Mobile Recruiting

Jobsuche per App

05.05.2011 von Constantin Gillies
Findet die Jobsuche künftig nur noch mobil statt? Die einen können es sich nicht vorstellen, andere wiederum reden schon vom Ende des klassischen Recruitings.

Wir stellen ein." Dieses Schild hängte früher der Personalleiter ans Werkstor, wenn er eine Stelle zu vergeben hatte. Die gleiche Information kann ein Jobsuchender heutzutage einfacher bekommen - indem er sich mit seinem Smartphone vor das Werkstor stellt: Ein Knopfdruck, und das Gerät findet die geografische Position heraus, identifiziert anhand der Adresse die jeweilige Firma und schaut im Internet nach, welche Stellen dort frei sind. Das ist keine Zukunftsmusik: Stellenbörsen wie Jobstairs oder Monster etwa bieten kostenlose Programme für das iPhone an, die offene Stellen in der Umgebung finden.

Auch die COMPUTERWOCHE stellte zur CeBIT ihre Job-App mit Karriereinformationen, einem großen Stellenmarkt und einem Gewinnspiel vor.

Firmen müssen sich umstellen

Mobile Recruiting heißt das Zauberwort: Immer mehr Unternehmen sprechen Bewerber auf deren Lieblingskanal an - dem Smartphone. "Diese Entwicklung ist unausweichlich", prognostiziert Stephan Böhm, Professor an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. In einer Umfrage zum Thema M-Recruiting hat er herausgefunden, dass 89 Prozent aller Unternehmen erwarten, in Zukunft Bewerber über mobile Endgeräte auf sich aufmerksam zu machen. Böhm vergleicht die Situation mit den 1990er Jahren, als die ersten Jobbörsen online starteten. "Auch damals dachten viele Unternehmen aufgrund der geringen Reichweite des Netzes, das sei nur ein Gimmick - heute ist dieser Kanal Standard." Seine Prognose: Mittelfristig rekrutieren Unternehmen standardmäßig über mobile Medien.

Zu den Pionieren gehört die Deutsche Telekom. Anfang 2010 stellten die Bonner eine eigene App namens Jobs & More für das iPhone vor, mit der sich Stellensucher über offene Positionen im Unternehmen informieren können. Sie wurde in einem Jahr 24.000-mal heruntergeladen, drei Viertel der Nutzer haben das letzte Update mitgemacht. "Vor allem Absolventen und junge Berufserfahrene sind begeisterte Nutzer", freut sich Frank Staffler, Leiter Recruiting Operations bei der Telekom. Besonders viele Interessenten bekommt die App, wenn die jeweils ausgeschriebene Stelle auch mit Mobilfunk zu tun hat, etwa wenn ein Spezialist für Mobile Entertainment gesucht wird. Insgesamt verwenden vor allem ITler die mobile Jobsuchmaschine. "Eine Bewerbung für eine Position in der Finanzabteilung dagegen habe ich auf diesem Weg noch nicht bekommen", lacht Staffler.

1. Platz: Bertelsmann
Bertelsmann punktet im Ranking der Unternehmensberatung Potentialpark mit seiner Karriere-Site. Der Medienkonzern stellt die Jobmöglichkeiten multimedial dar: Von Youtube-Videos über Jobs via Twitter bis hin zu Unternehmenspräsentationen in den wichtigen sozialen Netzwerken.
2. Platz: Deutsche Telekom
Auch der TK-Konzern setzt im Recruiting auf Social Media. Die Jobangebote können auch über eine kostenlose iPhone-Applikation abgefragt werden.
3. Platz: ThyssenKrupp
Thyssen-Krupp hat die drittbeste Karriere-Website. Sie besticht mit einem übersichtlichen Aufbau: Auf einen Blick erkennen Bewerber, wie viel offene Stellen es für Einsteiger oder Berufserfahrene gibt.
4. Platz: RWE
Wer sich um einen Ausbildungsplatz bei RWE bewerben will oder dem Engergiekonzern eine Initiativbewerbung schicken will, muss sich vorher online registrieren.
5. Platz: Deutsche Post DHL
Aktuelle Stellenangebote finden sich bei der Post gleich auf der ersten Karriere-Site der Post im Überblick.
6. Platz: Bayer
Übersicht ist Trumpf: Bayer steht mit seiner differenzierten Jobsuchmaschine Online-Jobbörsen in nichts nach.
7. Platz: KPMG
KPMG liefert auf seiner Karriere-Site auch allgemeine Tipps und Informationen zum Thema Bewerbung.
8. Platz: Allianz
Multimedial informiert der Versicherungskonzern den Nachwuchs über Karriere- und Einstiegschancen.
9. Platz: PricewaterhouseCoopers
Die Praktikanten lässt die Unternehmensberatung PWC auf ihrer Karriere-Site zu Wort kommen.
10. Platz: Procter & Gamble
Eine Karriere-Site für Westeuropa hat der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble.

