JavaOne: klares Commitment zu Java - mehr Offenheit erwünscht

29.05.2006
Aplix, SavaJe, Motorola und Nokia sprachen auf der JavaOne von ihren Bemühungen, der Java-Plattform auf mobilen Endgeräten mehr Nachdruck verleihen zu wollen. Eine oft genannte Kritik ist die Fragmentierung des Standards - ist OpenSource vielleicht der Schlüssel für das schnellere Vorankommen ? Und wie reagiert Sun darauf ?

Im Rahmen der JavaOne-Konferenz in San Francisco präsentierten viele Unternehmen ihre Meinung zum offenen Standard Java, der sich auf Mobiltelefonen wie kaum eine andere Technologie (abgesehen von GSM) durchsetzen konnte. So zeigt der Lucent-Ableger SavaJe auf der Messe ein Telefon, das auf einem Java-zentrischen Betriebssystem basiert. Während die Maschinenabstraktionsschicht noch in C geschrieben wurden, sind alle Telefon- und Komfortfunktionen komplett in Java verfasst, was der Plattform eine noch größere Flexibilität verspricht, als auf Symbian, Windows oder Linux aufbauende Systeme.

Aplix, ein Mitglied der vom kalifornischen Linux-Spezialisten Montavista ins Leben gerufenen Mobilinux-Initiative, kann hingegen für sich beanspruchen, weltweit die meisten Java-Installationen auf Mobiltelefonen vorgenommen zu haben - man spricht derzeit von über 170 Millionen Handys, die über eine JBlend Virtual Machine von Aplix verfügen. Der Hersteller bezeugte auf der JavaOne sein Commitment zu den Netzbetreibern, die in erster Linie Wert auf Individualisierbarkeit der Handy-Oberflächen legen, um betreiberspezifische Features und Menüs besser abbilden zu können.

Aplix kündigte Referenzimplementierungen auf Java-Basis an, die Browser, Mail-Clients und Push-To-Talk-Anwendungen demonstrieren sollen. Darüber hinaus sind auch 2D-, 3D- und SVG-Engines auf Java-Basis geplant, die starken Einfluss auf die Gesamtarchitektur eines Systems haben werden. Telefonfunktionen will der Hersteller mit Hilfe von Lowlevel-Referenzimplementierungen ermöglichen. Die Demos sollen zunächst auf Qualcomm-Chipsets laufen, die in erster Linie nordamerikanische CDMA-Handsets befeuern und damit die lange Jahre dominierende, von Qualcomm selbst entwickelte, BREW-Engine ablösen.

Der "Erfinder" von Java selbst, wird in den nächsten Monaten die Plattform zum Kern seines Geschäfts machen. Jonathan Schwartz, neuer CEO bei Sun Microsystems will den Fokus seines Unternehmens noch stärker auf die plattformunabhängige Programmiersprache lenken. Vor allem neue Initiativen zur Offenlegung des Quellcodes sollen bei der Weiterentwicklung der Plattform helfen. Viele Programmierer mobiler Software sehen bei allen Chancen aber auch die Risiken des "OpenSourcings" von Java: die bereits zu beobachtende Fragmentierung in Unterstandards, JSRs und inkompatible VMs könnte dadurch noch frappierende Ausmaße annehmen. Das Vertrauen in die Technologie wächst dennoch. Motorola kündigte unlängst an, neue, quelloffene Entwicklertools im Rahmen seiner MotoDev-Initiative vorstellen zu wollen und will mithelfen, die fragmentierten Java-Maschinen auf einen Nenner zu bringen. Auf der Website opensource.motorola.com will der Hersteller eine SourceForge-basierte Plattform zum Austausch von Code, Dokumentationen und JSR-Spezifikationen bereitstellen, die federführend mitentwickelt wurden - darunter auch die dritte Generation des MIDP (JSR271).

Gemeinsam mit anderen führenden Herstellern - darunter insbesondere Marktführer Nokia will man Java-Entwicklern Tools an die Hand geben, die sie mindestens ebenso produktiv machen wie unter der konkurrierenden Windows-basierten .NET-Plattform, die dank Microsofts Mobility-Initiative in den letzten Jahren gegenüber Java gewaltig Boden wettgemacht hat. Nokia stellte hierfür in der letzten Woche einen JSR vor, mit dem man Service-orientierte Architekturen (SOAs) auf dem Handy entwickeln können soll. SOA könnte der Schlüssel für funktionsfähige Anwendungen auf dem Handy werden, da Software-Dienste einfach gegeneinander ausgetauscht oder einfach remote aufgerufen werden können. Und Einfachheit ist Trumpf: denn kein Netzbetreiber interessiert sich ernsthaft für die Technologie, sondern vielmehr für die Software, die sie ermöglicht. Download-Effizienz, ein schneller Time-To-Market-Lebenszyklus und die Portabilität über eine komplette Produktrange sind Features, mit denen man Telekom und Co. beeindrucken kann - nicht eine experimentelle und fragmentierte, wohlwollend offenquellig gebaute Moralplattform.

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