der Hersteller zwei Jahre Arbeit und Hunderte von Millionen Dollar Entwicklungskosten aufbringen, da er die EX-Serie selbst entwickelt hat, anstatt einen anderen Switch-Anbieter zu übernehmen. Was nicht heißen soll, dass dieser Schritt nicht ins Auge gefasst wurde. Laut Marktbeobachtern soll Firmenchef Scott Kriens allerdings mit entsprechenden Avancen bei Foundry-CEO Bobby Johnson und anderen abgeblitzt sein. Aus dem Mund von Juniper-Manager heißt es, letztendlich hätten mehr Argumente für eine Inhouse-Lösung gesprochen.

Kaum Vorteile in gemischten Umgebungen

Aus Sicht von Analysten hat Juniper mit EX ein technisch glaubwürdiges Angebot in der Hand. Nichtsdestotrotz gebe es jedoch Probleme, die Vorteile in einer Multivendor-Umgebung auszuspielen. "Wenn die Geräte das können, was Juniper verspricht, ist der Anbieter nun auf der Shortlist," erklärte IDC-Analyst Abner Germanow. Ein einziges Betriebssystem sei großartig, ein einziges Interface und ein einzige Funktionalität vereinfache vieles. Wenn ein EX-Switch aber nur an einem Ende des Netzes sitze, entfalle dieser Effekt.

Germanow weißt außerdem darauf hin, dass Cisco über eine große installierte Basis verfügt, die Juniper erst noch schaffen muss. Zusätzlich sei Juniper zwar Nummer Zwei im Bereich Enterprise-Router. Branchenprimus Cisco gehörten jedoch rund drei Viertel des Marktes. Jim Metzler von Metzler Associates bemerkt, dass Juniper eine Chance als offene und neutrale Alternative habe – sowohl bei Kunden wie auch bei Partnern –, da Cisco direkter mit seinen Partnern im Bereich Rechenzentrum in Konkurrenz trete, etwa mit IBM.

Firmenchef Kriens bestätigt, dass Juniper auf seine Offenheit setzt. Das Unternehmen baue auf moderne Technologien, offene Netze und Partnerschaften mit führenden Anbietern. Es habe sich nicht die Aufgabe gestellt, sämtliche Produkte für alle Gelegenheiten bereitzustellen, erklärte er.

Die Switches der Serien EX 3200 und EX 4200 werden voraussichtlich im März 2008 verfügbar sein – zu Listenpreisen ab 4.000 Dollar für die Serie EX 3200 bzw. 6.000 Dollar für die Serie EX 4200. Die Serie EX 8200 wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2008 verfügbar sein. (mb)