M-Fieber in der Personalerszene

In der Personalerszene - jahrelang drahtlos ziemlich ratlos - ist mittlerweile geradezu das M-Fieber ausgebrochen. Kein Fachkongress kommt ohne das Megathema aus, Experten können sich kaum vor Anfragen retten. Was die Fantasie der Personaler besonders anregt, ist, dass mit dem Smartphone Dinge möglich sind, die der Desktop nicht leisten kann - zum Beispiel den Standort des Nutzers zu berücksichtigen (Fachwort: Location Based Services). Nutzer der App von Jobstairs etwa können sich automatisch potenzielle Arbeitsplätze in ihrer direkten Umgebung anzeigen lassen. Die Jobs erscheinen dann, ähnlich wie eine Google-Placemark, als Stecknadel auf einer Karte. Und das ist erst der Anfang. Die Vision: In Zukunft flaniert der Bewerber auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz durch die Stadt. Gefällt ihm ein Bürogebäude, schaut er kurz auf seinem Handy nach, welche Firma hier residiert und ob sie eine Stelle frei hat.

Jobsuche mit "Terminator-Blick"

Noch zukunftsweisender läuft die Jobsuche über eine so genannte Augmented-Reality-Anwendung ab. Eine solche Software nutzt die Bilder der Handykamera und blendet über das Realbild zusätzliche Informationen aus dem Internet ein. Wohl bekanntestes Beispiel für diese Technik ist die Anwendung Layar: Wer sie auf seinem Smartphone installiert, kann im Display zum Beispiel sehen, wo Wohnungen frei sind, wo sich seine Freunde aufhalten - und wo Jobs zu haben sind, zumindest in den Niederlanden. Die dort ansässige Zeitarbeitsfirma Tempo-Team meldet freie Stellen an Layar. Wenn die Nutzer ihr Handy auf einen Straßenzug halten, erscheint im Display über jedem Haus, wo eine Stelle frei ist, ein dicker Kreis.

"Terminator-Blick" nennen Spötter die Technik, weil sich im Display wie beim bekannten Filmroboter reale Welt und Datenwelt vermischen. Die Frage ist nur, wie viele Jobsucher sich für die Science-Fiction-Technik begeistern können: Läuft wirklich jemand auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz mit dem Handy durch die City?

"Arbeit sucht man nicht jedes Jahr"

Experten bewerten Bewerber-Apps, die Informationen nach dem Standort filtern, insgesamt eher skeptisch: "Das könnte vielleicht für Aushilfen interessant sein", glaubt Wolfgang Brickwedde, ehemals Recruiting-Director bei SAP und heute Unternehmensberater. Der durchschnittliche Stellensucher habe kein Interesse daran, auf seinem Handy-Display ständig mit irgendwelchen Informationen über freie Posten bombardiert zu werden. "Einen Job sucht man sich nur alle paar Jahre. Diese Informationen werden nicht ständig gebraucht - zumal vorab mindestens ein ‚Opt-in` nötig wäre."

Und noch ein kleiner Realitätscheck: Ganz ohne PC geht es bei der Jobsuche nach wie vor nicht. Die meisten Bewerber schnuppern mobil nur - und bewerben sich dann stationär. Allerdings beginnt diese Zweiteilung zu verschwinden: Bei der neuesten Version der Telekom-App können sich Jobsucher vom Smartphone aus auch gleich bewerben. Per Knopfdruck lässt sich ein Xing- oder LinkedIn-Profil sowie eine private Bewerbungspage an das Unternehmen elektronisch verschicken. Personaler prüfen dann zunächst, ob der Interessent halbwegs passt, und wenn ja, geht es mit der klassischen Online-Bewerbung weiter.

US-Firmen wie AT&T oder American Apparel sind noch weiter und akzeptieren auch vom Handy aus geschickte Bewerbungen. Das zeigt, wie die Jobsuche in Zukunft abläuft: Kandidaten haben ihren Lebenslauf ständig bei einem Cloud-Dienstleister gespeichert; interessiert sie eine Stelle, schicken sie dem Arbeitgeber den passenden Link - und das war es dann. "Für den Erstkontakt reicht das sicher aus", meint Stephan Böhm von der Hochschule Rhein-Main. Telekom-Manager Staffler erwartet, dass sich durch die neuen mobilen Möglichkeiten die Gepflogenheiten bei der Personalsuche insgesamt ändern werden: "Die Bewerbung wird kürzer und knackiger - so, wie sie in Asien schon heute ist." Auf Hochglanz polierte Motivationsschreiben im Erstkontakt hält er für ein Auslaufmodell.

Der Stellenmarkt der COMPUTERWOCHE
In Zusammenarbeit mit Jobware bieten wir ein vielfältiges Job-Angebot aus IT und TK. Profis der Branche werden hier fündig!
Stepstone
Bekannte Jobbörse für Fach- und Führungskräfte. Für bestimmte Berufsfelder wie beispielsweise Ingenieure gibt es eigene Channels.
Ingenieurkarriere
Das Stellenportal des Vereins Deutscher Ingenieure e.V.
Monster
Die Stellenbörse weltweit. In Deutschland hatte Monster aufgrund seines ungewöhnlichen Namens aber lange Zeit Akzeptanzprobleme. Jobpilot gehört seit einigen Jahren zu Monster.
Jobscout
Ein Klassiker unter den Jobbörsen. Die JobScout24 GmbH ist Teil der Scout24-Gruppe, zu der u.a. auch AutoScout24 und ImmobilienScout24 gehören. Scout24 ist ein Teil des Deutsche-Telekom-Konzerns.
icjobs
Ermittelt Jobsanzeigen direkt von den Unternehmensseiten.
Jobstairs
Über JobStairs können Stellenanzeigen von bis zu 50 Großunternehmen gesucht und gefunden werden. Unter anderem inserieren Firmen wie Accenture, BASF, Bertelsmann, Bosch, BMW, E.ON, Lufthansa, Porsche, Telekom und ThyssenKrupp auf diesem spezialisierten Portal.
Jobware
bezeichnet sich selbst als Stellenbörse für Fach- und Führungskräfte.
Stellenanzeigen
Eine schon lange existierende Online-Jobbörse. Auf Stellenanzeigen.de können sowohl Arbeitssuchende als auch Unternehmen nach dem passenden Gegenstück suchen. Arbeitnehmer können nach Berufsfeldern suchen oder nach Schlagworten recherchieren. Man kann seine Mailadresse hinterlegen und sich zur eigenen Suchanfrage passende neue Jobannoncen automatisch zusenden lassen.
Süddeutsche Zeitung
Einen der umfangreichsten Stellenmärkte Deutschlands bietet die Süddeutsche Zeitung. Die Anzeigen erscheinen sowohl online als auch in der Mittwochs- und vor allem in der Samstagsausgabe der SZ.
Xing
Xing (ehemals openBC/Open Business Club) ist eine Online-Community, die besonders der Pflege beruflicher Kontakte dient. Hier findet man und wird gefunden.
Bundesagentur für Arbeit
Das gute alte Arbeitsamt gibt es auch im Internet. Die dort angebotenen Stellen sind allerdings mit denen identisch, die einem die Sachbearbeiter der Arbeitsämter vor Ort (in den Jobcentern) vorlegen.
Jobpilot
Jobpilot entstand während der heißen Phase der wie Pilze aus dem Boden schießenden Internet-Startups. Das bekannte Stellenportal ist aber längst nicht mehr unabhängig, sondern gehört zu Monster.
Stellenmarkt der Zeit
Der Stellenmarkt der Zeit ist besonders für Annoncen aus den Bereichen Wissenschaft und öffentlicher Dienst kompentent und aktuell. Wer also schon immer mal Professor werden wollte, kann hier den passenden Newsletter mit den aktuellen Anzeigen abonnieren. Die Anzeigen werden einmal pro Woche zugemailt.
GULP: Portal für IT-Projekte
Projekt-Börse für IT-Experten
Jobsintown
Ebenfalls ein schon länger existierendes Job-Portal.
Fazjob.net
Der Stellenmarkt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ
horizont.net
Dieser Fachstellenmarkt im Bereich für Marketing, Werbung und Medien ist eine Kooperation von JobScout24 und HORIZONT.NET.
Newsroom
Ein spezieller Stellenmarkt für Journalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Medienjobs.ch
Ein schweizerische Online-Stellenmarkt der Medien- und Kommunikationsbranche. Das Stellenportal richtet sich an Fach- und Führungskräfte sowie Arbeitgeber aus der gesamten Kommunikationsbranche.
Jobpiraten
JobPiraten durchforstet mit einem Robot die Job-Angebote auf Firmen-Websites und macht diese Stellenangebote dann bequem recherchierbar. Ein Such-Roboter durchforstet für Jobpiraten das Internet nach Stellenangeboten auf Firmen-Websites. Diese Angebote werden dann von Jobpiraten erfasst und sind über recherchierbar. Derzeit beschränkt sich das Angebot aber auf Stellenausschreibungen in Deutschland.
Academics
Special Interest: Academics ist das Job- und Karriereportal speziell für Wissenschaftler und solche die es werden wollen. Hier wird - unter Umständen - der akademische Nachwuchs fündig.
Darv - Archäologenverband
Der Exot unter den Jobportalen ist die Stellenbörse des Deutschen Archäologenverbandes.
Bundesverwaltungsamt – Dienstleistungszentrum
Wer eine Arbeitsstelle oder eine Ausbildungsstelle im öffentlichen Dienst des Bundes sucht, kann sich hier über Angebote der unterschiedlichsten deutschen Behörden und Ministerien informieren.
meinestadt.de für die Stadt Erlangen
Ein Beispiel für eine regionale Stellenbörse von meinestadt.de.
H-Soz-u-Kult
H-Soz-u-Kult ist das Portal für Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften. Hier finden also Historiker vielleicht einen Job. Auch Studenten werden hier fündig, wenn sie SHK-Stellen suchen.
kadmos/Mommsen-Gesellschaft
Noch ein Exot ist Kadmos: Hier werden Althistoriker, Altphilologen und Archäologen fündig. Für die Nische in der Nische sozusagen. Altgriechisch- und Lateinkenntnisse dürften für Bewerber, die sich auf diese Stellen bewerben, selbstverständlich sein.

Hype um Apps schon bald vorbei?

Der Hype um die Job-Apps könnte allerdings bald vorbei sein. Es zeichnet sich nämlich ab, dass Unternehmen den Nachwuchs bald auch mit speziellen Web-Seiten umgarnen, die sie für mobile Endgeräte optimiert haben. Firmen wie Bertelsmann haben solche abgespeckten Pages schon eingerichtet, andere Großkonzerne werden wohl bald nachziehen. Stand-alone-Apps wären damit überflüssig. "Wir arbeiten technisch zweigleisig", sagt Telekom-Projektleiter Staffler. Offene Stellen werde man künftig sowohl über Apps als auch über mobile Web-Seiten anbieten. Im Blick haben die Personaler dabei Plattformen wie das iPad, auf dem sich dank größerem Display fast so viele Informationen unterbringen lassen wie auf einer traditionellen Karriere-Homepage. Damit wird die nächste Runde des Mobile Recruiting eingeläutet: Der Job wird auf dem Tablet serviert.

Unterwegs zum neuen Job

So könnte die mobile Bewerbung in Zukunft ablaufen.

  1. Der Bewerber findet einen Job, der ihn interessiert, über die App einer Jobbörse oder eine spezielle, auf mobile Endgeräte eingestellte Karriereseite des Unternehmens.

  2. Eine formale Bewerbung mit Anschreiben und Zeugnissen gibt es nicht mehr. Stattdessen schickt der Bewerber dem potenziellen Arbeitgeber nur den Link zu seinem Profil in einem sozialen Netzwerk oder einem online hinterlegten Lebenslauf. Anhand dieser Daten trifft das Unternehmen eine Vorauswahl.

  3. Sobald das Unternehmen die Bewerberdaten hat, verschickt es über die App genaue Status-Updates (zum Beispiel: "85 Prozent bearbeitet, Fachabteilung berät, noch zweiTage bis zur Entscheidung"). Bei Einstiegsjobs ersetzt der mobile Videochat das klassische Bewerbungsgespräch.

    Fotos vom Saufgelage...
    ..sollten Bewerber ebensowenig ins Netz stellen wie Bilder, auf denen man einen Joint raucht. Damit ist der digitale Ruf ruiniert.
    Zu tiefe Einblicke...
    finden so manche Männer reizvoll, Personaler aber nicht. Peinliche oder diskreditierende Fotos in Online-Profilen sind dicke Minuspunkte.
    Wer über Arbeitgeber und Kollegen...
    im Web herzieht, bugsiert sich schnell ins berufliche Abseits.
    Falsche Qualifikationen...
    haben in seriösen Online-Profilen nichts zu suchen.
    Hinweise auf kriminelles Verhalten...
    sind für die meisten Personaler auch ein Grund, dem Bewerber gleich eine Absage zu schicken.
    Top Secret bleibt Top Secret,...
    auch wenn man das Unternehmen verlassen hat. Wer vertrauliche Informationen des letzten Arbeitsgebers preisgibt, macht sich bei seiner nächsten Bewerbung keine Freunde.